Home IRLIndyCar IndyCar: Analyse Grand Prix of St. Petersburg

IndyCar: Analyse Grand Prix of St. Petersburg

von Rainer
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Juan Pablo Montoya hat, obwohl er nicht der schnellste Pilot im Feld war, den Saisonauftakt der IndyCar Series gewonnen. Nach der ersten Hälfte, die durch eine Vielzahl von Gelbphasen zerstückelt war, entwickelte sich ein sehr gutes Rennen, das das Potential der neuen Aero Kits verdeutlicht hat.

Juan Pablo Montoya (c) Chris Jones/IndyCarMedia

Juan Pablo Montoya
(c) Chris Jones/IndyCar Media

Eine Befürchtung hinsichtlich der vielen Flügel der Aero Kits bestätigte sich schon sehr früh. In Kurve 9 touchierte Jack Hawksworth seinen Vordermann und verlor die äußere Flügelkonstruktion seines Honda-Frontflügels. Aufgrund der Teile wurde die erste Caution ausgerufen und Hawksworth brauchte einen neuen Frontflügel. Dieser Ablauf wiederholte sich in Runde 23 mit Carlos Munoz gegen Simona de Silvestro und in Runde 32 mit Marco Andretti gegen Gabby Chaves. Als Verteidigung muss man aber anfügen, dass bei den meisten Berührungen auch die Carbonflügel anderer Serien gebrochen wären. Die IndyCar-Piloten müssen sich daran gewöhnen, dass ihre neuen Wagen keine Stockcars ohne Dach sind.

Beschädigte Flügelkonstruktion am Honda von Simona de Silvestro (c) John Cote/IndyCar Media

Beschädigte Flügelkonstruktion am Honda von Simona de Silvestro
(c) John Cote/IndyCar Media

Insgesamt muss man sagen, dass die Frontflügel von Honda etwas empfindlicher sind als die von Chevrolet. So verlor mit Luca Filippi nur ein Chevrolet im Anfangsgetümmel seine Türme auf dem Frontflügel. Am Beispiel Luca Filippi sah man aber auch, dass die IndyCars mit den Aero Kits nicht ganz so empfindlich auf fehlende Flügelteile reagieren. Der Italiener holte sich nämlich keinen neuen Flügel und fuhr das Rennen auf einem ordentlichen neunten Platz zu Ende. Auch Graham Rahal fuhr ab Runde 58 mit einer gebrochenen Honda-Flügelkonstruktion noch gute Rundenzeiten und beendete das Rennen auf Platz 11. Die dritte Befürchtung, dass sich durch die Dirty Air das Überholen erschwert, bestätigte sich ebenso nicht. Es gab eine Reihe von engen Zweikämpfen und auch genug Überholmanöver.

Abseits der zerfallenen Flügel entwickelte sich ein wirklich gutes Rennen. Wie schon in beiden Vorschauen angekündigt stellte Team Penske die besten Wagen des Feldes. So qualifizierte sich Will Power vor Simon Pagenaud, Helio Castroneves und Juan Pablo Montoya. Power verbesserte während der Qualifikation mehrfach den Streckenrekord, den noch Sebastien Bourdais in einem Lola-Ford-Cosworth beim Rennen der CART 2003 aufgestellt hatte. Die Aero Kits sind also nicht nur hässlich, sondern auch schnell.

Power war auch im Rennen der dominierende Fahrer und führte die ersten 82 Runden, unterbrochen nur kurz nach Boxenstopps, vor mindestens einem Teamkollegen. Trotzdem gewann Juan Pablo Montoya, der im ersten Renndrittel meist nur auf Platz 5 lag, das Rennen. Den ersten Schritt zum Sieg machte er beim Restart in Runde 32, als er sich in Kurve 1 an Simon Pagenaud und Jack Hawksworth vorbei auf Platz 3 schob. Montoya konnte das Tempo von Power und Castroneves mitgehen und verlor keine Zeit bis zum nächsten Boxenstopp unter Gelb in Runde 48. Dort wechselte er auf die Prime-Tires, während seine Teamkollegen auf die schnelleren Option-Tires setzten.

