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BTCC: Analyse Brands Hatch 2015 – Auftakt nach Maß

von Sebastian Focks
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Rob Collard, Gordon Shedden und Matt Neal heißen die ersten drei Sieger der BTCC-Saison 2015, die am Osterwochenende auf dem Indy Circuit von Brands Hatch gestartet ist.

Ein Auftakt nach Maß, ja. Aber für wen genau? Eigentlich kann man sagen, ein Auftakt nach Maß für viele. Honda gelang bei der Premiere des neuen Civic Type R zwei Siege – je einer von Shedden und Neal. Damit konnte man nach der Quali nicht unbedingt rechnen. WSR und BMR dürfen sich dagegen darüber freuen, dass sie momentan die schnellsten Autos im Feld zu haben scheinen. Dass es dann aber ausgerechnet Rob Collard war, der im BMW siegte, ist ebenso eine kleine Überraschung wie Andy Priaulx, der bei seinem Comeback gleich mal auf die Pole Position fuhr. Und nicht zu vergessen Jack Goff, der dank dreier guter Ergebnisse in seinem MG die Meisterschaft gemeinsam mit Matt Neal anführt und drauf und dran war, den dritten Lauf zu gewinnen. Nicht zuletzt war Brands Hatch ein Auftakt nach Maß für die ganze BTCC und die Fans, die drei tolle Rennen zu sehen bekamen.

Da das Kräfteverhältnis nun zum ersten Mal in diesem Jahr offengelegt wurde, widmen wir uns in diesem Beitrag ausführlich den Vorstellungen der einzelnen Teams und Fahrer. Einen chronologischen Überblick über den Renntag bietet unser Liveblog vom Sonntag.

Priaulx-2Es dürfte selbst den eingefleischtesten Kritikern einen Moment der Anerkennung abgerungen haben, als Andy Priaulx am Samstagnachmittag mit knapp sieben Hundertstel Vorsprung vor einer VW-Armada die Pole Position holte. Der dreimalige Tourenwagenweltmeister von der kleinen Insel Guernsey bewies nach drei sehr harzigen Saisons in der DTM, dass er das Rennfahren keinesfalls verlernt hat und distanzierte nicht nur den Rest des Feldes, sondern auch seine mit mehr BTCC-Erfahrung ausgestatteten WSR-Teamkollegen, die sich dennoch nicht minder schlecht schlugen. Collard auf Startplatz 5 und Tordoff auf Startplatz 8 bedeuteten im ersten Jahr nach Turkington eine geschlossen gute WSR-Leistung.

Dass es am Sonntag dann nicht auch noch zu einem Comeback-Sieg von Priaulx kam, lag vor allem an einer vertanen Reifenwahl. Sowohl Priaulx als auch Tordoff wählten für den ersten Lauf die weicheren Pneus, die, wie sich herausstellen sollte, bei den kühlen Außentemperaturen rapide einbrachen. Bis Runde 15 konnte Priaulx sich an der Spitze halten, dann setze sein Teamkollege Rob Collard, der auf den harten Reifen unterwegs war und sich beim Start auf die zweite Position geschoben hatte, eine erfolgreiche Attacke. Priaulx fiel der in der Folge chancenlos immer weiter zurück und wurde am Ende 9. Ganz ähnlich erging es Tordoff. Nach einer Kollision mit Matt Neal in der ersten Runde verlor er mehrere Positionen, die er mit den sterbenden Reifen dann auch nicht mehr wett machen konnte und nur auf P15 die Zielflagge sah.

