Home NASCAR NASCAR: Vorschau Daytona Speedweeks & Saison 2013

NASCAR: Vorschau Daytona Speedweeks & Saison 2013

von KristianStooss
2 Kommentare

Es ist endlich soweit, denn nach nur knapp drei Monaten Winterpause klettern die NASCAR-Piloten wieder in ihre V8-Boliden und starten direkt mit dem Saisonhighlight in das neue Motorsport-Jahr. Das 55. Daytona 500 steht vor der Tür und wir blicken auf das Rahmenprogramm der Speedweeks und schauen uns die Neuerungen zur Saison 2013 an.

bud_speedweeks_c

Zunächst aber kurz zum Programm in diesem Artikel: Um den Podcast mit exklusivem Content aufzuwerten, habe ich mich dazu entschlossen, hier in diesem Jahr keine Fahrer-/Team-Vorstellung zu machen. Don und ich gehen in einer quasi-speziellen NASCAR-Ausgabe das komplette 2013er Feld durch und bewerten die Fahrer und Teams ausführlich. Eine komplette Aufstellung des aktuellen Feldes findet ihr in textueller Form aber immer auf Jayski.com. Dieser Artikel soll sich dann eher mit den Neuerungen zur Saison 2013 beschäftigen und das neue Auto sowie das geänderte Qualifikationsprozedere beleuchten. Zum Abschluss schauen wir auf die Daytona Speedweeks und nehmen das „Sprint Unlimited“ (Ex-„Budweiser Shootout“) sowie das Qualifikationsformat des Daytona 500 unter die Lupe. Tauchen wir also gleich ein mit einer Einordnung des Gen6 in die NASCAR-Timeline:

Die bedeutendste Veränderung des Jahres ist auf der höchsten Ebene im NASCAR Sprint Cup sicherlich die Einführung der neuen Silhouetten, welche den Fokus wieder mehr auf Markenidentität legen sollen. Das „Car of Tomorrow“ hatte seit Einführung 2007 bei den Fans in diesem Punkt nie richtig Fuß fassen können und war schon zu Beginn mit seinem mutigen Heckflügel und dem irgendwie seltsamen Frontsplitter sehr gewöhnungsbedürftig. Über die Zeit wurde das Aussehen zwar noch etwas korrigiert, doch trotzdem stellt das CoT nun mit nur sechs Dienstjahren die kürzeste Wagen-Ära der NASCAR-Geschichte. Ich habe hier ein etwas größeres PDF verlinkt, in welchem die nun sechs Generationen der NASCAR-Fahrzeuge ganz hübsch aufgelistet sind und da finden sich wirklich einige Schönheiten wieder.

Das neue Auto ist nun also das sehr offensichtlich benannte Gen6 in den Ausführungen Chevrolet SS, Ford Fusion und Toyota Camry. Der Dodge Charger hat es bekanntlich mit dem Wechsel von Penske Racing zu Ford nicht ins Starterfeld geschafft. In Zuge dieser Evolution ging man bei der NASCAR auch direkt die Schwachstellen im Wettbewerb auf der Strecke an: Das Gen6 ist 7,5 cm breiter und 5 cm kürzer, wobei die absolut bewährte Sicherheitszelle – das sogenannte „Greenhouse“ – nicht verändert wurde. Dafür gibt es eine sehr interessante Gewichtsverlagerung, denn der Wagen verfügt nun über eine längere Motorhaube sowie eine kürzere Kofferraumklappe, welche zudem beide ab sofort aus Kohlefaser gefertigt werden.

Damit ist das Gen6 satte 68 kg leichter als das CoT, was es Goodyear nun aufgrund des niedrigeren Schwerpunkts erlauben soll, weichere Reifen mit etwas mehr Drop-Off zu produzieren. Die Rechnung ist klar, denn wenn die Pneus weniger belastet werden, kann man experimentieren. Sobald die (hoffentlich ehemals Holz-)Reifen dann in der Strategie wieder eine Rolle spielen, weil sie zwar einen kompletten Fuelrun halten, aber dann eben mit massivem Performance-Verlust, könnte es auf der Strecke auch wieder spannender werden. Natürlich steht das Gen6 erst am Anfang seiner Dienstzeit, also müssen wir erst einmal abwarten, in welche Richtung sich der Wettbewerb entwickelt.

