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Formel Eins: Vorschau GP von Malaysia 2015

von DonDahlmann
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sepang circuit

Der GP von Malaysia in Sepang ist die erste richtige Strecke im Formel-Eins-Kalender, auf der man sehen wird, wie groß der Abstand von Mercedes zum Rest der Welt wirklich ist. Wenn es denn nicht regnet.

sepang circuitDie Strecke in Sepang stammt wie so viele von Hermann Tielke und bietet alles, was man sonst so im Kalender findet. Mittelschnelle Kurven, lange Geraden, enge Ecken. Wegen der vielen schnellen Kurvenkombinationen setzen die Teams hier auf ein Setup mit hohem Anpressdruck. Die Bremsen werden nicht allzu stark belastet, allerdings müssen die Teams wegen der Hitze mit großen Bremsbelüftungen unterwegs sein. Auch die Heckverkleidung wird in Malaysia anders aussehen. Die Turbomotoren brauchen in der Hitze mehr Kühlluft, daher wird man nicht umhin kommen, weitere Öffnungen in die Verkleidungen zu sägen. Der Spritverbrauch ist in Malaysia mittel bis hoch.

Es gibt wenig Grund zur Sorge für Mercedes. Im letzten Jahr distanzierte man die Konkurrenz in der Quali um 1,2 Sekunden. Das wird dieses Jahr vermutlich nicht weniger sein. Im Quali-Trimm sind die Mercedes besser als Ferrari oder Williams, die allerdings im Rennen etwas näher kommen könnten. Wobei „näher“ vermutlich einen Abstand von rund 0,7 bis 0,9 Sekunden pro Runde beschreiben wird. Vorausgesetzt die Technik hält wird die interessanteste Frage am Wochenende sein, ob es Rosberg gelingen wird, seinen ersten Sieg in der Saison einfahren zu können. Wie im letzten Jahr sind Hamilton und Rosberg im Rennen praktisch gleich schnell, liegt der eine vorne, hat der andere kaum Chancen, vorbei zu kommen. Für Rosberg wäre es nach der verlorenen WM und der Niederlage in Australien wichtig, dass er mal wieder ein Rennen gewinnt. Sein letzter Sieg datiert aus dem Rennen in Brasilien, oder anders gesagt: Seit dem Sieg beim GP von Deutschland im Juli 2014 konnte er Hamilton nur einmal schlagen. Leicht wird das für Rosberg nicht, im letzten Jahr hatte der Brite das Rennen in Malaysia sowohl unter nassen, als auch unter trockenen Bedingungen locker im Griff.

Motor Racing - Formula One World Championship - Malaysian Grand Prix - Qualifying Day - Sepang, MalaysiaInteressant wird das Rennen vor allem auch, weil man sehen wird, wie gut der Ferrari denn nun wirklich ist. Sollte Ferrari in Sepang wieder auf dem Niveau von Williams (oder sogar vor ihnen) liegen, wird man mit den Italienern in dieser Saison wirklich rechnen müssen. Sicher hat das Auftaktrennen in Australien gezeigt, dass der Ferrari SF15-T schnell ist, aber im letzten Jahr lagen die McLaren in Australien auch auf Podiumskurs. Um dann im Rest der Saison unterzugehen. Wenn es eine Strecke gibt, auf der man aerodynamische Defizite wird ausmachen können, dann ist das Sepang.

Williams sollte in Sepang wieder ums Podium fahren können, auch Bottas wird wohl wieder im Auto sitzen, nachdem er den Saisonauftakt wegen einer verschobenen Bandscheibe hat auslassen müssen. Massa wurde in Australien unter Wert geschlagen, weil man sich in Sachen Strategie etwas verhauen hatte. Das Team selber spricht davon, dass man in Malaysia deutlich besser sortiert sein sollte, weil die Strecke mit ihren komplexen Anforderungen dem Chassis mehr entgegen kommt.

Formel Eins Australien 2015Hinter Ferrari und Williams klafft eine kleine Lücke. Ob Red Bull die in Sepang wird schließen können, muss man bezweifeln. Die Stimmung im Team ist schlecht, das Verhältnis zu Renault ist katastrophal. Christian Horner und Helmut Marko beschimpften den Motorhersteller nach Australien öffentlich. Renaults F1-Chef Cyril Abiteboul schlug vor ein paar Tagen erstaunlich deutlich zurück und nannte gegenüber der französischen Zeitung „Auto Hebdo“ Adrian Newey, der Renault ebenfalls hart kritisiert hatte, einen Lügner, der „zu alt für Veränderungen“ sei. Gleichzeitig vermeldete Red Bull, dass man die Renault-Motoren ab Mai vor einem Einsatz auf einem eigenen Prüfstand testen werde. Derartige Attacken zwischen zwei Partnern hat man in der Formel Eins schon lange nicht mehr gehört.

Ob sich Red Bull damit einen Gefallen tut? Eher nicht. Die PR des Teams erscheint kopflos, der fröhliche Schwung, den Red Bull auch dann in die F1 brachte, wenn es mal nicht gut lief, scheint komplett verflogen zu sein. Während Williams, Ferrari, McLaren und andere Teams verkünden, härter arbeiten zu wollen, beschwert sich Red Bull über die Regeln, die Motoren, die Partner und den Rest der Welt. Ob das Chassis des RB11, so wie Red Bull behauptet, über jeden Zweifel erhaben ist, scheint auch nicht sicher.

