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WEC/ALMS: Analysen Interlagos & Baltimore 2013

von DonDahlmann
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Wenig Spannung bei der WEC, Chaos bei der ALMS. Beide Rennserien machten es am Wochenende nicht gerade einfach, die Rennen zu verfolgen.

AUTO - WEC 6 HOURS OF SAN PAULO 2013Dass Audi in der WEC im Moment deutlich besser aufgestellt ist als der verbliebene Toyota, ist kein Geheimnis. Aber die Japaner hatten vor dem Rennen ein wenig am Motor gearbeitet und den Verbrauch zugunsten der Leistung erhöht. Das führte immerhin dazu, dass der Toyota auf der knapp 5 Kilometer langen Strecke in Sao Paulo nur wenige Zehntel langsamer als der R18 war. Auch in den ersten Runden konnte man das Tempo der R18 einigermaßen halten, auch wenn man ein paar Sekunden zurückfiel. Die spannende Frage wäre an dieser Stelle gewesen, wie lange der Toyota mit diesem Tempo würde fahren können. Eine Runde mehr? Oder gar zwei oder drei, wie manche vermuteten? Dummerweise kam es nicht mehr zur Beantwortung der Frage.

Nach knapp 40 Minuten war das Rennen für Toyota beendet. Stephane Sarrazin wollte einen Lotus LMP2 nach dem Senna-S außen überholen. Aber der Lotus zackte plötzlich nach rechts und katapultierte den Toyota hart in die Reifenstapel. Am Steuer des Lotus saß der sehr erfahrene Dominik Kraihamer, der sich nach dem Zwischenfall entschuldigte. Sein Wagen habe starkes Übersteuern gehabt, er sei ins Rutschen gekommen und habe zudem nicht damit gerechnet, dass Sarrazin ihn außen überholen würde. Ein Rennunfall, bei dem man Kraihamer keinen Vorwurf machen kann. Schade war nur, dass das Rennen in der LMP1 damit mehr oder weniger beendet war.

Immerhin fuhren die beiden Audi noch gegeneinander und immerhin geht es auch noch um den WM-Titel. Denn mit ihrem Sieg in Le Mans haben Kristensen, McNish und Duval einen Vorsprung in der Fahrer-WM, den Lotterer, Fässler und Tréluyer in den verbleibenden vier Rennen noch aufholen müssen. Den ersten Schritt machten sie in Brasilien. Zwar hatte die #2 zunächst die Führung übernommen und ausbauen können, doch in der Geldbhase nach dem Toyota-Unfall schnappte sich die #1 wieder die Spitzenposition.

Im Verlauf des Rennens konnten sich die Weltmeister des Jahres 2012 auch deutlich absetzen. Schuld daran waren allerdings auch zwei Zeitstrafen, die das Team Kristensen/McNish/Duval ereilten. Einmal war man zu schnell in der Boxengasse (30 Sekunden Stopp & Go), ein anderes Mal gab es 60 Sekunden Stopp & Go wegen eines „unsafe release“, was Dr. Ullrich sichtbar auf die Palme brachte. Damit war das Rennen in der P1 gelaufen. Immerhin konnte sich der Rebellion durch den Ausfall den dritten Platz sichern.

LMP2

Wer hätte gedacht, dass das Rennen in der P2 so öde sein würde. Wobei man auch ein wenig verwöhnt war in der letzten Zeit. Und man darf nicht vergessen, dass das G-Drive Team mit Rusinov/Martin/Conway nach sechs Stunden auch nur eine Runde (ca. 1.20 min) Vorsprung hatte. Aber es tat sich tatsächlich selten etwas in der sonst so umkämpften Klasse. Der Oreca-Nissan von G-Drive setzte sich schon nach wenigen Momenten ab und war zu keiner Zeit gefährdet. Etwas nervös wurde man im Team, als das Schwesterauto nach ein paar Stunden mit einem Defekt am Motor ausfiel, aber beim Fahrzeug an der Spitze lief alles prächtig.

Dahinter ging es zeitweise etwas enger zu. Die beiden OAK-Wagen beharkten sich teilweise kräftig und lagen dem zweitplatzierten Pecom im Nacken. Allerdings gab es nur selten ein direktes Duell, es spielte sich dann eher im Bereich der Strategie ab. Wer kommt wann rein und vor allem: Wer steckt in seiner In/Outlap im Verkehr. Nachdem sich der zweite OAK mit Graves/Walker/Kerr mit einem Defekt in die Box verabschiedete, waren es Baguette/Gonzalez/Plowman im zweiten OAK, die den Pecom mit Perez Companc/Minassian/Kaffer unter Druck setzen konnten. Immerhin lagen beide Teams am Ende noch in einer Runde, was die Spannung etwas erhöhte. Am Schluss setzte sich der OAK durch.

GTE-Pro

Was der LMP2 dieses Mal an Spannung fehlte, lieferte die GTE-Pro. Die Ferrari gingen auf dem Kurs in Interlagos richtig gut und machten sich daran, die Phalanx der Aston Martin zu durchbrechen. Bei Porsche sah es schon im Training nicht ganz so gut aus, da doch ein paar Zehntel nach vorne fehlten. Dementsprechend wurde es zu einer Schlacht zwischen AF Corse und AMR. Den ersten Rückschlag musste dabei AF Corse hinnehmen. Unter etwas merkwürdigen Umständen brannte plötzlich das Heck des F458 mit Toni Vilander am Steuer lichterloh. Offenbar hatte sich eine Benzinleitung gelöst oder war geplatzt, jedenfalls dauerte es von den ersten kleinen Flammen bis zu einem mächtigen Feuer nur wenige Sekunden. Vilander stellte den Wagen ab und dann dauerte es doch einige Zeit, bis die Feuerwehrleute da waren, was zu keiner Kritik führte. Allerdings muss man auch sagen, dass Vilander nicht direkt bei einem Streckenposten angehalten hatte und für die Rennleitung sichtbar war, dass Vilander sich in Sicherheit gebracht hatte. Es gab keinen Grund, das Sicherungsfahrzeug mit den Feuerlöschern sofort in das noch laufende Rennen zu schicken. Vilander blieb unverletzt, der F458 brannte im Heck komplett aus und ist wohl Kernschrott.