Die zweite wichtige Änderung in diesem Jahr betrifft das Qualifikationssystem im Sprint Cup, denn die Top35-Regel ist ab sofort Geschichte. Sie wurde damals eingeführt, als sich noch ca. 50 Autos pro Wochenende für das Rennen zu qualifizieren versuchten. Man wollte den etablierten Teams eine Garantie geben, sicher dabei zu sein, wenn man die entsprechende Leistung bringt und bei allen Rennen antritt. Da sich das Starterfeld nun seit Beginn der Wirtschafts- und Finanzmarktkrise im Jahre 2008 kontinuierlich verkleinert hat, benötigt man diese Regel nicht mehr.

Mit Beginn der Saison 2013 führt die NASCAR in der höchsten Klasse das zuvor gültige Verfahren wieder ein, welches aber auch nicht wirklich einfacher zu verstehen ist. Versuchen wir es einmal: Das Qualifying wird aufgewertet, denn ab sofort stehen die schnellsten 36 Fahrzeuge auch garantiert im Feld – no matter what! Die Plätze 37-42 werden mit Provisionals aufgefüllt, erst hier kommt nun also die Owner-Wertung ins Spiel und erlaubt den sechs dort höchstplatzierten, bisher nicht qualifizierten Wagen einen Rennstart.

Rang 43 ist wie bisher das „Champion’s Provisional“, was auch die aktuelleren Meisterschaften wieder aufwertet. Allerdings gibt es auch hier eine Änderung: Das „Champion’s Provisional“ darf nur noch einmal alle sechs Rennen in Anspruch genommen werden, in denen ein Qualifikationsversuch unternommen wurde. Wer also diese Notregelung ausnutzt, steht die nächsten fünf Wochenenden, an denen er danach teilnimmt, ohne Reißleine da. Ein wirklich echtes garantiertes Startrecht im Sinne der alten Top35-Regel haben nun also nur noch die Top6 der Owner-Wertung. Wird dieses Provisional nicht benötigt, geht es an den nächstplatzierten, nicht qualifizierten Wagen in den Owner-Points weiter.

Weitere Neuerungen zur Saison 2013 kurz zusammengefasst:
– Ab sofort ist oben an der Windschutzscheibe der Nachname des Fahrers zwischen zwei Herstellerlogos abgebildet. Wie ich finde, ist dieser Schritt lange überfällig, also gern gesehen!
– Die Roof-Flaps sind nochmal etwas größer geworden.
– Für die Sponsoren gibt es eine zusätzliche Werbefläche auf dem Dach hinter der Startnummer.
– Der Tankwart mit der Benzinkanne darf ab sofort während des Spriteinfüllens keine Chassis-Veränderungen am Auto mehr vornehmen. Damit reagiert die NASCAR auf viele kleine Zwischenfälle in der Boxengasse, bei denen die Tankkanne im Auto stecken blieb oder beim Losfahren runterfiel.
Nationwide Series und die Trucks behalten zwar ihre Top30-/Top25-Regelungen, allerdings wurde das Starterfeld der zweiten Liga von 43 auf 40 Wagen verkleinert.

sprint_unlimited_flag2Damit sind wir nun also auf dem aktuellen Stand, um nicht mit einem totalen „WTF?“-Gefühl beim Einschalten der nächsten NASCAR-Übertragung zurückgelassen zu werden. Schauen wir also, was uns die nächsten beiden Wochen(enden) erwartet und blicken wir auf die Daytona Speedweeks voraus, in denen sich auch ein paar Dinge verändert haben. Traditionell beginnt die Saison ja immer mit dem Budweiser Shootout, welches ab diesem Jahr allerdings „Sprint Unlimited“ heißt, da der Sponsor gewechselt hat. Sprint führt allerdings nicht nur die alte Startplatz-Vergabe wieder ein, sondern legt einige Regularien des Einladungsevents in die Hände der NASCAR-Fans. Qualifiziert sind nun wieder alle Pole-Gewinner aus dem Vorjahr und zusätzlich die bisherigen Sieger dieses Events, welche 2012 auch einen Qualifikationsversuch unternommen haben.

Damit ergibt sich eine Liste von 22 möglichen Teilnehmern, von denen allerdings drei auf eine Mitwirkung verzichtet haben. Außerdem sind die Top2 der letzten Saison nicht mit von der Partie, weil sie 2012 keine Pole gewonnen haben. Sehr kurios, dass also Champion Brad Keselowski und Vize Clint Bowyer zunächst zuschauen müssen. Wenigstens ist das Teilnahmerecht mal wieder schnell und einfach erklärt, ganz im Gegenteil zum Regelwerk, welches noch nicht wirklich feststeht:

Titelsponsor Sprint rief die Fans dazu auf, ihre Stimmen abzugeben, um die Regularien des Einladungsrennens festzulegen. Das Format wurde dabei schon ermittelt: Die 75 Runden sollen in drei Segmenten à 30, 25 und 20 Umläufen absolviert werden. Meiner Meinung nach ist das sicher nicht die beste Wahl, ich hätte eine kürzere Schlussphase über 10 Runden favorisiert. Aber hey, die Fans entscheiden ja und in den USA wird Demokratie bekanntlich groß geschrieben… zumindest wenn es darum geht, mit einem Smartphone das Rennformat auszuwählen.

