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Formel Eins: Piëch weg, F1 da?

von DonDahlmann
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Kaum ist Ferdinand Piëch als Aufsichtsratvorsitzender zurückgetreten, gehen schon die Gerüchte los, dass VW nun doch in die Formel Eins einsteigt. Aber wie stehen die Chancen dafür wirklich?

Ferdinand Piëch galt als absoluter Motorsportfreund. Sein Engagement beim Porsche 917, bei der Entwicklung des Quattro-Antriebes und der Werks-Audi sowie seine Entscheidung, dass Audi und Porsche gegeneinander in der WEC antreten, sind allein Beleg dafür. Nur in Sachen Formel Eins hat es nie etwas gegeben. Die Gerüchteküche meint zu wissen, dass das an einer herzlichen Feindschaft zwischen Ecclestone und Piëch lag. Zwei Autokraten, die sich nicht leiden konnten, und wenn eine Marke aus dem Hause Piëch in die F1 einsteigt, dann will man auch die Kontrolle behalten. Was angesichts der Machtverhältnisse in der F1 nicht geht.

P14_0120_a5_rgbDoch dass nun die große Planung in Sachen „VW und F1“ los geht, ist nicht ausgemacht. Dafür müssten sich auch erst mal Entscheider im Konzern finden lassen, die einen Einstieg unterstützen würden. Bei VW selber gibt es da nicht so viele, vielleicht VW AG-Chef Martin Winterkorn, der die Marke immerhin in die WRC gebracht hat. Bei Audi gibt es den Technologie-Chef und Winterkorn-Partner Ulrich Hackenberg, dem man nachsagt, dass er gerne das Abenteuer F1 starten würde. Im Konzern findet man noch Wolfgang Dürheimer, früher mal bei BMW und Porsche, wo er den 918 Spyder mitentwickelt hat und der jetzt Chef von Bugatti und Bentley ist. Dürheimer hat allerdings das Problem, dass er als Techologiechef bei Audi gerade mal 18 Monate arbeiten konnte, bevor Winterkorn Ulrich Hackenberg einsetzte. Hinter vorgehaltener Hand war von einem Innovationsstau unter Dürheimer zu hören. Bleibt noch die Familie Porsche, die nach dem Abgang von Piëch den größten Einfluss haben. Die Schlüsselrolle bei einer möglichen Entscheidung dürfte Wolfgang Porsche übernehmen. Er sitzt im Aufsichtsrat der Volkswagen AG und der Audi AG und ist Aufsichtsratsvorsitzender der Porsche AG, also bei jenen Marken, die für einen Auftritt in der F1 in Frage kommen. Bentley und Lamborghini werden im GT-Sport bleiben, zudem macht es mehr Sinn, die drei Hauptmarken als Träger einzusetzen.

Die Frage ist: Will Wolfgang Porsche, intern auch „WaPo“ genannt, überhaupt ein Investment in die F1? Der letzte Versuch von Porsche, in der F1 Fuß zu fassen, scheiterte 1991 recht kläglich. Man hatte einen V12 gebaut, der viel zu schwer war und wenig Leistung hatte. Eingesetzt wurde er von Footwork, die vor lauter Verzweiflung nach ein paar Rennen freiwillig auf den alten Cosworth V8 zurück wechselten. Ein Fiasko, über das man bei Porsche bis heute nicht gerne spricht.

