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Formula E: Vorschau Monaco ePrix / Rückblick Long Beach ePrix

von StefanTegethoff
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Monaco mal anders: Zwei Wochen vor dem Formel 1-Grand Prix tritt die neue Formula E im kleinen Fürstentum an der Côte d’Azur an. Die neue Elektro-Rennserie soll dort künftig alle zwei Jahre den Auftakt in den Motorsport-Mai bilden, abwechselnd mit dem Monaco Grand Prix Historique, der bereits seit 1997 in diesem Rhythmus stattfindet. Allerdings wird der ePrix auf einer verkürzten Streckenvariante ausgetragen, um den Zuschauern auf den Tribünen mehr zu bieten. Die Strecke bleibt trotz ausgelassener Passagen anspruchsvoll und spektakulär und das Event wird – auch dank freien Eintritts – sicherlich ein Publikumsmagnet sein und wie die „große Schwester“ den einen oder anderen Promi anlocken.

Rückblick: Long Beach ePrix

Die Ausgangsbedingungen in Monaco sind also ähnlich wie beim letzten ePrix in Long Beach, wo die Formula E ebenfalls im Vorfeld des IndyCar-Hauptevents auf einer verkürzten Variante des Traditionskurses antrat. Sébastien Buemi fuhr die schnellste Quali-Runde, verlor die Pole jedoch wegen zu hohen Energieverbrauchs. Damit erbte der um 84 Tausendstel langsamere Daniel Abt den ersten Startplatz, vor Nicolas Prost und Nelson Piquet jr.

Das Rennen war – was die Spitzenplätze angeht – weniger spannend als der vorangegangene Lauf in Miami. Denn Piquet jr. erwischte von Platz 3 aus den besten Start, setzte sich zunächst neben Nicolas Prost und stach dann eingangs der Schikane in die enge Lücke, die Polesitter Daniel Abt offen gelassen hatte; das Manöver glückte, und von da an kontrollierte Piquet das Rennen von der Spitze aus und holte schließlich seinen ersten Formula E-Sieg. Die schöne Geschichte dahinter: Vor 35 Jahren gewann sein Vater Nelson Piquet in Long Beach sein erstes Formel 1-Rennen.

Ganz so unproblematisch war der Sieg des Juniors jedoch nicht: Er verzichtete einerseits auf den FanBoost (die durch Fan-Abstimmung gewonnene Kurzzeit-Leistungssteigerung), da eine Überhitzung der Technik befürchtet wurde. Außerdem gab es gegen Rennmitte ein Missverständnis mit seiner Box und Piquet jr. gab mehr ‚Gas‘ anstatt weniger, was seinen Batteriestand bedenklich verringerte, bis er den Call richtig verstand. So war Jean-Eric Vergne am Ende trotz des dominanten Auftritts von Piquet jr. nur 1,7 Sekunden zurück, mit drei Sekunden Rückstand kam Lucas di Grassi als Dritter ins Ziel.

Das Rennen von Lokalmatador Scott Speed, der noch bei seinem ersten Auftritt in Miami mit einer starken Fahrt durchs Feld auf Platz 2 hatte überzeugen können, dauert nur wenige Runden: Er verpasste zu Beginn des dritten Umlaufs in der Schikane auf dem Shoreline Drive den Scheitelpunkt, hob kurz über die Kerbs ab und konnte nicht mehr rechtzeitig lenken, um der ungünstig platzierten Mauer auszuweichen, die die Boxenausfahrt von der Strecke trennte. Dieser sehr schmale Ausgang der holprigen Schikane wurde im Laufe des Events mehreren Fahrern zum Verhängnis, darunter im Training auch Daniel Abt.

Kurz nach der durch Speed ausgelösten ersten Safety Car-Phase folgte bereits die zweite, die jedoch auch die letzte bleiben sollte: In Runde 7 schoss Charles Pic mit einem extrem optimistischen Manöver in der Haarnadelkurve Jarno Trulli ab und beendete dessen Rennen. Im Anschluss an den zweiten Restart blieb es im Mittel- und Hinterfeld gelegentlich munter. Prost wanderte im Klassement rückwärts, er und sein e-dams-Teamkollege Buemi klagten anschließend über zu geringen Vortrieb und Energieverlust, deren Ursache man untersuchen müsse; Prost konnte sich aber kurz vor Rennende noch zwei Punkte für die schnellste Rennrunde sicher. Daniel Abt bekam nach den Fahrzeugwechseln eine Strafe wegen zu hohen Energieverbrauchs, sodass ihm am Ende nur die drei Punkte für die geerbte Pole blieben. Der zweite Deutsche im Feld, Nick Heidfeld, landete in den Reifen, als er bei einem Überholversuch schlichtweg übersah, dass Jerome d’Ambrosio noch innen neben ihm war.

