Home HerstellerChevrolet NASCAR: Analyse Charlotte Oktober 2014

NASCAR: Analyse Charlotte Oktober 2014

von Steffen Nobis
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Charlotte wirbelte erwartungsgemäß die Chase-Tabelle nochmal durcheinander, und nicht nur während des Rennens zeigte sich, wie stark die Fahrer durch das neue Format unter Druck stehen.

Bank of America 500Das “Bank of America 500” wurde das für manche Piloten erwartet schwere Rennen. Nur für einen Chaser lief alles perfekt: Kevin Harvick dominierte abermals ein Event, aber im Gegensatz zu vielen anderen Anläufen in dieser Saison konnte sich die #4 dieses Mal verdientermaßen in die Victory Lane stellen. Wurde Harvick zuvor oft vom Pech verfolgt, blieb dieses letztes Wochenende aus und bescherte ihm seinen zweiten Saisonsieg, nachdem sein erster bereits einige Monate zurück liegt, denn diesen holte er sich am Anfang des Jahres beim Southern 500 in Darlington. Mit dem Sieg in Charlotte darf sich Harvick zudem nun auch sicher in der nächsten Chase-Runde wähnen, wie auch Joey Logano, der das Rennen in Kansas vor knapp zwei Wochen gewinnen konnte, allerdings in Charlotte blass blieb. Für einige Titelaspiranten wird hingegen der letzte Lauf der aktuellen Chase-Phase diese Woche in Talladega zum „Alles-oder-Nichts-Spiel“.

Besonders unsere glücklosen Mitstreiter von Kansas hatten auch in Charlotte wieder stark zu kämpfen. Am schlimmsten erwischte es Dale Earnhardt Jr. Bei ihm brach nach starken Vibrationen am Fahrzeug der Schalthebel. Die Crew versuchte über mehrere Boxenstopps und Cautions hinweg, dieses Problem zu lösen, und sollte dies schlussendlich auch schaffen, doch dabei handelte Junior sich einen Rückstand ein, den er nicht wieder aufholen konnte. Mit Platz 20 ruhen nun alle Hoffnungen auf das Weiterkommen auf einem Rennsieg in Talladega. Diesen streben allerdings auch noch einige weitere Konkurrenten an. Jimmie Johnson wäre so ein Kandidat, denn auch er kann mit seinem Charlotte-Rennen nicht zufrieden sein. Kurz vor dem finalen Sprint entschied sich Chad Knaus, die #48 für frische Pneus an die Box zu holen. Statt von P5 startete man von P9 in die letzten zwei Runden und dank etlicher Tumulte sprang letztendlich nur Platz 17 für den Vorjahreschampion heraus.

Eine Position davor landete Brad Keselowski, der ebenfalls einen schlechten letzten Restart erwischte und zudem anschließend hinter Denny Hamlin eingekesselt war. Keselowski schob die #11 kurz an und sorgte fast für einen Abflug des Toyotas. Hamlin zeigte seinen Unmut über diese Aktion nach dem Rennen, indem er auf Keselowski wartete. Dass dieser bei solchen Spielen ein würdiger Konkurrent ist, steht außer Frage. Nach Hamlins Provokation konterte die #2 mit einem Drehversuch an der #11, der allerdings nicht von Erfolg gekrönt war. Weiter in Rage fuhr “Bad Brad” in Richtung Boxengasse und geriet dort in das Heck des bereits abgeschnallten Matt Kenseth und erwischte zusätzlich auch noch die #14 von Tony Stewart. Dieser legte kurzerhand den Rückwärtsgang ein und demolierte die Front der #2. Ob diese Reaktion nach den jüngsten Ereignissen sonderlich klug war, sei mal dahin gestellt.

