Home Formel EinsF1 Formel Eins: Vorschau GP von China – Ferrari vs. Mercedes

Formel Eins: Vorschau GP von China – Ferrari vs. Mercedes

von DonDahlmann
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Der GP von China wird in diesem Jahr mit großer Spannung erwartet. Die große Frage lautet: Kann Ferrari erneut Mercedes schlagen?

Das Rätselraten um die Form von Mercedes und Ferrari ist groß. Hat Mercedes das Rennen in Malaysia verloren, weil sie eine schlechte Strategie gewählt haben? Oder hat Ferrari das Rennen gewonnen, weil sie schneller waren? Die Analyse der Long Runs aus Malaysia hat gezeigt: Es ist ein bisschen von beidem. Mercedes hatte sich einerseits bei der Reifenwahl verzockt, andererseits war man nicht mutig genug, die Autos auf verschiedene Strategien zu setzen. Gleichzeitig zeigte sich, dass der Ferrari auf den Long Runs ziemlich gut unterwegs war. Zwar nicht schneller auf eine Runde, aber mit einer größeren Konstanz als Mercedes in Sepang. Werden die Italiener das Kunststück in die China wiederholen können?

F1 Sepang 2015Die Antwort ist: Möglich, aber unwahrscheinlich. Es waren drei Dinge, die Ferrari in Malaysia geholfen haben: eine hohe Streckentemperatur, die individuellen Fehler von Mercedes und eine bessere Balance des Autos. Letzteres wird Ferrari in China auch haben. Der SF15-T scheint ein sehr gut ausbalanciertes Auto zu sein, und gut ausbalancierte Autos haben auf allen Strecken ihre Vorteile beim Reifenverschleiß. In China werden aber zwei Dinge für Mercedes sprechen. Zum einen bringt Pirelli wieder die „Soft/Medium“ an die Strecke, zum anderen ist es deutlich kühler als in Malaysia. Der Reifenverschleiß findet in China zudem mehr auf der Vorderachse statt und hier waren die Probleme von Mercedes deutlich geringer. Rosberg und Hamilton sitzen ohne Zweifel immer noch im schnellsten Auto des Feldes, daher vermuten wir, dass die Abstände in China wieder größer sein werden als in Sepang.

Dennoch ist es klar zu sehen, dass Ferrari einen großen Schritt nach vorne gemacht haben. Das Chassis funktioniert, der Motor ist deutlich besser geworden, die Zuverlässigkeit stimmt bisher auch. Eine interessante Frage wird auch sein, wie Kimi Räikkönen sich gegen Vettel schlagen wird. Der Finne hatte bisher deutlich mehr Pech als Vettel, war auf der Strecke aber nicht langsamer. Es wird Zeit, dass man ihn in der Quali und im Rennen weiter vorne sehen kann.

Hinter Ferrari gibt es eine deutliche Lücke zu Williams. Die war schon in Australien zu sehen, in Malaysia war sie sehr auffällig. Williams gab sich nach dem letzten Rennen zwar nicht überrascht, aber doch einigermaßen enttäuscht. Hoffte man vor der Saison noch, Mercedes auf einzelnen Strecken Paroli bieten zu können, läuft man plötzlich einen Rückstand zu Ferrari hinterher. Auch der sollte in China etwas geringer ausfallen, klar ist aber, dass man ihn in der kurzen Zeit nicht hat aufholen können. Williams ist zwar immer noch schneller als der Rest des Feldes, aber bei einem normalen Rennverlauf dürfte es schwer werden mehr als P5 zu erreichen. P3 in der Team-WM scheint zumindest im Moment ein realistisches Ziel, aber es ist angesichts der Entwicklungsgeschwindigkeit bei Ferrari und Mercedes schon jetzt absehbar, dass es kaum mehr werden wird.

Force India Sepang 2015Das Rennen in Malaysia zeigte auch, dass die Probleme bei Red Bull nicht nur beim Motor liegen. Wenn man auf der Strecke gegen die hauseigene Konkurrenz von Toro Rosso verliert, stimmt auch mit dem Chassis etwas nicht, was Helmut Marko in den letzten zwei Wochen auch bestätigt hat. Mit anderen Worten: Red Bull steht vor einer schweren Aufgabe, einerseits das Chassis auf Vordermann zu bringen, andererseits mit dem weiter schwächeren Renault-Motor um Punkte kämpfen zu müssen. Das wird in China nicht anders aussehen. Als erste Maßnahme hat Red Bull den Bremsenhersteller gewechselt, nachdem man in Malaysia so große Probleme hatte. Aber das allein wird die Probleme nicht lösen. Es scheint eher so, dass Red Bull vor einer größeren Umstrukturierung steht. Der personelle Aderlass der letzten zwei Jahre macht sich bemerkbar und mit einem „Wir machen einfach so weiter“ wird es nicht getan sein.

Toro Rosso ist dagegen zufrieden. Kunststück – wenn man die Konzernmutter schlägt, hat man so ziemlich alles erreicht, was man mit dem Budget erreichen kann. Williams ist zu weit weg, von hinten droht allerhöchstens Gefahr durch die Sauber, deren Chassis allerdings noch nicht ganz da ist, wo Toro Rosso unterwegs ist. Auch in China werden Verstappen und Sainz die Punkte anvisieren und es spricht wenig dagegen, dass sie sie erreichen werden.

