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IndyCar: Analyse Shell and Pennzoil Grand Prix of Houston

von Rainer
2 Kommentare

In zwei sehr sehenswerten Rennen konnten sich Carlos Huertas und Simon Pagenaud durchsetzen. Beide Rennen waren geprägt durch Überraschungen, Fehler und tolle Zweikämpfe. So machen auch Double-Header viel Spaß.

(c) Joe Skibinski/IndyCar Media

(c) Joe Skibinski/IndyCar Media

Insgesamt war es das Wochenende der Rookies. Carlos Huertas, Mikhail Aleshin, Carlos Munoz und Jack Hawksworth hatten schon in einigen Rennen der Saison mit Top-10-Ergebnissen überzeugt. In Houston fuhren jetzt aber alle vier auf das Podium. Den besten Eindruck in beiden Rennen hinterließ Jack Hawksworth. Im Gegensatz zu Aleshin und Munoz beging er keine leichten Fehler und hielt auch dem größten Druck von Juan Pablo Montoya stand. Mit ihm hat sich Bryan Herta einen richtig guten Fahrer geangelt. Vor der Saison hätte ich nicht gedacht, dass die Kombination Hawksworth und Herta funktionieren könnte. Es ist aber schön zu sehen, dass sich ein Team nach einer katastrophalen Saison langsam wieder nach vorne arbeiten kann.

Race 1

Das erste Rennen in Houston begann direkt mit einer absoluten Neuerung. Nachdem es am Freitag zu den Trainings und am Samstagmorgen zur Qualifikation trocken war, fing es eine knappe Stunde vor Rennstart an zu regnen. Die Rennleitung verzögerte den Start etwas und legte fest, dass das Rennen nach 1:50 Stunden und nicht nach 90 Runden beendet wird. Die IndyCar erlebte also die Premiere eines stehenden Starts auf nasser Strecke. Entgegen den Befürchtungen verlief der Start aber relativ sauber. Nur Takuma Sato war sehr aggressiv und schob sich zwischen Scott Dixon und Luca Filippi, inklusive Berührungen mit beiden Konkurrenten, in Kurve 1 schon auf Platz 4. In Führung lag Simon Pagenaud vor Helio Castroneves und James Hinchcliffe.

Unter diesen ganz nassen Bedingungen war aber Sato klar der schnellste Pilot auf der Strecke. In Runde 3 überholte er in einem Manöver Hinchliffe und Castroneves. Pagenaud hatte Probleme mit seiner Bremsbalance und verpasste mehrfach die Schikane am Ende der Start- und Zielgerade. Auf Anweisung der Rennleitung musste er seine Fahrt verlangsamen und so seinen Vorsprung aufgeben. In Runde 4 wurde er dann von Sato überholt. Der Japaner konnte in Folge schnell einen Vorsprung herausarbeiten.

Marco Andretti und Takuma Sato (c) Richard Dowdy/IndyCar Media

Marco Andretti und Takuma Sato
(c) Richard Dowdy/IndyCar Media

Die Fahrer waren im ersten Renndrittel sehr diszipliniert unterwegs. Nur Carlos Munoz beging in Runde 7 einen schweren Fehler, als er seinen Teamkollegen Marco Andretti umdrehte. Andretti musste an die Box und sich neue Reifen besorgen. Er kam dann direkt vor Takuma Sato wieder auf die Strecke. Für gut zehn Minuten ignorierte er dann die blauen Fahnen und behinderte Sato so, dass Hinchliffe, ein weiterer Andretti-Pilot, wieder aufschließen konnte. Erst nach 13 Runden bekam Marco Andretti für das Blockieren von Sato eine Drive-Trough-Penalty.

Ab Runde 19 lag die Spitze dicht beisammen und langsam zeichnete sich eine trockne Linie ab. Trotzdem wechselten Will Power, der mit seiner Abstimmung weder in der trocknen Qualifikation noch im nassen Rennen zurecht kam, und Tony Kanaan in Runde 20 auf neue Regenreifen. In Runde 23 ließ Charlie Kimball Slicks aufziehen und war auf Anhieb so schnell wie die Spitze. Bis Runde 28 wechselten alle Fahrer ihre Reifen. Durch einen schnelleren Stopp konnte sich Hinchcliffe vor Sato schieben.

