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IndyCar: Analyse Grand Prix of Baltimore

von Rainer
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In einem fantastischen 10-Runden-Sprintrennen konnte sich Simon Pagenaud durchsetzten und seinen zweiten Grand Prix in der IndyCar Series gewinnen. Leider gab es vor diesem Sprintrennen noch 65 Runden, in denen die Dummheit der Piloten, gepaart mit der Unfähigkeit der Streckenplaner und -bauer, zu reinem Chaos führte.

Schikane auf der Start-Ziel-Geraden (C) IndyCar Media/John Cote

Schikane auf der Start-Ziel-Geraden
(C) IndyCar Media/John Cote

Schon die ALMS hatte Samstag mit einem formidablen Startunfall bewiesen, dass man durch die Straßenbahnschienen-Schikane zu Beginn der Start-Ziel-Geraden nicht in Zweierreihen starten kann. Außerdem ist die enge Kurve 1 prädestiniert für Ausbremsmanöver. Trotzdem versuchte die IndyCar es immer wieder mit 2-Wide-Starts, die bei jedem Versuch zu Unfällen führten. Ich könnte jetzt die Fahrer aufzählen, die sich bei einem der sieben Startversuche den Frontflügel abgefahren haben, die umgedreht wurden, die umgedreht haben, die im Rückstau standen und die, die sich außen herum einen Vorteil verschaffen konnten. Da aber jeder Fahrer mehrfach beteiligt war, verzichte ich darauf.

"geordneter" Rennstart  (C) IndyCar Media/Bret Kelley

„geordneter“ Rennstart
(C) IndyCar Media/Bret Kelley

Nur auf zwei Startunfälle möchte ich genauer eingehen, da diese entscheidenden Einfluss auf die Meisterschaftswertung genommen haben. Direkt beim Rennstart kollidierte Helio Castroneves mit Josef Newgarden und beschädigte sich seinen Fronflügel, sodass er diesen wechseln lassen musste. Bei seinem regulären Stopp in Runde 40 verzögerte sich der Wechsel des rechten Vorderrads und zu allem Überfluss fuhr Castroneves auch noch seinen Mechaniker leicht an. Mit der fälligen Drive-Through-Penalty in Runde 60 lief eigentlich alles gegen den Führenden in der Meisterschaft.

Beim Restart in Runde 52 hatte aber schon seinen Teamkollege Will Power den härtesten Kontrahenten Scott Dixon in die Mauer geschickt. Beide scherten auf der Geraden nach rechts aus, um innen in Kurve 1 Plätze gutmachen zu können. Power übersah den von hinten kommenden Dixon und beide landeten in der Wand. Power konnte das Rennen mit acht Runden Rückstand wieder aufnehmen und bekam eine sehr wirkungsvolle Drive-Through-Penalty aufgebrummt. Für Dixon war das Rennen beendet, da die IndyCar es nicht schaffte, seinen Dallara in die Box zu bringen. Entsprechend bedient war Dixon auch nach dem Rennen: „Beaux [Barfield] needs to be fired. He was a complete idiot today.“ In der NASCAR wäre der Spruch ziemlich teuer. Mit Platz 9 war es für Helio Castroneves eigentlich ein sehr erfolgreiches Wochenende, da auch noch Ryan Hunter-Reay mit Getriebeschaden ausgefallen war.

In den ersten vierzig Runden, die nur von einer Gelbphase ab Runde 13 unterbrochen wurden, dominierten Will Power und Sebastien Bourdais. Bourdais war nach einem Fahrfehler in der Qualifikation nur von Platz 22 gestartet. Mit einem frühen Stopp in der Gelbphase, bei dem er von den langsameren Prime-Reifen auf die schnellen Option-Reifen gewechselt war, und anschließend sehr guten Runden konnte er sich ab Runde 32 in die Spitzengruppe fahren. Dort fuhren auch Scott Dixon, Simon Pagenaud und Josef Newgarden, der sehr gut mit dem Kurs zurechtkam.

