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Audi TTS Roadster – Offen sportlich

von DonDahlmann
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Audi TTS Roadster 2015

Der neue Audi TTS Roadster ist da. Mit 310 PS und Allrad-Antrieb zielt Audi in Richtung Sportwagen wie dem Porsche Boxter. Aber kann der kleine TT dieses Versprechen einlösen?

Man muss sich in Leben ja Steigerungsmöglichkeiten offen halten und es muss ja nicht immer direkt der Wagen mit der höchsten Leistung sein. Deswegen setze ich mich mit dem Kollegen Des von gtspirit.com erst mal in den Audi TT mit dem 2.0 TFSI Motor. Ohne Quattro, dafür mit 230 PS, die am Frontantrieb rumzerren. Aber bevor wir überhaupt losfahren, erstarren wir in leichter Ehrfurcht über das, was Audi mit dem Cockpit gemacht hat. Schon der Kollege Max hat bei seinem Test der Coupé-Version des TT staunend darüber berichtet.

Innenraum

Audi_TTS_06Da wären zum einen die als Düsenturbine gestalteten Belüftungseinlässe, die einem mittig entgegen starren. In die Mitte der Turbine hat Audi die Bedienelemente für die gesamte Heizung nebst winziger Displays versteckt. Bedeutet zwar, dass man unterschiedliche Funktionen nur mit Klicks und Drehen der wunderschönen Schalter erreichen kann, aber das ist dem Fall wirklich egal. Zum einen stellt man die Klimaanlage meist eh nur auf eine Temperatur ein, zum anderen sieht es halt toll aus und man hat sofort den „Warum ist denn auf die Idee noch keiner gekommen“-Gedanken.

Audi_TTS_07Als nächstes: das Display. Audi hat alle analogen Instrumente aus dem Cockpit geworfen und setzt statt dessen auf ein digitales Display, das von mehreren Chips aus dem Hause Nvidia angetrieben wird. Das Display ist geradezu sensationell. Matt, entspiegelt und es hat eine sehr plastische Darstellung. Ich kenne Volldisplays auch aus der S-Klasse, aber das von Audi ist wirklich eine ganze Klasse besser. Die Darstellung von Google Earth bei der Navigation lässt einen auch „Wie konnte ich bisher nur ohne das leben“ denken und die Rundinstrumente lassen sich in ihrer Anzeigengröße anpassen. Nur eine Kleinigkeit könnte man noch verbessern. Wenn man das Navi im Vollbildmodus hat, rutscht der Tacho wirklich sehr weit nach rechts. Hier wäre ein Head-Up-Display für Tempo und Verkehrszeichen durchaus hilfreich.

Motor

Audi_TTS_2015_23Sowohl im TT 2.0 als auch im TTS arbeitet der gleiche 2.0 Liter TFSI Motor, den man aus verschiedenen Audi-Modellen kennt. Die 80 Mehr-PS, die der TTS gegenüber dem kleineren Modell auf die Kurbelwelle stemmt, resultieren aus einer anderen Steuerungselektronik, mehr Ladedruck, größeren Ladeluftkühlern und anderen kleineren Eingriffen am Motor. Die TFSI-Motoren gelten nicht als Drehzahlwunder, aber beim TTS reicht das Drehzahlband immerhin bis 7.000 U/min. Zwar merkt man dem Direkteinspritzer so ab 6.000 U/min schon an, dass ihm langsam die Lust vergeht, aber einen gefühlten Vortriebverlust gibt es nicht.

Untenrum geht es schon früh zur Sache. Hat man die 2.000 U/min Marke hinter sich gelassen, springt die digitale Anzeige ziemlich zügig auf höhere Werte und man muss schauen, dass man mit dem Schalten hinterher kommt. Das Doppelkupplungsgetriebe erledigt seine Arbeit sehr gut, eine leichte Verzögerung ist aber immer noch spürbar. Das macht nichts, so lange man sich niedertourig bewegt, flott bewegt kann es vor allem bei der Nutzung der Schaltwippen schon mal kurz stören.

In der Variante mit 230 PS geht es etwas, aber auch wirklich nur etwas, ruhiger zu. Man merkt den Leistungsunterschied schon, aber bei den engen Strassen auf Mallorca dann auch nicht so sehr, dass es fatal auffallen würde. Auf der Autobahn ist das sicher eine andere Sache.

Fahrverhalten

Audi_TTS_2015_05Der Frontantriebler überrascht mit einem sehr neutralen Fahrverhalten. Selbst, wenn man das ESP ausschaltet, passiert sehr lange einfach gar nichts. Nicht mal ein Untersteuern lässt sich feststellen, nur die Vorderräder haben manchmal etwas Probleme, die Kraft auf die Strasse zu bekommen. Ansonsten zieht der Roadster seine Bahn, als läge er auf Schienen.

Beim Audi TTS mit Quattro-Antrieb sah das allerdings überraschenderweise etwas anders aus. Der Wagen blieb sehr lange neutral, doch schob bzw. rutschte er im Grenzbereich deutlich stärker über die Vorderachse. Das ESP lässt in der Sport-Variante dem Heck dafür etwas mehr Spielraum. So hatte der Testwagen beim Einlenken ein rutschendes Untersteuern, beim Rausbeschleunigen aus den Serpentinen dann wieder ein leichtes Überteuern. Wohlgemerkt, das ESP war die ganze Zeit an. Aber logisch erschien uns das Fahrverhalten nicht. Wir haben ein wenig gerätselt, woher denn dieses nervige Untersteuern kam, das im Zusammenspiel mit dem gewollten Übersteuern den Wagen gefühlt etwas labil machte.