Drei weitere Abstimmungen stehen noch an (Was Miss Sprint Cup in der Victory-Lane anziehen soll, interessiert mich nicht so wirklich!) und hier ist erst nach dem Start der jeweiligen Segmente Urnenschluss:
– Zum Fallen der grünen Flagge müssen die Fans entschieden haben, ob ein Pflichtboxenstopp nach den ersten 30 Runden zu erfolgen hat und wenn ja, wie viele Reifen zu wechseln sind.
– Zu Beginn von Segment 2 steht dann auch fest, ob und wie viele Fahrer nach den nächsten 25 Runden ausscheiden. Die Wahlmöglichkeiten sind: keine, zwei, vier oder sechs.
– Die Startaufstellung wird nicht mehr wie bisher am Boden einer Budweiser-Flasche zu finden sein (Auslosung), sondern kann von den Fans aus drei Möglichkeiten ausgewählt werden: Anzahl der Siege im Sprint Cup, Meisterschaftsergebnis des letzten Jahres oder die Reihenfolge, in welcher die Fahrer ihr Ticket für das Sprint Unlimited gelöst haben (Reihenfolge der Poles 2012).

Das Showrennen startet in der Nacht von Samstag auf Sonntag gegen 2 Uhr, hier gibt es also direkt die erste Fitnessprobe zu Beginn der Saison zu bestehen. Für gewöhnlich lohnt sich das Event aber, denn da es nur um Ehre und (vor allem das schnöde) Geld geht, werden keine Gefangenen gemacht. Am Sonntagabend um 19 Uhr beginnt dann die Reise zum Daytona 500 mit dem traditionellen Pole-Qualifying. Im Folgenden schauen wir uns nun den wie immer sehr komplizierten Modus zur Teilnahme am „Great American Race“ an. Aber bitte nicht weglaufen, auch wenn das oben erklärte, neue Qualifikationssystem die Sache dieses Jahr nicht einfacher macht. Versuchen wir es mal:

Etwas Trost spendet da die Entry-List, die aber wiederum im Hinblick auf das größte Rennen des Jahres ein absoluter Witz ist! Nur 45 Fahrzeuge sind für die 43 Startplätze gemeldet und damit bewegt man sich im Rahmen von Pocono 2012. Das überrascht mich etwas, denn das in Aussicht stehende, wirklich hohe Preisgeld lockte in den vergangenen Jahren doch weit mehr Teams an. Im Podcast haben wir schon über die magere Sponsorenausbeute in der neuen Saison gesprochen, aber dass es dann bei einigen nicht mal mehr für das Daytona 500 reicht?! Naja, qualifizieren muss man sich halt trotzdem erst, um ein Stück vom großen Kuchen zu bekommen und das fängt in der NASCAR mit dem Pole-Qualifying an.

Dieses Einzelzeitfahren legt zunächst lediglich die erste Startreihe für das Daytona 500 verbindlich fest. Allerdings haben danach die Plätze 3-6 ebenfalls ihr Ticket gelöst, wissen jedoch noch nicht, auf welchem Rang sie das „Great American Race“ angehen. Die übrigen Platzierungen werden in den bekannten beiden Qualifikationsrennen ausgefahren, welche ab sofort unter dem Namen „Budweiser Duels“ firmieren. Die Reihenfolge des Pole-Qualifying gibt die Startaufstellung und Wagenzuordnung für die beiden Duels vor: Die ungeraden Platzierungen starten in Duel 1, die geraden in Duel 2. Aus jedem Duel qualifizieren sich dann jeweils die Top15 – natürlich mit Ausnahme der schon qualifizierten Starter aus der ersten Reihe – für das Daytona 500.

Die Plätze 33-36 werden wie bisher von den vier nächstschnellsten, noch nicht qualifizierten Fahrzeugen aus dem Pole-Qualifying aufgefüllt. Auch hier gilt, dass eine Qualifikation über die Duels Vorrang hat. Da kann und wird es dann wie üblich wieder Fahrer geben, die dadurch nachträglich noch eine Startplatz bekommen können, obwohl ihr Duel bereits gelaufen ist. Diese Szenarien werden in der TV-Übertragung aber eigentlich immer gut erklärt und während der Duels live aufgezeigt. Danach folgen im Starterfeld die neuen Provisionals exakt wie oben erklärt.

