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Formel Eins: Analyse GP von Malaysia 2015 – Return of the Vettel Finger

von DonDahlmann
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Vettel Sepang 2015

Der GP von Malaysia ging völlig anders aus, als alle Experten erwartet hatten. Ferrari konnte die Siegesserie von Mercedes, die seit Spa 2014 anhielt, unterbrechen. Aber warum war Mercedes plötzlich so langsam?

F1 Sepang 2015 Es wird ein einsames Rennen für Mercedes, dachten alle Experten. 30 Sekunden Vorsprung für Hamilton in Australien und dabei war er am Ende des Rennens mehr oder weniger gecruist. Was sollte da in Malaysia schief gehen? Erstaunlicherweise war man bei Ferrari der Meinung, dass da einiges für Mercedes schief gehen konnte. Schon am Freitag konnte man sehen, dass Ferrari an den Mercedes dran war. Der Abstand zu den Silberpfeilen verringerte sich von 1,4 Sekunden auf ca. 0,5 Sekunden. Welche Gründe ließen den Mercedes in Malaysia langsamer werden?

Der Punkt ist, dass Mercedes gar nicht langsamer geworden ist. Ferrari hat zugelegt. Ein Blick auf das Endergebnis zeigt deutlich, dass Mercedes in Malaysia nicht langsam unterwegs war. Rechnet man Räikkönen mit seinem Reifenplatzer raus (dazu später noch was) beträgt der Abstand von Hamilton zum schnellsten Williams 60 Sekunden. In Australien waren es 40 Sekunden. Dabei waren die Williams ebenfalls auf einer 3-Stopp-Strategie unterwegs und hatten zudem erst am Schluss die „Hard“ genommen. Mal abgesehen davon, dass man bei Williams vermutlich angesichts des Abstand geschockt ist, muss man feststellen, dass Ferrari zumindest in Malaysia auf Augenhöhe mit den Mercedes war.

Es gab zwei ausschlaggebende Gründe für den Sieg von Vettel und Ferrari. Zum einen die frühe Safety-Car-Phase, weil Ericsson in den Kies gerutscht war, zum anderen der bessere Reifenverschleiß. Es waren zwar nur drei Runden hinter dem SC, die reichten Vettel aber, seine „Medium“ bis in Runde 16 zu tragen. Ganz offensichtlich generiert das Chassis des Ferrari wenig Last auf die Reifen, was es ermöglichte, eine 2-Stopp-Strategie in Angriff zu nehmen. Sicher war das aber nicht, weil auch Ferrari nicht wusste, wie sich die „Hard“ gegen Ende verhalten würden. Man nutzte Räikkönen als Tester, der in Runde 34 auf die „Hard“ wechselte und sofort gute Rundenzeiten fahren konnte. Ein weiterer Vorteil war, dass Hamilton und Rosberg sich zunächst durchs Feld kämpfen mussten, um nach vorne zu kommen. In dieser Zeit fuhr Vettel zehn Sekunden Vorsprung heraus. Genau jene zehn Sekunden, die ihm am Ende den Sieg brachten.

Infografik 1

Weder Hamilton noch Rosberg gelangen genügend schnelle Runden in der Zeit, in der sie mit frischen Reifen unterwegs war. Ein taktischer Fehler in der Qualifikation kam hinzu. Man hatte in Q1, warum auch immer, beiden Fahrern einen frischen Satz „Medium“ gegeben. Der fehlte dann im Rennen. Die „Medium“ haben auf dem Mercedes allerdings nur eine kurze Lebenszeit. Der Peak ist schneller erreicht, danach fällt der Reifen ab. Jedenfalls kann man nicht über einen gesamten Stint pushen.

Anders ausgedrückt: Der taktische Fehler war es nicht alleine, der Ferrari den Sieg erbrachte. Auch nicht der Punkt, dass Rosberg hinter Vettel starten musste. Ferrari war in der Hitze von Malaysia mit der gewählten Strategie einfach schneller. Hätte man eine 3-Stopp-Strategie gewählt, wäre Vettel hinter Rosberg gefallen. Es wäre auch nicht uninteressant gewesen, wie sich Vettel dort geschlagen hätte, denn der Ferrari hatte den besseren Topspeed.

