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NASCAR: Analyse Martinsville April 2013

von KristianStooss
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Das Rennen in Martinsville präsentierte sich wie immer als typische Short-Track-Sause, insgesamt kam es zu zwölf Gelbphasen durch mehr oder weniger kräftigen Lackaustausch. An der Spitze ging es am Sonntag allerdings eher übersichtlich zu, denn lediglich fünf Piloten konnten überhaupt Führungsrunden sammeln. Am Ende gewann Martinsville-Spezialist Jimmie Johnson.

Jimmie-Johnson-Victory-Lane-Martinvsille-NASCAR-April-2013Schon die achte dieser enormen Standuhren muss Jimmie Johnson nun durch seinen Sieg in Martinsville irgendwie in seinem Trophäenzimmer unterbringen. Der Hendrick-Chevrolet mit der #48 lief zuvor ähnlich präzise wie das anschließend gewonnene Uhrwerk, denn immerhin holte Johnson satte 385 von 500 möglichen Führungsrunden. Lediglich Matt Kenseth und Kyle Busch konnten da mit ihren 96 bzw. 56 Umläufen an der Spitze des Feldes einen Anspruch auf eine Fahrt in die Victory-Lane anmelden. Marcos Ambrose streckte seine Nase beim Rennstart kurz vor Johnson über die Linie und Travis Kvapil nutzte die zweite Gelbphase, um einen Bonuspunkt zu sammeln. Ansonsten blieb der Nachmittag in Virginia quasi eine One-Man-Show, zumindest wenn man die Spitze betrachtet. Dahinter flogen wie gewohnt ordentlich die Fetzen, was dann zu insgesamt zwölf Cautions führte. Weil ich die jetzt nicht einzeln nacheinander herunterbeten möchte, gehen wir einen anderen Weg und sehen uns den Tag im Büro aus der Sicht der einzelnen Beteiligten an:

Hinter Johnson erlebte auch der Rest der Top5 ein vergleichsweise ruhiges Rennen und so sicherte sich Clint Bowyer einen starken zweiten Platz vor Jeff Gordon. Die letztjährigen Martinsville-Streithähne tauschten zwar auch dieses Mal etwas Lack aus, die Bump-&-Run-Manöver liefen aber durchgehend fair ab. Während Bowyer zur Rennmitte in eine der größeren Karambolagen verwickelt war und sich zurückkämpfte, fiel Gordon des Öfteren an der Boxengasse zurück. Beim finalen Money-Stop zeigten sich Fahrer und Crew der #24 aber wieder voll auf der Höhe. Die Top5 komplettierten Kasey Kahne und Kyle Busch, was einen fast makellosen Tag bei Hendrick Motorsports vervollständigte. Lediglich Dale Earnhardt, Jr. (24.) blieb farblos und kam zur Überraschung der Beobachter nach der Beteiligung an einigen Scharmützeln nicht einmal in die Top20.

Hinter bzw. neben dem jüngeren Busch-Bruder fuhr Brad Keselowski um wenige Zentimeter ganz knapp nur einen sechsten Rang ein, gefolgt von Jamie McMurray, Marcos Ambrose, Greg Biffle und dem Hamlin-Ersatzmann Mark Martin im Gibbs-Toyota. McMurray fuhr im Gegensatz zu seinem Teamkollegen Juan Pablo Montoya (26.) ein starkes Rennen und war dabei konstant in den Top10 unterwegs. Montoya brachte dagegen einmal mehr kein Bein auf den Boden und fing sich schon nach weniger als 100 Umläufen seinen ersten Rundenrückstand ein. Martin war mit seinem zehnten Platz noch durchaus gut dran, bedenkt man, dass er gegen Rennmitte an der Boxengasse übel erwischte wurde. Der Oldie verabschiedete sich etwas zu früh von seiner Crew, welche den linken Vorderreifen noch nicht komplett festgezogen hatte. Da sein Wagen daraufhin zwischen Tür und Angel zusammenbrach, musste man die #11 außerhalb des eigenen Pitstalls erneut aufbocken, was natürlich in einer Bestrafung resultierte.

Hinter den Top10 wurde es im Kampf um Platz 11 auf den letzten Metern noch einmal richtig eng. Brian Vickers schob sich knapp vor Danica Patrick über die Linie, welche ein bärenstarkes Rennen ablieferte und sich auch von ihren vielen Feindkontakten (u. a. mit Dale Earnhardt, Jr.) nicht einschüchtern ließ. Dass Patrick zudem wegen eines vorangegangenen Motorwechsels das Feld von hinten durchpflügen musste, wertet ihre Leistung noch einmal enorm auf. Kevin Harvick hatte dagegen in dieser Dreiergruppe auf Platz 13 das Nachsehen, wobei ihm gerade Vickers die Sache nicht wirklich leichter machte. Nach der Zieldurchfahrt schickte Harvick den Waltrip-Toyota mit der #55 dann auch kurzerhand in einen harmlosen Dreher, um sein Missfallen auszudrücken.