(Ausführliches Highlight-Video hier)

Vorschau: Monaco ePrix

Nun also geht es in den europäischen Teil der Saison. Im Klassement gab es aufgrund der Probleme von Nicolas Prost einen Führungswechsel: Der Sieger des Saisonauftakts, Lucas di Grassi, geht mit 75 Punkten als Spitzenreiter in den Monaco ePrix. Er liegt jedoch nur einen Zähler vor Nelson Piquet jr., der vor dem Long Beach-Sieg bereits drei mal in den Top 4 landete. Nicolas Prost liegt mit 69 Punkte ebenfalls nur knapp zurück, dahinter tut sich jedoch eine größere Lücke auf, Sébastien Buemi hat mit nur 55 Punkten 20 Zähler Rückstand auf die Spitze. Dabei bleibt jedoch zu bedenken, dass am Ende der Saison ein Streichresultat abgezogen wird; nach aktuellem Stand macht das jedoch keinen Unterschied, da alle Fahrer in den Top Ten mindestens einen Ausfall oder ein punkteloses Rennen verzeichnen.

Das Fahrerfeld bleibt weiterhin stabil, es werden die gleichen 20 Piloten in Monaco an den Start gehen wie in Long Beach. Das heißt, Vitantonio Liuzzi tritt weiterhin für Trulli Racing an und Andretti Autosport hält an Scott Speed fest. Fast alle Piloten kennen den Kurs in Monaco aufgrund von Erfahrungen in F1, GP2, Formel 3 und/oder Formel Renault 3.5; im Falle von Stéphane Sarrazin war der letzte Auftritt im Fürstentum sogar ein Formel 3000-Rennen im Jahre 2001, das er auf Rang 3 beendete. Es scheint, als sei Nicolas Prost tatsächlich der einzige Pilot im Feld, der noch kein Rennen auf dem engen Stadtkurs bestritten hat. Sein Vater gewann dort in den 80ern vier Grands Prix; wenn Prost nicht den Kontakt zur Tabellenspitze verlieren will, muss er zeigen, dass er diese Gene geerbt hat.

Die Strecke ist jedoch – wie eingangs geschrieben – nicht dieselbe wie bei den Formel 1-Läufen: Der ohnehin schon kurze Kurs wurde auf 1,76 km gestutzt, sodass die Zuschauer (die freien Eintritt genießen) die Fahrzeuge 47 mal passieren sehen werden. Hierzu wurde aus St. Devote eine engere Kurve, die fast 180° nach rechts führt, bevor es nach einem Linksknick geradeaus entlang des Hafens geht: So wird die Strecke nicht den Berg hinauf zum Casino geführt, sondern geradewegs in Richtung Hafenschikane, die zu einer weiteren 180°-Kehre wird und eine der besten Überholmöglichkeiten bieten dürfte. Nach der Start/Ziel-Passage ist diese neue Gerade mit 300 m die zweitlängste Vollgas-Passage. Im Anschluss an die Hafen-Kehre führt die Strecke wie gewohnt über Tabac, die anspruchsvolle Schwimmbad-Passage und La Rascasse zurück zu Start/Ziel.

Außerdem unterscheiden sich die Formula E-Boliden von den Formel-Fahrzeugen, die üblicherweise um den Cicuit de Monaco kreisen, durch ihr deutlich höheres Gewicht und den geringeren Grip auf Michelins Allwetter-Reifen. Selbst die Piloten mit Streckenkenntnis werden also neu ausloten müssen, wie und wo sie an diesem Wochenende die Spark-Renaults auf dem Asphalt platzieren können und müssen, um nicht in die nahe stehenden Barrieren zu rutschen. Andererseits sind Stadtkurse in dieser Serie die Regel und nicht die Ausnahme, sodass alle Piloten wiederum aus den bisherigen Saisonläufen mehr Lehren ziehen können als in anderen Rennserien, in denen derartige Leitplankenkanäle seltener befahren werden.

Das Rennen startet am Samstag um 16 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit, Training und Qualifikation finden wie gewohnt am selben Tag statt. Sky Sport überträgt ab 15:45 Uhr live, der britische Sender ITV4 ist mit Vorberichten ab 15 Uhr dabei und zeigt erstmals sogar die Qualifikation um 12 Uhr deutscher Zeit live.

(Bilder: Formel E Media)

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