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Formel Eins: Vorschau Abu Dhabi 2013

von DonDahlmann
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Die Weltmeisterschaft ist entschieden, aber es geht noch um die Plätze in der Konstrukteursmeisterschaft. Gleichzeitig gibt es eine Menge Bewegung hinter den Kulissen.

abuIm Zentrum der Aufmerksamkeit steht Ross Brawn. Eddie Jordan vermeldete via BBC vor ein paar Tagen, dass Brawn das Mercedes-Team verlassen wird, was von Niki Lauda zum wiederholten Male dementiert wurde. Angeblich will man sich nach dem letzten Rennen in Brasilien zusammensetzen, um eine Entscheidung zu treffen. Dabei geht es wohl vor allem um die Frage, wie weit der Einfluss von Brawn ab 2014 reichen wird. Der Brite verlangt weiterhin die komplette Kontrolle über das Team, was Technik und Rennen angeht. Mercedes würde wohl gerne Paddy Lowe stärker einbinden und damit Brawn Kompetenzen aberkennen, was dieser aber nicht will. Die Situation ist pikant, immerhin war es Brawn, der das Team in diesem Jahr nach vorne gebracht hat. Natürlich gibt es viele Gerüchte um Brawn. Honda würde ihn einkaufen wollen, ebenso McLaren und seit ein paar Tagen wird Williams genannt.

Honda halten viele Beobachter für unwahrscheinlich, nachdem ihn die Japaner 2008 mehr oder weniger im Regen haben stehen lassen. McLaren klingt nett, aber da wäre noch Martin Whitmarsh. Der steht zwar wegen der schlechtesten Saison seit 1980 intern unter Druck, aber es ist nicht vorstellbar, dass Brawn Whitmarsh ablösen sollte. Wenn das aber nicht der Fall ist – warum sollte Brawn in ein Team wechseln, in dem er eine ähnliche Position einnehmen soll, wie ihm jetzt Mercedes anbietet? Williams klingt nach einer charmanten Lösung. Dem Team fehlt neben Frank Williams eine starke Führungspersönlichkeit, Brawn passt da auf den ersten Blick gut rein. Mit Pat Symonds hat man einen erfolgreichen Designer an Bord, aber ihm fehlen aufgrund seiner Zwangspause ein paar Jahre Erfahrung und er muss erst beweisen, dass er wieder gute Autos bauen kann. Brawn wäre die ideale Besetzung.

Williams bestreitet, dass man mit Brawn geredet hat, lässt aber auch durchblicken, dass eine derartige Verpflichtung interessant wäre. Bezahlen kann man ihn jedoch nicht – eine Variante wäre, dass Brawn zu günstigen Konditionen die 20-%-Anteile von Toto Wolff übernimmt und somit bezahlt werden kann.

Bei Williams ist im Moment eh viel Bewegung. Pastor Maldonado will wohl unbedingt weg, der Sponsoren-Deal mit dem Ölkonzern aus Venezuela läuft aber noch bis 2015. Angeblich hat man zugestimmt, dass Maldonado gehen darf, die Sponsoren aber eine weitere Saison auf den Autos bleiben. Weiteres Geld soll von Felippe Massa kommen, der wieder einen brasilianischen Ölmulti im Hintergrund hat. Massa wäre sicher keine schlechte Ergänzung für Williams, immerhin bringt er viel Know-how von Ferrari mit. Maldonado selber würde gerne bei Lotus andocken, wo sein Geld willkommen wäre, aber man ein Platzproblem hat. Grosjean hat eine sehr gute zweite Saisonhälfte hingelegt und er hat das Geld von „Elf-Total“ im Rücken, die die Motoren zahlen. Eric Boullier hätte gerne Hülkenberg, der wiederum aber keine Sponsoren hat. Boullier hat klar gemacht, dass man eine Entscheidung bis Ende der Woche haben will. Wenn Maldonado zu Lotus gehen sollte, was macht dann Hülkenberg? Der Deutsche, der vor zwei Monaten noch einen unterschriftsreifen Vertrag von Ferrari hatte, könnte am Ende bei all dem Geschacher auf der Strecke bleiben, denn bei McLaren neigt man wohl dazu, Sergio Perez eine weitere Saison zu geben, was er sich durchaus auch verdient hat. Maldonado und sein Geld sind die Schlüsselfaktoren im Moment.

Zum Rennen. Abu Dhabi ist eine durchaus ansprechende Strecke, die langen Geraden werden dank der zwei DRS-Zonen für jede Menge Überholmanöver sorgen. Red Bull hat hier letztes Jahr ausnahmsweise mal nicht gewonnen, weil Lotus die bessere Strategie hatte. Die werden mit Räikkönen und Grosjean auch in diesem Jahr gute Chancen auf den Sieg haben. Der längere Radstand des Lotus scheint sich zu bewähren, auch was den Reifenverschleiß angeht.