Die Bedingungen mit Slicks auf der teilweise noch nassen Strecke waren zu diesem Zeitpunkt sehr schwierig. Als erstes erwischte es Mike Conway, der in Runde 28 die Reifenstapel von Kurve 3 streifte und sich die Vorderradaufhängung verbog. Diese Caution rettete unter anderem Will Power und Tony Kanaan, die jetzt ohne großen Zeitverlust auch auf Slicks wechseln konnten. Für den Restart reihte sich Mikhail Aleshin auf Position 3 hinter Sato ein, allerdings mit einer Runde Rückstand. In Anfahrt auf Kurve 6 versuchte Aleshin Sato zu überholen. Dieser blockte aber erst innen, zog dann auf die Ideallinie nach außen und kollidierte mit Aleshin. Beide Fahrer sollten sich fragen, was das sollte. Natürlich darf ein überrundeter Fahrer nicht so aggressiv den Zweiten attackieren. Aber auch das Blocking von Sato war nicht regelkonform.

In Runde 36 berührte  Luca Filippi in Kurve 10 erst die Mauer auf der Innenseite, weil sein Dallara nicht so viel untersteuerte, wie er erwachtet hatte, und dann schlug er hart in die Mauer auf der Außenseite ein. Carlos Huertas und einige andere Fahrer nutzten die Verlängerung der Gelbphase für ihren letzten Boxenstopp in Runde 41. Das war der erste Schritt zum Sieg. Ohne weitere Gelbphasen hätte die Benzinmenge aber nicht bis zum Rennende gereicht. In Führung lagen weiterhin James Hinchliffe und Helio Castroneves. Durch schnelle Runden vor der ersten Gelbphase und gute Restarts hatte sich Sebastien Bourdais in die Top 3 vor Ryan Hunter-Reay geschoben.

In Runde 47 rutschte Scott Dixon hart in die Reifenstapel von Kurve 9. Simon Pagenaud konnte nicht ausweichen und verbog sich seine Vorderradaufhängung. Auch Charlie Kimball kollidierte noch mit Dixon und auch sein Rennen war beendet. Diese Gelbphasen nutzten Tony Kanaan, Juan Pablo Montoya und Carlos Munoz für ihren letzten Boxenstopp.

Nach nur fünf Runden unter Grün drehte sich Will Power in Kurve 9. Auch mit Slicks auf fast trockener Strecke war sein Auto fast unfahrbar. Als er mit einem Hinterreifen auch noch auf einen nassen Flecken kam, brach sein Dallara unkontrollierbar aus. Da doch einige Fahrer ausgefallen waren, kam er mit Rundenrückstand immerhin auf Platz 14 ins Ziel.

Für Carlos Huertas waren die beiden Gelbphasen natürlich Gold wert. Nach dem Restart lag er hinter seinem Teamkollegen Justin Wilson, der aber auf jeden Fall noch zum Nachtanken kommen musste, auf Platz 2, da die Spitzengruppe in der Box war. Diese verlor natürlich nicht nur Positionen auf Huertas, sondern auch auf Kanaan, Montoya und Munoz.

Die zweitlängste Grünphase wurde durch Ryan Briscoe beendet, der in Runde 76 bzw. vier Minuten vor Rennende, Sebastian Saavedra in die Mauer von Kurve 5 drückte. Die Strecke wurde schnell geräumt und für einen kurzen Sprint sollte es nochmal Grün geben. Bevor die grüne Fahne aber geschwenkt wurde, schrie die Box Graham Rahal schon „Green, Green, Green“ ins Ohr und er beschleunigte seinen Dallara ins Heck von Tony Kanaan. Das Rennen wurde natürlich nicht frei geben und Carlos Huertas rollte vor Juan Pablo Montoya und Graham Rahal ins Ziel.

kolumbianisches Podium (c) Chris Jones/IndyCar Media

kolumbianisches Podium Race 1
(c) Chris Jones/IndyCar Media

Für die beiden Unfälle wurden Ryan Briscoe und Graham Rahal nach Rennende mit jeweils einer 30-Sekunden-Zeitstrafe belegt. Am Ende der Führungsrunde belegten sie so die Plätze 11 und 12. Auf dem Podium standen derweil mit Carlos Huertas, Juan Pablo Montoya und Carlos Munoz drei Kolumbianer. Da gleichzeitig Kolumbien Uruguay im Achtelfinale der FIFA WM besiegt hatte, dürften das die beiden erfolgreichsten Stunden in der Sportgeschichte Kolumbiens gewesen sein.

