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DTM: Analyse Spielberg 2014 – Ist Audi das neue Mercedes?

von Max Albrecht
3 Kommentare

Aus der Sicht von BMW hätte das Wochenende gar nicht besser laufen können. Doch sowohl bei Audi als auch bei Mercedes-Benz dürfte man nach dem Wochenende nicht zufrieden sein.
DTM AUT Titel Es war eigentlich ein klassisches Spielberg-Rennen. Enge Abstände und dank dem Windschatten gab es auch viele Duelle, sodass es an der Spitze zwischenzeitlich eine Gruppe gab, die aus acht Fahrern bestand. Überraschenderweise konnten sogar Fahrer aller Marken einigermaßen gleich schnell fahren, sodass sich vor den Boxenstopps noch nicht abzeichnete, wer das Rennen gewinnen würde. Doch die Rennentscheidungen der Rennleitung und das anschließende „Drama“ übertünchten das gute Rennen. Bevor ich dazu komme, möchte ich aber erstmal das Rennen kurz zusammenfassen.

Überraschenderweise konnte sich Robert Wickens die Pole Position sichern, vor Timo Glock und dem Tabellenführer Marco Wittmann. Robert Wickens konnte auch die Führung durch die Kurve tragen, Marco Wittmann musste seinen dritten Platz an Augusto Farfus abgeben und ging nach der ersten Runde nur noch als Siebter in die zweite Runde. Augusto Farfus hingegen konnte sich sogar noch an Timo Glock vorbeischieben und so die Verfolgung von Robert Wickens aufnehmen. Daraus entwickelte sich dann die nächsten 15 Runden lang eines der schönsten Duelle der DTM-Saison, und dank des Zweikampfes kam sogar die Folgegruppe bestehend u.a. aus Glock, Wittmann, Green und noch anderen Fahrern heran.

Weniger gut lief es für António Félix da Costa der nach elf Runden mit technischen Problemen ausschied. Die daraus enstandene Gelbphase sorgte für noch mehr Aufregung, da Nico Müller(19.), Edoardo Mortara(16.), Joey Hand(12.), Daniel Juncadella(15.) und Maxime Martin(14.) zu schnell durch die Gefahrenzone fuhren und daher jeweils eine Drive-Through-Strafe bekamen. Für keinen der Fahrer war es nach der Strafe auch nur annähernd möglich, in die Punkte zu fahren, da das gesamte Feld sehr eng zusammen lag.

In der 19. Runde ging mit Augusto Farfus der erste Fahrer aus der Spitzengruppe an die Box, um sich harte Reifen zu holen. Alle anderen Fahrer kamen in der 22. Runde in die Box, da man nur 50% der Rennzeit auf den weichen Reifen fahren darf. Jamie Green interpretierte diese Regel allerdings anders und blieb noch eine Runde draußen, da die Boxenanlage des Teams vor dem Zielstrich lag und man so theoretisch unter der 50% Hürde bliebt. Die Rennleitung sah das jedoch anders und gab Green eine Drive-Through, sodass er am Ende nur Achter wurde. Noch mehr Aufregung gab es allerdings bei den Boxenstopps in der 22. Runde, da es sowohl bei Robert Wickens als auch bei Pascal Wehrlein zu einem Unsafe Release kam. Während des Rennens wurde jedoch nur Robert Wickens bestraft und Pascal Wahrlein fiel komplett aus, da er bei dem Unsafe Release einen Konkurrent berührte und dabei die Aufhängung brach. Für das nächste Rennen muss er jedoch drei Plätze in der Startaufstellung zurück.

Robert Wickens bekam eine Drive-Through, nachdem die Rennleitung erst fünf Runden überlegen musste. Entgegen aller Erwartungen blieb Robert Wickens jedoch draußen und ging nicht in die Box, um seine Strafe anzutreten. Auch die Versuche eines ARD-Interviewers, die Sache aufzuklären, scheiterten, da man sich bei Mercedes-Benz nicht dazu äußern wollte. Als Wickens die 3-Runden-Frist verstreichen ließ, blieb der Rennleitung nur noch übrig, eine Disqualifikation auszusprechen, von der Robert Wickens allerdings stark überrascht war, da man ihn vom Team aus nicht gesagt hatte, dass er eine Drive-Through-Strafe anzutreten hatte.

