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Formel Eins: Vorschau GP Australien 2014

von DonDahlmann
2 Kommentare

Und los geht es mit der Formel Eins in Australien. Klar ist aber schon vor dem Rennen, dass nichts klar ist.

AustraliaNoch nie gab es derartig viele unbekannte Variablen zum Start einer Formel-Eins-Saison. Wessen Motor hat die höchste Leistung? Wessen Motor hält überhaupt durch? Wer hat die Aerodynamik am besten hinbekommen? Und welches Fahrzeug schont die Reifen? Kaum jemand weiß, wie die Hackordnung wirklich aussieht und selbst die Teams, die als Favoriten gelten, wiegeln lieber ab und verweisen auf den mittlerweile halbtot gerittenen Satz „To finish first, you have to finish first“. Aber der Spruch stimmt in diesem Jahr, zumindest bei den ersten Rennen. Und er gilt auch für die Punkteränge, auf denen es einige Überraschungen geben wird.

Es gibt in diesem Jahr bekanntermaßen einige Änderungen in Sachen Regeln, die wir in unserem E-Book zur Formel-Eins-Saison 2014 ausführlich erläutert haben. Aber für alle noch mal eine Zusammenfassung in Stichworten:

– Neuer 1.6 Liter V6 Turbomotor, 2 Energierückgewinnungssysteme, max. 15.000 U/min Drehzahl
– Nur noch 5 statt 8 Motoren pro Saison
– 100 kg (135 Liter) Benzin statt bis zu 200 kg wie 2013.
– Maximale Durchflussmenge des Sprits: 100 kg/h
– Schmaler Frontflügel
– Verbot des angeblasenen Diffusor
– Neuer Auspuff
– Neues Getriebe mit acht Gängen, das 5 Rennen halten muss

Sorgen macht den Teams vor allem die neue Antriebseinheit. Die neuen Motoren sind extrem kompliziert (siehe dazu auch unseren Techtalk im Podcast) und im Rennen hat sie auch noch keiner eingesetzt. Bei den Tests konnte Mercedes auftrumpfen, deren Motor offenbar schon sehr zuverlässig läuft. Ferrari war nicht ganz so zufrieden, vor allem was die Leistungsdaten anging. Regelrecht katastrophal sieht die Lage für Renault aus. Red Bull, Toro Rosso und Caterham betonen, dass sie froh sind, wenn sie überhaupt ins Ziel kommen sollten. Warum Renault so verwachst, erklären wir ebenfalls im Podcast, aber kurz zusammen gefasst: Man hat massive Probleme mit der Kühlung und der Software, die die Energiespeicherung steuert. Das hat zur Folge, dass man bei den Tests jede Menge Schäden am Motor hatte.

Genau das will man in Australien sicher nicht riskieren. Da man nur fünf Motoren (plus die Zusatzkomponenten, die man ebenfalls fünf Mal austauschen darf) hat, dürfte ein Motorschaden im ersten Rennen nicht unbedingt günstig sein. Das gilt allerdings nicht nur für Renault.

Die Angst vor Schäden am Motor oder dessen komplizierten Systemen wird sowohl die Trainings, als auch das Rennen bestimmen. Man kann davon ausgehen, dass am Freitag in Australien teilweise noch recht viel gefahren wird. Da die Teams alle neue Teile dabei haben und jeden Testkilometer im Moment gut gebrauchen können, wird man ein paar Runden fahren. Ob das im ersten oder im zweiten freien Training der Fall sein wird, ist unklar. Sinn macht es eher im zweiten Training, weil dort die Bedingungen wie in der Quali und im Rennen sind.

Das dritte freie Training werden die meisten Teams ausfallen lassen. Der Grund ist einfach: Wenn in FP3 etwas am Motor kaputt geht, hat man nur zwei Stunden Zeit, die Teile auszutauschen. Die Teams haben berichtet, dass ein Motortausch im Moment aber noch gut drei bis vier Stunden in Anspruch nimmt. Das Risiko in FP3 zu fahren, überwiegt also die Erkenntnisse, die man eventuell sammeln könnte.

Die Qualifikation läuft wie bisher, abgesehen davon, dass die Top-Ten-Teams in Q3 einen Extra-Satz Reifen bekommen, mit dem sie ihre schnellste Runde drehen können. Gestartet wird dann auf den Reifen, die sie in Q2 genutzt haben.