Rechnet man das Ganze mal durch, sind also bisher lediglich die Top6 der letzten Saison und das erste, noch nicht qualifizierte „Champion’s Provisional“ sicher im Daytona 500 dabei. Das sind nach Betrachtung der Abschlusstabelle 2012: Brad Keselowski, Clint Bowyer, Jimmie Johnson, Kasey Kahne, Greg Biffle, Denny Hamlin und Tony Stewart (CP).

Hier noch einmal die Zusammensetzung des Daytona-500-Feldes in aller Kürze:
– Platz 1 und 2: Pole-Qualifying
– Platz 3 bis 32: Budweiser Duels
– Platz 33 bis 36: die vier schnellsten, noch nicht Qualifizierten aus dem Pole-Qualifying
– Platz 37 bis 42: Provisionals
– Platz 43: „Champion’s Provisional“ oder siebtes Owner-Points-Provisional

Damit sollten wir dann erstmal alles besprochen haben, um gut informiert in die neue NASCAR-Saison durchzustarten. Falls ich etwas vergessen habe, trage ich das hier noch nach. Ansonsten freue ich mich wie immer über eure Kommentare und Anregungen und verabschiede mich mit dem Hinweis auf den nächsten Podcast am Donnerstag (21.02.), in welchem wir das Qualifikationssystem für das Daytona 500 noch einmal mündlich aufdröseln werden. In der nächsten Woche wird es dann außerdem (vermutlich am Samstag) noch eine kleine Vorschau direkt für das Daytona 500 mit den aktuellsten Entwicklungen vor dem „Great American Race“ geben. Nachfolgend findet ihr noch den kompletten TV-Zeitplan für die Speedweeks:

Ausstrahlungsdaten

Freitag, 15.02.
23:00 Uhr, Sprint Cup Series Sprint Unlimited Practice, SPEED
00:30 Uhr, Sprint Cup Series Sprint Unlimited Final Practice, SPEED

Samstag, 16.02.
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Daytona 500 Practice, SPEED
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Daytona 500 Practice, SPEED
22:30 Uhr, ARCA Series Rennen (Lucas Oil 200), SPEED
02:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Budweiser Shootout), FOX

Sonntag, 17.02.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Daytona 500 Pole-Qualifying, FOX

Montag, 18.02. & Dienstag, 19.02.
— FREI —

Mittwoch, 20.02.
18:00 Uhr, Sprint Cup Series Daytona 500 Practice, SPEED
20:30 Uhr, Sprint Cup Series Daytona 500 Practice, SPEED

Donnerstag, 21.02.
15:00 Uhr, Nationwide Series Practice, nicht im TV
16:00 Uhr, Nationwide Series Final Practice, ESPN2
18:00 Uhr, Truck Series Final Practice, SPEED
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Budweiser Duel #1, SPEED
21:30 Uhr, Sprint Cup Series Budweiser Duel #2, SPEED

Freitag, 22.02.
17:00 Uhr, Sprint Cup Series Daytona 500 Practice, SPEED
18:30 Uhr, Sprint Cup Series Daytona 500 Practice, SPEED
19:30 Uhr, Truck Series Qualifying, SPEED
21:30 Uhr, Nationwide Series Qualifying, ESPN2
01:30 Uhr, Truck Series Rennen (NextEra Energy Resources 250), SPEED

Samstag, 23.02.
16:30 Uhr, Sprint Cup Series Daytona 500 Final Practice, SPEED
19:15 Uhr, Nationwide Series Rennen (DRIVE4COPD 300), ESPN

Sonntag, 24.02.
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (55th Daytona 500), FOX / Motorvision TV (schon ab 18 Uhr auf Sendung)

Das könnte Dir auch gefallen

2 Kommentare

Dennis 15 Februar, 2013 - 16:10

Danke für den TV-Zeitplan!
Wer den NASCAR-Rennkalender noch als iCal benötigt, kann hier mal reinschauen: http://www.sportical.de/motorsport/
Habe die letzten Tage mal einige hinzugefügt.

Deutscher Auto Blogger Digest vom 15.02.2013 › "Auto .. geil" 16 Februar, 2013 - 05:48

[…] RacingblogNASCAR: Vorschau Daytona Speedweeks & Saison 2013Es ist endlich soweit, denn nach nur knapp drei Monaten Winterpause klettern die NASCAR-Piloten wieder in ihre … […]

Comments are closed.