Als nächsten erwischte es den Lokalmatador Bruno Senna, der seinen Aston mit einer gebrochenen Hinterachsaufhängung abstellen musste. Übrig blieben im Kampf um die Spitze der Aston mit Mücke/Turner und der Ferrari mit Bruni/Fisichella, die sich ein extrem enges Duell über die gesamten sechs Stunden Fahrzeit lieferten. Mal lag der Aston vorne, mal der Ferrari, und der Abstand betrug selten mehr als ein paar Sekunden. Es war eine beeindruckende Leistung von beiden Teams, an der Box, aber auch auf der Strecke, wo man sich keinerlei Fehler erlaubte. Am Ende siegte der Ferrari mit 1,4 Sekunden (!) Vorsprung vor dem Aston. Die beiden Porsche kamen dahinter ins Ziel, hatten allerdings auch im Rennen ein paar kleinere Zwischenfälle.

GTE-Am

Auch in dieser Klasse lautete der Kampf Aston vs. Ferrari und auch hier ging es munter zur Sache. Der Aston mit Hall/Campbell-Walter konnte am Ende den 8Star Ferrari mit Potolicchio/Aguas/Rigon knapp hinter sich halten und hier lagen beide Autos am Ende noch in einer Runde. Die Porsche hatten auch in dieser Klasse nichts mit dem Sieg zu tun.

Es war, abgesehen von der GTE, ein eher eintöniges Rennen in Interlagos, was bei dem kleinen Starterfeld auch ein wenig absehbar war. Nächster Auftritt der WEC ist am 22. September in Austin.

ALMS

Der Kurs in Baltimore gehört jetzt eh nicht zu den schönsten Stadtkursen, die man sich wünschen kann, die Rennen leiden meist unter vielen Unterbrechungen. Doch was die ALMS da teilweise ablieferte, war dann schon mehr eine Comedy-Veranstaltung, die allerdings von der IndyCar am Folgetag teilweise noch getoppt wurde. Während die IndyCar aber immerhin durch die erste Kurve kam, krachte es in der ALMS schon vor Startlinie heftig.

Das Gute: Niemand wurde verletzt. Nachdem die Trümmer beseitigt waren, fehlten allerdings alle Porsche aus der GT-Klasse, die in der Quali noch erwartungsgemäß vorne gelegen hatten. Und dann war da noch die Schuldfrage – zwar hatten sich die LMP2 gegenseitig abgeschossen, aber die Frage war auch, warum Tucker seinen LMP2 nicht in Gang bekommen hatte. Die Probleme mit den Starts sollten sich auch im Rennen weiter fortsetzen und am Ende kam raus, dass Chris Dyson und Klaus Graf offenbar unterschiedliche Meinungen darüber hatten, wann genau man Gas geben sollte. Dyson sagte „Wenn die grüne Flagge geschwenkt wird, geht es los“, Klaus Graf wiederum beharrte darauf, dass die Rennleitung klar gemacht habe, dass der Restart erst rund drei Reihen nach der Schikane erfolgen würde.

Die Aufräumarbeiten dauerten ewig, was dazu führte, dass man die Rennzeit auf rund eine Stunde und 20 Minuten verkürzen musste. Was wiederum die Strategie massiv beeinflusste. Zudem nahm sich die Rennleitung viel Zeit, bis sie die neuen Mindestfahrzeiten verkündete und es war auch nicht klar, wie diese Zeiten gewertet würden. Ab Start? Schon mit der Einführungsrunde? Das führte bei einigen Teams zu späten Stopps.

In der P1 setzte sich wie üblich der Muscle Milk vorne an die Spitze, aber so klar wie sonst lief das Rennen für Graf/Luhr nicht. Zunächst konnte man sich etwas absetzen, aber der Lola-Mazda blieb immer in Schlagdistanz. Als noch ca. 20 Minuten zu fahren waren, wurde der HPD plötzlich langsamer und Dyson konnte die Führung übernehmen. Es schien, als würde dem HPD plötzlich ein Gang fehlen, jedenfalls kam er aus einigen Kurven nur sehr langsam raus und verlor Boden auf den Lola. Doch das Problem sortierte sich nach wenige Runden wieder von selbst und Luhr gelang es, wieder am Dyson vorbeizugehen. Mit nicht mal drei Sekunden gewann er das Rennen am Ende relativ knapp.

In der GT war es nach dem Ausfall aller Porsche eine Sache zwischen den Corvette und den BMW. Die hatten in Baltimore ein gutes Rennen und fanden sich teilweise auch in Führung liegend wieder. Doch die Corvette waren auf den kurzen Geraden einfach ein klein wenig schneller. Sie nutzen auch das bessere Drehmoment aus der Schikane heraus, um die BMW dann auf die Plätze zu verweisen.

Kein wirklich gutes Rennen der ALMS, auch wenn es in der P1 unüblich spannend war. Aber der Kurs in Baltimore eignet sich wirklich nicht für die Serie. Ob man dort in 2014 mit der USCR fahren wird, ist noch unbekannt. Ich würde den Kurs jedenfalls nicht vermissen.

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