Wie wird das Rennen laufen? Eine Frage, die schwer zu beantworten ist. Ich rechne damit, dass das Rennen eher statisch wird. Überholen ist in Australien eh so eine Sache, wenn man nicht wirklich massiv schneller ist, wird man sich hinter dem Kollegen einrichten und abwarten, ob etwas über die Strategie geht. Dazu weiß niemand, wie groß die Geschwindigkeitsunterschiede sind. Christian Horner meinte die Woche, dass Mercedes eventuell auch mit zwei Runden Vorsprung gewinnen könnte, so vom reinen Speed her. Und wenn die Technik durchhält.

Es könnte aber auch durchaus enger werden an der Spitze, denn bei den Tests lagen Mercedes und Williams ziemlich gleichauf. Auch Force India war nicht langsam. Womit wir dann bei der Frage wären, wie die Hackordnung in der F1 beim ersten Rennen aussieht. Nach meinen Berechnungen so:

Mercedes & Williams
Ferrari & McLaren
Force India
Sauber
Red Bull
Toro Rosso
Marussia
Lotus
Caterham

Der Abstand pro Runde zwischen Mercedes und Ferrari dürfte laut den Tests bei 0,5 bis 0,9 Sekunden liegen. Force India könnte mit Ferrari gleichauf sein, ist allenfalls nur knapp dahinter. Sauber fehlen auf Ferrari mindestens 0,7 Sek. Red Bull kann auf eine Runde schneller fahren als Sauber und vermutlich Force India, werden sie aufgrund der technischen Probleme aber über die Distanz nicht schaffen. Es kann sogar sein, dass Toro Rosso besser unterwegs ist. Der Abstand bei den Tests betrug ca. 2 Sekunden auf Mercedes. Marussia ist in der Lage, in Q2 vorzudringen. Man hatte bei den Tests Probleme, zauberte aber richtig gute Zeiten am letzten Tag. Lotus hatte ebenfalls große technische Sorgen und war zudem nicht sonderlich schnell. Caterham machte von allen Teams mit Renault-Motor zwar den besten Eindruck, war aber auch 2 Sekunden langsamer als Red Bull.

Es ist also davon auszugehen, dass der Sieger in Melbourne einen Mercedes-Motor im Heck haben wird. Wobei Ferrari schwer einzuschätzen ist. Viele Experten gehen davon aus, dass die Italiener bei den Tests nicht alles gezeigt haben. Auf der anderen Seite betont Ferrari immer wieder, dass die Rennen in der ersten Halbzeit der Saison vor allem über die Konstanz gewonnen werden.

Ein wichtiger Faktor, der bei aller Sorge um die fragile Technik im Moment gerne übersehen wird, ist die Strategie. Auch 2014 wird man sich entscheiden müssen, wie oft man im Rennen die Reifen wechseln möchte. Pirelli hat die Reifen etwas härter gemacht, allerdings ist wegen des höheren Drehmomentes auch klar, dass die Hinterreifen besonders stark abnutzen werden. Die sichere Variante in Melbourne sind zwei Stopps, aber im letzten Jahr haben Lotus und Force India gezeigt, dass es auch mit einem Stopp geht. Was gegen einen zweiten Stopp spricht, ist die Technik. Der Motor wird während der Fahrt durch die Boxengasse und während des Stopps kaum gekühlt, was zu Problemen führen kann. Dementsprechend könnten einige Teams auf den zweiten Stopp verzichten.

Es gibt also einige Dinge, die im Moment schwer vorhersehbar sind und die das Rennen komplett auf den Kopf stellen können. Im Rennen selber wird es wie gesagt eher ruhig zugehen, man wird, wenn man gut in den Punkten liegt, seine Position eher halten, anstatt nach vorne zu schauen. Die Spannung wird darüber aufkommen, wer welche Strategie fährt und wer überhaupt die volle Distanz schafft.

Zur Strecke: Man kennt sie ja aus den letzten Jahren, große Änderungen gibt es nicht. Der Asphalt hat relativ wenig Grip, man setzt auf einen hohen Abtrieb. Mehr zur Strecke gibt es im FAQ-Bereich.

Wie üblich muss man für die Live-Berichterstattung früh aufstehen. Sky überträgt wie gewohnt alles, RTL die Quali und das Rennen live. Alle Übertragungszeiten sind in unserem TV-Kalender zu finden.

Und jetzt: Vorhang auf und viel Spaß mit der Formel-Eins-Saison 2014.

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2 Kommentare

Tobias 13 März, 2014 - 16:52

Das Getriebe muss 6 Rennen halten.

Lutz 13 März, 2014 - 19:37

Ich kann mir nicht helfen, eine Formel Eins, die nur Halb- statt Vollgas erlaubt, ist irgendwie keine richtige Formel Eins …

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