Sauber F1 Sepang 2015Sauber hatte in Australien einen guten Auftakt, Malaysia brachte allerdings die Realität zurück. Der neue Wagen ist deutlich besser als das Vorjahresmodell und hätte Ericsson nicht seinen Fahrfehler in Sepang gehabt, wäre vielleicht auch etwas mehr drin gewesen. Aber um Red Bull und Toro Rosso zu erreichen, fehlen ein paar Zehntel, vor allem auf den Long Runs, wo der Sauber sich noch etwas schwach zeigt. Hier wird sich zeigen, ob man den Wagen mit einfachen, spricht kostengünstigen Mitteln, etwas schneller machen kann. Punkte sind für Sauber durchaus möglich, aber man benötigt auch ein wenig Schützenhilfe von der Konkurrenz.

Bei Lotus ist man vom Verlauf der Saison bisher bitter enttäuscht. In Australien fielen beide Autos aus, in Malaysia erwischte es mal wieder Maldonado, während Romain Grosjean zwar kämpfte, aber nicht wirklich in die Reichweite der Punkte kam. Der E23 ist kein schlechtes Auto und man lernt sicherlich auch noch den Umgang mit dem Mercedes-Motor. Aber zwei Rennen und null Punkte sind sicher nicht das, was man sich erwartet hatte. Es ist schwer zu beantworten, wo genau die Probleme beim Chassis liegen, aber ähnlich wie bei Force India passt das Gesamtpaket im Moment noch nicht zusammen. Aber der Lotus scheint einiges an Potential zu haben und Punkte sind immerhin in Reichweite.

Force India Sepang 2015Force India ist ungefähr auf dem Level von Sauber, aber es scheint so, dass das es ein grundlegendes Problem mit dem Chassis gibt. Das Team hatte ein „B-Spec“-Chassis angekündigt, inkl. eines neues Crash-Tests für das Monocoque, doch dessen Einführung verzögert sich. Es gäbe mal wieder Probleme mit den Lieferanten, heißt es bei Force India, was eine Umschreibung dafür ist, dass man erneut Probleme mit den Finanzen hat. Vor Silverstone wird das neue Chassis nicht da sein und das bedeutet, dass die Probleme weiter anhalten werden. Ein wenig schade ist das schon für Force India, die sonst immer sehr gut in die Saison starten. Und mit der Schwäche von Red Bull und McLaren wären Punkte für die Inder auf jeden Fall drin gewesen. So wird es ein zähes Jahr für die Truppe.

McLaren F1 Sepang 2015McLaren bringt für das neue Auto ein paar Updates nach China mit, aber wie gut der Honda sein wird, ist dann wieder eine andere Frage. Gerüchte besagen, dass dem Motor im Moment noch gut 100 PS auf den Mercedes fehlen, dazu kommt, dass beide Autos mit Problemen in Malaysia ausfielen. Immerhin gab es ein kleines Lebenszeichen des Teams, da man Abstand zum Mittelfeld ein wenig verkürzen konnte. Die Strategie von Honda scheint zu sein, dass man mehr Leistung freigibt, auch auf die Gefahr, dass der Motor schneller kaputt geht. Aber nur so scheint man in der Lage zu sein, die Schwachpunkte des Aggregats ausmerzen zu können. Und vermutlich ist es auch die bessere Alternative in Sachen Marketing. Lieber vorne mitrollen und dann ausfallen, als auf P17 dem Feld hinterher fahren und dafür durchkommen.

Bleibt Manor/Marussia, die auch in China wieder mit dem Interims-Chassis und dem 2014er Ferrari-Motor an den Start gehen. Damit ist man logischerweise chancenlos, in Malaysia fehlten rund fünf Sekunden. Immerhin fiel der zusammengebastelte Manor nicht aus, sondern erreichte das Ziel. Will Stevens wird auch in China an den Start gehen, Roberto Mehri vermutlich auch. Wir wünschen ihm dann auch, dass er endlich mal ein Rennen fahren darf.

Strategie:

shanghaiChina bietet wenig Spielraum für strategische Überlegungen. Die „Soft“ werden wegen der hohen Belastung auf dem linken Vorderrad keine halbe Distanz durchhalten und für eine Drei-Stopp-Strategie verliert man zu viel Zeit an der Box. In den letzten Jahren hat sich immer wieder gezeigt, dass die Strecke, je mehr Gummi auf liegt, am Ende deutlich schneller wird. Man kann am Ende also relativ sicher auf die „Medium“ gehen, die sich bisher als sehr widerstandsfähig gezeigt haben. Es wird also bei einer Zwei-Stopp-Strategie für alle bleiben, da wird auch der Ferrari nicht drum herum kommen. Dass Vettel 25 Runden mit gebrauchten „Soft“ konkurrenzfähig unterwegs sein kann, ist nicht zu erwarten. Selbst wenn, müsste er auch die „Medium“ knapp 30 Runden fahren. Die Zweistopper werden so um die Runde 33 an die Box kommen und mit neueren „Medium“ schnell jeden Vorsprung eindampfen.

Eine interessante Variante gibt es aber für die Fahrer ab Platz 11, die alle auf den „Medium“ starten werden. Die kann man bis Runde 20 durchschleppen, danach hätte man noch zwei Sätze „Soft“, die man jeweils ungefähr 18 Runden fahren müsste. Das dürfte zu viel Bewegung im hinteren Teil des Feldes, besonders im Bereich der letzten Punkteränge führen.

Das Wetter wird in Shanghai keine Rolle spielen. Es soll um die 20 Grad warm sein, die Regenwahrscheinlichkeit liegt bei 5%.

Das Rennen startet um 8:00 Uhr.

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