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NASCAR: Analyse Atlanta 2015 – Der Big-One zum besten Sendeausfall

von KristianStooss
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Jimmie Johnson rang in Atlanta Kevin Harvick nieder, gewann sein erstes Saisonrennen und qualifizierte sich damit frühzeitig für den Chase. Jeff Gordon outete sich wieder einmal als Spürhund für fehlende SAFER-Barriers und Motorvision TV suchte verzweifelt den Umschaltknopf, während der Big-One irgendwie eine Woche zu spät kam.

NSCS_Race_030115_15Bevor das Rennen gestartet werden konnte, mussten wichtige Dinge erledigt werden. Zum einen war eine Qualifikation nötig und zum anderen die Mitwirkung des Wetters erforderlich. Bereits am Freitagabend sorgten die NASCAR-Offiziellen wieder einmal für Verstimmung in der Garage, als gleich über ein Dutzend Autos sang- und klanglos durch die technische Abnahme rauschten. Im Normalfall ist das nicht schlimm, man bessert nach und kommt noch einmal wieder. Wenn sich aber fast das halbe Feld wieder hinten anstellen muss, führt das allerdings zu Verzögerungen. Das Ende vom Lied: 13 Fahrzeuge kamen nicht rechtzeitig bis zum Ende des ersten Segmentes auf die Strecke und mussten anschließend Provisionals ziehen.

Die Prominenz in Person von u. a. Jeff Gordon, Matt Kenseth, Jimmie Johnson sowie Tony Stewart wog in der letzten Startreihe schwer und in der Luft lag sogar ein Kracher à la Talladega, wo letztes Jahr ein Ricky Stenhouse Jr. überraschend nach Hause fahren musste. Meiner Meinung nach sind an dieser Stelle aber die Teams selbst schuld an ihrer Misere. Die neuen Regeln, die erstmals in Atlanta gelten sollten, wurden von den Offiziellen ja nicht erst gestern veröffentlicht. Da kann ich auch nicht verstehen, wie von NASCAR eine Verlängerung der Abnahmefrist und eine Verschiebung des Qualifyings gefordert werden kann. Erstens ist dieser Prozess halt nicht für 20 „Deppen“ ausgelegt und zweitens gibt es einen festen Zeitplan für weiteres Rahmenprogramm, Pressekonferenzen etc.

Eine Verschiebung des Rennens war dann allerdings notwendig, denn der Wettergott meinte es mal wieder nicht so gut mit allen Beteiligten und den Fans. Andererseits ist NASCAR dann aber auch ein wenig kurzsichtig, wenn man mitten im Winter außerhalb von Florida oder der Westküste fahren will. Temperaturen um die 5 °C und leicht neblige Verhältnisse verzögerten die Trocknungsmaßnahmen nach morgendlichen Regenschauern zusätzlich, sodass erst mit einer Verspätung von gut einer Stunde gestartet werden konnte. Immerhin gab das Wetter dann wenigstens Ruhe, auch wenn die Außentemperaturen dafür sorgten, dass die Goodyear-Reifen nicht so wirklich gut funktionierten. Einerseits war es schwierig, überhaupt Grip zu finden, andererseits gingen Pneus nach ca. 20 Runden kaputt. Naja, das ist halt auch kein optimales Arbeitsfenster für das Gummi.

An der Spitze dominierte lange Zeit der Daytona-500-Sieger und Pole-Position-Inhaber Joey Logano das Geschehen, auch weil die Prominenz von hinten starten musste. Zu den bereits erwähnten Piloten gesellte sich zudem Kevin Harvick, an dessen Auto ein Motorwechsel durchgeführt werden musste. Nach etwa 200 Runden, die meiner Meinung nach auch echt genug gewesen wären, kamen dann nacheinander zuerst Harvick und später Jimmie Johnson langsam ins Spiel. Sieben Cautions gab es bis dahin und die meisten aufgrund von Debris, die NASCAR mehr oder weniger freiwillig fand. Ansonsten hatte man außer der bekannten Perlenkette nicht wirklich viel verpasst. Dass zum Schluss nur noch 13 Autos in der Führungsrunde ankamen, verstärkte meinen Eindruck an dieser Stelle noch.

