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Formel Eins: Analyse GP Malaysia 2013

von DonDahlmann
21 Kommentare

Der GP von Malaysia bot ein abwechslungsreiches Rennen, auch wenn niemand den Sieg von Red Bull ernsthaft in Frage stellen konnte. Doch der Sieg von Vettel hatte einen bösen Nachgeschmack.

F1 Grand Prix of MalaysiaDas Gesicht von Mark Webber nach dem Rennen sprach Bände. Das Wort „verärgert“ trifft die Sache nicht mal annähernd, am liebsten wäre der Australier wohl der Siegerehrung fern geblieben. So kam er spät in den Vorraum, sprach kein Wort und würdigte Vettel keines Blickes. Der wiederum gab sich locker, sprach mit Adrian Newey über die Reifenwahl und ging Mark Webber aus dem Weg. Die Gesichter in der Red Bull Box waren auch nicht gerade so fröhlich, wie man es nach einem Doppelsieg hätte erwarten können. Vor allem Christian Horner sah man an, dass etwas sehr in Unordnung gekommen war. Die Erklärung für all die langen Gesichter erfuhr man dann nach dem Rennen: Vettel hatte die klare Anweisung Platz 2 zu halten – und ignoriert sie.

Mann des Rennens war tatsächlich Mark Webber. Nach einer mäßigen Leistung in der Quali (P5) legte er einen Zauberstart hin, schob sich auf P3 und bald darauf hinter Vettel. Webber schaffte es mit einem Undercut an Vettel vorbei zu gehen, als er für den ersten Stopp später an die Box kam und dem Deutschen die Führung wegschnappte. Von da an sah es nach einem Rennen für den Australier aus, der sich aber auf der anderen Seite nicht entscheidend absetzen konnte. Die Reifen spielten wie immer eine große Rolle. Webber setzte in seinem Rennen auf folgende Kombination: Intermediates, Hard, Medium, Hard, Hard. Vettel nahm: Intermediates, Medium, Hard, Hard, Medium. Damit hatte Webber nach dem zweiten Stopp den Vorteil, der ihm den Undercut brachte. Warum man Webber aber beim letzten Stopp nicht auch auf Medium setzte, bleibt ein Rätsel der Red Bull Strategie. Denn eigentlich war zu diesem Zeitpunkt klar, dass die Medium die restliche Distanz halten würden. Es bleibt eigentlich nur die Möglichkeit, dass Webber keinen angefahrenen Satz Medium mehr hatte.

Die Strategie führte dann zum folgenschweren Zusammentreffen der beiden Fahrer auf der Strecke. Vettel war mit den Medium schneller, Red Bull hatte zu diesem Zeitpunkt aber schon eine klare Teamorder ausgegeben. Webber sprach nach dem Rennen in Richtung Vettel die Worte „Client 21“ aus. Damit bezieht er sich wohl auf einen Funkspruch für Vettel. Die Codierung bedeutet dann eben „Du bleibst auf P2“. Vettel ignorierte die Ansage seines Crew Chief und zusätzlich die von Horner höchstpersönlich. Nach dem Rennen sagte der Deutsche dann:

„I messed up today. I would love to come up with a nice excuse as to why I did it, but I can’t. I can understand Mark’s frustration and the team not being happy with what I did today; I owe an explanation to him and the whole team. I will try to explain to them later. We talk about this situation happening many times and what we will do if and when it happens and normally it doesn’t, but today it did and I should have translated the call into action. I got the call and I ignored it. Mark and I are used to fighting each other when we’re close, but with the tyres how they are now, and not knowing how long they will last, it was an extremely big risk to ignore the call to stay second. We could have ended up finishing eighth or ninth after destroying the tyres in those two laps; I put myself above a team decision, which was wrong. I didn’t mean to and I apologise. I’m not happy I’ve won, I made a mistake and if I could undo it I would. It’s not easy right now and I owe apologies to Mark and the team.“

Dennoch bleiben da ein paar Fragen offen. Man kann sagen, dass so eben Weltmeister handeln und dass man anders nicht Weltmeister wird. Man kann sagen, dass Vettel der klar Schnellere auf der Strecke war und der Bessere soll eben gewinnen, Teamorder hin oder her. Auf der anderen Seite ist die Formel Eins ein Mannschaftssport. Es geht nicht nur um den Fahrer, sondern um das Zusammenspiel des ganzen Teams. Und Mitglieder des Teams, die sich nicht an die Regeln halten, vergiften die Atmosphäre. Es wäre nicht verwunderlich, wenn Webber das nächste Mal Vettel in einer ähnlichen Situation einfach abschießt. Eine Eskalation im Team liegt jedenfalls in der Luft.