Beim Restart in Runde 53 überrumpelte Montoya zusammen mit Power die führenden Hawksworth, Kanaan und Castroneves. Power konnte keinen Vorteil aus den schnelleren Reifen ziehen und Montoya blieb innerhalb einer Sekunde an ihm dran. Beide setzten sich aber über zehn Sekunden vom restlichen Feld ab, das von Hawksworth und Kanaan angeführt wurde. Helio Castroneves und Simon Pagenaud verloren hier die Zeit, die sie aus dem Kampf um den Sieg eliminierte. Nur eine weitere Gelbphase, die es aber nicht gab, hätte sie wieder in die Nähe der Spitze bringen können.

Kolission von Power und Montoya in Runde 100 (c) John Cote/IndyCar Media

Kollision von Power und Montoya in Runde 100
(c) John Cote/IndyCar Media

In Runde 81 absolvierte Montoya seinen letzten Boxenstopp und ließ neue Option-Tires aufziehen. Mit diesen fuhr er die bis dahin schnellste Rennrunde. Bei Powers Stopp in Runde 83 verzögerte sich das Herunterlassen des Wagens leicht und so kam er hinter Montoya auf die Strecke. Power war zwar wieder der schnellere Fahrer, fuhr sich bei einer Attacke in Runde 100 aber einen Teil seines Frontflügels ab. Verlangsamt hat ihn das aber nicht. Die Entscheidung fiel dann in Runde 104, als Power beim Überrunden von Sage Karam behindert wurde. Er verlor eine Sekunde und diese war in den letzten gut fünf Runden nicht mehr aufzuholen. Für Juan Pablo Montoya war es der zweite Sieg nach seiner IndyCar-Rückkehr im Vorjahr.

Chip Ganassi Racing war das einzige Team, das über die ganzen 110 Runden mit Team Penske mithalten konnte. Tony Kanaan ging von Platz 7 ins Rennen und zeigte eine blitzsaubere Leistung, die ihn auf Platz 3 brachte. Er konnte zwar nicht ganz Power und Montoya folgen, hielt aber immerhin Castroneves und Pagenaud hinter sich. Scott Dixon hatte ein sehr unglückliches Rennen. Der pneumatische Wagenheber war defekt und so verlor er mehrmals beim Boxenstopp Zeit. Am Ende reichte es nur zu Platz 15. Auch seine Teamkollegen Sage Karam und Charlie Kimball hatten einiges Pech. Karam hatte sich beim Barber-Test das Handgelenk angebrochen und war entsprechend gehandicapt. Kurz vor Rennende wurde er überrundet und auf Platz 19 gewertet. Kimball wurde beim Restart in Runde 53 erst von Pagenaud angeschoben und dann von Graham Rahal ganz umgedreht. Er verlor so eine Runde und beendete das Rennen auf Platz 21.

Über lange Zeit war A.J. Foyt Enterprises das auffälligste Honda-Team im Feld. Takuma Sato ging von Platz 5 ins Rennen und konnte lange das Tempo der Penskes halten. Beim Restart in Runde 32 beschädigte er sich aber den Fronflügel und musste einen Extrastopp zum Wechseln einlegen. Danach steckte er im Feld fest und konnte sich am Ende nur auf Platz 13 verbessern. Trotz des Flügelwechsels in Runde 2 lief es für Jack Hawksworth deutlich besser. Durch den frühen Stopp hatte er einen anderen Boxenrhythmus und fand sich ab Runde 32 immer zwischen den schnellen Penske- und Ganassi-Wagen wieder. Hier verlor er natürlich weniger Zeit im Vergleich zu Sato weiter hinten und kam auf Platz 8, als zweitbester Honda, ins Ziel.

