Der neue Audi RS Q3 hat mehr Leistung als sein Vorgänger und kommt überhaupt ziemlich breitspurig daher. Aber lohnt die Anschaffung des auf 250 km/h abgeregelten SUV?
So generell kann man über SUVs ja trefflich streiten. Besonders im Zusammenhang mit dem Attribut „Sport“. Hochbeinige Gerätschaften mit mehr als 300 PS zu befeuern, klingt erst mal nach einer mittelguten Idee. In der Tat wären die Autos und auch deren Fahrer bei allzu forscher Fahrweise mit der Leistung alsbald überfordert. Doch die Industrie bzw. deren Ingenieure sind klug und haben den SUVs prächtige Fahrwerke und vor allem sehr, sehr intelligente Stabilisationsprogramme verpasst. So bleibt dann auch ein BMW X6 M mit sage und schreibe 575 PS in der Spur und schlingert nicht wie ein Hochseedampfer im schweren Sturm über die Landstraße. Und gegen den geradezu obszön brachial anmutenden X6 ist der Q3 praktisch filigran.
Also rein gesetzt und schon stellt man fest, dass der Audi zwar recht groß wirkt, innen allerdings dann doch enger daher kommt, als man auf den ersten Blick so denken mag. Eine breite Mittelkonsole, die das Wort „Konsole“ auch noch verdient, trennt Fahrer und Beifahrer wie der Grand Canyon und lässt in Sachen Beinfreiheit leichte Ernüchterung entstehen. Aber gut, die Plattform des Q3 ist jetzt nicht größte, eher Golf und A3-Klasse, da erwartet man ja nicht, dass man im Fußraum noch einen Bernhardiner transportieren kann. Eher einen dieser modischen Stadthunde, die immer frieren, auch im Sommer. Dafür passt der Bernhardiner dann aber bequem auf die Rückbank. Eventuell auch zwei, aber das konnte ich mangels vorhandener Hunde nicht ausprobieren.
Innenaustattung
Die Verarbeitung des Audi ist wie immer makellos. Hochwertige Materialien wo man hinschaut, es knarrt und knirscht natürlich nichts, und wenn ist es der Fahrer, wenn er durchs Gelände tobt, was natürlich die wenigsten RS Q3-Besitzer jemals machen werden. Was eventuell auch daran liegt, dass die Geländetauglichkeit dank des um 20 mm abgesetzten Fahrwerk trotz Quattro ein wenig eingeschränkt ist. Aber für tiefverschneite Straßen reicht es natürlich, da ist der Quattro bis heute eh ungeschlagen.
Das tiefere Fahrwerk braucht man dann auch eher, wenn man auf der Landstraße die 340 PS und 450 NM Drehmoment des 5-Zylinders mal ausleben will. Es ist jetzt nicht so, dass sich ein Rennwagen-Feeling einstellt. Sicher nicht. Dafür sitzt man zu gerade und viel zu hoch. Aber es ist auch nicht so, dass der RS Q3 mit starker Seitenneigung und einem Kippgefühl auf sich aufmerksam macht. Recht stoisch zog der Wagen beim Test seine Bahn, selbst sportiv angefahrene Kurven nahm er lässig. Das ESP hatte ich wegen teilweiser feuchter Strecke aber lieber angelassen. Obwohl der Versuch eines Drifts kurz aufblitze, aber die bayrische Landstraßenrandbepflanzung war mir dann doch zu massiv.
RS oder nicht RS?
Natürlich ist es imposant, wie der Audi RS Q3 auf der Autobahn abgeht. Für ein dann doch recht mächtiges Auto, dessen Kühlergrill wie eine Scheune im Wind steht, bewegt sich das Auto recht flott auf Tempo 220 km/h und drüber hinfort. Und irgendwie liegt da auch die Stärke des RS Q3. Auf der Autobahn und beim Überholen auf der Landstraße. Aber braucht man dazu wirklich ein RS-Modell?
Umsteigen in den Audi Q3 2.0 TFSI Quattro und zwar in die Version mit 220 PS und 350 NM Drehmoment. Tatsächlich, da ist weniger „Bums“. Die 120 PS müssen sich ja auch irgendwie bemerkbar machen. Auf der anderen Seite reichen die 220 PS auf der Autobahn auch für 241 km/h laut Tacho. Das ist jetzt nicht so viel weniger, auch wenn sie deutlich später anliegen. Bei der Ausstattung fehlt die „RS-Linie“, sie ist damit weniger sportlich, auch wenn man einiges über die laaaaaaange Zubehörliste wieder rein holen kann. Aber insgesamt erscheint der „kleine“ TFSI jetzt nicht viel schlechter als die RS-Variante. Das gilt um so mehr, wenn man auf den Preis schaut.
Der RS Q3 kostet in der allerdings recht üppig ausgestatteten Basis-Variante – Achtung, Luft holen – 56.600 Euro. Der 2.0 TFSI mit 220 PS immerhin „nur“ 41.100 Euro. Allerdings erreicht man auch schnell die 50.000-Euro-Marke, wenn man großzügig durch die Aufpreisliste fräst.
Und dann wäre da noch der nicht zu unterschätzende Klang des Reihen-Fünfzylinders. Turbolader hin oder her, wenn der 5-Zylinder los legt, gibt er das auch hörbar zu Protokoll. Er ist ein wenig rauher, ein bisschen ungehobelter als die Konkurrenz mit 4-Zylindern, aber genau das ist es ja, was so viel Spaß macht am Auto. Der Motor trägt die Audi-Gene aus den 80er Jahren in sich, er braucht keine künstliche Klangverbesserung und hohe Drehzahlen nimmt er lieber an als die kleinvolumigen 4-Zylinder-Modelle, die am Ende ihren Drehzahlbandes so große Augen machen, als hätte man ihnen die Luft abgedreht. Und das ist es dann am Ende, das den RS Q3 von der vielleicht vernünftigeren Alternative des 2.0 TFSI unterscheidet. Ob einem das ein paar tausend Euro wert ist, muss jeder selber entscheiden.
Audi RS Q3
5-Zylinder Reihenmotor, Turbo
340 PS
450 NM Drehmoment
4.8 Sekunden 0-100 km/h
250 km/h Spitze
8.4 Liter Super
1730 kg Leergewicht
198 g/kmg Co2
Audi 2.0 TFSI Quattro
4-Zylinder Reihenmotor, Turbo
220 PS
350 NM Drehmoment
6.4 sSekunden 0-100 km/h
233 km/h Spitze
6.6 Liter Super
1640 kg Leergewicht
152 g/km Co2
Bilder: Audi AG, Don Dahlmann
2 Kommentare
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