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Formel Eins Kommentar: Nicht jammern!

von DonDahlmann
7 Kommentare

Das erste Rennen ist vorbei und schon hagelt es Kritik an der Formel Eins. Vor allem Red Bull meckerte nach dem Rennen laut. Die Serie sei zu teuer, die Show zu schlecht und so mache das alles keinen Sinn.

Formel Eins Australien 2015Ja, der Start in die Saison war holprig. Nur 15 Autos am Start. Honda und Renault sind komplett von der Rolle. Vorne dominiert Mercedes nach Belieben. Das ist nicht das, was man sich vorgestellt hat. Aber wenn man die Ausfallorgie genau betrachtet, dann waren es individuelle Fehler. Manor konnte nicht starten, weil man von Ferrari nicht die erforderliche Steuersoftware bekommen hat. Was daran lag, dass man auf die Schnelle Ferrari nicht bezahlen konnte. „No money, no honey“, kommentierte Teamchef Arrivabene das Problem. Bei Honda ging ein Motor hoch, was peinlich war, aber passieren kann. Immerhin verstarb bei Red Bull auch ein Getriebe bei Kvyat. Und auch ein Mercedes-Motor war unter den Opfern. Bei Lotus verlor der Motor von Grosjean unerklärlicherweise an Leistung. Das war nicht schön, kann aber zum Saisonbeginn passieren. Im Rennen mussten nur zwei Wagen aufgeben und bei Räikkönen lag ein Fehler an der Box vor.

Bei Red Bull war man nach dem Rennen sauer. So mache die Formel Eins keinen Spaß. Mercedes sei in einer anderen Liga, man könne dagegen nicht ankommen. Christian Horner meinte, dass die FIA in den Jahren, in denen Red Bull dominiert habe, immer wieder eingegriffen habe, um Chancengleichheit herzustellen. Und genau das müsse man nun auch machen. Der Vergleich stimmt hinten und vorne nicht. Wenn Dinge verboten wurden, geschah das, weil sie nicht legal waren oder es wurden technische wie aerodynamische Kniffe für alle verboten. Und es traf nicht nur Red Bull. Vermutlich hat Horner einfach nur vergessen, dass die FIA im letzten Jahr von heute auf morgen die FRIC-Aufhängung verboten hatte. Ein System, dass vor allem von Mercedes perfektioniert wurde. Prompt gewann Red Bull danach das Rennen in Ungarn.

Helmut Marko Dr. Helmut Marko hielt sich erst gar nicht mit Ideen auf, sondern kündigte direkt an, dass man sich bei Red Bull überlegen müsse, ob die Kosten- und Nutzen-Rechnung bei solchen Rennverläufen noch lohnen würde. Jenes Team also, dass in den letzten Jahren mit Entwicklungen wie Kohlefaserverbundstoffen für flexible Flügel mitverantwortlich für die Kostenexplosion in der Serie ist. Und wer erinnert sich nicht an die Sprüche aus dem Lager von Red Bull, die Konkurrenz solle halt härter arbeiten, anstatt zu jammern?

Red Bull hat es vielleicht nicht allein vergeigt, weil der Renault-Motor nicht zu den Besten gehört. Aber es war ihre Entscheidung, bei Renault zu bleiben. Und das Chassis des RB11 ist offenbar auch nicht so doll, wenn man Toro Rosso gerade mal um 0,8 Sekunden pro Runden distanzieren kann. Letztes Jahr waren es bis zu zwei Sekunden.

Nach nur einem Rennen schon nach der FIA zu rufen, zu bitten, Mercedes solle gezwungen werden, Leistung wegzunehmen, ist falsch. Ja, Mercedes hat einen massiven Vorteil. Genauso wie McLaren zeitweise in den 80ern. Oder Williams in den 90ern. Oder Ferrari in den frühen 2000ern. Oder Red Bull seit 2010. Und man muss kein Hellseher sein, dass Red Bull wieder mit „Sollen die anderen halt härter arbeiten“-Sprüchen kommen würde, wenn sie und Renault bessere Arbeit geleistet hätten und eine Sekunde vor der Konkurrenz liegen würden.

Nein, es ist zu früh, um zu jammern. Im letzten Jahr war Mercedes ähnlich überlegen und doch gab es etliche packende und spannende Rennen. Das Duell Hamilton vs. Rosberg wird wie im letzten Jahr die Saison bestimmen und beide Fahrer werden sich nichts schenken. Dahinter liegen Williams und Ferrari faktisch gleich auf, Sauber, Red Bull und Lotus scheinen ebenfalls innerhalb von wenigen Zehnteln zu liegen. Es wird spannend, keine Frage. Vor allem, wenn Red Bull sich auf die Tugend besinnt, weniger zu jammern und zu akzeptieren, dass andere Teams eben mal besser gearbeitet haben.