Collard3So war es also ausgerechnet der die letzten beiden Saisons im Schatten seines übermächtigen Teamkollegen Turkington stehende Rob Collard, der für WSR die Kastanien aus dem Feuer holte und den ersten Sieg 2015 einfuhr. Wie nah Licht und Schatten beieinander liegen bekam Collard dann aber schnell zu spüren. Im zweiten Lauf nun ebenfalls auf den weichen Reifen unterwegs und zudem mit den vollen 75 kg Zusatzballast ausgestattet, die es ab dieser Saison für einen Sieg gibt, reichte es von P4 startend nur zu einem 16. Platz im Ziel. Bis zur dritten Runde konnte er das Tempo an der Spitze noch halbwegs mitgehen und seinen zweiten Platz, den er beim Start erobert hatte, verteidigen. Danach war er aber nur noch eine Sitting Duck und wurde von einem Kontrahenten nach dem anderen überholt. 75 kg Ballast, die beim BMW auch noch möglichst weit vorne untergebracht werden müssen, sind halt schon eine Hausnummer. Noch schlechter lief es für Collard dann im dritten Lauf, als er beim ersten Einbiegen in Paddock Hill Bend von Dave Newsham berührt wurde und den Arbeitstag im Kiesbett beenden musste.

Priaulx-02Besser lief es nach dem ersten Lauf dagegen wieder für Andy Priaulx und Sam Tordoff. Die zweitschnellste Rundenzeit im ersten Lauf war für Priaulx gleichbedeutend mit dem zweiten Startplatz für Lauf 2 hinter Polesitter Jason Plato. Beim Start verpasste es Priaulx zwar, seinen Heckantriebsvorteil für eine Attacke zu nutzen – ganz im Gegenteil: Er musste sogar noch Shedden und Collard passieren lassen. Dann fand er sich aber im weiteren Rennverlauf durch den Ausfall des bis dato führenden Plato unmittelbar hinter dem nun in Führung liegenden Gordon Shedden wieder. Eine Attacke in Runde 20 konnte Shedden in Druids kontern, bevor Priaulx den Druck in den letzten beiden Runden noch mal massiv erhöhte und zu einem letzten Manöver in Clearways ansetzte. Seite an Seite beschleunigten der Honda und der BMW in der Szene des Tages auf die Ziellinie zu, bei deren Überfahren Priaulx den Sieg um gerade einmal vier Hundertstel verpasste.

Tordoff-02Sam Tordoff schaffte im gleichen Rennen von P13 startend eine Fahrt nach vorne bis auf P4 und sah für den anschließenden dritten Lauf mit den harten Reifen ausgestattet wie ein heißer Kandidat auf den Sieg aus. Aber die wegen der hervorgetretenen Nachmittagssonne gestiegenen Asphalttemperaturen schienen den Vorteil der harten Reifen gegenüber den weichen nivelliert zu haben und so reichte es von P4 startend „nur“ zu einem vierten Rang im Ziel. Priaulx, der im letzten Lauf ebenfalls sichtlich mit dem Zusatzballast zu kämpfen hatte, wurde zum Abschluss des Tages 8., wobei er in der letzten Kurve der letzten Runde zwei Positionen gegen Newsham und Abbott gutmachen konnten, die sich über die Vorfahrt nicht einig waren.

Neal-06War im BMW-Lager ein Sieg den Erwartungen entsprechend, schien das bei den Hondas vom Team Dynamics nicht allzu gewiss. Die Startplätze 7 und 11 für Shedden und Neal im nagelneu aufgebauten Civic Type R waren ganz gut für den Einstand des neuen Autos, aber sicherlich nicht das, was man eigentlich abliefern möchte. Entsprechend unauffällig manövrierten sich beide Hondas zunächst auch durch den ersten Lauf und kamen auf P6 bzw. P8 ins Ziel.

SheddenPriaulx2Den Grundstein für seine anschließende Siegesfahrt legte Gordon Shedden mit der drittschnellsten Rennrunde, die ihn den zweiten Lauf aus der zweiten Startreihe in Angriff nehmen ließ. Beim Start fiel der Schotte zunächst eine Position zurück, kassierte vor Druids dann aber Priaulx und lag hinter Plato und Collard auf P3. In Runde 3 schnappte er sich den mit Zusatzballast und weichen Reifen hadernden Rob Collard, hatte in der Folge aber sehr mit dem hinter ihm vehement attackierenden Andy Priaulx zu kämpfen. Der Kampf um Platz 2 wurde dann ab Runde 20 durch den Ausfall Platos zu einem Kampf um die Führung, die in dem bereits beschriebenen Race to the Flag zugunsten Sheddens ausging.