F1 Sepang 2015Wie schnell der Ferrari in Malaysia war, konnte man an Kimi Räikkönen sehen. Zwar half ihm die SC-Phase nach seinem Reifenschaden wieder ans Feld zu kommen, aber er verlor bei seiner Aufholjagd viel Zeit. Ferrari versuchte Räikkönen zu helfen, indem man weiteren Stopps asynchron zum restlichen Feld setzte, aber die Zeit war natürlich verloren. Zudem musste man den Finnen auf eine 3-Stopp-Strategie setzen, damit er die „Medium“ besser ausnutzen konnte. Am Ende verlor er 53 Sekunden. Wenn man 30 Sekunden für die Aufholjagd abzieht, liegt er ziemlich genau da, wo Vettel mit drei Stopp gelegen hätte. Eine beeindruckende Leistung von Ferrari und Räikkönen.

Aber egal, wie man auch analysiert – Ferrari hat mit Vettel das Rennen aus eigener Kraft gewonnen. Mercedes konnte mit der gewählten Strategie nicht gegenhalten, egal wie sehr es Hamilton und Rosberg auch versuchten. Vettel zeigte zudem ein grandioses Rennen. Er war schnell und kompromisslos beim Überholen. Er leistete sich keinen Fehler und holte für Ferrari den ersten Sieg seit 2013. Das Team hat einen sehr großen Sprung gemacht, was angesichts der vielen Umstrukturierungen im letzten Jahr überraschend ist.

Williams F1 Sepang 2015Hinter Ferrari und Mercedes gab es die erwähnte große Lücke zu Williams. Nach dem Rennen gab sich der Traditionsrennstall etwas schmallippig, was die Gründe für den großen Abstand anging. Man habe die maximalen Punkte, die möglich waren, geholt, meinte Rob Smedley und fügte hinzu, dass man einige Performance-Probleme beim Chassis entdeckt habe, die man nun angehen will. Mit anderen Worten: mehr ging nicht, unter keinen Umständen. Williams wurde ebenso wie der Rest der Welt vom Speed der Ferrari überrascht. Immerhin lieferten sich beide Piloten am Schluss des Rennen einen schönen Zweikampf, den Bottas mit einem sehenswerten Überholmanöver in der schnellen Links/Rechts-Passage für sich entscheiden konnte.

Geradezu amüsant ging es hinter den Williams zu. Zumindest für Toro Rosso und Franz Tost, der nach dem Rennen mehr als zufrieden war. Denn Max Verstappen, der schon in der verregneten Quali mit P6 für Aufsehen gesorgt hatte, fuhr ein sensationelles Rennen mit fantastischen Überholmanövern. Damit hat er vermutlich etliche Kritiker überrascht und sein Talent eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Auch Carlos Sainz jr. war sehr gut unterwegs, musste Verstappen aufgrund der Boxenstrategie am Ende passieren lassen. Ein weiterer Grund zur Freude war der Umstand, dass beide Toro Rosso noch vor den Red Bull lagen.

Red Bull F1 Sepang 2015Die waren in Malaysia völlig von der Rolle. Am Motor kann es, siehe Toro Rosso, nicht gelegen haben. Auch wenn der Renault weiter schwach auf der Brust ist, auch das Chassis scheint nicht das Beste zu sein. Sonst hätte man mindestens vor den Toro Rosso liegen müssen. Ein weiteres Problem stellten die Bremsen dar. Während des Rennens fielen beide Red Bull dadurch auf, dass sie massive Carbon-Wolken aus den Bremsen ausstießen, was teilweise schon besorgniserregend war. Normalerweise brechen die Bremsscheiben bei so einer Entwicklung schnell. Christian Horner berichtete nach dem Rennen, dass man einen neuen Hersteller für die Bremsen gewählt habe, man wolle analysieren, warum die Bremsen so viel Probleme gemacht haben. Die Liste der Probleme bei Red Bull wird immer länger und dass man in Malaysia überrundet wurde, zeigt nur, dass die Probleme nicht nur beim Motor liegen.

