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ALMS: Vorschau 12h von Sebring

von StefanTegethoff
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Die 61. Ausgabe der 12 Stunden von Sebring wird am morgigen Samstag die letzte Saison der American Le Mans Series eröffnen.

Ab 2014 wird das Traditionsrennen dann Teil der neuen vereinigten Sportwagen-Rennserie, die – Überraschung, Überraschung – auch genau so heißen wird: United SportsCar Racing. Der Name wurde aus zahlreichen Fan-Vorschlägen ausgewählt, bei mir persönlich löst er keine allzu großen Emotionen oder Begeisterungsstürme aus. Er sagt aus, was es ist bzw. hoffentlich wird (und hat damit für mich ein bisschen was von einem Arbeitstitel oder -programm): eine vereinigte Sportwagen-Serie, in der beide Seiten vertreten und repräsentiert werden.

Als Logo hat man einen stilisierten roten Helm gewählt und auch die IMSA als organisierender Verband hat ein hübsches neues Logo bekommen, dessen Schrift ein wenig an die NASA erinnert. Auch die Klassen haben nun Namen bekommen: Prototype (P) für die kombinierte Daytona Prototype/LMP2/Delta Wing-Klasse, Prototype Challence (PC) wie gewohnt, GT Le Mans (GTLM), GT Daytona (GTD) und die aus der diesjährigen Grand Am übernommene GX-Klasse.

Es wird also – und damit zum diesjährigen Rennen – das vorerst letzte Mal sein, dass die LMP1-Werke und -Teams das 12h-Rennen auf der berühmten Flughafen-Buckelpiste als Härtetest nutzen können (reine Testfahrten wären natürlich trotzdem noch denkbar, aber ob man dann allein dafür nach Sebring fliegen wird?). Und so hat sich auch die Motorsport-Abteilung von Audi entschieden, nach zehn Siegen in den 14 ALMS-Ausgaben des Klassikers noch ein letztes Mal im März nach Florida zu reisen, um sich – wenn alles nach Plan läuft – in die Siegerliste eintragen zu können.

Denn allzu harte Gegenwehr dürfte Audi nicht zu erwarten haben. Toyota startet erst beim WEC-Auftakt in Silverstone in die Saison und die Privatiers können nach wie vor nichts gegen die geballte Macht der Werke ausrichten – dies zeigte sich auch in den Trainings, in denen dem Muscle Milk-HPD als bestem privat eingesetzten Auto 2,4 Sekunden auf die Spitze fehlten. In den Testsessions früher in dieser Woche schaffte es allerdings Rebellion Racing, diese Muscle Milk-Bestzeit von heute um eine Viertelsekunden zu unterbieten, doch auch damit fehlen immer noch über zwei Sekunden auf die Audi.

Die Ingolstädter treten mit zwei unterschiedlichen Versionen ihres R18 e-tron quattro an: die #1 ist ein Vorjahreswagen, pilotiert von Fässler, Treluyer und Jarvis (Lotterer ist mit Testfahrten beschäftigt), während es sich bei der #2 von Kristensen, McNish und dem neuen Stammfahrer Lucas di Grassi um ein 2013er-Modell handelt. Ob dieser Wagen nun über ein Abgas-Wärmeenergie-Rückgewinnungssystem verfügt oder nicht, dazu empfehle ich die Ausführungen von „Mulsanne Mike“ Fuller als Lektüre.

Beim amtierenden ALMS-Champion Muscle Milk hat Romain Dumas als dritter Fahrer neben Luhr und Graf angedockt, hinzu kommen bei diesem Rennen auch die drei Lola B12/60 von Rebellion (zweimal) und Dyson Racing. Es ist schön zu sehen, dass Nick Heidfeld für seine gute Leistung im Vorjahr mit einem Ganzjahresjob bei Rebellion belohnt wurde, außerdem sind – im anderen Wagen – Mathias Beche und Cong Fu Cheng hinzugestoßen.