Neal2Sheddens Teamkollege Matt Neal beendete Lauf 2 auf P8, nachdem er einmal kurz das Auto ausgangs Paddock Hill verloren hatte. Den dritten Lauf nahm Neal dann vom aussichtsreichen dritten Startplatz in Angriff und schoss sich beim Start sogleich hinter den Führenden Austin auf P2 vor. In den nächsten Runden entstand ein Trio im Kampf um die Führung, das von Jack Goff komplettiert wurde, der seinerseits großen Druck auf Neal ausübte. Nach den bisherigen Erfahrungen mit den Reifen schien es nur eine Frage der Zeit zu sein, wie lange der weichbereifte Matt Neal das Tempo an der Spitze würde mitgehen können (Austin und Goff waren auf der harten Mischung unterwegs). Aber wie bereits gesagt sorgten die leicht höheren Streckentemperaturen dafür, dass sich der weiche Reifen besser entwickeln konnte und die Distanz durchstand. Ganz im Gegenteil schienen gegen Rennmitte eher die harten Pneus bei Austin nachzulassen und so erhöhte Matt Neal rundenlang den Druck, bis er in Runde 20 in Paddock Hill schließlich am Audi vorbei gehen konnte. Erledigt war die Sache für Matt Neal damit jedoch bei weitem noch nicht. Jack Goff war parallel ebenfalls an Austin vorbei gegangen und folgte Neal wie ein Schatten. Als Neals Reifen in den letzten Runden dann allmählich doch nachgaben, verteidigte der Altmeister nach allen Regeln der Tourenwagenkunst und sicherte sich letzten Endes einen verdienten Sieg. Shedden hatte im gleichen Rennen dagegen mit dem vollen Zusatzballast zu kämpfen und fiel nach dem Start von P10 zunächst bis auf P15 zurück. Nach wenigen Runden war dann mit technischem Defekt vorzeitiger Feierabend angesagt.

Ohne Sieg reiste die VW-Truppe von BMR aus Brands Hatch ab. Dass aber sowohl das Auto als auch das neue Staraufgebot an Fahrern das Zeug zum Siegen haben, wurde spätestens in der Qualifikation offensichtlich. Hinter Polesitter Priaulx belegten die VW in der Reihenfolge Smith, Plato, Turkington die Ränge 2 bis 4. Bemerkenswert war das auch deshalb, weil der Brands Hatch Indy Circuit jetzt nicht unbedingt zu den Strecken gehört, die dem Panzer Passat mit seinem langen Radstand gut schmecken sollte. Andersrum gesagt: Wie schnell ist die Kiste dann erst in Thruxton?

OvertakeDass Aron Smith seine beiden erfahreneren Teamkollegen in der Quali schlagen konnte, bestätigt meine Vermutung, dass sich der Ire keinesfalls hinter den beiden ehemaligen Meistern verstecken muss. Im ersten Lauf konnte Smith dann auch seine teaminterne Spitzenposition behaupten und folgte mit Plato im Schlepptau den beiden BMW, die beim Start in Front gegangen waren. Als Collard dann die Attacke gegen seinen mit den Reifen hadernden Teamkollegen setzte, ging Smith gleich mit und sicherte sich so den zweiten Platz vor Plato.

Plato2Der stand dank seiner schnellsten Rennrunde wiederum auf der Pole Position für den zweiten Lauf. Und entgegen seiner eigenen Voraussage, dass ihn beide BMW am Start kassieren und einer von beiden ihn anschließend aufhalten werde, behielt er die Führung und konnte diese sogar trotz 57 kg Zusatzballast auf einige Sekunden ausbauen. Jason Plato sah damit wie der sichere Sieger aus, als ihm in Runde 20 beim Anbremsen am Paddock Hill ein Reifen platzte und er den VW beim folgenden Abflug bis unter die Schweller in den Kies eingrub. Damit war der Weg zum Sieg frei für Shedden, der mit dem Honda aus eigener Kraft in diesem Lauf wohl nicht hätte gewinnen können.