 

Bemerkenswertes:

Sebastien Bourdais erreichte mit Platz 4 sein bestes Saisonergebnis.

– Jack Hawksworth belegte im Ziel einen sehr guten sechsten Platz.

– Nach der Drive-Through-Penalty und dem letzten Platz konnte sich Marco Andretti bis auf Platz 8 wieder nach vorne fahren.

– Trotz des katastrophalen Rennens und Platz 14 hat Will Power nur wenige Punkte auf seine schärfsten Konkurrenten verloren, da Ryan Hunter-Reay (Platz 7), Helio Castroneves (Platz 9) und Simon Pagenaud (Platz 16) auch nicht viele Punkte holen konnten.

– Für Justin Wilson ging die Strategie nicht auf und er kam auf Platz 10 ins Ziel.

– Auch nach der 30-Sekunden-Zeitstrafe war Ryan Briscoe auf Platz 12 bester Fahrer von Chip Ganassi.

Das Ergebnis von Rennen 1 ist hier auf der Homepage der IndyCar Series zu finden.

Race 2

Im Gegensatz zu Samstag schien am Sonntag die Sonne. Helio Castroneves hatte vor Mikhail Aleshin und Simon Pagenaud die Qualifikation gewonnen. Am Start setzte sich Castroneves durch und führte das Feld vor Pagenaud an. Aleshin auf Platz 3 konnte nicht ganz den Speed der Führenden mitgehen und hielt das restliche Feld hinter sich etwas auf. Davon profitierte Will Power, der wie schon am Samstag erhebliche Probleme in der Qualifikation hatte. Von Startplatz 16 fuhr er sich aber schnell an das Ende der Aleshin-Gruppe. Von den zahlreichen Überholmanövern war leider wenig im Fernsehen zu sehen.

Ab Runde 21 absolvierten die Fahrer ihren ersten Boxenstopp. Power blieb bis Runde 29 draußen und nutzte die freie Fahrt. Als in Runde 32 alle Fahrer an der Box waren, lag er 6,5 Sekunden hinter Castroneves und Pagenaud auf Platz 3. Aber auch diesen Rückstand dampfte Power schnell ein und ab Runde 37 war er an Pagenaud dran. Das lag aber auch daran, dass Castroneves-Dallara für die Prime-Tyres nicht mehr ideal abgestimmt war. Die lange Grünphase ab Rennstart endete in Runde 42, weil Carloz Munoz mit einem Reifenschaden nach Mauerkontakt auf der Start- und Zielgerade liegen geblieben war.

Nach dem Restart kamen die beiden Penske-Piloten nicht so recht in Schwung. In Runde 47 überholte Sebastien Bourdais Power und eine Runde später Pagenaud Castroneves in Kurve 4. Bourdais wollte ausnutzen, dass Helio Castroneves durch das Überholmöver Schwung verloren hatte, und attackierte ihn in Anfahrt zu Kurve 6. Castroneves blockierte erst innen und zog dann nach außen auf die Ideallinie. Dabei kollidierte er erst mit Bourdais und dann mit der Mauer. Das war eine Wiederholung des Aleshin-Sato-Unfalls vom Samstag. Auch wenn Castroneves es anders sah, die Schuld lag dann doch bei ihm.

In Folge des Restarts ab Runde 54 verlor Will Power wieder Plätze an Juan Pablo Montoya und Marco Andretti. Wahrscheinlich fuhr man bei Penske-Racing mit weniger Luftdruck in den Reifen und erst durch die Hitzeentwicklung im Renntempo baute sich der ideale Luftdruck auf. Denn nach vier Runden konnte Power wieder das Tempo der Spitzengruppe mitgehen.

Durch die Kollision mit Castroneves war ein Teil von Bourdais Frontflügel abgebrochen. Mit mangelndem Anpressdruck auf der Vorderachse musste er Juan Pablo Montoya vorbei lassen. Bei seinem nächsten Boxenstopp wurde der Frontflügel gewechselt, aber die gute Position war so natürlich erst einmal verloren. In Runde 61 musste Josef Newgarden seinen Dallara mit gebrochener Felge abstellen. In Erwartung der kommenden Caution gingen alle Fahrer der Führungsgruppe an die Box.