Bilder: Red Bull Mediahouse

 

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7 Kommentare

Myself 16 März, 2015 - 13:29

Schon traurig, wie sich RedBull in wenigen Jahren entwickelt hat. Vom Show-First / Fan-Service-First Team (Star Wars Fahrzeug in Monaco, DJ in der Garage, ungeglättete Interviews/Statements) über die immer kühl/kalkulatorisch werdende professionelle Dominanz 2010-2013 bis hin zum letzten Jahr, wo PR technisch gemauert wurde (Renault-Konflikt, Vettel/Ricciardo).

Und nun? Wirds unsportlich. Diese Art von Politik mit den Medien als Bande kannte man sonst vom (von den nicht Fanboys) als unfair empfundenen Ferrari-Team. Sehr unprofessionell. Das da niemand intern die Eier hat einzugreifen und den 3 Herren das momentane Imagedesaster spiegelt – schlimm. RedBull fährt F1 als Marketingkampagne. Da ist sportliche Erfolglosigkeit fast zweitrangig. Das Image könnte man dadurch grad nach der langen Dominanz sogar stärken.

Chaos 16 März, 2015 - 14:33

Vollkommen meine Meinung. RedBull hat die Möglichkeiten, hat es zusammen mit Renault anscheinend vergeigt und jetzt kann ich mich nicht hinstellen und rumheulen. Hätte RedBull den gleichen Sprung wie Ferrari im Winter gemacht, könnte man Mercedes eventuell sogar Paroli bieten, hat man anscheinend nicht geschafft, Pech gehabt. Dass sich die Formel 1 finanziell nicht mehr rechnet, ist ein auch durch RedBull verursachtes Strukturproblem und hat einfach nix mit dem Versagen im Winter zu tun, folglich in der Diskussion nichts zu suchen.

Art Vandelay 16 März, 2015 - 15:31

Stimmt natürlich alles was Don und die anderen zu Red Bull hier schreiben. Aber: Leider muss ich auch gestehen, dass mir die Formel 1 seit dem letzten Jahr nicht mehr so recht Spaß machen will. Duelle innerhalb eines Teams sind nett, aber die Dramen auf und abseits der Strecke, die damit verbunden sind, nerven mich viel mehr, als sie mich unterhalten würden. Der Aspekt des Wettstreits von 2 Teams um die WM fällt auch weg, was mir schon auch sehr fehlt. Und es ist mit Mercedes jetzt noch viel krasser als in den Jahren der Red Bull Dominanz. Da gab es eigentlich nur ein Jahr, in dem Red Bull von Anfang bis Ende dominiert hat. Wir vergessen oft, dass es in diesen Jahren auch eine Saison mit 8 verschiedenen Siegern in den ersten 8 Rennen gab…
Und die Rennen, in den sich Rosberg und Hamilton wirklich angegriffen haben und Duelle geliefert haben waren ja letztes Jahr auch nicht gerade viele. Wirklich hängen geblieben ist mir da nur Bahrain, Spa und Austin. Also gut, finde ich diese Situation nicht. Und man darf da, wohlgemerkt als Fan, auch schon ein wenig darüber jammern. Was haben wir nicht gejammert als die Chevys vor ein paar Jahren die WTCC nach belieben dominiert haben. Da ist auch niemand auf die Idee gekommen zu sagen, dass das schon alles ok so wäre.
Ich bin nicht dafür irgendwelche Wettbewerbsverzerrende Regeln einzuführen, schon gar nicht im Laufe der Saion. Viel mehr sollte man sich fragen ob man es wirklich will, dass der Motor so eine entscheidende Rolle spielt. Das ist zwar eher etwas, das wenn man die Geschichte der Formel 1 betrachtet, eher die Regel als die Ausnahme war, aber es hatte schon seine Vorteile als alle Motoren ungefähr gleich auf waren. Auch wenn man dann für die Hersteller wohl unattraktiver werden würde…

nona 16 März, 2015 - 15:50

Das ist seit geraumer Zeit das reflexartige „System RedBull“ zur Ausübung von sportpolitischem Druck wie man es auch in anderen Sportarten schon gesehen hat, z.B. im Fussball. Wenn wir hier nicht unseren Willen kriegen, nehmen wir eben unsere Bazillionen von Geld und gehen woanders hin, ätsch.

Allerdings muss man schon zugestehen, dass so die eine oder andere FIA-Regelentscheidung der Vergangenheit tatsächlich recht klar gegen RB gestrickt war, bis hin zu solchen Absurditäten wie: RB fragt FIA ob ihr neues System legal ist, FIA sagt ausdrücklich ja, andere mächtige Teams weinen bei der FIA über das System, FIA sagt System ist nicht mehr legal. Der Unterschied zur jetzigen Mercedes-Dominanz scheint mir zu sein, dass es keine einzelnen definierbaren Systeme oder Komponenten zu geben scheint, die man ihnen wegverbieten könnte. Sie haben halt ein starkes Gesamtpaket. Klar könnte man das beschränken, aber mit BoP in der F1 wollen wir am besten garnicht erst anfangen…

Besonders spannend ist das Prinzip „Mercedes intern vs. best of the rest“ wie letzte Saison allerdings für mich nicht. Streckenweise war das eher abstossend wie das Team und die Beteiligten z.T. aufgetreten sind, zwischen all dem „fahren lassen“ und „an der Leine halten“ und Verspotten von Kritikern und dem ständigen furchtbar seifigen Marketing-Sprech quer durch die Mitte (gerade auch von den Fahrern). Ich fand besonders Mercedes als Team in der letzten Saison sehr unsympatisch, und sehe da bislang noch keine Änderung.