Für Keselowski und Hamlin ging es kurz danach im Garagenumfeld weiter, als sie nicht nur ein Wortgefecht hatten. Zum Abschluss attackierte auch noch Matt Kenseth den überraschten Keselowski und bescherte dem ganzen Abend damit einen unrühmlichen Abschluss. Kenseth war nicht nur aufgrund des Zwischenfalls in der Pitlane angesäuert, schon zuvor hatte Brad Keselowski die #20 mit einem Blockversuch direkt nach einem Restart in die Mauer geschickt. Dies entschuldigt allerdings nicht die Aktion aller Beteiligten nach dem Rennen. Inwieweit dieses ganze Chaos bestraft wird, liegt nun in der Hand der NASCAR. Es wäre zumindest mal angebracht, ein paar Denkzettel zu verteilen, denn die Art und Weise ging etwas über das Ziel hinaus. Klar gehört es zur NASCAR dazu, aber man muss auch aufpassen, dass so etwas nicht ausartet. Zu frisch sind noch die Diskussionen um diese Thematik.

Widmen wir uns lieber wieder dem eigentlichen Rennen und betrachten die Auswirkungen auf den Chase. Die oben genannten Piloten Keselowski, Johnson und Earnhardt stehen weiterhin mit dem Rücken zur Wand. Keselowski fehlen 19 Punkte auf Position acht, während das Hendrick-Duo Johnson und Earnhardt bereits 26 Zähler Rückstand hat. Damit geht es in Talladega für alle drei Fahrer um nichts anderes als den Sieg. Beim direkten Kampf um Position acht gibt es aktuell nur zwei echte Kandidaten, einerseits Kasey Kahne, der sich nach einem zehnten Platz in Charlotte wieder ins Gespräch brachte, und andererseits Matt Kenseth, der mit einem Zieleinlauf auf Position 19 wichtige Punkte verlor. Kahne und Kenseth trennt ein Punkt, doch um beide Piloten herum stehen Abstände von über 16 Punkten zu Buche. Damit sollte, wenn keiner der letzten vier Piloten gewinnt und keiner der Top 7 in der Wertung ausfällt, der direkte Kampf um den letzten Platz für die nächste Chase-Runde zwischen Kahne und Kenseth ausgetragen werden. Solche Prognosen sind in Anbetracht des kommenden Rennens in Talladega allerdings fast hinfällig, da die Windschattenlotterie wahrscheinlich nochmal einiges an Bewegung in die aktuelle Tabelle bringt.

Zum Abschluss blicken wir nochmal auf den Sieger Kevin Harvick. Nachdem die #4 oft die meisten Runden in den Rennen geführt hatte und dann durch irgendwelche technischen Defekte vom Erfolg abgehalten wurde, ging der Plan dieses Mal endlich auf. Harvick führte besonders die zweite Halbzeit fast komplett an und unterstrich damit seine Ambitionen. Als kurz vor Schluss nach einer über sechs Sekunden großen Führung doch noch mal die Cautionlights erleuchteten, schwante vielen Harvick-Fans schon Böses. Doch in den letzten zwei Runden konnte kein Pilot auch nur einen Angriff auf die #4 starten, woraufhin sich Kevin Harvick hochverdient in Victory Lane stellen durfte, auch wenn das Fahrzeug nach einer ausgiebigen Siegesfeier arg gelitten hatte. Ebenfalls bemerkenswert war erneut die Leistung des kompletten Ganassi-Teams. Jamie McMurray fuhr einen überragenden dritten Platz ein, während Teamkollege Kyle Larson auf Platz sechs liegend die Zielflagge sah. Larson hatte im Schlussstint die Mauer leicht berührt und daraufhin mit Problemen zu kämpfen, die ihn wahrscheinlich von einem besseren Ergebnis abhielten.

Alles in allem war es ein unterhaltsames Charlotte-Rennen, dessen Ergebnis hier nochmal genau studiert werden kann. Ebenfalls lohnt sich ein Blick auf die aktuellen Tabellen der Fahrer- und Ownerwertung, denn diese wird am kommenden Wochenende mit dem Auftritt auf dem Talladega Superspeedway noch mal auf den Kopf gestellt werden, denn bekanntlich ist dort alles möglich.

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