Turkington2Für Teamkollege Smith lief es im gleichen Rennen nur wenig besser. Von Platz 6 startend wurde er in der vierten Runde von Jack Goff auf die Hörner genommen und am Ende nur 12. Bester VW war im zweiten Rennen somit Colin Turkington auf Platz 3, der trotz Bestzeit im zweiten freien Training zumindest im Vergleich zu Plato noch etwas Eingewöhnungsschwierigkeiten zu haben scheint. Im ersten Lauf musste sich der amtierende Meister beim Start von Jack Goff überholen lassen, an dem er dann das gesamte Rennen keinen Weg vorbei fand und auf P5 die Ziellinie überquerte. Nach dem anschließenden Podiumsplatz im zweiten Lauf folgte nur ein magerer zwölfter Platz im dritten Rennen, bei dem er sich in der schnellen Surtees-Kombination in die Wiese und anschließend quer über die Strecke drehte, wobei er wundersamerweise von keinem Kontrahenten erwischt wurde.

SmithADagegen schlug im dritten Lauf wieder die große Stunde von Aron Smith. Nur von P12 startend tauchte der Ire schnell in den Top Ten auf, wo er sich Platz für Platz nach vorne arbeitete und am Ende Dritter wurde. Bemerkenswert ist, dass auch Smith in diesem Lauf mit den weichen Reifen unterwegs war. Ähnlich wie Neal und andere profitierte er aber davon, dass die leicht höheren Asphalttemperaturen der Haltbarkeit des weichen Pneus zugutekamen. Weniger gut lief für den von ganz hinten startenden Jason Plato. In der ersten Runde in eine Kollision in Druids verwickelt konnte er dank einer Safety-Car-Phase zwar wieder zum Feld aufschließen, wurde am Ende aber nur 16.

Der vierte VW wird ja von Teamchef Warren Scott gefahren. Für die Einschätzung der Leistung zitiere ich einfach mal den treffenden Kommentar von couchracer aus dem Chat: „Bei Scott muss man sich fragen ob er evtl. mal mit seinem Teamchef, also sich selbst, sprechen sollte, ob er nicht zuviel Kosten verursacht.“ Bereits im freien Training feuerte Scott sein Einsatzgerät derart vehement in die Streckenbegrenzung, dass eine Teilnahme am Qualifying ausgeschlossen war. Vom letzten Startplatz startend kam er im ersten Lauf auf P22 ins Ziel. Im zweiten Lauf kollidierte er dann mit Martin Depper und musste das Rennen beenden. Gleiches passierte im dritten Lauf, als er an den Scharmützeln in der ersten Runde beteiligt war und den VW während der Safety-Car-Phase an der Box abstellen musste. Übrigens hat Scott einen prominenten „Fahrlehrer“, der ihm mit Rat und Tat zur Seite steht: Alan Menu. Teamchef sein hin oder her, aber warum man den Schweizer dann nicht lieber selbst ins Auto steigen lässt, muss ich jetzt auch nicht verstehen … Notiz am Rande: Was mir ein wenig Stirnrunzeln bereitet, ist, dass an allen vier VW bis auf wenige persönliche Sponsoren der Fahrer so gut wie keine Aufkleber vorhanden sind.

Goff1Ganz ordentlich schlugen sich die MG von Triple Eight, insbesondere mit dem im letzten Lauf um den Sieg kämpfenden Jack Goff. Nach P6 (Goff) und P10 (Jordan) in der Quali beendete Goff die beiden ersten Läufe sehr solide in den Punkterängen (P4 und P9). Sehenswert war dabei u.a., wie er sich in den letzten Runden des ersten Laufs mit verschleißenden weichen Reifen gegen die deutlich schnelleren Turkington und Shedden wehrte – das war derselbe Lauf in dem Priaulx mit seinen weichen Reifen völlig chancenlos war. Im zweiten Lauf verlor er dann in Folge einer selbst verschuldeten Kollision mit Aron Smith einige Positionen.