Apropos Dreher: Die schönste Pirouette des Tages lieferte wohl Carl Edwards ab, der es ziemlich genau zur Rennmitte schaffte, seinen Roush-Ford nach einem Reifenplatzer auf einer Distanz von weniger als fünf Metern um 360 Grad zu drehen. Der Pilot der „Number ninety nine“ kam am Ende direkt hinter Matt Kenseth (14.) ins Ziel, welcher wie erwähnt seinerseits die zweitmeisten Führungsrunden nach Johnson einfahren konnte. Doch nicht nur Edwards hatte Schwierigkeiten mit den Reifen, denn auch bei u. a. David Reutimann, Ryan Newman und Brian Vickers gingen zwischenzeitlich die Schlappen kaputt. Dabei darf man allerdings Goodyear nicht die Alleinschuld daran geben, weil sich die Ursachen dafür im Gegensatz zu meinen Erwartungen im Vorfeld des Rennens weniger bei den – dann doch kaum genutzten – Two-Tire-Pitstops finden ließen. Vielmehr erwiesen sich die sehr engen Duelle als Hauptschuldige daran, dass einige Pneus nämlich schlicht und ergreifend im Infight aufgeschlitzt wurden.

Weitere erwähnenswerte Details:

– Bei Stewart-Haas Racing holte sich doch tatsächlich Danica Patrick das beste Resultat der Mannschaft ab. Tony Stewart (17.) fuhr erneut der Meute hinterher und hatte deshalb auch keine Zeit, sich um Joey Logano (23.) zu kümmern, welcher seinerseits wiederum tatsächlich die Zielflagge sah. Ryan Newman (31.) versuchte nach seinem Reifenplatzer eigenmächtig eine Gelbphase auszulösen, indem er seinen Wagen quasi auf der Rennstrecke stoppte. Bei den NASCAR-Offiziellen kam das hingegen nicht so gut an, denn die brummten ihm daraufhin an der Box drei Runden Rückstand auf.

– Auch Brad Keselowski bekam die eiserne Faust der NASCAR zu spüren, da er nach Meinung eines Offiziellen knapp außerhalb der eigenen Pitbox abgefertigt wurde. Nach Ansicht der Wiederholung stellte sich dies allerdings zumindest als grenzwertig heraus, doch natürlich nehmen die Offiziellen selten eine Entscheidung zurück. So musste Keselowski nach dem Reifenwechsel auf der rechten Seite zunächst seine Standposition korrigieren, bevor weitergearbeitet werden durfte.

Die beiden wichtigsten Cautions ereigneten sich kurz vor Rennmitte sowie wenige Runden vor Schluss:

– In Umlauf 181 führten zwei unabhängige Vorfälle im Mittelfeld zu einer ganzen Reihe von Auffahrunfällen, welche bei einigen Teams natürlich sofort größere Reparaturarbeiten auslösten. Während aber zum Beispiel Clint Bowyer und Mark Martin noch glimpflich davon kamen, war bei Travis Kvapil und Martin Truex, Jr. der Tag nahezu komplett gelaufen.

– Kurz vor dem Finale musste dann Kurt Busch seinen Furniture-Row-Chevrolet nach einem Bremsdefekt brennenderweise mitten auf der Strecke abstellen. Der Bordfeuerlöscher sorgte jedoch dafür, dass es beim älteren Busch-Bruder zum Glück nur bei einem angesengten Visier blieb. Zur Reinigung der Strecke kramte die NASCAR dann sogar mal wieder eine rote Flagge heraus.

In der nächsten Woche steht nun das erste reguläre Nachtrennen im Sprint Cup auf dem Programm, wenn die NASCAR das 1,5 Meilen lange Intermediate-Oval in Texas befährt. Dorthin reist Jimmie Johnson nach seinem Sieg als Führender in der Meisterschaft, knapp vor Brad Keselowski und Dale Earnhardt, Jr.. Letzterer musste die unauffällig erworbene Spitzenposition nach seinem schwachen Martinsville-Auftritt (vorerst) wieder abgeben.

Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden. Zum Abschluss folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern und in der Owner-Wertung (Achtung: Alles PDF-Dateien!).

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