So oder so waren die Red Bull aber am Wochenende nicht zu schlagen. Die größte Überraschung war dann noch, dass der Verfolger Mercedes hieß. Damit war nicht zu rechnen, die meisten hatten ja Ferrari schneller eingeschätzt. Da Alonso und Ferrari sich in den ersten zwei Runden von allein erledigt hatten, war nur noch Massa da, der im Rennen aber keine Rolle spielte und 13 Sekunden hinter den beiden Mercedes landete. Das Rennen beider Mercedes war interessant. Denn am Anfang konnten beide die Pace der Red Bull halten, ohne diese allerdings wirklich unter Druck setzen zu können. Und sie konnten sich lange im Spiel halten. Im letzten Drittel war dann aber merkwürdigerweise die Luft raus. Es kann nicht nur daran gelegen haben, dass sie nur auf gebrauchten Medium unterwegs waren. Bei Hamilton musste man wohl Sprit sparen, Rosberg kam wiederum nicht am Briten vorbei, weil er nicht durfte.

Das war auch eine merkwürdige Entscheidung. Es gab keinen Grund Rosberg zurückzuhalten, der am Ende deutlich schneller fahren konnte. Für Teamorder ist es noch ein wenig früh, Rosberg so zu demütigen ist auch keine gute Sache. Auch wenn Hamilton in der Quali schneller war, im Rennen war er es nicht. Ob Ross Brawn seinem neuen Piloten ein Begrüßungsgeschenk machen wollte, ob er einfach Angst hatte, ein Zweikampf der beiden könnte die Positionen gefährden? Schwer zu sagen. Niki Lauda war nach dem Rennen jedenfalls sauer über die Entscheidung. Und Lewis Hamilton immerhin so fair, dass er auf dem Podium sagte, dass er nicht hätte dort stehen sollen.

Dennoch ein erstaunlich gutes Rennen auf einer sehr schwierigen Strecke von beiden Mercedes. Der Abtrieb scheint zu stimmen, die Verschleißwerte sind auch bei großer Hitze gut. Das zeigt, dass der Wagen eine gute Basis hat, auf der man in den nächsten Monaten aufbauen kann. Vielleicht wird es ja doch was mit den Siegen in diesem Jahr.

Wo Ferrari nun steht, ist schwer zu sagen. Massa konnte die Mercedes nicht halten, ob es Alonso gelungen wäre, ist auch fraglich. Da nun auch seine Werte fehlen, kann man nicht wirklich eine Einschätzung abgegeben. Sicher ist nur, dass man ein gutes Stück von Red Bull weg ist.

Lotus enttäuschte in Sepang, aber ich hatte ja schon in meiner Vorschau geschrieben, dass man erst einmal sehen muss, wie der E21 mit schnellen Kurven klarkommt. Offenbar nicht so richtig gut. Grosjean und Räikkönen kämpften erst mit den Force India, später dann mit den Sauber und McLaren. Dadurch steckten beide Lotus fortwährend in engen Zweikämpfen, was die Rundenzeiten nicht verbesserte – und beide Piloten machten auch nicht den Eindruck, als ob da wirklich sehr viel mehr gegangen wäre. Lotus bleibt weiter ein kleines Rätsel.

Ebenso Force India. Sutil war mal wieder extrem stark unterwegs und zeigte bis zu seinem Ausfall ein sehr gutes Rennen. Offenbar funktioniert der Wagen auch auf aerodynamisch anspruchsvollen Strecken, was für das Team ein gutes Zeichen ist. Im Rennen gab es dann Probleme mit den zentralen Radmuttern. Force India hat sich da bisher nicht genauer geäußert, aber es schien so, als ob diese plötzlich zerbrachen oder nicht mehr passten. Aus Sicherheitsgründen beschloss man, beide Autos aus dem Rennen zu nehmen.

Für Sauber lief es ein wenig besser. Guiterrez fuhr das Rennen brav auf P12 zu Ende, musste sich dabei aber Vergne im Toro Rosso geschlagen geben. Der achte Platz von Hülkenberg klingt gut, auch, dass man im Rennen mit den McLaren um die hinteren Top-10-Plätze kämpfen konnte. Aber die Form von McLaren ist ja eher außergewöhnlich schlecht, dazu kam der Ausfall von Alonso. Anders gesagt: die Sauber sind zum Start der Saison nicht so gut, wie im letzten Jahr. Immerhin hätte Perez das Rennen 2012 fast gewonnen.