Zum Restart führte dann Simon Pagenaud vor Mikhail Aleshin, Justin Wilson und Jack Hawksworth. Die drei letztgenannten Farher hatten in der vorhergegangen Gelbphase von Runde 49 bis 54 ihren letzten Pitstop absolviert. Das bedeutete ein gewisses Risiko, da nur mit genug Runden unter Gelb auch die Benzinmenge gereicht hätte. Da es in der zweiten Hälfte von IndyCar-Rennen gerne zu mehr Unfällen kommt, war das Risiko aber überschaubar. Entsprechend ließ die nächste Caution nicht lange auf sich warten. In Runde 67 schob Marco Andretti Justin Wilson in die Reifenstapel.

Bei Penske-Racing hatte man auf die schwache Performance nach den Restarts reagiert und wohl den Luftdruck in den Reifen beim letzten Wechsel erhöht. In Runde 73 konnte Power Jack Hawksworth überholen, aber die beiden Piloten von Sam Schmidt waren deutlich schneller. Hinter Power setzte Montoya Hawksworth unter Druck, verlor aber seinerseits einen Platz an Charlie Kimball. Das fantastische Racing hielt leider nicht lange an, da in Runde 75 Takuma Sato zu sehr über den inneren Kerb von Kurve 8 räuberte und dann in die Außenmauer einschlug.

Podium Race 2 (c) Chris Jones/IndyCar Media

Podium Race 2
(c) Chris Jones/IndyCar Media

Nach Runde 80 wurde das Rennen wieder freigegeben und die Fahrer machten da weiter, wo sie in Runde 75 aufgehört hatten. An der Spitze setzten sich Pagenaud und Aleshin von Power ab. Vor allem aber der Kampf um Platz 4 zwischen Hawksworth, Montoya und Kimball setzte sich atemberaubend fort. Es gab einige harte Manöver, auch mit Kontakt. Insgesamt war es aber sehr faires Racing. Leider beschädigte sich Montoya sein Auto oder seine Reifen und musste nach Runde 87 noch Sebastien Bourdais und Ryan Hunter-Reay passieren lassen. Da Power mit einem Reifenschaden auch noch viele Plätze bis Platz 12 verlor, gab es nichts zu feiern für Penske-Racing.

Bemerkenswertes:

Carlos Huertas schied schon in Runde 2 ohne Antrieb aus.

– In Runde 23 musste Scott Dixon das Rennen mit Bremsproblemen aufgeben.

Graham Rahal verlor einige Runden mit Problemen am Getriebe.

Mike Conway beschädigte sich beim Start den Frontflügel und durch die Reparatur verlor er eine Runde.

Sebastian Saavedra drehte beziehungsweise beschädigte sich sein Auto mehrfach in beiden Rennen.

Das Ergebnis von Rennen 2 ist hier auf der Homepage der IndyCar Series zu finden.

In der Meisterschaftswertung führt weiterhin Will Power vor Helio Castroneves und Ryan Hunter-Reay. Simon Pagenaud auf Platz 4 konnte den Rückstand auf 59 Punkte verkürzen. Einen Sprung nach vorne hat Juan Pablo Montoya auf Platz 5 gemacht, der sich vor Marco Andretti und Carlos Munoz schieben konnte. Sebastien Bourdais, Scott Dixon und James Hinchcliffe komplettieren die Top 10.

Auf der Statistikseite der IndyCar findet man die komplette Meisterschaftswertung sowie die getrennten Wertungen für Straßen- und Ovalkurse.

Am nächsten Wochenende steht schon das Rennen in Pocono auf dem Programm.

Marco Andretti und Takuma Sato (c) Richard Dowdy/IndyCar Media
kolumbianisches Podium (c) Chris Jones/IndyCar Media
(c) Joe Skibinski/IndyCar Media
Podium Race 2 (c) Chris Jones/IndyCar Media

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2 Kommentare

Matthias 1 Juli, 2014 - 09:27

Kleine Korrektur: Bourdais wechselte im 2.Rennen nicht den Frontflügel.

Crusher75 1 Juli, 2014 - 20:46

@ Matthias:
Danke Matthias, ich war mir nicht mehr sicher und Bourdais Rundenzeiten waren eigentlich zu gut für einen defekten Frontflügel. Aerodynamischer Abtrieb an der Vorderachse ist sowieso überwertet.

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