Lotus und Sauber waren mehr oder weniger gleichauf. Nach dem guten Ergebnis von Australien stellte sich bei Sauber wieder der Alltag ein. Es fehlte einiges auf die Toro Rosso, aber immerhin waren die Lotus auch nicht viel schneller. Nasr hatte am Ende knapp 20 Sekunden Rückstand auf die Red Bull, man verliert also pro Runde etwas weniger als eine halbe Sekunde auf die Punkteränge. Das klingt aber nach einer Aufgabe, die Sauber lösen kann.

Force India Sepang 2015Force India machte in Malaysia keinen schlechten Eindruck. Beide Fahrer wurden durch 10-Sekunden-Strafen aufgehalten, über die man auch diskutieren kann. Hülkenberg hatte Kvyat umgedreht, da konnte man schon eine Strafe aussprechen. Bei Perez sah das anders aus. Er war auf der Rennlinie, als Grosjean von außen in einer schnellen Passage überholen wollte. Zwar zeigten die Williams an der gleichen Stelle, dass man da überholen kann, aber da hatte Massa auch als Teamkollege nachgegeben. Perez hatte keinen Grund, den nicht viel schnelleren Grosjean vorbeizulassen. Er blockte ihn auch nicht, es kam halt nur zur Berührung. Die Strafe war meiner Meinung nach zu hart. Lotus selber fehlt in Sachen Chassis wie Force India einiges, um aus eigener Kraft in die Punkte zu kommen.

McLaren F1 Sepang 2015Beide McLaren fielen aus. Bei Button verabschiedete sich der Turbo, bei Alonso die ERS-Kühlung. Es war allerdings ein deutlicher Aufwärtstrend zu sehen. Honda hatte mehr Leistung freigegeben, die Abstand nach vorne schrumpfte auf 2,7 Sekunden und schob den McLaren in die Liga von Force India, Sauber und Lotus. Es war gut zu sehen, dass die McLaren nicht mehr rettungslos unterlegen waren und deutet auch an, dass die Schritte von Honda in der Saison das Team noch weiter nach vorne bringen können. Es wird aber weiterhin ein langer Weg.

Positives gab es von Manor zu vermelden. Zwar war man fünf Sekunden langsamer als der Rest der Welt, aber immerhin konnte man mit dem zusammengebastelten Chassis und dem 2014er Ferrari-Motor das Rennen mit Roberto Mehri zu Ende fahren.

Bedeutet der Sieg von Vettel nun, dass Ferrari auch auf den anderen Strecken Mercedes schlagen kann? Offenbar gibt es beim W06 ein Problem mit dem Reifenverschleiß bei sehr hohen Temperaturen. Die „Medium“ halten einfach nicht so lange, wie beim SF15-T. Allerdings kann es sich dabei auch um ein Problem handeln, dass man mittels wachsender Erfahrung beim Setup in den nächsten Rennen in den Griff bekommen kann. Mercedes hat immer noch einen Performance-Vorteil, der mindestens 0,5 Sekunden beträgt.

Die interessante Frage wird sein, ob Malaysia ein „Ausreißer“ von Mercedes war oder ob Ferrari auch auf den anderen Strecken bei geringeren Temperaturen so nahe an den Weltmeistern sein wird. Ein Wagen, der bei hohen Temperaturen gut mit den Reifen umgeht, kann Probleme an Wochenenden haben, an denen es eher frisch ist. Ein Problem, das Ferrari in den letzten Jahren schon mal hatte. Daher dürfte das Rennen in China in zwei Wochen mehr als interessant werden.

