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Nissan GT Academy: Marc Gassner – Eine Motorsportkarriere im Schnelldurchlauf

von Max Albrecht
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Im Juli dieses Jahres konnte Marc Gassner die GT Academy gewinnen und als Hauptpreis darf er einen NISSAN GT-R NISMO GT3 nächstes Jahr beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring pilotieren. Doch der Weg dahin erfordert eine steile Lernkurve.P1020325
Man könnte sagen, dass die Herausforderung für Marc Gassner jetzt erst richtig anfängt. Zwar musste er sich bei der deutschen GT Academy gegen mehrere 10.000 Konkurrenten durchsetzen in extrem harten Challenges, doch jetzt muss er innerhalb von wenigen Monaten vom Simracer zu einem richtigen Rennfahrer werden. Dabei wird sein Fokus besonders auf der Nordschleife liegen, da er nächstes Jahr in der VLN und dann schließlich beim 24-Stunden-Rennen aktiv sein wird. So muss er zur gleichen Zeit das Fahren mit teilweise extrem schnellen Rennwagen, als auch die legendäre Nürburgring Nordschleife erlernen.

Für Marc Gassner dürfte selbst etwas überraschend gewesen sein, dass er sich bei der GT Academy gegen die komplette Konkurrenz durchgesetzt hat. Denn bevor er zur GT Academy kam, war er bei eher unterschiedlichen Simracing-Spielen anzutreffen. Gran Turismo 6 und die Playstation 3 hatte er sich Anfang des Jahres nur von einem Freund für einige Tage ausgeliehen und sich so für die nächsten Runden qualifiziert. Auch jetzt trainiert er die meiste Zeit noch an Simracing-Spielen, um die Strecken kennenzulernen.

Dafür hatte er verglichen mit den letzten Jahren auch relativ viel Zeit. Während die letzten Jahre das Programm für die GT Academy noch sehr voll war, musste Marc Gassner zuerst einmal acht Wochen lang seinen Sieg verheimlichen, nur seiner Familie und seinen engsten Freunden hatte er von dem Erfolg erzählt. Nachdem es dann bekannt war, dass er die deutsche GT Academy gewonnen hat, ging es nochmal nach England, um ein bisschen Erfahrung auf der Rennstrecke zu sammeln.

Direkt nach der Bekanntgabe des Sieges ging es dann auch in die RCN und VLN, um die Strecke kennen zu lernen. Hier konnte er sich auch in der VLN ganz gut schlagen. Zusammen mit Wolfgang Reip (ehemaliger GT-Academy-Gewinner) fuhr er im neunten VLN-Lauf auf den dritten Platz in seiner Klasse und beim zehnten VLN-Lauf kam er auf Platz 2 in seiner Klasse. Dabei muss er sich einer besonderen Herausforderung stellen, da man inzwischen nicht mehr direkt in einer großen Klasse starten darf, sondern zuerst in den kleinen Klassen starten muss. Prinzipiell ist dies eine gute Regelung, jedoch könnte es sein, dass sich Marc Gassner dadurch zum ersten Mal beim 24-Stunden-Rennen in einem GT3-Fahrzeug befindet. Hier sollte man eventuell eine Lösung zwischen Ausrichter und Nissan finden, dass er zumindest beim 6-Stunden-Vorbereitungsrennen im NISSAN GT-R NISMO GT3 sitzen darf.

Hier befindet sich auch eines der Probleme bei der aktuellen GT Academy. Man hat in den letzten Jahren extrem expandiert auf alle Kontinente und ist jetzt z.B. auch in Russland und Indien mit der GT Academy unterwegs. Allerdings konnte man nicht gleichzeitig die eh schon relativ vielen Werkseinsätze weiterwachsen lassen. Das bedeutet im Endefekkt, dass die Sieger der diesjährigen Ausgabe deutlich weniger Chancen haben, ihr Talent zu beweisen. So werden die anderen europäischen Sieger nächstes Jahr nur sicher das 24-Stunden-Rennen in Dubai fahren, während alles Zusätzliche noch nicht sicher ist. Ähnlich ist es auch bei Marc Gassner, welcher nur einige VLN-Einsätze und das 24-Stunden-Rennen am Nürburgring sicher hat. Jedoch haben die letzten Jahre gezeigt, dass die meisten Fahrer trotzdem noch zusätzliche Einsätze in der BES bekommen. Einige der GT-Academy-Gewinner fahren inzwischen auch erfolgreich in der ELMS.