Audi_TTS_2015_09Unter Verdacht gerieten schnell die Hankook Ventus S1 Evo Reifen, die auf dem Testwagen schon einen etwas mitgenommen Eindruck machten. Dazu nur knapp zehn Grad Außentemperatur und das durch den Quattro-Antrieb logischerweise aufkommende leichte Untersteuern. Dass im TTS knapp 57% der Kraft bei flotter Fahrt ans Heck geschickt wird, nährte den Verdacht bezüglich der Reifen nur mehr. Ansonsten war auch der TTS tadellos. Und man muss auch ehrlich sein – den Audi TTS fordert man selten so stark, wie bei einem Test. Nimmt das Untersteuern weg, bekommt man einen sehr gut beherrschbaren Wagen, der eine auch mit ESP in engen Kurven etwas Spielraum lässt. Mit dem Gaspedal lässt sich das Heck sehr gut steuern, Zickigkeiten kennt der TTS nicht.

Bremsen

Audi_TTS_01Die initiale Bremsleistung des TT und TTS ist über jeden Zweifel erhaben. Die Bremsen packen gut, das Pedal ist stramm und sehr gut dosierbar. Allerdings ändert sich das Bild, wenn man mal – nun ja – die Kiste fliegen lässt. Auf einer Serpentinenabfahrt mit dem TT über vielleicht zwei oder drei Kilometer ließen die Bremsen nach fünf sehr kräftigen Vollbremsungen einer Haarnadel dann doch etwas nach. Das Pedal wurde etwas länger, auch wenn die angeforderte Bremskraft weiterhin da war.

Nun muss man aber auch ehrlich sein – so werden die Bremsen normalerweise auch nicht beansprucht. 98% aller Fahrer werden da nicht mal in die Nähe kommen. Doch Audi verkauft den TTS als Sportwagen und da kann es ja nun mal passieren, dass einer dieses Versprechen mal testen möchte. Die 388 mm großen Bremsscheiben sollten eigentlich ausreichen. Carbon Bremsen sind für den TTS nicht zu haben.

Diesel

Ja, der TT Roadster wird mit 2.0 TDI mit 184 PS angeboten. Die Frage ist nur: Warum? Wer kauft sich einen Roadster mit einem Diesel? Die Antwort von Audi: 20% der TT-Roadster-Käufer wählten den Selbstzünder. Was das Rätsel nur vertiefte. Da hat man ein tiefliegendes Cabrio, mit dem schön über Landstraßen perlen kann. Man hört den Wald, den Wind, die Vögel – untermalt vom leicht nagelnden Geräusch eines Diesels? Da kann ich im Taxi auch das Fenster aufmachen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen. Der 2.0 TDI ist ein sensationeller Motor. Drehmoment ohne Ende, kultiviert, sparsam. Der Motor passt perfekt in einen Audi A3, auch gerne den Sportback. Aber in einen Roadster? Kollege Des und ich haben uns den Spaß erlaubt, mit dem Diesel über die halbe Insel zu fahren, konnten aber nicht überzeugt werden. Positiv fiel aber der Sechs-Gang-Handschalter auf, dessen Gänge sich knackig und auf kurzem Wege einlegen ließen.

Fazit

Audi_TTS_04Der Audi TT Roadster ist ein wundervolles Gefährt. Die Innenausstattung ist ein Traum, die Verarbeitung sowieso. Dank verstellbarem Fahrwerk kann man den Roadster auf sportlich trimmen, um ein paar Minuten später sanft über eine ruppige Landstraße zu rollen. Die Sitzposition ist selbst für große Menschen perfekt, die Sitze sind bequem, aber man rutscht auch nicht, wenn man mal Gas gibt. Das Dach öffnet und schließt sich in zehn Sekunden (bis Tempo 50 km/h), ohne dass man irgendwelche Haken befestigen muss. Im TTS gibt es jede Menge Leistung und der Klang des Motors ist deutlich sportlicher als in den anderen Varianten.

Aber wenn ich ehrlich bin – ich würde den 2.0 TFSI mit Quattro wählen. Während der TTS mit S-Tronic 51.250 Euro (6-Gang 49.100,-) kostet, bekommt man den 2.0 Quattro für 42.400 Euro. Spart man sich den Quattro (was wie gesagt eine Option ist) und das S-Tronic Doppelkupplungsgetriebe, kommt man auf 37.900 Euro. Allerdings wird hier dann die Liste mit den Extras auch etwas länger. Realistisch gesehen landet man dann auch bei knapp 45.000 Euro. Viel Geld für einen Zweisitzer, aber der Wagen ist auch eher zum Einsatz als Zweitwagen gedacht.

Kann Audi das Versprechen einlösen, dass der TTS ein echter Sportwagen ist? Die Fahrleistungen sprechen dafür. Aber insgesamt fehlt dem TTS noch etwas an Aggressivität. Die wird vermutlich dann im Laufe des Jahres mit der RS-Version des Audi TT kommen, die so um die 360 PS haben wird. Und dann reden wir noch mal über das Thema Sportwagen.

Ist der TT deswegen ein langweiliges Auto? Keineswegs. Schon die 230 PS reichen aus, um jede Menge Spaß zu haben, ohne auf Sicherheit verzichten zu müssen. Das wirklich neutral ausgelegt Auto ist selbst für ungeübte Fahrer leicht zu beherrschen und man kommt eher an die eigenen Grenzen und nicht an die des Fahrzeugs. Für irgendwas um 40.000 Euro bekommt man einen guten Allrounder mit sportlichen Aspekten und einem Interieur, das die Nachbarn neidisch werden lässt. Und das schafft so schnell ja heute auch kein Auto mehr.

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Bilder: Audi AG, Don Dahlmnann

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