Home Formel EinsF1 Formel Eins 2015: Neue und alte Probleme

Formel Eins 2015: Neue und alte Probleme

von DonDahlmann
4 Kommentare

Ein neues Rennen in Mexico und jede Menge Probleme. Die Formel-Eins-Saison 2015 dürfte vor allem neben der Strecke für viel Gesprächsstoff sorgen.

F1 Grand Prix of Abu DhabiSinkende Zuschauerzahlen, marode Teams, zu teure Technik. Die Saison 2014 gehört nicht zu den besten Jahren der Formel Eins, auch wenn das Racing auf der Strecke oft sehr gut war. Doch hinter den Kulissen braute sich Unheil zusammen. Die Pleite von Caterham und Marussia war nur die Spitze des Eisberges, die man zu sehen bekam. Bis auf Red Bull, Mercedes, Ferrari und vielleicht McLaren operieren alle Teams am Rande ihrer Möglichkeiten. Eigentlich, so denkt man, sollte das dazu führen, dass man die überfälligen strukturellen Probleme der Serie mal angeht. Aber über den Winter passierte genau das Gegenteil.

Besonders sichtbar wird das durch die neue Motorenregelung. Eigentlich sollte die Motorentwicklung eingefroren werden. Aus Kostengründen. Die Preisexplosion bei den Aggregaten war ein Faktor, der vielen Teams im letzten Jahr schwer zu schaffen gemacht hat. Denn statt 5 Millionen Dollar kostete das Leasing der extrem komplexen Motoren plötzlich rund 25 Millionen Dollar pro Jahr. Und dabei waren die notwendigen Softwareanpassungen nicht mal mit eingerechnet.

Denn die Teams bekommen von den Motorenherstellern quasi ein Basispaket, bestehend aus Motor, Hybrid und der dazu passenden Softwaresteuerung. Die Anpassung der Software auf die eigenen Bedürfnisse muss man selber vornehmen. Und das kostet noch mal Geld.

Interlagos, Sao Paulo, Brazil.Saturday 8 November 2014.Pastor Maldonado, Lotus E22 Renault, locks up as he turns in.World Copyright: Steven Tee/Lotus F1.ref: Digital Image _L4R1664In diesem Jahr werden die Kosten weiter explodieren. Weil sich Mercedes einen so großen Vorsprung erarbeitet hat, haben Ferrari, Honda und Renault so lange bei der FIA interveniert und Rechtslücken gesucht, bis sie erfolgreich waren. Im Grunde ist die Entwicklung in diesem Jahr fast komplett freigegeben. Jeder Hersteller kann sogenannte „Entwicklungstoken“ nutzen. Diese Token schränken zwar die Menge der zu verbessernden Teile ein (man darf zum Beispiel nur den Zylinderkopf verändern), aber das macht die Sache nicht günstiger.

Schaut man sich die Liste der erlaubten Veränderung an, stellt man am Ende fest, dass gerade mal 8% des gesamten Antriebstranges eingefroren sind. Den Rest kann man nach Belieben verändern und verbessern. Aber Entwicklung, vor allem im Detail, kostet bekanntermaßen Geld. Und die Hersteller werden die Kosten auf die Leasingpartner abwälzen wollen. Force India, Lotus, Sauber und auch Williams werden 2015 also noch mehr Geld in die Motorentwicklung investieren müssen. Geld, das dann vermutlich am Ende des Jahres fehlen wird. Statt weniger werden die Teams also mehr ausgeben müssen.

Die Explosion der Ausgaben wird auch 2015 ein Thema sein. Es ist bekannt, dass Lotus und Sauber um das Überleben kämpfen. Der Kampf am Ende des Feldes wird in dieser Saison sehr hart werden. Sauber wird weiter unter dem schwachbrüstigen Ferrari-Motor leiden, Lotus muss auch erst wieder auf die Beine kommen. Über Force India schwebt die Ungewissheit, was mit Teamchef Vijya Mallya ist. Man kann nur hoffen, dass alle Teams das Jahr überleben werden.

Ein weiteres Problem entwickelt sich auf der Vermarktungsseite. Die Einschaltquoten sinken weiter auf breiter Front. Bei RTL haben sich die Einschaltquoten seit dem ersten Rücktritt von Michael Schumacher halbiert, da half dann auch kein „Duell der Sterne“ im letzten Jahr. Und RTL steht da nicht alleine.

F1_Race_Monaco_2014_-0028Ein Grund dafür wird die Verlagerung der Aufmerksamkeit ins Netz sein. Die Formel Eins bietet im Netz eines der schlechtesten Angebote. Das Livetiming ist seit dem letzten Jahr ein Witz. Keine Zwischenzeiten mehr, dazu ein Layout, das tatsächlich aus den 90er Jahren stammt. Ein Blick zur WEC oder zur USCC zeigt, wie man es besser machen kann. (Auch wenn die WEC da wieder so ihre eigene Probleme hat.) Allein, dass man auch in diesem Jahr mal wieder kein Livetiming von den Testfahrten haben wird, illustriert das Problem der Serie ganz gut.

Auch im Bereich Social Media sieht es bei der F1 düster aus. Bernie Ecclestone hat mehrfach erwähnt, dass ihn der Bereich nicht interessiert. Der Grund ist einfach: Es lässt sich in dem Bereich nur schwer Geld verdienen. Immerhin decken die Teams und Fahrer den Sektor gut ab. Aber Bildmaterial ist über die üblichen Videoportale weiterhin nicht zu bekommen. Auch stellt die FOM selber kein Material zu Verfügung. Es wäre ja leicht selber einbettbare Videos auf die Webseite der Serie zu bringen, aber es passiert leider nichts.