JordanDen möglichen Sieg im dritten Lauf, den Jack Goff aus der ersten Startreihe in Angriff nahm und in dem er über weite Strecken das schnellste Auto zu haben schien, verhinderte nur der ausgekochte Matt Neal, der seinen Honda auf die volle Streckenbreite transfomieren konnte und Goff ein Überholmanöver unmöglich machte. Einzige Unrühmlichkeit an Goffs Renntag war der Abschuss von Smith in Graham Hills Bend im zweiten Lauf, für den er eine Verwarnung sowie zwei Strafpunkte auf seine Lizenz erhielt. Teamkollege Andrew Jordan kam in den ersten beiden Läufen auf P7 und P5 ins Ziel. Im dritten Lauf hatte er sich schon bis auf Platz 4 nach vorne gearbeitet und war auf klarem Podiumskurs, als ihm bei einer Berührung während einer Attacke auf Austin ein Reifen platzte und das Rennen dahin war. Am Ende kam er auf P19 mit einer Runde Rückstand nach Boxenstopp.

MorganAnführer vom „Best of the Rest“ scheint auch 2015 einmal mehr Adam Morgan zu sein. Nach Startplatz 12 und P11 im ersten Lauf fuhr er seinen Mercedes auf einen großartigen vierten Platz im zweiten Lauf. Anschließend beendete er seinen Arbeitstag auf P7 im letzten Rennen des Tages. Morgan ist durchweg schnell und gleichzeitig unauffällig unterwegs. Da dem Mercedes das Zeug zum Siegen aus eigener Kraft fehlt, wird es vor allem darum gehen, über konstante Ergebnisse Punkte zu erzielen. Neu-Markenkollege Aiden Moffat war bei seinem ersten Einsatz in der A-Klasse ebenfalls gut unterwegs. Auf den ordentlichen 15. Startplatz folgten P12 und P13 in den ersten beiden Rennen bevor dann ein technischer Ausfall im dritten Lauf zu Buche schlug.

Ingram-01Härtester Konkurrent der Mercedes im Kampf hinter den großen Teams/Herstellern sind erwartungsgemäß Tom Ingram sowie die beiden Audis von Rob Austin. Ingram untermauerte in der Quali seine bekannte Stärke auf eine Runde und stellte den Avensis souverän auf Startplatz 9. In allen drei Läufen war Ingram dann nicht nur bester Toyota (von seinen Markenkollegen trennen ihn Welten), sondern konnte dank eines guten Rennspeeds solide Punkteplatzierungen einfahren: P10 und zwei mal P6. Dabei war er ebenso unauffällig gut unterwegs wie Adam Morgan.

Gow_03Deutlich publikumswirksamer waren dagegen die Geschehnisse rund um Rob Austin. Indem er sich nach P10 im zweiten Lauf auf die Pole Position für Lauf 3 loste (zuvor Startplatz 13 sowie P14 in Lauf 1), hatte er gute Chancen auf einen Sieg. Die traditionelle Auslosung der umgedrehten Startaufstellung für den letzten Lauf hätte dabei aber freilich fast zu einem kleinen Eklat geführt. Rund anderthalb Stunden nachdem Austin seinen Startplatz gezogen hatte, wurde die Ziehung plötzlich wiederholt. Offiziell hieß es, dass nicht ausgeschlossen werden könne, dass bei der ersten Ziehung Unregelmäßigkeiten aufgetreten waren (= Austin soll angeblich in den Pott mit den Kugeln geguckt haben). Series Director Alan Gow nahm jedenfalls kurzerhand und höchstpersönlich eine neue Auslosung vor und beförderte *tadaaa* wieder Rob Austin auf die Pole Position des letzten Laufes.