Red Bull F1 Sepang 2015Sauber F1 Sepang 2015F1 Sepang 2015F1 Sepang 2015F1 Sepang 2015Red Bull F1 Sepang 2015Williams F1 Sepang 2015F1 Sepang 2015Force India Sepang 2015Lotus F1 Sepang 2015Sauber F1 Sepang 2015F1 Sepang 2015F1 Sepang 2015Sepang 2015Red Bull F1 Sepang 2015McLaren F1 Sepang 2015Williams F1 Sepang 2015Williams F1 Sepang 2015F1 Sepang 2015McLaren F1 Sepang 2015Start Sepang 2015Sauber F1 Sepang 2015F1 Sepang 2015F1 Sepang 2015Lotus F1 Sepang 2015Force India Sepang 2015

Bilder: Daimler AG, Ferrari, Williams F1, Lotus F1, Sauber AG, Force India, Red Bull Mediahouse, McLaren F1, Pirelli

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10 Kommentare

Ralf G. 30 März, 2015 - 10:02

Schönes Rennen, endlich mal ein anderer Sieger. Und sogar bis auf einen Manor ein fast volles Feld, sogar die McLaren haben ein paar Runden durchgehalten. ;-)

Die team-paarweise Anordnung der Fahrer im Endergebnis zeigt auch schön dass es in der F1 2015 fast ausschließlich darauf ankommt im richtigen Auto zu sitzen. Und dass auch Neulinge in der Lage sind das Auto dann gemäß des Potenzials im Endergebnis zu platzieren (wenn es keine Zwischenfälle wie Dreher oder Defekte etc. gibt) gibt spricht wohl für die populäre These dass F1-Boliden 2015 eher einfach zu fahren sind.

Erik 30 März, 2015 - 11:19

Wirklich ein super anzusehender Grand Prix.
Bin auch sehr gespannt, ob in China die Mercedes zurückschlagen können.

Der Grosjean-Zwischenfall war aber in Kurve 12/13, das Überholmanöver der Williamas in Kurve 5/6

Myself 30 März, 2015 - 13:21

Hach ja… ich bin kein Ferrari-Fan, aber das war endlich mal wieder Sport fürs Auge. Unterschiedliche Strategien, unerwartetes Ergebnis, ungeglättete Emotionen. Richtig schönes Entertainment.

Da ich kein Sky empfange, hab ich jetzt latente Angst, dass RTL wieder in den „Ferrari-Modus“ einschwenkt. Die personality-MAZen, die vor den letzten beiden Rennen serviert wurden, lassen schon böses ahnen…

YUF 30 März, 2015 - 14:07

Ich bin kein Freund von Verschwörungen usw. ABER mir gehen die folgenden Gedanken einfach nicht aus dem Kopf und ich würde mich sehr über eine kleine Diskussion an dieser Stelle bzw. eure Meinung dazu freuen.

Sollte man das Rennen in Malaysia bzw. den 40 Sieg von Vettel als „selbständig erkämpften Sieg“ werten, oder eher als „unter Mercedes Gnaden erduldetes Werbe-Mittel“ ?

Erstmal allgemein / nichts neues
Jeder weiß, die Formel 1 steht mit dem Rücken zur Wand – hinter den Kulissen streiten Ecclestones Lobby und die FIA darum wer in Zukunft die Karten in der Hand hat, wobei die Hersteller versuchen diesen Prozess so gut es geht zu beeinflussen und für sich auszunutzen. Es geht um Geld und Kontrolle – alles scheint nur noch wirtschaftlich kontrolliert und seit den neuen Turbo-Motoren vollkommen wettbewerbsfern zu sein – kleinere Teams geraten in unmittelbare Abhängigkeit der großen Hersteller, als ob man in einem langfristig überlegten Prozess versucht alles am Ende nur noch unter Mercedes und Ferrari aufzuteilen (bzw. wer sonst noch genug bezahlt darf mitmachen: Honda / wer sich beschwert wird rausgeekelt: Renault), um dann auf Grundlage eines kontrollierten scheinbar „sportlichen“ Wettbewerbs, neue Zielgruppen möglichst werbewirksam zu erschließen.
Teams wie Williams, Torro Rosso und Lotus sind doch eigentlich nur noch „zweite Liga“ –> Ferrari drohte sicherlich dahin oder noch viel weiter abzurutschen

Ich werde das grundsätzliche Gefühl nicht los, dass es eigentlich keinen wirklichen Wettbewerb mehr in der derzeitigen Formel 1 gibt und mir darüber hinaus zusätzlich irgendwelche Geschichten künstlich dramatisiert vorgespielt werden!