Doch durch diese Blockade schneidet man sich von jüngeren Zielgruppen ab. Wenn nicht mal ein paar Stunden nach dem Rennen einige Schnipsel mit spannenden Szenen zu bekommen sind, wenn nichts ins Netz gestellt wird, warum sollte sich dann irgendjemand dafür interessieren? Gerade Jugendliche haben andere Sportarten, die da deutlich aggressiver vorgehen und ausgerechnet Red Bull macht es ja immer wieder vor, wie man selbst für Nischensportarten ein großes Publikum begeistern kann.

Immerhin – an der Show schraubt man in diesem Jahr nicht herum. Die doppelten Punkte sind weg, ebenso die schwachsinnige Idee nach einer Safety-Car-Phase das Rennen mit einem stehenden Start wieder in Schwung zu bringen. Rennformat und Boxenstopps bleiben erhalten, mal sehen wie viele es in diesem Jahr werden, je nachdem was Pirelli mit den Reifen anstellt.

Für die Serie kann man nur hoffen, dass die Saison 2015 richtig spannend wird. Und das mehr als zwei Fahrer um die WM fahren können. Spannende Rennen und Meisterschaften sind immer noch die beste Methode, alte Fans zu halten und neue zu gewinnen.

Das könnte Dir auch gefallen

4 Kommentare

Am 19. Januar 2015 gefunden … | wABss 20 Januar, 2015 - 03:02

[…] Formel Eins 2015: Neue und alte Probleme, gefunden bei http://www.racingblog.de (0.1 Buzz-Faktor) […]

oschmie 20 Januar, 2015 - 12:04

Auch wenn die Rennen 2015 spannend sind wird die Zahl der Zuschauer weiter abnehmen, wenn die Qualität der Übertragung nicht drastisch zunimmt. Was da 2014 in Bild und Ton geboten wurde war einfach eine Frechheit. Nicht nur, dass man den „Sound“ der neuen Motoren über die gesamte Saison nicht einfangen konnte, war auch die Bildregie teilweise nicht vorhanden. Sekundenlange Einstellungen, in denen kein einziges Auto auf der Strecke zu sehen war, gab es gefühlt mehrfach in jedem Rennen. Die Krönung war jedoch der Grand Prix in Sotschi, wo vor lauter Flaggen, Fahnen und hässlicher Umgebung fast überhaupt keine Fahrzeuge mehr zu sehen waren.

So wie die F1 im Moment aufgestellt ist, wird sie keine neuen Fans dazu gewinnen können: Es sind zu wenige Fahrzeuge unterwegs um über 2 Stunden spannende Szenen zu generieren. Der limitierende Faktor Reifen greift viel zu stark in die taktischen Überlegungen der Teams ein: Am Start gib Gummi, dann Reifen sparen und am Ende sehen was noch geht; immer das gleiche. Ein Zwischensprint mit 10 Trainingsrunden a la Schummi ist einfach nicht mehr möglich. Dadurch wird den Fahrern auch die Persönlichkeit genommen. Der Maulkorb, der ihnen neben der Strecke verpasst wird, verhindert zusätzlich, dass sich da überhaupt noch Typen entwickeln können. Typen und Charakterköpfe braucht man aber um neue Fans zu gewinnen, über die Technik funktioniert das heute nicht mehr.

Wenn aber ein Produkt, das sowieso schon nicht mehr funktioniert, so dilettantisch präsentiert wird, werden sich auch die treuen Zuschauer in der Saison 2015 verabschieden. Ich für meinen Teil werde mir den Auftakt mal anschauen; wenn sich nichts ändert wird nur noch in Montreal, Spa und Monte Carlo eingeschaltet.

nona 22 Januar, 2015 - 17:18

Oh me goodness, und ich dachte schon fast, ausser mir hätte niemand das bis zur Nutzlosigkeit dezimiert Live Timing mitbekommen. :)

Im Ernst, das war mit eines der grösseren Mankos, die mir die F1 im letzten Jahr fast verleidet hat. Mit Live Timing in der jahrelang bekannten vorherigen brauchbaren (wenngleich ausbaufähigen) Qualität konnte man auch langweiligen Rennen was abgewinnen, weil es interessante Einblicke ins Rennen ermöglichte. Mit den völlig hirnrissigen Beschneidungen der letzten Saison ging das nicht mehr. Wenn sich da nicht dramatisch was tut und die Rennen und sonstigen Baustellen des letzten Jahres sich nicht auch deutlich bessern, könnt’s das für mich mit der F1 fast gewesen sein, so unglaublich mir das auch erscheint.

Sind eigentlich irgendwelche Gründe bekannt, *warum* das Timing so extrem eingedampft wurde? Schien so als wolle man sich an die unterirdische „Qualität“ und die limitierten Ausstattungsmerkmale der mobilen App annähern. Die von der F1 ständig so viel beworben wurde, obwohl sie im App Store Kundenrezensionen wie Donnerhall hat…

Den Bock zum Gxxxxxx zur Stromlinie gemacht | MotorBlöckchen 17 Februar, 2015 - 09:41

[…] wenig wie und warum man Rennfahrern 55 Millionen Gehalt pro Jahr für Formel 1 – Rennen vor zunehmend leeren Tribünen zahlt, wo just ihre Niederlassungen mitsamt menschlichen Kostenfaktoren, ihnen selbst, nach und nach an […]

Comments are closed.