Um Red Bull gab es mal wieder Gerüchte, wo deren plötzlicher Vorteil herkommen mag. Gary Anderson schrieb bei der BBC über eine Theorie, die darauf aufbaut, dass der T-Träger vorne, der den Unterboden stabilisiert, mittels verformbarer Materialien beweglich sein könnte. Das wäre in der Tat ein Verstoß gegen die Regeln. Laut AMuS (kann ich leider wegen des Leistungsschutzrechtes nicht verlinken) hat Charlie Whiting in Indien den T-Träger erhitzt und festgestellt, dass sich da nichts bewegt. Neu ist die Theorie nicht. Schon im letzten Jahr, als die Lasttests für Frontflügel usw. noch deutlich geringer waren, war bekannt, dass Ferrari, Red Bull und McLaren mit flexiblen Kohlefaserwerkstoffen arbeiten. Warum sollte man die nicht am Unterboden einsetzen, um die den Wagen abzusenken. Anderson hat in seiner Analyse zumindest in dem Punkt recht, dass ein so steil angestelltes Fahrzeug wie der Red Bull normalerweise Probleme mit der Anströmung im Heck und der Abdichtung des Diffusors haben müsste. Aber genau da liegt ja auch eine Stärke des RB9.

Klar ist, dass Newey und seine Mannschaft irgendwas gefunden haben. Ob das unsere Theorie mit der Traktionskontrolle ist, ob es was mit flexiblen Werkstoffen zu tun hat oder ob es eine Mischung aus Mapping, Anströmung, Werkstoffen usw. sein sollte – den Vorteil könnte Red Bull auch 2014 auf seiner Seite haben.

Das Rennen sollte sich also zwischen Red Bull und Lotus entscheiden, der Rest dürfte wenig Chancen auf den Sieg haben. Mercedes hat ebenso wie Ferrari Zeit auf Red Bull eingebüßt, wobei der Zeitverlust von Ferrari noch eklatanter ist. Beim GP von Deutschland fehlen Alonso sieben Sekunden auf Vettel, in Japan waren es 45 Sekunden. Gegenüber Mercedes und Ferrari hat Red Bull im Rennen pro Runde rund 0,5 bis 0,7 Sekunden über die Sommerpause gewinnen können.

Dafür droht beiden Teams von hinten wenig Ungemach. McLaren sollte in Abu Dhabi etwas langsamer als in Indien sein, Sauber dürfte da eher eine Rolle spielen. Die langen Geraden dürften dem schnellen Sauber liegen. Dahinter werden sich Force India und Toro Rosso um die Plätze streiten.

Strategie

Pirelli bringt erneut die „Soft/Medium“-Reifen mit. In Abu Dhabi ist es recht warm (30 Grad), aber das Rennen startet ja kurz vor Sonnenuntergang und geht in die Nacht. Das bedeutet, dass die Strecke abkühlen wird, was bei der Strategie einiges an Fragen aufwirft. Zum Beispiel, was man mit den „Soft“ macht und ob man mit einem Stopp über die Runden kommen wird. Force India und Lotus ist das Kunststück in Indien gelungen, warum also nicht in Abu Dhabi? Dafür spricht auch der Zeitverlust beim Stopp. Wegen der merkwürdigen Tunnelausfahrt verliert man etwas mehr Zeit als sonst, auch wenn die Ausfahrt die Strecke etwas abkürzt. Gegen einen einmaligen Wechsel spricht ein möglicher Zeitverlust, vor allem mit abbauenden „Medium“ am Ende, wie man bei Räikkönen in Indien sehen konnte.

Es könnte aber gut gehen, wenn man es wie Sutil in Indien machen. Auf den „Medium“ starten, die lange fahren, um dann die letzen 20 Runden auf „Soft“ zu gehen. Sutil fuhr beim letzten Rennen 19 Runden mit den „Soft“ und in der vorletzten Runde seine schnellste Runde des Rennens. Ein leichtes Auto am Ende belastet die Reifen nicht allzu sehr.

Eine andere Variante wäre es auf den „Soft“ zu starten, um dann nach zehn Runden auf die „Medium“ zu gehen. Im letzten Stint könnte man dann, so man denn noch einen Satz hat, wieder auf „Soft“ wechseln. Auf dem Papier scheint dies die beste Lösung zu sein, wenn man denn einen Satz in Q2 oder Q3 sparen kann, was vermutlich nur Red Bull gelingen wird.

Rennzeiten sind wie in Europa: Quali und Rennen starten um 14:00 Uhr.

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