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BTCC: Vorschau Donington Park 2015

von Sebastian Focks
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Heute und morgen gastiert die BTCC zu ihrer zweiten Saisonstation auf der altehrwürdigen Strecke von Donington Park. Nach drei unterhaltsamen Rennen beim Saisonauftakt vor zwei Wochen in Brands Hatch dürfen wir uns mit großer Zuversicht auf einen weiteren spannenden Rennnachmittag freuen.

Vor allem im Hinblick auf das diesjährigen Kräfteverhältnis im rund 30 Autos umfassenden BTCC-Feld wird Donington noch mal interessante Aufschlüsse geben. Einen ersten Eindruck hierzu haben wir euch bereits mit unserer ausführlichen Analyse aus Brands Hatch gegeben.

OvertakeVom reinen Speed her geben derzeit die WSR-BMW und die VW von BMR den Ton an. Vor allem die geschlossen gute Leistung der Passat mit dem für diese Art von Strecke eher unpassend langem Radstand war auf dem verwinkelten Indy Circuit von Brands Hatch überraschend gut. Donington mit seinen vielen schnellen bis mittelschnellen Kurvenkombinationen sollte dem Auto noch besser liegen und es wäre keineswegs überraschend, wenn wir Jason Plato, Colin Turkington oder Áron Smith auf der Pole Position sehen. Wenn ich mich jetzt schon festlegen müsste, wäre mein klarer Tipp Plato, da er im Gegensatz zu seinen Teamkollegen komplett ohne Zusatzgewichte ins Wochenende starten kann (Smith hat 57 und Turkington 33 Kilos auf dem Beifahrersitz).

Gleichwohl werden Andy Priaulx und seine Teamkollegen bei WSR sicherlich noch ein Wörtchen um die erste Startreihe mitreden wollen. Dadurch dass Sam Tordoff (9 kg) und Rob Collard (15 kg) in ihren BMW aber deutlich weniger Gewicht einladen müssen als Priaulx (48 kg), dürften beide beim Kampf um die Pole die heißeren Kandiaten sein.

Hinter den BMW und VW liegen die Honda vom Team Dynamics. Der neue Type R war in Brands Hatch auf Anhieb gut unterwegs und konnte von Gordon Shedden und Matt Neal zu zwei Siegen gefahren werden – wenngleich das Glück dabei auch etwas auf Seiten der Honda-Mannen war (Reifenplatzer Plato im zweiten Lauf). Den kleinen Rückstand den man beim reinen Speed noch hat, wird man Lauf der Saison, sicher noch ausgleichen und es ist gut möglich, dass man schon in Donington einen Schritt nach vorne macht. Gleichwohl ist mindestens für Matt Neal eine der vorderen Startpositionen so gut wie ausgeschlossen. Als Tabellenführer tritt Neal in der Quali und im ersten Rennen mit den vollen 75 Kilo Zusatzballast an, was schon ein enormes Handicap ist.

NealGoffMit eben diesem muss sich auch Jack Goff im Triple Eight MG rumschlagen. Drei gute Rennen in Brands Hatch brachten ihm die mit Matt Neal geteilte Tabellenführung ein – und damit ebenfalls das volle Paket Zusatzballast. In der Quali werden wir also eher Andrew Jordan als den besseren MG erwarten dürfen. Gut möglich auch, dass sich der Champion des Jahres 2013 direkt einen der ganz vorderen Startplätze sichern kann, denn ähnlich wie Plato geht Jordan ohne Zusatzgewicht ins Wochenende. Grundsätzlich scheinen die MG derzeit gleichauf mit den Honda zu sein. Ich bin mir aber nicht so sicher, was man im Saisonverlauf noch aus dem nun schon einige Jahre alten Auto herausholen kann. Zusätzliche Motivation könnten Jack Goff und Andrew Jordan an diesem Wochenende immerhin daraus ziehen, dass Triple Eight sein 500. BTCC Rennen als Team feiert.

Gute Chancen auf Ergebnisse in den Punkten – und wenn es gut läuft auch auf Podiumsplatzierungen – kann man den Mercedes von Adam Morgan und Aiden Moffatt zugestehen. Zu den weiteren sicheren Punktekandidaten gehören die Austin-Audi, Tom Ingram in seinem Speedworks-Toyota sowie eventuell die Chevrolet von Power Maxed, die beim Saisonauftakt erstaunlich gut unterwegs waren.