Ryan Hunter-Reay vor Luca Filippi (c) John Cote/IndyCar Media

Ryan Hunter-Reay vor Luca Filippi
(c) John Cote/IndyCar Media

Bester Honda war auf Platz 7 Ryan Hunter-Reay. Wie schon beim Barber-Test zeigte sich, dass die Hondas ein wenig hinter den Chevrolets liegen. So war, trotz eines fehlerfreien Rennens, eine bessere Platzierung nicht möglich. Seinen Teamkollegen gelang das „Fehlerfrei“ bei weitem nicht. Carlos Munoz fuhr sich an Simona de Silvestro in Runde 23 Teile des Frontflügels ab. Dasselbe passierte Marco Andretti neun Runden später gegen Gabby Chaves. In Runde 47 fuhr de Silvestro James Jakes in Heck und schob ihn in den Reifenstapel. Nach den jeweiligen Reparaturstopps und einer Drive-Through Penalty für de Silvestro kamen sie in der Reihenfolge Andretti, Munoz, de Silvestro auf den Plätzen 10, 14 und 18 ins Ziel.

Noch vor den Hondas konnte sich Sebastien Bourdais auf Platz 6 schieben. Der Franzose hat zurzeit einen richtigen Lauf nach den guten Ergebnissen in der IndyCar Series und dem Sieg bei den 12h von Sebring. Für Stefano Coletti lief das Rennen nicht so gut. In den Runden 29 und 31 musste er zwei Reparaturstopps einlegen. Er konnte sich zwar wieder bis auf Platz 8 vorfahren, aber ein letzter Tankstopp in Runde 105 warf ihn zurück auf Platz 20.

Schlechtester Chevrolet, der ohne Probleme durchkam, war Josef Newgarden im Team von Carpenter Fisher Hamilton Racing auf Platz 12. Direkt vor ihm kam Graham Rahal ins Ziel. In Anbetracht einer Drive-Through Penalty, die er für den Unfall mit Charlie Kimball erhalten hatte, war das ein ganz starkes Ergebnis. Hoffentlich ist das ein gutes Zeichen für RLL Racing und die restliche Saison.

Ein Wochenende zum Vergessen hatten hingegen Schmidt Peterson Motorsports und Dale Coyne Racing. James Jakes wurde nach dem Unfall mit Simona de Silvestro mit zehn Runden Rückstand auf Platz 22 gewertet. James Hinchcliffe schlitzte sich in Runde 38 an Gabby Chaves Wagen den Vorderreifen auf und musste zu einem Extrastopp an die Box. Auch ohne diesen Vorfall wäre wohl ein Top-10-Ergebnis nicht möglich gewesen. Am Ende war es dann Platz 16. Beide Dale-Coyne-Honda fielen mit technischem Defekt aus und so wurden Francesco Dracone und Carlos Huertas auf den Plätzen 23 und 24 gewertet.

Gabby Chaves für Bryan Herta Autosport war, meist unschuldig, in einige Unfälle verwickelt. Trotz dieser Zwischenfälle war er auf Platz 17 bester Rookie des Rennens. Auch darauf lässt sich aufbauen.

Das ganze Ergebnis findet man hier auf der Seite der IndyCar Series. Die Meisterschaftswertung entspricht natürlich dem Rennergebnis und ist auf der entsprechenden Statistikseite zu finden.

Das nächste Rennen findet am 12. April auf dem NOLA Motorsports Park in Louisiana statt.

Das "Monte-Carlo" Floridas (c) Chris Owens/IndyCar Media
Takuma Sato (c) Chris Jones/IndyCar Media
Juan Pablo Montoya (c) Chris Owens/IndyCar Media
Tony Kanaan vor Charlie Kimball (c) Chris Owens/IndyCar Media
Rennstart (c) Chris Jones/IndyCar Media
Das "Monte-Carlo" Floridas (c) Chris Owens/IndyCar Media
Ryan Hunter-Reay vor Luca Filippi (c) John Cote/IndyCar Media
Kolission von Power und Montoya in Runde 100 (c) John Cote/IndyCar Media
Beschädigte Flügelkonstruktion am Honda von Simona de Silvestro (c) John Cote/IndyCar Media
Juan Pablo Montoya (c) Chris Jones/IndyCarMedia

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