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Formel Eins: Bernie Ecclestone tritt zurück

von DonDahlmann
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Bernie Ecclestone wird in Deutschland wegen Erpressung angeklagt und lässt seinen Posten als Managing Director der F1 ruhen. Er bleibt aber für das Tagesgeschäft zuständig.

F1 Grand Prix of Abu Dhabi - RaceBernie Ecclestone ist nicht mehr Managing Director der Formel Eins. Und doch behält er weiter alle Zügel in der Hand. Nachdem die Staatsanwaltschaft in München ihn offiziell wegen Bestechung angeklagt hat, legt er seinen Posten als offizieller Chef der Formel Eins nieder bzw. lässt ihn ruhen. Er wird aber weiter das gesamte Tagesgeschäft leiten. Sein Amt, und damit seine Überwachung, übernimmt Donald Mackenzie, Mitbegründer der CVC Gesellschaft, die die Mehrheit an der Formel Eins hält. Mackenzie hatte schon vor einiger Zeit zusammen mit dem Nestlé-Chef Peter Brabeck-Letmathe die Leitung der Delta Topco Gesellschaft übernommen (ein wenig Hintergrund dazu hier), die wiederum alle Rechte an der F1 hält. Offiziell ist Bernie also seinen Job los, inoffiziell wird er allerdings weiter alle Fäden in der Hand halten. Er braucht allerdings nun für jede Entscheidung die schriftliche Zustimmung von Mackenzie und Brabeck-Letmathe. Ist dies somit das Ende der Ära Bernie Ecclestone?

Das wird vom Ausgang der Verhandlung vor dem Landgericht München abhängen. Hintergrund ist bekanntlich der Verkauf der F1-Rechte an die CVC-Gruppe. Der mittlerweile wegen Bestechlichkeit verurteilte ehemalige BayernLB-Vorstand Gerhard Gribkowsky soll von Ecclestone knapp 44 Millionen Euro erhalten haben, damit die CVC den Zuschlag bekommt. Ecclestone bestreitet nicht, dass das Geld geflossen ist, sagt aber, dass er von Gribkowsky erpresst worden sei. Dieser habe ihm gedroht, die britischen Steuerbehörden zu verständigen, sollte Ecclestone nicht zahlen.

Die Staatsanwaltschaft in München hat sich viel Zeit mit der Sache gelassen. Im Grunde versucht man schon seit mehreren Jahren festzustellen, was genau da gelaufen ist. Nun geht es darum, dass man Ecclestone jetzt nachweisen muss, dass er das Geld in betrügerischer Absicht gezahlt hat und nicht erpresst wurde. Offenbar reichen die Beweise der Staatsanwaltschaft zumindest für eine Klage aus und offenbar ist es den Anwälten von Ecclestone nicht gelungen, die Anklagepunkte zu schwächen.

f1besitzDer Verzicht von Ecclestone auf seinen bisherigen Posten ist ein taktisches Manöver. Mercedes hatte schon angekündigt, dass man bei einer Anklage aus rechtlichen Gründen über einen Rückzug nachdenken müsse. Der Hintergrund sind interne Compliance-Regularien, die es kurz gesagt einem Konzern unter Umständen verbieten können, mit einem Geschäftspartner weiter zu arbeiten, der wegen schwerer Verbrechen angeklagt ist. Diese Compliance-Regeln dürften auch bei vielen anderen Unternehmen gelten, darunter etlichen Sponsoren der Formel Eins. Letztendlich ist Bernie zwar seinen Titel los, nicht aber seinen Einfluss, da er weiterhin für die Tagesgeschäfte zuständig sein wird. Offiziell laufen aber alle Verträge über Donald Mackenzie und nicht mehr über Ecclestone.

Dass Bernie aber weiter das Sagen hat, davon darf man getrost ausgehen. Es zeigt auch, wie sehr Ecclestone mit der Formel Eins verwoben ist. Man kann ihn nicht einfach ersetzen, da nur er das Geflecht von Firmen leiten kann. (Siehe dazu mein Artikel von 2010, nicht mehr ganz aktuell, aber gibt einen guten Eindruck.) Zum Vergleich: Wäre der Chef von Daimler, BMW, der Deutschen Bank etc. eines vergleichbaren Verbrechens angeklagt, müsste dieser vermutlich seinen Posten ebenfalls ruhen lassen und würde kaum die Tagesgeschäfte weiterführen.

Klar ist, dass die CVC zwar die Vermarktungsrechte an der Formel Eins hält, nicht aber die Deals mit den Strecken hat. Die liegen bei einer anderen Firma, die meines Wissens wiederum Bernie Ecclestone allein gehört. Die Namensrechte der Formel Eins sind wiederum von der FIA gepachtet, die aber ein Vetorecht besitzt, sollten sich die Besitzverhältnisse in der Formel Eins ändern. Schon mehrfach wurde gemutmaßt, dass die CVC zwar die lukrativen kommerziellen Rechte der F1 besitzt (TV & Sponsoren), die aber nichts wert sind, wenn es a) kein Concorde-Abkommen gibt und b) die FIA sich quer stellt. Dass die Streckenbetreiber angeblich an Ecclestone gebunden sind, kommt noch hinzu.

Wie komplex die Sachlage in der Formel Eins ist, bekannte neulich erst Donald Mackenzie selber. Zur Zeit klagt in London auch die Constantin Medien, die ebenfalls in den Deal zwischen BayernLB und CVC verwickelt war. Constantin will knapp 90 Millionen Pfund von Ecclestone und der CVC, da man davon ausgeht, dass der Verkaufspreis damals zu niedrig gewesen sei (ausgelöst durch die angebliche Bestechung, die nun in München verhandelt wird). Mackenzie musste ebenfalls vor Gericht aussagen und dabei machte er auch folgende erstaunliche Aussage:

„According to Mackenzie, one was the uncertainty over the sport’s long-term viability and marketability given the lack of a commercial agreement – known as the Concorde Agreement – between F1 teams, F1 management and the sport’s governing body.
‚In that period between 2006, when we bought it, and 2009, we could not sell this company,‘ said Mackenzie. ‚It was not sellable. No-one wants to buy Formula 1 when there’s no Concorde Agreement signed.‘

[…]

‚It really was a misjudgement by us,‘ he said, explaining that CVC had not been aware just how fraught the relationship was between F1 teams and F1 management. ‚There was a history of anger,‘ he explained. ‚This was like a very bad divorce. The husband and wife have been fighting each other for years and years and they could no longer see sense.‘

Anders ausgedrückt: Die CVC hatte nichts in der Hand und musste sich auf Bernie Ecclestone verlassen, der das komplizierte Geflecht der Formel Eins zusammenhält. Die Frage wird nun sein, was im Hintergrund geschieht, also, ob es der CVC gelingen wird, Bernie Ecclestone die Kontrolle komplett abzunehmen. Angesichts der Tatsache, dass selbst eine Anklage nichts daran ändert, dass Ecclestone weiterhin die Zügel in der Hand hält, dürfte das schwer werden. Aber seine Position ist nicht mehr so stark, wie sie mal war, und die Frage nach einem Nachfolger dürfte Fahrt aufnehmen.

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