Gefahren wird in Donington Park wie üblich auf dem 3,149 Kilometer langen National Circuit. Auf den offiziellen Seiten der BTCC gibt es weitere Informationen zur Strecke sowie ein Circuit-Layout. Da ich jetzt keine Lust hab die einzelnen Kurven der Strecke nacheinander durchzugehen, überlasse ich das einfach mal Ayrton Senna – natürlich auch, um mal etwas Racing-Historie auszugraben. Wir sehen eine Onboardrunde mit Senna im legendären verregneten Donington-GP des Jahres 1993, kommentiert vom nicht weniger legendären Murray Walker. (Und bitte beachten: Senna fährt natürlich den vollen GP-Circuit; denkt euch das letzte Stück ab den Esses also weg und stellt euch vor, es ginge statt nach link nach rechts wieder auf Start-Ziel ;-))

Zurück zum Thema BTCC: Im letzten Jahr gingen die Siege in Donington an die beiden damaligen MG-Piloten Plato und Tordoff (Plato stand auch auf Pole) sowie an Gordon Shedden im Honda. In Erinnerung ist vor allem das spektakuläre Finish im dritten Lauf geblieben, als Shedden in der letzten Kurve an Turkington vorbeigehen konnte. Wer Lust auf noch ein Video hat, kann sich hier die Highlight vom letzten Jahr ansehen (die Zieldurchfahrt von Shedden und Turkington im dritten Lauf liegt bei Minute 4:05).

Neben dem hohen Zusatzgewicht, das die in der Meisterschaft vorne platzierten Piloten zu transpotieren haben, wird ein wesentliches Thema auch wieder die Reifenwahl für die Rennen sein. Wie üblich müssen/dürfen die weicheren Reifen in einem der drei Läufe aufgezogen werden. In Brands Hatch war zu beobachten, dass sich die Kombination aus viel Gewicht und weichen Reifen nicht zwingend gut versteht. Außerdem schienen die niedrigen Asphalttemperaturen den weichen Pneus nicht entgegenzukommen. Mehr als unwahrscheinlich also, dass einer der Piloten mit vergleichsweise viel Zusatzgwicht das Risko eingeht, die weichen Pneus bereits im ersten Lauf zu verwenden. Hier gilt es, ein Augenmerk auf Jason Plato und Andrew Jordan zu werfen, die ohne Zusatzgewicht genau das tun könnten und damit eine über den Tag verteilte alternative Reifenstrategie fahren.

Am Start sein wird in Donington übrigens der zweite Infiniti mit Richard Hawken, der in Brands Hatch noch wegen technischer Probleme aussetzen musste und Derek Plamer zum Alleinkämpfer beim Debut des neuen Teams gemacht hat. Und auch Dan Welch, dem ein gebrochener Fuß den Saisonauftakt verhagelt hat, werden wir am Steuer seines Proton sehen.

Eine Neuerung betrifft den Draw der Startaufstellung für den dritten Lauf. Nachdem Rob Austin in Brands Hatch beim Schummeln erwischt wurde dürfen zukünftig keine Fahrer mehr in den Lostopf greifen. Eine gute und einfache Entscheidung.

Startzeiten für die drei Rennen am Sonntag sind 12:30, 15:25 und 18:14 Uhr MEZ. Leider überschneidet sich der dritte Lauf damit mit der Schlussphase der F1 in Bahrain sowie mit dem Start der NASCAR in Bristol. Aber der Trend zum Zweitmonitor ist ja en vogue. Das Qualifying findet am Samstag um 16:35 Uhr MEZ statt. Wie immer ist das ganze bei einem Streamer eurer Wahl oder mittels Proxy auf ITV zu verfolgen.

Wer sich vorab noch mal einen genauen Überblick über die Meisterschaftsstände – und damit auch über die Zusatzgewichte – verschaffen möchte, kann das hier tun. Zur Erinnerung: Die Zusatzgewichte werden ab dieser Saison nach folgender Abstufung verteilt: 1. = 70kg,  2. = 66kg,  3. = 57kg,  4. = 48kg, 5. = 39kg, 6. = 33kg, 7. = 27kg, 8. = 21kg, 9. = 15kg, 10. = 9kg

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