Gut – das mit dem Wettbewerb war in der Vergangenheit schon öfters so / McLaren Honda in den 90ern, dann Williams und später Ferrari unter Schumacher sowie meinetwegen auch Red Bull haben ihre Dominanz sicherlich hart erarbeitet – im Motorsport passiert es nun mal, dass man technologisch überlegen ist.

ABER ! Die derzeitige scheinbare Dramatik ist doch totaler Fake und besonders Mercedes GP schlachtet die F1 als reines Werbemittel vollkommen aus, weil eben eine derzeit absolute Kontrolle besteht.
Wer von euch hätte 2014 Rosberg überhaupt irgendeine Chance auf den WM-Titel ausgerechnet???

Es ging Mercedes doch darum mit Hamilton als Weltmeister eine möglichst international wirksame Zielgruppe zu erreichen, wobei Rosberg als braver Teamkollege dafür in Australien, Monaco, die beiden deutschsprachigen GP’s und eben Brasilien (um das Saisonfinale spanender zu machen) gewinnen durfte…
Dabei kam es immer wieder zu seltsamen Vorkommnissen/unerklärbaren Fehlern die einen fairen Wettkampf/wahre Leistung verzerren und doch auf Manipulation bzw. Scripted Reality hinweisen ( Rosberg Parkmannöver in Monaco, Rosbergs Fehler in Monza, Hamiltons Fehler in Brasilien uvm.)

Was mir TOTO WOLLF da alles erzählen möchte oder auch Niki Lauda (beispielhafte Person für den Gesamt-Prozess der Formel 1) ist doch kompletter Quatsch…. aber nun gut

In Bezug auf das Rennen in Malaysia sollte man die bisherig von mir beschriebenen Zusammenhänge, wie folgt verstehen:

–> Was hat Mercedes davon (aus reiner Werbe und PR-Sicht), wenn sie eine weitere Saison vollkommen dominieren?

Die Formel 1 leidet derzeit – besonders in Deutschland – unter einem katastrophalen Image, obwohl wir mit Vettel und Mercedes eigentlich voll oben mitmischen. Gleichzeitig beweisen aber auch verschiedene Tendenzen den Abwärtstrend – keinen German GP in diesem Jahr und auch keine erwähnenswerten Nachwuchsfahrer in GP2 oder Formelserien – , dass da der Scheinwerfer bald auf ganz andere Zielgruppen und Märkte gerichtet sein wird / wenn dieser Prozess nicht schon längst überwunden ist…

Aber zurück zur Ausgangsfrage: Wenn Mercedes jetzt alles in Grund und Boden fährt, dann kann man dem komatösen F1-Patienten gleich den Stecker ziehen bzw. durch die Mercedes-Dominaz wird die derzeitige Miss-Situation der Formel 1 so sehr verdeutlicht, dass sowohl das Image von Mercedes als „übertriebene deutsche Übermacht“, sowie der Gesamtwert der F1 (bestehend aus Lizenzen und Vermarktungsrechten uvm.) darunter erheblich leiden würden.
–> Vettel siegt im Ferrari = volle deutsche Aufmerksamkeit, sowie eine quasi völlig neue Wettbewerbssituation / OH TOLL DA SCHALLT ICH AUCH MAL WIEDER EIN !

Das Rennen in Malaysia war für mich seitens Mercedes wiedermal von seltsamen Fehlern geprägt, die irgendwie am Ende keine richtigen Wettbewerb und dementsprechend keine wirkliche Freude aufkommen lassen bzw. sowas wie „FALSCHE REIFEN, MAN!“ klingt so, als ob man schnell irgendwelche Kausal-Zusammenhänge brauchen würde, damit der Zuschauer sieht, dass auch Fehler passieren usw.