Damit war das Thema schnell erledigt und sorgte auf Twitter und Co nur für leichte Kritik und eher großes Amusement. Wäre eine andere Nummer gezogen worden, hätten wir jetzt aber vielleicht eine unschöne Diskussion laufen. Ich hoffe, die BTCC klärt noch auf, wie genau es zu dem Verdacht kam, Austin hätte bei der Ziehung geschummelt. Der Beschuldigte nahm die ganze Sache jedenfalls mit Humor, entschuldigte sich an Louise Goodmans Mikrofon pauschal und ganz allgemein für sein mieses Verhalten und – so wörtlich – dafür, dass er seine eigene Nummer gezogen habe, was einigen wohl nicht passe, aber er habe gehört, dass andere das vor ihm bereits getan haben sollen …

AustinFür den Sieg reichte es dann aber dennoch nicht. Bis zur 20. Runde konnte Austin, die Führung halten, dann schienen seine Reifen nachzulassen und sowohl Neal als auch Goff zogen vorbei. Als ihn wenige Runden später in Clearways auch Jordan schnappen wollte, platze diesem just ein Reifen, womit er den Audi zu einem Ausflug in den Kies abdrängte. Am Ende stand somit ein fünfter Platz für Rob Austin zu Buche.

Teamkollege Hunter Abbott war solide unterwegs und erzielte nach Startplatz 16 zunächst einen mauen 18. Platz im ersten Lauf (weiche Reifen). Im zweiten Rennen konnte er sich aber auf P11 verbessern und kam im letzten Lauf auf P10 ins Ziel. Dabei hatte er sich zuvor sogar an Andy Priaulx vorbei gearbeitet und lag kurz vor Schluss zunächst auf P8, als ihn in der letzten Kurve Dave Newsham bei einer Attacke abräumte.

Cook-2Beim Blick durchs weitere Feld muss ich ein wenig Abbitte gegenüber dem Power Maxed Team leisten, deren Autos ich in der Vorschau noch als „Basteleien“ bezeichnet hatte. Das Team legte mit beiden Chevrolet Cruze einen ganz ordentlichen Auftritt hin, der positiv für die kommenden Rennen stimmt. Sehr gut war Rookie Josh Cook unterwegs, der nach Startplatz 20 die Plätze 13 und 14 einfuhr. Im letzten Lauf folgte dann ein Ausfall. Sein erfahrener Teamkollege Dave Newsham war erwartungsgemäß noch etwas schneller unterwegs, verwickelte sich aber in mehrere Reibereien. Auf Startplatz 13 folgte P17 im ersten Lauf, bei dem er in die Kollision zwischen Neal und Tordoff hinein geriet und Positionen verlor. Im zweiten Lauf gelang dann P15, bevor der Schotte im letzten Rennen bis auf P9 fuhr, dabei aber am Start zunächst Collard ins Aus beförderte und in der letzten Kurve mit Abbott aneinandergeriet, was beide eine Position gegen Priaulx kostete. Insgesamt waren die Chevrolets damit aber bereits beim ersten Rennen 2015 deutlich besser unterwegs als in der gesamten letzten Saison.

Palmer-01Weniger gut lief es dagegen bei der neuen Infiniti-Truppe. Am Donnerstag vor Brands Hatch wurde zunächst bekannt, dass nur ein Auto am Start sein wird, da beim zweiten technische Defekte aufgetreten waren (u.a. deshalb war man auch schon mit nur einem Auto beim Media Day Test). Der Test, bei dem die Probleme aufgetreten waren, war eine der ersten ernsten Testfahrten überhaupt. Eine gute Vorbereitung sieht eigentlich anders aus – vor allem, wenn man das Programm inklusive lackierter Autos schon im Oktober des Vorjahres vorstellt. Derek Palmer jr., der den einzigen Infiniti in Brands Hatch fuhr, fehlten in der Quali über zwei Sekunden auf die Pole. Im ersten Rennen fiel er aus, wurde im zweiten Rennen kurz vor Schluss überrundet und als 20. gewertet und erreichte im dritten Rennen P18. Sehr viel Luft nach oben also.