Und dann ist da noch der – ebenfalls für die LMP1 gemeldete – Delta Wing, im neuen, silbernen Gewand, mit neuem Motor (Panoz/Elan), neuen Reifen (Bridgestone) sowie neuen Fahrern (Olivier Pla und Andy Meyrick). Ob dieses völlig neu zusammengeschnürte Paket an die Leistungen der Nissan/RML/Highcroft-Kooperation anknüpfen kann, bleibt abzuwarten – ich würde eher auf einen technisch bedingten Ausfall tippen…

Im Laufe des Jahres wird der offene Wagen dann durch ein Coupé ersetzt – die wuchtige Kuppe lässt aber nicht allzuviel Freude auf dessen Debüt aufkommen.

Dass die LMP2-Klasse in der 2013er-Ausgabe der ALMS überhaupt vertreten ist, ist eine große Überraschung, lange schien es so, dass es hier keine Interessenten gäbe, doch nun sind in Sebring sogar fünf Wagen dieser Klasse am Start. Nachdem sich Extreme Speed Motorsports vor einigen Wochen spontan und überraschend gegen die GTE-Ferraris und für die LMP2-Hondas entschied (über die Gründe haben wir damals im Podcast spekuliert), fand sich auch Level 5 Motorsports wieder ein – ohne Gegner hätte Scott Tucker nämlich nicht noch einmal antreten wollen.

Tucker hat sich auch wie üblich eine Starbesetzung zusammengekauft, die diesmal aus den IndyCar-Stars Ryan Briscoe, Ryan Hunter-Reay und Simon Pagenaud sowie Marino Franchitti besteht. Scott Sharps Extreme Speed-Team hält mit Sportwagen-Ass David Brabham dagegen. Als Gaststarter ist in Sebring außerdem das europäische Team von Greaves Motorsport dabei, die im vergangenen Jahr leider nicht an ihre Erfolge von 2011 anknüpfen konnten. Mit Tom Kimber-Smith sitzt aber zumindest ein Top-Fahrer in dem als #41 gemeldeten Zytek-Nissan. Wider Erwarten werden wir hier also aller Voraussicht nach ein spannendes Rennen zu sehen bekommen, auch wenn (den Trainingszeiten nach zu urteilen) Extreme Speed noch ein wenig Eingewöhnungszeit benötigen wird.

Die GT-Klasse, der eigentliche Star der ALMS, hat zwar damit zwei Ferraris verloren, ist aber mit einem Dutzend Autos trotzdem noch sehr gut besetzt. Corvette Racing ist Titelverteidiger und wieder einer der Top-Favoriten, im Fahreraufgebot gibt es keine Veränderungen. Harte Konkurrenz dürfte aus dem Hause BMW kommen, die den neuen Z4 an den Start bringen, der mit dem GTE-Reglement wenig zu tun hat, doch für dieses technische Regelwerk interessiert sich inzwischen eh kaum noch jemand, nachdem ACO und IMSA eh jeden mitmachen lassen, der möchte. So bringt SRT auch wieder die zwei 8,4l-Vipern an den Start, wobei die #91 mit Goossens, Farnbacher und Dalziel wirklich sehr gut besetzt ist. Bei BMW stoßen John Edwards und der sehr schnelle Maxime Martin neu dazu.

Aston Martin bringt zwei V8 Vantage an den Start, wobei ich besonders auf das Abschneiden von Bruno Senna in der #97 (mit Mücke/Turner) gespannt bin. Die Wagen fahren aber wie gewohnt quasi „außer Konkurrenz“, da sie ihre massiven Vorteile in der Balance of Performance behalten: geringstes Gewicht im GT-Feld, größter Restriktor, größerer Tank (wenn auch kleiner als bei den anderen, da sie als einziges Team nicht mit E85, sondern dem effizienteren E10-Sprit antreten) sowie einziges Auto mit einem verkleinerten Gurney Flap auf dem Heckflügel.