Wirkliche Abwechslung boten schließlich die letzten 75 Runden, angefangen mit Denny Hamlin, der nach einem Restart Übersteuern bekam und die Kollegen Jamie McMurray, Jeff Gordon und Ryan Newman abräumte. Dass dabei nicht noch mehr Fahrzeuge in Mitleidenschaft gezogen wurde, grenzte fast an ein Wunder, da die ersten zwei bis drei Umläufe nach Restarts noch 3-wide-Manöver möglich waren. Gordon bewies bei seinem Weg in Richtung Innenmauer dann ein weiteres Mal sein Talent als Spürhund für SAFER-Barrier-freie Zonen. Glücklicherweise war sein Einschlag nicht allzu hart, jedoch gibt dies trotzdem Auskunft über den nicht ausreichenden Ausbau der weichen Wände anno 2015. Atlanta möchte bis zur Rückkehr 2016 die komplette Strecke mit den Sicherheitseinrichtungen ausstatten, wie Streckenchef Ed Clark bestätigte.

50 Runden später schlug dann der Fehlerteufel zu, allerdings nicht an erwarteter Stelle, sondern Motorvision TV stieg pünktlich laut EPG aus der Übertragung aus. Stattdessen lief für ca. drei Minuten „Dumbest Stuff on Wheels“ – auch irgendwie bezeichnend. Begründet wurde der Aussetzer mit einem Signalverlust aus den USA, doch für meinen Geschmack wirkte das „Ersatzprogramm“ einfach zu sehr geplant. Während wir also kurz im Dunkeln tappten, packte die NASCAR den reichlich verspäteten Daytona-Big-One aus, der Tony Stewart, Clint Bowyer, Greg Biffle, Ricky Stenhouse Jr., Joe Nemechek und Kyle Larson erwischte. Wieder geschah der Unfall in einem dichten Feld zwei Runden nach einem Restart.

Nach einer knapp zehnminütigen Rot-Phase konnte Jimmie Johnson den Restart bestimmen und in den verbleibenden 14 Runden einen beachtlichen Vorsprung von 1,8 Sekunden herausfahren, um sich seinen ersten Saisonsieg und gleichzeitig ein fast sicheres Ticket für den Chase zu sichern. Crew-Chief Chad Knaus konnte wie gewohnt am besten auf die schwierigen Wetter- und Streckenbedingungen reagieren und Johnson ein Top-Auto für das Finale bereitstellen. Die Top 5 komplettierten Kevin Harvick, Dale Earnhardt Jr., Joey Logano und Matt Kenseth, also alle Fahrer, die man auch den gesamten Tag über vorne gesehen hatte – manche natürlich mit etwas Verspätung, weil von ganz hinten kommend.

In den Top 10 gab es einige Überraschungen, so konnten AJ Allmendinger und Brett Moffitt hinter Martin Truex Jr. und noch vor Brad Keselowski und Ryan Newman das Rennen beenden. Vor allem für den einmaligen Vickers-Ersatzmann Moffitt ein verdammt starkes Ergebnis, sich auf einer so schwierigen Strecke 500 Meilen lang komplett schadlos zu präsentieren. Was gab es noch? Ach ja, die vom Piloten verstellbare Trackbar bot laut Fahreraussagen zwar einige interessante Möglichkeiten, war allerdings häufig nicht vor dem Defektteufel gefeit. An dieser Stelle müssen also erst noch weitere Erfahrungen gesammelt werden. Die nächste Gelegenheit dazu bietet das Rennen im eher sonnigen Las Vegas.

Das gesamte Rennergebnis kann bei Jayski inklusive weiterer Statistiken noch einmal nachgeschaut werden. Es folgen wie gewohnt die Fahrerwertung und die Owner-Punkte.

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Am 3. März 2015 gefunden … | wABss 4 März, 2015 - 03:05

[…] NASCAR: Analyse Atlanta 2015 ? Der Big-One zum besten Sendeausfall, gefunden bei http://www.racingblog.de (0.4 Buzz-Faktor) […]

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