Die Probleme von Williams sind mittlerweile offensichtlich. Dem Wagen fehlt es an Abtrieb, an Speed und Reifenverschleiß. Wie bei McLaren scheinen alle Vorteile aus dem letzten Jahr komplett verloren zu sein. Was gerade für dieses Team ein echtes Drama ist. Ob der Williams noch mit Upgrades schneller werden kann, ist schwer zu sagen. Das Problem in einer Saison ist ja immer, dass die anderen auch nicht schlafen und man den Rückstand oft nur konservieren kann.

Bei Marussia dürften in Malaysia die Korken geknallt haben. Jules Bianchi macht einen extrem guten Job und lieferte den Wagen auf P13 ab. Satte 34 Sekunden vor dem besten Caterham mit Charles Pic. Bianchi fehlten am Ende zwar auch 54 Sekunden auf den vor ihm liegenden Sauber, aber dennoch ist P13 ein wichtiges Ergebnis.

Nun gibt es erst einmal drei Wochen Pause, bevor das Rennen in China gestartet wird. Die Teams werden alle die Daten aus Sepang analysieren und schauen, wo die Probleme liegen. Klar ist, dass Red Bull im Moment mal wieder deutlich die Nase vorne hat. Weder Mercedes, noch Ferrari scheinen in der Lage zu sein, das Team ernsthaft zu gefährden. Die Updates, die man in drei Wochen auf den Autos sehen wird, sollten das Bild auch nicht allzu deutlich verändern, dazu scheint der Vorsprung der Red Bull zu groß. Scheinbar kann man sich im Moment offenbar nur selber schlagen und Vettels Missachtung der Teamorder kann eine Schwäche im Team aufgezeigt haben.

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21 Kommentare

Klotzpeter 24 März, 2013 - 20:47

Bei RedBull kann man streiten, aber Mercedes hat da echt Blödsinn gemacht. Hamilton hätte Rosberg vorbeigelassen, also warum so einen Quatsch machen?!

Florian 25 März, 2013 - 00:29

Das sind eben „Qualitäten“ eines Weltmeisters. Gewinnen um jeden Preis. Und ich bin mit fast sicher, er tut es beim nächsten Mal wieder.
Und, M. Schumacher und F. Alonso hätten es ebenfalls gemacht bzw. hätte es da das Team gemacht…

Deutscher Auto Blogger Digest vom 24.03.2013 › "Auto .. geil" 25 März, 2013 - 05:34

[…] RacingblogFormel Eins: Analyse GP Malaysia 2013Der GP von Malaysia bot ein abwechslungsreiches Rennen, auch wenn niemand den Sieg von Red Bull ernsthaft in Fr… […]

McP 25 März, 2013 - 06:23

Zweites sehr starkes Rennen von Bianchi. Wenn ich mich recht erinnere, lag er auch schon vor Maldonado solange dieser noch fuhr. Wäre schön, wenn der Junge konstant schnell bleibt. Dann dürfte er für 2014 sicher ein Upgrade bekommen.

Ralf G. 25 März, 2013 - 08:06

Sehe ich anders, wenn RedBulls Teamleitung „Eier“ hätte würde sie Vettel für das nächste Rennen Denkpause verordnen und den Ersatzfahrer fahren lassen. Werden sie nicht tun, weil Vettel und seine Brause-Management-Crew die wahren Bosse sind, aber so wird die Autorität von Horner und Co. den Bach runter gehen, weil sich die Fahrer nicht mehr an Anweisungen halten werden

Dieses „ist halt ein echter Racer“-Gerede kann ich nicht nachvollziehen, wenn der eine Fahrer Anweisung bekommt „Sprit sparen“ muss er sich darauf verlassen können dass er nicht vom Teamkollegen attackiert wird.

Das ist doch absurd, der eine macht auf Anweisung langsamer weil er nur noch den Kollegen hinter sich wähnt, der kümmert sich darum einen Dreck und überholt ihn und ist dann „voll ein echter Racer“, so geht’s einfach nicht. Auch Formel 1 ist ein Teamsport, sonst kann man auch 22 Einzelteams fahren lassen.

KaiS 25 März, 2013 - 10:54

@ Ralf G.:

Wenn Hamilton Anweisung bekommt Sprit zu sparen, warum sollte dann Rosberg hinter ihm warten, obwohl er sich das Rennen besser eingeteilt hat?