Ein wirklich starker Porsche fehlt leider, da sich das Topteam Flying Lizard leider in die GTC-Klasse zurückgezogen hat – eine ALMS-Saison ohne das Duo Bergmeister/Long im Kampf um den Titel wird sehr gewöhnungsbeürftig. Das Falken-Team um Wolf Henzler kann an einem guten Tag und unter den richtigen Umständen gut vorne mithalten, doch meistens braucht es dafür Regen oder einen Stadtkurs. Paul Miller Racing wird auch mit dem Werksfahrer-Duo Holzer/Lietz an der Seite von Bryce Miller wenig reißen können.

Erfreulich ist die Rückkehr von Risi Competizione in die ALMS nach einjährige Pause: das amerikanische Quasi-Werksteam von Ferrari bringt einen F458 mit Bruni/Beretta/Malucelli an den Start – ob man allerdings sofort wieder siegfähig sein wird, bleibt abzuwarten. Malucelli hat zwar GT-Erfahrung, aber außer einem Vize-Titel in der GT2-Klasse der FIA GT 2008 nicht viel vorzuweisen. Außerdem bringt Alex Job Racing in Kooperation mit West Racing einen weiteren F458 an den Start.

Ich rechne in diesem Jahr fest mit einem Corvette-Sieg – BMW wird mitkämpfen, wenn das neue Auto hält, und der #97er-Aston Martin, wenn Senna ein sauberes Debüt abliefert, doch insgesamt sehe ich bei allen Teams außer Corvette zu viele Schwachstellen, Neuerungen oder Ungewissheiten, als dass sie die erfahrene und eingespielte Pratt&Miller-Truppe mit zwei unverändert starken Fahrertrios gefährden könnten.

In der LMPC-Klasse ist mit DragonSpeed ein interessanter Neueinsteiger dabei, hier sitzen die deutschen Patrick Simon, Mirco Schultis und der Schweizer Top-Mann Pierre Kaffer am Steuer und dürften beim Debüt gute Podiums-Chancen haben, denn alle drei bringen viel Erfahrung mit. Der amtierende Meister CORE Autosport reduziert sein Programm auf ein Fahrzeug für Bennet/Braun/Wilkins, mit denen ebenso wieder zu rechnen sein dürfte wie mit RSR Racing (Junqueira/Popow/Ende) und BAR1 Motorsports (Marcelli/Cumming/Johansson). Neu in der üblicherweise eng umkämpften Einheutsklasse sind außerdem die Continental-Reifen.

In der GT Challenge tummeln sich wie übliche viele bekannte Namen aus Porsche-Cups, Grand Am und europäischen GT-Serien, etwa Jan Heylen, Jeroen Bleekemolen (Alex Job Racing), Sean Edwards, Mario Farnbacher, Kuba Giermaziak (NGT), Sascha Maassen (Competition Motorsports), Damien Faulkner (TRG). Auf Team-Seite gibt es dabei zwei neue Namen mit je zwei Autos: die schon erwähnte Flying Lizard-Truppe, für die Teamchef Seth Neiman allerdings diesmal nicht selbst ans Steuer kann, sowie Dempsey Del Piero Racing mit Patrick Dempsey, Andy Lally und Joe Foster in der #27. In dieser Klasse dürfte das Rennen am engsten und spannendsten werden, denn die Besatzungen sind ausgeglichen und es sind viele kompetente Teams am Start, und 911-Cup-Porsche laufen ja bekanntlich wie gewisse Hasen mit den richtigen Batterien drin.

Die ALMS streamt das Rennen wie aus den letzten Jahren gewohnt live, allerdings ist es auch Tradition, dass dieser Stream – mal mehr, mal weniger – hakt. Wohl dem, der MotorsTV empfangen kann, denn die übertragen – bis auf eine Pause von 17:30-20:00 Uhr, wo das Motorrad-Rennen in Daytona Vorrang hat – durchgehend live. Ein Live-Timing gibt es, wie auch den Stream und weitere Infos, auf der Webseite der ALMS.

http://www.alms.com/races/61st-mobil-1-twelve-hours-sebring

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Deutscher Auto Blogger Digest vom 15.03.2013 › "Auto .. geil" 16 März, 2013 - 05:02

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