Weitere Teams und Fahrer, für die es eher mittelprächtig lief:

DepperJeff Smith und Martin Depper qualifizierten sich in den Civics von Eurotech für die Plätze 17 und 19. Es folgten die Endplatzierungen 19, 23 und 14 für Smith sowie 16, ein Ausfall und 13 für Depper. Damit bewegen sich beide aber eigentlich auf der Höhe ihrer Leistungen, die sie bisher in der BTCC gezeigt haben. Dem Team fehlt halt Andrew Jordan als schnelle Speerspitze.

LinesJeder Toyota, der nicht von Tom Ingram gefahren wird, findet sich mehr oder weniger am Ende des Feldes wieder. Sowohl Ingrams Teamkollege Belcher als auch die beiden von Houseman Racing (Stewart Lines) und Gilham Racing (Kieran Gallagher) eingesetzten Avensis waren durchweg außerhalb der Punkteränge zu finden.

BushellZu den beiden einzigen Ford: Ein wenig enttäuscht war ich von Mike Bushell, den ich mit dem an sich guten Focus von AmD Tuning eigentlich als Favoriten auf den Rookietitel sehe. Auf Platz 18 in der Quali folgten die Plätze 21 und 17. In Lauf 3 gab es dann mit Platz 11 aber ein gutes Resultat in den Punkten. Ohne ein solches beendete Alex Martin sein Debut in der BTCC. Dem Youngster fehlt noch deutlich Routine und so schlug er sich am Ende des Feldes mit den Toyota und Palmers Infiniti rum.

Komplett zum Abhaken war Brands Hatch für die Proton von Welch Motorsport, womit die verkorkste letzte Saison nahtlos ihre Fortführung findet. Zunächst hatte sich Dan Welch kurz vor Brands Hatch den Fuß gebrochen, womit das Aufgebot auf einen Proton Persona für Andy Wilmot reduziert war. Dieser erlebte dann am Samstag alle technischen Defekte, die man normalerweise über eine Saison verteilt hat. Mangels Trainings und mit dem immer noch unruhig laufenden Auto handelte er sich über vier Sekunden Rückstand in der Quali ein. Am Sonntag ließ man den Wagen dann lieber gleich in der Garage stehen und trat gar nicht erst zu den Rennen an.

Collard2So, das war es dann mit unserem ausführlichen Blick auf die Vorstellungen der einzelnen Protagonisten in Brands Hatch. Vom Speed her scheinen die WSR-BMW und die VW von BMR derzeit den Ton anzugeben. Es folgen die Honda von Dynamics, die sich noch weiter steigern werden, und die MG. Gut sortiert, aber ohne die Möglichkeit aus eigener Kraft zu siegen, sind die Mercedes und der Speedworks Toyota von Ingram sowie mit etwas Abstrichen beide Audis.

Auf der offiziellen Website der BTCC können hier alle Ergebnisse aus Brands Hatch abgerufen werden.

In der Meisterschaft liegen Matt Neal und Jack Goff mit jeweils 37 Punkten an der Spitze. Es folgen Aron Smith (36 Punkte), Andy Priaulx (34) und Gordon Shedden (32). Alle Meisterschaftsstände inklusive Independent- und Herstellerwertung können hier eingesehen werden.

Weiter geht es mit der BTCC bereits in zwei Wochen auf dem National Circuit von Donington Park.

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1 Kommentare

BTCC 7 April, 2015 - 10:55

Man hat genau gesehen, wie Austin betrogen hat. Der Lostopf hat am unteren Ende ein Fenster, wo man die Kugeln sehen kann. Beim Hereingreifen hat er sofort die Kugel mit seiner Nummer gegriffen und diese beim „rühren“ der Kugeln nicht wieder losgelassen. Er ist schon ein kleines Schlitzohr, aber ich habe mich sowieso immer gefragt, warum die Schale transparent sein muss am unteren Ende. Wird nicht der erste Betrug gewesen sein.

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