2010 Road America ALMSUnter der Ägide von Wolfgang Porsche und später Wendelin Wiedekind passierte in Sachen Motorsport nicht mehr viel. Nachdem man die wirtschaftliche Krise der frühen 90er Jahre überwunden hatte, gab es den letzten Werkseinsatz in Le Mans im Jahr 1998, als man mit dem Porsche 911 GT1 den Gesamtsieg holen konnte. Danach stieg Audi in die Serie ein und Porsche zog sich komplett aus allen Werkseinsätzen zurück. Nur der Kundensport wurde weiter betrieben. Eine kurze Wiederbelebung fand in Form des Porsche RS Spyder LMP2 statt, der aber nur an Kundenteams vergeben wurde. Zunächst exklusiv an Penske, später tauchten weitere Chassis zum Beispiel auch in Le Mans auf, aber eine Werksunterstützung gab es nicht. Erst nachdem VW die Marke Porsche in einem zähen Kampf übernommen hatte, Wiedekind abgelöst wurde und Piëch das Sagen hatte, änderte sich die Einstellung von Porsche zum Thema Motorsport.

Die Motorsport-lose Zeit unter Wolfgang Porsche mag ein Hinweis darauf sein, dass man eine mögliche Investition in die F1 eher kritisch betrachtet. Denn teuer ist so ein Einstieg allemal. Selbst wenn der VW-Konzern ein etabliertes Team übernehmen würde, die Entwicklung des Motors, der Hybrid-Systeme und die Fortführung eines Teams kosten viel Geld. 250 bis 300 Millionen kostet alleine eine Saison, vermutlich weitere 150 Millionen kommen für die Neuentwicklung eines V6 Turbo hinzu, den VW nicht im Regal liegen hat. Alles in allem sind 500 Millionen schnell weg und man setzt sich dem Risiko aus, dass man wie Honda und Renault hinterherfährt.

FIA WEC Silverstone 2015Eine weitere Frage ist auch, ob sich ein Einstieg in die F1 zur Zeit überhaupt lohnt. Die WEC erlebt einen großen Aufschwung, das Reglement gibt den Ingenieuren viel mehr Spielraum, das Interesse an der Serie wächst, während es in der Formel Eins schwindet. Audi beweist seit Jahren, dass der Technologietransfer von der Rennstrecke zu Serie in der WEC gut funktioniert. Zudem hat die Königsklasse durch ihre Machtkämpfe nur einen eingeschränkten Handlungsspielraum und irgendwie wird man das Gefühl nicht los, dass alle auf den Abgang von Bernie Ecclestone warten, um die Serie neu zu organisieren. Warum also 500 Millionen rauswerfen, wenn man in der WEC eine gute Basis vorfindet?

Dazu kommt, dass die VW AG und vor allem die Marke VW vor einigen Herausforderungen steht. Zwar ist man Klassenprimus bei den Herstellern, ein gewisser Technologiestau lässt sich aber nicht leugnen, in Sachen Mobilitätsanbieter steht man verglichen mit Daimler und BMW nicht wirklich gut da. Die Kosten für den notwendigen Umbau bei VW dürften hoch werden. Gleichzeitig steht und fällt der Erfolg des Konzerns mit den Verkäufen in China, die 45% des Gesamtabsatzes ausmachen. Ein leichter Schnupfen der chinesischen Wirtschaft könnte für Unruhe sorgen.

Zusammengefasst bedeutet dies, dass im Gesamtkonzern erst mal alles so bleiben wird, wie es ist. Man muss einen Nachfolger für Piëch finden, bis das Stühlerücken beendet ist, werden kaum große Entscheidungen getroffen. Das Duell Audi vs. Porsche in der WEC und in Le Mans lässt sich perfekt in Sachen Marketing ausschlachten, die WRC passt zu VW und deren Produktportfolio. Dazu kommen die weltweiten Einsätze des R8 LMS, die diversen Markencups von Porsche, Lamborghini oder auch der neue Audi TT Cup im Rahmen der DTM. Im Moment sieht es eher so aus, als würde die Formel Eins VW benötigen, nicht umgekehrt.

 

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1 Kommentare

Spotter 1 Mai, 2015 - 14:01

Was kostet Audi eine Sportwagen Saison? Und was bekommen sie dafür als Werbewert zurück? Außer Le Mans ist da nicht viel. Die F1 wird kommen … für mich keine Frage.

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