Beide Fahrer beim ersten SC reinzuholen, obwohl man wusste, dass Vettel ähnliche Zeiten gehen kann, war taktisch nicht besonders schlau und zwischen Runde 18 und 37 hätte man viel mehr bewusst pushen müssen, da es doch offensichtlich war, dass Vettel 2 Stopp fahren würde usw. dies dann als PECH MIT DEM REIFENSATZ zu beschreiben ist etwas fragwürdig, genauso Rosbergs kampfloses Verhalten auf der Strecke gegenüber Vettel…
(schwer da im Rahmen von Reifenverschleiß und Benzinverbrauch wirklich durchzublicken)

So konnte Vettel natürlich in gewohnter „Schumacher Manier“ mit dem perfekten Boxen-Stopp kurz vor Rosberg wieder auf die Strecke kommen und Ferrari ist wieder „taktisch meisterhaft“, wie im Jahre 2000 (!)

Ich weiß nicht ob es an mir liegt, aber ich werde, wie gesagt, das Gefühl nicht los, dass Mercedes Vettel gewinnen lassen hat, um so insgesamt mehr Aufmerksamkeit auf die Formel 1 zu lenken. Genauso wie ich im letzten Jahr den „Kampf der Silberpfeile“ nicht wirklich ernst nehmen konnte, möchte ich in diesem Jahr nicht eine „Pseudo historische Renn-Show“ von Ferrari vs. Mercedes vorgetragen bekommen und dann durch irgendwelche schlechten SKY/RTL Beiträge auf die 50er Jahre verwiesen werden…
Das klingt natürlich so als ob alles im Vorfeld durchgeplant wäre, was natürlich Quatsch ist und dementsprechend im Rahmen der Diskussion nicht erstes Argument sein sollte – aber ich habe die große Sorge und Angst, dass die F1 in den nächsten 5 Jahren vollkommen aus Marionetten und Wirtschafts-Interessen bestehen wird, sodass wir eigentlich nicht mehr weit weg sind und auch „Wrestling gucken könnten“ – Vettels Sieg in Malaysia war dementsprechend für die gesamte Show nötig! Die Emotionen usw. könnten sogar echt sein, weil Ferrari sicherlich wirklich Fortschritte gemacht hat und er wirklich am Limit war – Mercedes hingegen kann bewusst und fair sagen „sie waren heute besser bla… – es wird eine spannende Saison bla… schalten sie nächstes mal unbedingt wieder ein bla…“

Wenn ich 5 Jahre zurück denke, dann war die Saison 2010 doch vollkommen unvorhersehbar und endete dementsprechend dramatisch – auch danach hatte das Duell zwischen Webber und Vettel wenigstens irgendwo auch persönlichen Charakter / Hamilton und Rosberg mit ihrer ganzen „früher mal Freunde bla“-Geschichte wirken einfach nur wie Millionäre die eben Autofahren und sich zusätzlich die Presse-Meldungen ganz gut merken können, um sie vor jedem Mikrofon wieder herunter zu beten. Den kann man doch erzählen „das mit der Show war schon immer so“ und die spielen dementsprechend mit bzw. erfüllen ihre millionen-schweren Verträge.

So nach vielen Worten nun meine Fragen zur Diskussions-Grundlage:

– Hat dieser Sieg nicht einen faden Beigeschmack ?
– Wie berechtigt ist meine Angst vor gefaketem Motor-„Sport“?
– Bin ich der einzige, der Mercedes als großen Stör-Faktor in der F1 empfindet?

VIELE DANK FÜR AUSFÜHRLICHE ANTWORTEN :)

Myself 30 März, 2015 - 15:20

@ YUF:
Hallo YUF,
vor einem „ausführlichen“ Antwortkommentar muss ich erstmal meine Gedanken zu deinem Beitrag ordnen. Ganz spontan aber: Meiner Meinung nach ist es zu 100% auszuschließen, dass ein Konzernteam wie Mercedes F1 auch nur mittelbar/indirekt ein anderes Konzernteam (Fiat/Ferrari) fördert. Die „Angst“ vor den Werksteams ist eben genau in dieser Denkweise begründet. Ein Team Sauber/Williams/… mit welchem Sponsorlabel auch immer lässt sich sicher auf vielschichtigste „Deals“ ein. Aber ein Toto Wolf ein Nicki Lauda, usw. können sicher große Reden schwingen, haben aber keinerlei Legitimation für die von dir skizzierten „gelenkten Ergebnisse“.