So ist auch Florian Strauss neben seinen VLN-Einsätzen dieses Jahr noch einige Rennen in der BES gefahren. Bei dem BES-Rennen in Silverstone konnte er sogar einen Sieg in der Pro-Am-Wertung erringen. Zudem hatte ich das Vergnügen, mit ihm zwei Runden auf der Nordschleife zu fahren. Während er mir in der ersten Runde seine Driftkünste im Nassen demonstrieren konnte, sind wir in der zweiten Runde im Trockenen fast schon über die Strecke geflogen. Dabei fällt einem erst auf, wie reaktionsschnell Rennfahrer wirklich sein müssen. Auch konnte man die G-Kräfte in einem „normalen“ Nissan GT-R schon gut spüren. Momentan steht Florian Strauss in Gesprächen mit Nissan für einen Vertrag für die nächste Saison, was auch nach seinen Leistungen dieses Jahr Sinn ergeben würde.

Was hat sich für Dich seit dem Gewinn der GT Academy verändert?

Es ist nach wie vor schwer zu begreifen, dass man nun seinen Traum leben kann. Mein Studium habe ich in der Zwischenzeit erst einmal auf Eis gelegt und konzentriere mich voll und ganz auf die anstehenden Aufgaben und Herausforderungen als angehender Rennfahrer. Man ist viel unterwegs, hat wenig Zeit und ist kaum Zuhause, wobei das bei mir auch bereits die letzten Jahre ohnehin schon der Fall war.

Wenn Du die Erfolge von Deinen „Kollegen“, wie etwa Jann Mardenborough oder Florian Strauß, verfolgst, welche Ziele setzt Du Dir für Deine erste Motorsport Saison?

Es ist schon sehr inspirierend zu sehen, welchen Weg so mancher GT Academy Gewinner eingeschlagen hat; zum Beispiel Jann, der mittlerweile in der GP3 fährt. Mein Ziel für das erste Jahr ist es, so viel wie möglich zu lernen, mich zu steigern und dabei gute Arbeit und Leistungen zu zeigen. Denn das langfristige Ziel ist es natürlich, mich für weitere Aufgaben in der Zukunft zu empfehlen und mich im Motorsport zu etablieren.

War für Dich das Gaming an der Playstation nur Mittel zum Zweck, oder spielst Du nach wie vor, weil es Dir Spaß macht?

Ich bin zwar schon seit einigen Jahren Online-Rennen gefahren, allerdings nie auf der Playstation. Für die Zeit der GT Academy Qualifikation habe ich mir von einem Freund seine Playstation und Gran Turismo ausgeliehen. Wenn es die Zeit zulässt, werde ich auch zukünftig noch zum Spaß das ein oder andere Rennen online fahren.

Hattest Du früher schon mal einen Bezug zu Nissan? Hattest Du etwa ein Nissan Fahrzeug?

Ehrlich gesagt hatte ich bisher noch keinen wirklichen Bezug zu Nissan, außer dass ich letztes Jahr im Studium eine aufwendigere Hausarbeit über Nissan im Bereich Digital Marketing geschrieben habe.

Lieblingsrennfahrer, und warum?

Seit meiner Kindheit bin ich Fan von Michael Schumacher. Seine Geschwindigkeit, Konstanz und seine Arbeitseinstellung waren beeindruckend. Ich denke, die Erfolge sprechen für sich.

Lieblingsrennstrecke, und warum?

Spa-Francorchamps: Eine Naturstrecke mit Höhenunterschieden und einem schönen Flow und Rhythmus.

Doch auch wenn inzwischen der Druck und Konkurrenzkampf größer sind für die Gewinner der GT Academy als noch am Anfang des Projekts, so wirkte Marc Gassner entspannt, als wir ihn an der Nordschleife gesprochen haben. So war er zwar entschlossen, sich im Nissan-Fahrerkader durchzusetzen, aber er wusste auch, dass es 2015 nach dem 24-Stunden-Rennen schon wieder vorbei sein kann. Jedoch könnte er dann zurück in sein European-Business-Program-Studium, welches er zuerst einmal nur unterbrochen hat. Man darf gespannt sein, wie er sich nächstes Jahr schlägt und ob er dauerhaft Nissan-Werksfahrer wird. Den Traum von vielen Motorsport-Begeisterten wird er auf jeden Fall nächstes Jahr leben.

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