An der Spitze war es nach der Elimination von Wickens, Wehrlein und Green ein leichtes Spiel, die Fahrer so zu sortieren, dass man den größten Gewinn für den Gesamtstand hat. Marco Wittmann durfte zuerst an Timo Glock und dann an Augusto Farfus vorbeifahren. Zudem konnte Martin Tomczyk auf Platz 4 den BMW-Vierfachsieg perfekt machen, und bei der Konkurrenz darf man sich kräftig ärgern. Der beste Nicht-BMW-Pilot wurde Timo Scheider mit einem anständigen fünften Platz.

Ob es wirklich ein Unsafe Release bei Robert Wickens war, muss wohl jeder Zuschauer für sich entscheiden, da beide Piloten fast gleichzeitig losgelassen wurden und es für die Boxenmannschaft des Teams es keine Chance gab, darauf zu reagieren. Jedoch ist es absolut unverständlich, dass sein Teamchef ihm nicht sagte, dass er eine Strafe antreten muss und ihn so in die Disqualifikation laufen ließ. Selbst mit einer Strafe wären noch relativ viele Punkte möglich gewesen, doch so fuhr man ohne Punkte vom Red Bull Ring nach Hause.

Sorgen sollte man sich jetzt auch bei Audi machen, da man nach sechs Saisonrennen immer noch keinen Sieg verbuchen kann und es langsam knapp wird. Zwar beheimatet man mit Mattias Ekström den zweiten in der Meisterschaft, jedoch ist dieser schon knapp 40 Punkte hinter Marco Wittmann und hat daher nur noch eine geringe Meisterschaftschance. Einigermaßen zufrieden darf man bei Mercedes mit dem Wochenende sein, da man wieder den Anschluss an die Konkurrenz gefunden hat.

Rennergebniss
Gesamtstände

Weiter geht es mit der DTM in zwei Wochen mit dem Rennen am Nürburgring.

Motorsports / DTM 6. race Red Bull Ring Spielberg

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Motorsports / DTM 6.race Spielberg

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3 Kommentare

Oliver 7 August, 2014 - 06:59

Darf Audi jetzt auch neu homologieren?

nona 7 August, 2014 - 09:04

Sind wir also wieder in der freudigen Phase der Saison angekommen, wo die Werke ihre liebsten Fahrer nach vorne durchwinken, und der Rest nicht mehr mitspielen darf. Na grossartig. Der Sport hat sich damit bis zur nächsten Saison also erstmal wieder erledigt.

Dass in der DTM die Strafenkonsistenz mitunter mangelhaft ist, und die Regeldetails zu kompliziert und abstrakt für die Zuschauer, ist natürlich bekannt. Insofern rennt Toto Wolff mit seinem offenen Brief nichtexistente Türen ein. Wenn er aber ehrlich um das Image der DTM und „fairen Rennsport“ für die Zuschauer besorgt ist, dann muss er auch andere Baustellen ansprechen, wie z.B. die vermaledeite Teamorder, die an Unsportlichkeit kaum zu überbieten ist.

Motorsport, vor allem in der DTM, wir oft als „Teamsport“ bezeichnet, vor allem von den an Werks-Marketing interessierten Werksrepräsentanten. Dabei wird der Begriff gerne als Synonym für „Mannschaftssport“ propagiert. Das ist natürlich komplett falsch. Fussball und Basketball und Eishockey sind Mannschaftssportarten. Motorsport ist in seinem eigentlichen Wesen aber ein Individualsport der Fahrer, das „Team“ dahinter hat lediglich eine zweitrangige, unterstützende Funktion, und hat genau deswegen auch die eigene Teamwertung mit Teampunkten jenseits der Fahrerwertung. Vor diesem Hintergrund ist Teamorder IMMER per definitionem eine Unsportlichkeit. Sie schränkt den Individualsport auf der Strecke massiv ein. Das ist niemals fair.