Art Vandelay 30 März, 2015 - 16:14

@ Myself:
Sorry, aber Petronas, der Hauptsponsor von Mercedes Grand Prix, ist eine Firma aus Malaysia und war auch der Hauptsponsor des dortigen Grand Prix. Wenn es ein Rennen gibt, bei dem man aus Sicht von Mercedes auf jeden Fall gewinnen will, dann ist es wohl (neben Monte Carlo) dieses. Sehe überhaupt keinen Grund von irgendwelchen Schiebungen auszugehen. Man hat meiner Ansicht nach gestern ehrlich verloren und war darüber auch ein wenig geschockt. Der Sieg von Vettel hat für mich daher überhaupt keinen negativen Beigeschmack. Ja, die Formel 1 ist in einer Krise, aber gestern haben wir ein tolles und spannendes Rennen gesehen. Und zudem gibt es jetzt doch die leise Hoffnung, dass heuer doch noch jemand anders als MGP um den Fahrertitel mitfahren kann. Darüber kann man sich auch einfach einmal freuen.

Rosso 30 März, 2015 - 18:58

@YUF

Du sagts, Mercedes hat absichtlich piano, piano gemacht, um durch einen Vettel-Ferrari-Sieg die F1 besser dastehen zu lassen und das eigene Engagement im Sinne eines historischen Urkampfes (Mercedes vs Ferrari) auszuschlachten, der mehr Zuschauer fesselt, als ein reines Mercedes-Duell und damit mehr Werbung für den Sport und letztlich für Mercedes macht.

Ich sage: Da passen die ganzen Hurrah-Mercedes-hat-verloren-Rufe marketingtechnisch aber nicht so ganz dazu. Jeder freut sich aktuell mit Ferrari und dass die technologische Überlegenheit von Mercedes zeitweise gebrochen ist, das passt irgendwie nicht ins silberne Marketing-Konzept.

Es war schon immer so, dass jemand einen guten Tag erwischt (sowohl der Fahrer als auch das Team/Auto) und alle platt macht, da braucht man deswegen keine sinistren Machenschaften daraus stricken.

DonDahlmann 30 März, 2015 - 19:15

@ YUF:
Wow, das war ja schon ein eigener Artikel, der Kommentar ;)

Ich sehe das wie die Vorredner. In der F1 wird nichts verschenkt, schon gar nicht zu Beginn einer Saison. Mercedes steckt 250 Millionen da rein, man wird nicht beim zweiten GP freiwillig langsamer machen. Zudem: es war der Heim GP von Petronas, die hätten sicher sehr gerne einen Sieg gesehen.

Die Probleme von Mercedes in Malaysia sind allerdings schon auffällig, das stimmt. Allerdings fiel es schon bei den Wintertests auf, dass man ein kleines Problem mit dem Reifenverschleiß hat. Wobei man das auch wieder relativieren muss, denn im Grunde lagen die Mercedes in Sachen Verschleiß dort, wo auch die anderen Teams waren. Es gab nur zwei Ausreißer in Sachen 2-Stopp-Strategie: Vettel und Perez.

Eventuell hat Mercedes beim Setup einen zu konservativen Weg eingeschlagen, bzw, man war dazu gezwungen. Auch die hohen Temperaturen können eine Rolle gespielt haben. Mercedes hat über den Winter einiges an der Kühlung verändert, vielleicht gibt es da noch Optimierungsbedarf.

Tom 30 März, 2015 - 20:43

Super Rennen von Vettel. Denke trotzdem, dass Ferrari die nächsten Rennen wieder hinter Mercedes liegt.

Ralf G. 30 März, 2015 - 21:10

@ YUF:

Du verwechselst die Formel 1 mit der DTM. ;-)

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