Und wenn man die F1-WM als Teamsport ansieht, dann sollte man konsequenterweise aber auch die Personen-Weltmeistertitel abschaffen. So funktioniert das offensichtlich nicht, weil nicht „der Bessere“ gewinnt. Sicher ist man als Fahrer auch auf das Team angewiesen, daß es aber doch sehr stark vom Fahrer abhängt sieht man bei Mercedes.

littleskill 25 März, 2013 - 11:08

Ich denke, dass es bei MGP zu so einem frühen Zeitpunkt der Saison eine Art „Welpenschutz“ bzw. wie Don es geschrieben hat „Begrüßungsgeschenk “ für Hamilton war. Beim nächsten Mal wird sich Rosberg durchsetzen, sollte es denn möglich sein.

Ralf G. 25 März, 2013 - 11:31

Sehe ich nicht so, dass ein Team ab einem gewissen Punkt (wenn die Rennsituation das zulässt) „Position halten“ anordnet ist normal, sie durften ja vorher frei fahren. Und dann haben sich die Fahrer auch daran zu halten, sonst ist das unfair. So wie das was Vettel gestern gemacht hat. Aber das ist typisch Vettel, wenn er nicht vorne voraus fahren kann lässt er sich gerne mal von seinem Jähzorn leiten.

Ich hoffe Vettel bekommt noch die Quittung dafür, z.B. dass Alonso voll punktet weil sich die beiden RedBulls in der vorletzten Runde auf 1 und 2 liegend raus hauen, das würde enorme Heiterkeit bescheren. Wenn Vettel meint er braucht kein Team wird er das ggf. am Ende der Saison schon merken.

Rosberg hat halt verstanden wie das in einem Team funktioniert.

Stephan K 25 März, 2013 - 11:45

Nunja…Team hin oder Team her: Man hat die Formel 1 dahin gedrängt, dass nicht mehr derjenige der schnellste ist, der auch wirklich am schnellsten ist, sondern wer sein Material am besten haushält. Mit welcher Begründung ist es dann gerechtfertigt, Webber zu schützen? Oder ein Hamiliton? Wer sein Material über Gebühr strapaziert, darf sich dann nicht wundern, wenn es zur Rennmitte eng wird.

So hat es den Geschmack, dass die Rennen schon irgendwann ab der Mitte entschieden werden und so mutiert die beste Motorsportklasse der Welt zu einem Markenpokal.

Nein…sowas mag ich mir nicht länger anschauen und verzichte dankbar darauf in Zukunft.

LG,

Stephan

Stefan 25 März, 2013 - 11:47

War ein sehr spannendes Rennen …

ABER: ich finde es sehr schade, dass die Teams bereits im 2. Rennen meinen, sie müssten ihre Fahrer mit Teamorders gängeln.
Was soll das? Wer möchte sowas sehen? Wieso darf Rosberg seinen Teamkollegen Hamilton nicht überholen? Doch nur, weil Brawn am Kommandostand in alter Ferrari-Tradition die Regler bedient und für sich wahrscheinlich bereits seinen #1-Fahrer festgelegt hat.

Auch das Verhalten von RB finde ich etwas merkwürdig. Was haben die denn gedacht, was passiert, wenn die einem 3fachen Weltmeister im 2. Rennen die Anweisung geben, hinter seinem Teamkollegen herzukriechen? Sich hinterher darüber zu wundern, dass den Seb das während des Rennens nicht interessiert, wundert mich nun wieder.
Es gab bei RB für mich auch keinen offensichtlichen Grund, den Fahrern vorzuschreiben die Positionen zu halten. Sprit wird noch genug im Tank gewesen sein und die Reifen waren nach dem 4. Stopp sicherlich auch nicht an der Grenze.

Ralf G. 25 März, 2013 - 11:49

@ Stefan:

Kann man grundsätzlich in Frage stellen ob die Teams das überhaupt machen sollen. Aber wenn es gemacht wird kann nicht einfach ein Fahrer das ignorieren (das wird ja vorher abgesprochen gewesen sein) und trotzdem der „große Held“ sein. Das ist absurd.

toba 25 März, 2013 - 11:52

Zu der Vettel/Webber-Geschichte: Ich bin gerade etwas verwirrt, dass das Team so einen Druck auf Vettel ausübt und ihn öffentlich an den Pranger stellt. Dabei hat doch erst die Strategie Vettel ermöglicht, so nah an Webber ranzukommen. Warum haben sie beim letzten Stopp Vettel den Undercut ermöglicht und ihm im Gegensatz zu Webber die schnelleren Reifen gegeben? Das sah für mich eher danach aus, als wolle man den Platztausch definitiv haben.