(Wobei „Teams“ in der DTM ja sowieso nur Alibifunktion haben. Bekanntlich besteht die DTM in der Praxis nur aus genau drei echten Teams: den Werken, die über alle wichtigen Team-Interna letztlich bestimmen.)

Vor diesem Hintergrund ist es auch die Frage der Bestrafung von Unsafe Release zu betrachten. Norbert Haug argumentiert entlang obigem „Teamsport“-Missverständnis: man gewinnt zusammen, man verliert zusammen. Das klingt vordergründig furchtbar schön und aufrecht, und manche DTM-Fans sind damit inzwischen so indoktriniert dass sie es sogar glauben (vor allem die Winkemännchen mit den Werksfahnen auf den Tribünen). Dennoch wird durch diese Argumentation ein verbesserungswürdiges Ungleichgewicht übertüncht. Es ist grundsätzlich nicht fair dem Fahrer gegenüber, für etwas bestraft zu werden, dass er nicht verursacht hat und auch nicht beeinflussen kann. Bestraft werden müsste ausschliesslich das Team (z.B. durch Punktverlust in der Teamwertung, Geldstrafen, dergleichen), während der Fahrer maximal einem Korrektiv innerhalb des laufenden Rennens unterworfen werden sollte (z.B. durch Platzverlust/-preisgabe an den beeinträchtigten Fahrer direkt hinter ihm). Anders gesagt: so wie es jetzt geregelt ist, ist es grob unsportlich.

Aber dennoch lustig anzuschauen dass der Kindergarten in der DTM alive and well ist. Die Chuzpe von Mercedes muss man natürlich erstmal haben. Wir finden die Strafe gegen uns doof, also packen wir unser Reality Distortion Field aus, treten die Strafe gar nicht erst an, stampfen mit dem Fuss auf und diskutieren die Tatsachenentscheidung. Menno, für uns gelten die Regeln doch nicht! Ob Toto Wollf wirklich verstanden hat, wie gewaltig unsportlich *sowas* wirkt und dem Image der Serie schadet? (Natürlich hat er das, der Mann ist bekanntlich nicht unintelligent – deswegen lenkt er mit seinem offenen Brief ja den Fokus so subtil auf andere Dinge. Soll nur jeder möglichst schnell vergessen was für Riesenmist das Werk da gebaut hat.)

Baustelle am Rande: der Sohmer braucht dringend wieder einen kundigen Co-Kommentator an seiner Seite, der Dinge mitsieht und mitreden und -denken kann. In der post-Reuter-Zeit ist er viel zu oft vom Renngeschehen etwas überfordert.

Tobman 7 August, 2014 - 17:09

Zwei Fehler sind mir gleich am Anfang des Textes aufgefallen. Zum Einen steht im Reglement nicht, 50 % des Rennens sind mit weichen Reifen erlaubt, sondern die exakte Rundenzahl ist dort für jede Strecke vermerkt (in Spielberg 22). 50 % bei 47 Runden wären ja mehr als 23 gewesen. Zum Anderen ist die Ziellinie NICHT hinter der Box, sondern EXAKT auf Höhe der Boxeneinfahrt.
Das Unsafe Release für Wickens fand ich in Ordnung, Glock musste abbremsen, also lag eine Behinderung vor. Dumm von Mercedes, Protest einlegen zu wollen, obwohl das laut Reglement ja nicht möglich ist (Tatsachenentscheidung – wäre wie beim Fußball: Rote Karte, Spieler bleibt auf dem Feld, weil der Protest läuft), und absolut schwachsinnig, Wickens nicht zu informieren. Schwarze Flagge war die einzige Entscheidung, die der Rennleitung noch möglich war. Mercedes hat sich durch das ganze Rumgezetere dann noch einen Bärendienst erwiesen, da die Rennleitung noch einmal alle Entscheidungen geprüft hat und somit auch die Wehrlein-Aktion nachträglich bestraft hat.

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