Tatsächlich wird man aufpassen müssen, dass Lotus nicht von hinten aufrückt. In Australien verlor man beide Autos in der ersten Runde, daher ist es schwer zu sagen, wo Lotus mit dem E23 steht. Aber man hat auf jeden Fall einen Schritt nach vorne gemacht und in der Quali war man nicht weit von Red Bull weg. Der E23 scheint zwar kein großer Wurf zu sein, aber er ist konservativ genug, um eine gute Basis für die Weiterentwicklung zu bieten.

Formel Eins Australien 2015Ebenfalls nicht weit weg waren die Toro Rosso, die gegenüber Red Bull ungefähr ein Sekunde aufgeholt haben. Franz Tost war nach dem Rennen zufrieden, vor allem mit der Leistung von Carlos Sainz jr. Auch der STR10 scheint eine gute Basis zu besitzen, immerhin hatte man die Variante mit der kurzen Nase nur im letzten Test in Barcelona eingesetzt. Da ist also noch Luft in der Entwicklung.

Interessant wird sein, wo sich Sauber einordnet. Australien lief sehr gut, es gilt aber die gleiche Annahme wie bei Ferrari. Wenn man das Ergebnis in Sepang wiederholen kann, steht Sauber zumindest vor einer erfolgreichen ersten Saisonhälfte. Immerhin sind die rechtlichen Probleme mit Giedo van der Garde vorbei. Der Niederländer bekommt 15 Millionen Euro. Vielleicht kann er sich von dem Geld ja ein Cockpit bei Manor kaufen.

Die Briten werden auf jeden Fall vor Ort sein. Will Stevens ist als Fahrer gesetzt, ob Roberto Mehri seinen Einsatz bekommt, war noch nicht klar, ich gehe aber davon aus, dass er sein „verlorenes“ Rennen aus Australien nachholen darf.

Bleibt McLaren, von denen man sich nicht viel erhoffen kann. Die Hitze wird dem Honda-Motor nicht gut bekommen, schon in Australien gab es Probleme bei relativ moderaten Temperaturen. Immerhin wird Alonso wieder im Auto sitzen, aber Wunder kann man vom Spanier nicht erwarten. Bis zum Rennen in Spanien wird es McLaren und Honda vor allem darum gehen, dass man beide Wagen ins Ziel trägt.

Strategie:

Das Wetter wird, wie immer Malaysia, eine große Rolle spielen. Zwar hat man den Start eine Stunden nach vorne gelegt und entgeht so etwas mehr den nachmittäglichen Unwettern, aber die Wetterberichte besagen vor dem Wochenende, dass es so oder so regnen wird. Die Frage ist halt: wie lange und wie viel. Und ob die Quali auch betroffen sein wird. Regen könnte für die Konkurrenz bedeuten, dass man den Mercedes etwas näher kommen kann. Etwas, aber nicht komplett. Der W06 scheint eine Menge mechanischen Grip zu produzieren, etwas, das man bei feuchter Strecke gerne hat. Die Fahrbarkeit des Mercedes-Motors ist ebenfalls besser als zum Beispiel bei Renault.

Sollte es trocken bleiben, werden die Temperaturen im Rennen eine große Rolle spielen. Allerdings gab es schon im letzten Jahr kaum Ausfälle, sodass davon auszugehen ist, dass die Zuverlässigkeit auch in Sepang keine große Rolle spielen wird.

Pirelli 2015 F1Pirelli bringt die beiden härtesten Mischungen (Medium/Hard) nach Malaysia. Die Spreizung zwischen beiden Mischungen liegt bei 1,5 Sekunden, wobei sich das im Rennen mit einem aufbauenden Gummibelag auf der Strecke etwas ausgleicht. Die Erfahrungen in den letzten Jahren haben gezeigt, dass im Rennen ein frischer „Hard“ nicht langsamer ist als ein genutzter „Medium“. Gleichzeitig bauen die „Medium“ im letzten Drittel des Rennens nicht ganz so schnell ab. Graining kann in Malaysia eine Rolle spielen, wenn man die Temperaturen der Reifen nicht genau kontrolliert. Da Pirelli das Arbeitsfenster der Reifen aber vergrößert hat, sollte es kaum Probleme geben.

Die große Frage wird sein, ob man mit dem „Hard“ auf eine Ein-Stopp-Strategie gehen kann. Wer auf den „Medium“ startet, wird vermutlich mindestens zweimal an die Box kommen müssen. Wenn man aber auf Platz elf bis 15 steht, könnte man sich auf den Versuch einlassen, die „Hard“ mit konstanten Rundenzeiten über knapp die Hälfte des Rennens zu schleppen. Die „Medium“ müssten dann zwar den Rest des Rennens durchhalten, aber wegen des erwähnten verlangsamten Abbaus der Reifen gegen Ende des Rennens kann das möglich sein. Allerdings ist man bei einer Safety-Car-Phase dann chancenlos am Ende.

Bilder: FIA, Pirelli, Red Bull Mediahouse, Toro Rosso/Getty

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2 Kommentare

littleskill 26 März, 2015 - 15:02

Force India fährt dieses Wochenende nicht mit? ;-)

DonDahlmann 27 März, 2015 - 00:30

Gute Frage, die habe ich echt vergessen ;) Was daran liegt, dass sie im Nirvana zwischen zwischen Toro Rosso und McLaren unterwegs sein werden.

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