Nachdem ganzen Chaos in den Runden 41 bis 63 lag aber Marco Andretti vor Pagenaud und Tony Kanaan in Führung. Mit einem tollen Manöver konnte Simon Pagenaud in Runde 68 Marco Andretti für die Führung überholen. Andretti hatte mit abbauenden Option-Reifen und einem beschädigten Frontflügel zu kämpfen. Pagenaud konnte so schnell einige Sekunden Vorsprung herausfahren, bevor die restlichen Fahrer Andretti überholen konnten. Dieser konnte sich nur auf Platz 10 ins Ziel retten. Erster Verfolger von Pagenaud war Josef Newgarden, der sich mit aufgesparten Push-to-Pass-Einsätzen noch von Platz 5 beim Restart auf Platz 2 schieben konnte. Ein Angriff auf Pagenaud war aber in den restlichen Runden nicht mehr möglich.

Podium in Baltimore (C) IndyCar Media/ Chris Jones

Podium in Baltimore
(C) IndyCar Media/Chris Jones

Der dritte Platz ging an Sebastien Bourdais, dem schnellsten Fahrer im Rennen. Obwohl seine Option-Reifen sogar noch älter waren als die von Andretti konnte er ohne Probleme die Geschwindigkeiten von Pagenaud und Newgarden mitgehen. Platz 4 sicherte sich Justin Wilson, der aber von Simona de Silvestro noch fast geschnappt worden wäre. Die Schweizerin hatte erst in Runde 57 neue Option-Reifen aufziehen lassen und so die besten Reifen im Endspurt. Hinter ihr kamen Charlie Kimball und James Hinchcliffe ins Ziel.

Mit Platz 8 rundete Sebastian Saavedra das sehr gute Mannschaftsergebnis von Dragon Racing ab. Als letzter in der Führungsrunde kam Helio Castroneves auf Platz 9 ins Ziel. Er hat damit weiterhin als einziger Fahrer jede Runde der aktuellen Saison absolviert. Die folgenden Fahrer bis runter zu den Plätzen 18 für Will Power und 19 für Scott Dixon waren Opfer bzw. Täter bei diversen Unfällen. Tony Kanaan setzte dabei erst in der vorletzten Runde seinen Dallara in einen Reifenstapel. So blieb nur Platz 15 für den Indy-500-Sieger.

Vor Ryan Hunter-Reay (Platz 20) schied schon Dario Franchitti (Platz 21) mit einem Defekt am Hauptbremszylinder aus. Bei Luca Filippi, James Jakes und Takuma Sato hingegen versagte der Hondamotor seinen Dienst. Zur Pechsträhne des Japaners sage ich jetzt nichts mehr. Es kann nur noch besser werden.

Das ganze Ergebnis findet man hier auf der Seite der IndyCar Series.

Der sehr chaotische Mittelteil machte ein eigentlich sehr gutes Rennen zunichte. Es gab einige sehr schöne Duelle auf der Strecke, wie zum Beispiel zwischen Dixon und Power nach deren ersten Boxenstopps. Dixon quetschte 110% aus seinem Dallara, den er dabei auch zweimal fast in die Wand schmiss. Power verteidigte sich aber gekonnt. Die letzten zehn Runden strotzten dann nur so vor engen Duellen und schönen Überholmanövern. In dieser Beziehung stand der Grand Prix of Baltimore dem Rennen in Sao Paulo in Nichts nach. Sollte es aber weitere Grand Prix in Baltimore geben, ein neuer Vertrag ist noch nicht unterschrieben, muss dringend an der Strecke gearbeitet werden.

Dank Will Power konnte Helio Castroneves mit Platz 9 seinen Vorsprung in der Meisterschaft weiter ausbauen. Mit 501 Punkten führt er jetzt mit 49 Punkten vor Scott Dixon (452). Auf Platz 3 konnte sich Simon Pagenaud (431) schieben und liegt knapp vor Marco Andretti (430). Vorjahresmeister Ryan-Hunter-Reay (427) folgt auf Platz 5 vor Justin Wilson (393) und Dario Franchitti (388). Die Top 10 komplettieren James Hinchcliffe (376), Will Power (371) und Charlie Kimball (371).

Auf der Statistikseite der IndyCar findet man die komplette Meisterschaftswertung sowie die getrennten Wertungen für Straßen- und Ovalkurse.

Bei nur noch drei ausstehenden Rennen wird es zu einem Zweikampf zwischen Castroneves und Dixon kommen. Bei einem Rennen kann man maximal 47 Punkte – bei 24 Teilnehmern – aufholen, sodass Castroneves sich schon einen Totalausfall leisten könnte. Das nächste Rennen findet aber erst im Rahmen des Double-Headers in Houston am 5. Oktober statt.

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