Oder habe ich irgendwas übersehen?

Art Vandelay 25 März, 2013 - 13:30

Man kann ja grundsätzlich schon verstehen (ich sage nur Instanbul), dass Red Bull sich dazu entschlossen hat, die Reihenfolge einzufrieren und es war mit Sicherheit falsch von Vettel sich nicht daran zu halten. Aber so ganz schön ist dieser frühre Einsatz der Stahlorder für den Fans natürlich nicht. Ich denke das gehört schon auch diskutiert, geht aber momentan etwas unter.

rscsr 25 März, 2013 - 13:55

@ toba:
Dass Webber die harten gekriegt hat, liegt daran, dass er sich für die entschieden hat, während Vettel sich anscheinend auf den Medium wohler gefühlt hat.

Der einzige Grund, warum Vettel Webber noch überholen hat können war, weil Webber schon Motorleistung zurückgenommen hat. Dass Vettel sich nicht an die bereits vor dem Rennen ausgemachte Teamorder hält (also wer nach dem letzten Stop bei 1-2 führt bleibt auch vorne), dafür kann man dem Team keinen Vorwurf machen.

toba 25 März, 2013 - 15:14

@ rscsr:
Danke für die Antwort. Bleibt eigentlich nur noch die Frage, warum man Vettel den Undercut ermöglicht hat. Der Angriff von Vettel auf Webber beim letzten Stop war ja ganz offensichtlich geplant, die Reihenfolge der Stopps war jedenfalls auffällig, daher hat es mich beim zuschauen auch nicht gewundert, dass Vettel das Manöver zu Ende gebracht hat.

Rattenfotze 25 März, 2013 - 15:19

Was ich schade finde ist nur, dass Vettel jetzt anscheinend zu starke Gewissensbisse hat und Webber vermutlich in einer ähnlichen Situation den Sieg überlassen wird.

foofighter 25 März, 2013 - 15:55

Bin da ganz bei Stefan. RBR musste wissen, dass Vettel das nicht hinnehmen wird. Der Funkspruch von Vettel zu Beginn war mehr als deutlich. Man hat geantwortet, er solle Geduld haben… die hatte er bis zur Runde 46!

Außerdem war es für Vettel die perfekte Situation, Webber in die Schranken zu weisen. Besonders nach Brasilien letztes Jahr, war es wohl allzu verlockend dem Australier saures zu geben. Ich kann mir offen gesagt auch nicht vorstellen, dass Webber so naiv ist und damit nicht gerechnet hat. Der muss doch gespürt haben, was da kommen wird. Von daher auch unwahrscheinlich, dass Webber seine Motorleistung nicht wieder hochgeschraubt hat.

batis 25 März, 2013 - 16:40

Wenn Webber nach seinen letzten Stopp, wo VET und WEB Reifen-an-Reifen durch Kurve 1 gehen, erwartet, dass Vettel ihn nicht attackiert, dann ist der in meinen Augen falsch gewickelt.
Gibt es eigentlich einen Beleg dafür, dass VET seine Motorleistung nicht zurückgeschraubt hat? Oder nur „Multi 21“?

nona 25 März, 2013 - 19:01

(Kleine Korrekturen: Das Kommando ist „Multi 21“, nicht „Client“. Und ich würde auch dem „Vettel gab sich locker“ widersprechen. Der war sichtlich kein bisschen locker, sondern angespannt und sehr gedämpft. Dass da was falsch gelaufen war wusste er eindeutig schon, als er noch im Auto sass. Und nebenbei: Fussball ist ein Mannschaftssport, auch Basketball – die F1 aber ist, wie die allermeisten Motorsportarten, in ihrer grundsätzlichen Natur eher ein Individualsport, der zwar zufällig auch eine Teamwertung hat, die aber insgesamt in der öffentlichen Wahrnehmung von sekundärer Bedeutung ist und von der Fahrer-WM deutlich überragt wird.)