Wotan 16 März, 2015 - 19:25

Na, das kann man durchaus auch anders sehen.
Immer wenn Red Bull im Vorteil war, betraf das Bereiche, die jeder Rennstall selbst beheben konnte – durch entsprechende Entwicklung im Bereich Aerodynamik und/oder Fahrwerk.
In der Momentanen Situation ist RedBull Reault auf Gedei und Verderb ausgeliefert – wie auch McLaren Honda.
So wie sich die Situation darstellt hat Red Bull diese Saison schlicht keine Chance, den Rückstand auf zu holen. Mit Glück schafft Renault ein wenig, aber der Rennstall hat Null Eingriffsmöglichkeit.
Und das ist wirklich ein Problem.
Mercedes-Motoren bekommt Red Bull nicht. Das haben sie vor ein paar Jahren ja mal angefragt. Ferrari wird auch dankend abwinken. Was bleibt?

Mercedes jetzt einbremsen zu wollen ist albern. Schließlich haben sie den besten Job gemacht.
Aus der verfahrenen Situation kommt die FIA nur wieder raus, wenn man bis zur nächsten Regelnovelle stur durchhält, oder indem man de Motorenentwicklung freigibt.

Vorsicht 16 März, 2015 - 21:34

Lasst mich vorausschicken: Ich möchte nicht, dass Red Bull den Sport verlässt. Und ich finde die Truppe auch immer noch sympatischer als diverse andere Teams im Paddock.

Aber: Ich bin mir nicht sicher, ob Red Bull mit der Abzugsdrohung nicht bei einigen im Fahrerlager eine in Fuschl vielleicht ungeahnte Reaktion hervorrufen wird: „Endlich!“

Der Rennstall hat in den vergangenen Jahren derartig viel Geld in den Sport gesteckt, dass es für viele kleinere Teams fast völlig unmöglich ist, mitzuhalten. Zugleich kassiert die Firma über den „Große Teams“-Topf der FOM massiv an Einnahmen mit. Ganz unabhängig vom Erfolg. Und mit der Macht von zwei Teams gehört man zudem zu den vehementesten Gegnern einer Kostenreduktion. Man hat’s ja schließlich.

Das Szenario eines Abschieds mag kleinen Teams durchaus erfreulich erscheinen. Verabschieden sich Red Bull und Toro Rosso, geht nicht nur ein Preistreiber-Duo, sondern es gehen auch 20 Prozent der aktuellen Teams. Übrig blieben 16 Autos, große Teams müssten wohl drei Wagen stellen. Das wollen weder die betroffenen Teams, die dann weniger Geld einnehmen, noch Ecclestone, der spätestens dann ernsthafter über Kostenreduktion nachdenken müsste.

Es mag sein, dass sich bei der Drohung mit einem Kostenlimit früher oder später auch Mercedes verabschiedet. Denn das Teams versucht aktuell ebenfalls (erfolgreich) den Motorsport-Erfolg zu kaufen. Dabei ist zu bedenken: Es kann gut sein, dass der Hersteller die Formel 1 sowieso früher oder später verlassen würde, wenn man sie ein paar Jahre lang dominiert hat. Dann ist der Kunde dran gewöhnt, und der Sport allenfalls noch ein Absetzposten.

Dass auch Ferrari den Sport verlassen würde, scheint unwahrscheinlich. Die Firma hat die F1 genauso in der DNA wie die F1 Ferrari. Ein Abschied würde Aufmerksamkeit kosten, und früher oder später wohl auch Absätze. Man müsste daher zu Zugeständnissen bereit sein. Und warum auch nicht? Die große Konkurrenz wäre verkleinert, man könnte also auch weniger ausgeben und trotzdem vorn mitfahren.

Und das ist der springende Punkt. Gehen Red Bull und Mercedes, verkleinert das kurzfristig das Feld. Es würde aber auch massiv das Kostenniveau senken, und dafür sorgen, dass die Rennserie wieder für kleinere Teams interessant wird. auch die Sicht von ein zwei Jahren wäre es ein Nullsummenspiel für den Fan. Und für die Lotus- und Sauber-Teams dieser Welt wäre das auf lange Sicht vielleicht die einzige Überlebenschance, sollte man sich nicht zu einer gerechteren Einnahmenverteilung durchringen können – was wiederum unwahrscheinlich ist, solange Red Bull und Mercedes noch da sind.

Art Vandelay 16 März, 2015 - 21:57

@Vorsicht Interessante Analyse, aber ich denke, dass zumindest das Red Bull Team verkaufbar wäre. Und ja: Ich denke da unter anderem an einen Automobilkonzern, der auch starke Bezüge zu Salzburg hat.

In so einem Fall wäre es für Mercedes attraktiver zu bleiben und das Wettrüsten würde möglicherweise erst so richtig losgehen…

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