Kudos an @foofighter, der dankenswerterweise mal nebenbei auf Brasilien verweist. Hat mich auch die ganze Zeit schon gewundert, wie kurz so manches Gedächtnis zu sein scheint. Nur zur Erinnerung: es ist gerade mal ein gutes Vierteljahr her, da war die Sache exakt umgekehrt. Beim Saisonfinale hatte Webber glasklare Anweisung, Vettel nicht anzugreifen. Das hat ihn aber offenkundig überhaupt nicht interessiert. Er hat das bewusst ignoriert und sich über die Teamanordnung hinweggesetzt, und Vettel eben trotzdem angegriffen. Und da ging es nicht um irgendwelche paar „Punkte für’s Team“ früh in der Saison, sondern um die WM-Entscheidung. Wo war da der öffentliche Aufschrei des wohlfeilen Internet-Kommentariats?

Wie schon zu Schumachers Zeiten bewahrheitet sich mal wieder das alte Sprichwort „viel Feind, viel Ehr'“. Wer so Kritik anzieht, der macht irgendwas sehr richtig. Die Fehlleistungen der zweiten Reihe und der Hinterherfahrer sind nicht von Interesse. Die Fehler der überragenden Speerspitzen werden übermässig beäugt und im Zweifelsfall über alle angemessenen Proportionen hinaus aufgeblasen. Etwas gleichmässigeres Maß in der Beurteilung wäre gut.

Mir scheint, der Ansatz der ganzen Geschichte liegt schon im Timing des letzten Stops. Vettel kam genau „in Webber hinein“ aus der Box in den Positionskampf, er war also für die letzten Runden mental auf Zweikampf um den Sieg gebürstet. Red Bull hat die Möglichkeit versäumt, die Fahrer durch taktische Stops voneinander fern zu halten. Wie schon des öfteren in der Vergangenheit gibt es Anzeichen dafür, dass den Teamverantwortlichen mitunter etwas die Übersicht über alle Optionen fehlt und dann nicht ideale Entscheidungen getroffen werden.

Nicht beeindruckt bin ich von der Red Bull-Teamführung. Das ganze hätte noch auf der Strecke geklärt werden können, indem man die Positionen wieder tauscht. Dazu braucht es klare Autoritätsstruktur und klare Ansagen. Horner sagte aber nach dem Rennen, eine solche Anordnung hätte nichts gebracht, denn Vettel hätte sich dann wohl nicht daran gehalten. Das ist natürlich eierloser Unfug.

Nicht beeindruckt bin ich auch von der Mercedes-Teamführung. An der Entscheidung, Rosberg das Podium zu verweigern, war exakt garnichts fair und garnichts sportlich. Ein rundum schlechtes Bild, das das eigentlich hervorragende Gesamtergebnis unnötig trübt. Für mich ein weitaus grösseres PR-Desaster als die Red Bull-Sache. Mercedes kann froh und dankbar sein, dass Rosberg über die Jahre zu so einer guten PR-Drohne degeneriert ist und seinen Ärger nicht öffentlich macht, sondern nur die weichgespülten teamdienlichen Interviewaussagen tätigt, die von ihm halt erwartet werden.

McP 26 März, 2013 - 06:04

Für mein Gefühl war es von Webber ziemlich fahrlässig, schon während einer unübersichtlichen Rennsituation (wegen der Boxenstopps) vom Gas zu gehen. Wenn ich mich recht erinnere, hatte er davor 5.5 sec Vorsprung. Einen Teil davon verlor er durch Vettels früheren Boxenstopp. Für den anderen Teil ist er selbst verantwortlich. Hätte er nach den Stopps 2 sec vorne gelegen, wäre die Sache doch durch gewesen.

So wurde das ganze ein Glücksspiel für ihn. Er lag einen Hauch vorne und bei Vettel war die Siegermentalität stärker als die Teampolitik. Genauso gut hätte Webber aber auch schon ein Zehntel hinten liegen können und dann könnte er sich auch ein Ei auf multi21 backen. Selbst wenn er schon Order zum Runterregeln hatte, in diesen zwei Runden hätte er besser mal Druck gemacht.

Ich will damit Vettel nicht entschuldigen, aber für ihn war die Situation einfach zu verlockend und nebenbei gesagt, für den Zuschauer war das Manöver doch hübsch anzuschauen

nona 26 März, 2013 - 17:23

Richtig, da war doch mal was, auch schon völlig vergessen: Silverstone 2011.
http://www.racingblog.de/2011/07/11/formel-eins-analyse-gp-england-2011/
Webber ignoriert wiederholte Teamorder und greift Vettel trotzdem an (erfolglos). Was Teamorder angeht und wann sich wer zu wessen Vor- oder Nachteil dran halten soll/muss scheint bei ihm ein wenig der Justierung zu bedürfen.

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