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Formel Eins: Vettel vs. gelbe Flagge vs. Ferrari

von DonDahlmann
8 Kommentare

Seit gestern reißen die Gerüchte nicht ab, dass Vettel seinen WM-Titel vielleicht doch nicht ganz so sicher hat. Angeblich hat er unter „Gelb“ überholt.

Die BBC hat gestern Abend die Story aufgebracht, angeblich hatte man einen Tipp von Ferrari bekommen. Als Grundlage dient das im Artikel verlinkte Bild, auf dem man sieht, dass Vettel trotz gelber Warnleuchten im Cockpit an einem Toro Rosso (es ist der von Vergne) vor T4 vorbei geht. Also hat Vettel unter Gelb überholt? Das würde bedeuten, dass sein Titel wirklich wieder in Gefahr wäre. Die FIA bestraft solche Verstösse nachträglich meist mit einer 20-Sekunden-Strafe, die Vettel auf P8m hinter Vergne geworfen hätte. Und damit wäre Alonso mit einem Punkt Vorsprung Weltmeister. Muss sich Vettel also Sorgen machen?

Nein, muss er nicht.

Wie man in diesem gif (runterscrollen) sehen kann, hat er zwar die gelben Warnlichter am Lenkrad an, aber der Marshall auf der linken Seite schwenkt, schwer sichtbar, eine grüne Flagge. Und in der F1 gilt: Flaggensignale vor Cockpitsignalen. Das kommt daher, weil gelbe Flaggen von den Marshalls schneller geschwenkt werden können, als man sie im Cockpit anzeigen lassen kann.

Warum also die Aufregung? Offensichtlich hatte Ferrari die komplette Bildersequenz entweder später zugespielt bekommen, oder erst selber spät entdeckt und dann über eigene Kanäle ins Netz gestreut. Fernando Alonso twitterte die Woche diesen Satz:

Übersetzt: „Ich kann keine Wunder vollbringen, ich mache meine Wunder mit den richtigen Gesetzen“ (Sorry, mein Spanisch ist eher löchrig)

Offensichtlich drängte Alonso sein Team dazu, die Sache per Protest in die Hand zu nehmen. Ferrari zierte sich allerdings, und das zu Recht. So sehr der Kosmos von Ferrari sich nur um Ferrari dreht, so sehr ist man am Ende aber doch dem sportlichem Codex verpflichtet. Es wäre etwas anderes gewesen, hätte man während des Rennens davon erfahren, weil man dann den Protest hätte sofort einlegen können. Aber so?

Ferrari hat die FIA informell per Brief gebeten, die Situation aufzuklären. Die FIA hat sehr schnell reagiert und heute klar gestellt, dass man keinen Fall sieht, den man besprechen müsste. Nun könnte Ferrari offiziell Protest einlegen, was sie aber nicht machen werden. Die Gründe hierfür sind auch klar:

1. Mag sein, dass Hauptsponsor Santander einen Protest stillschweigend unterstützen würde, der zweite Hauptsponsor Shell sicher nicht. Meine Recherchen heute wurden mit einem „Kein Kommentar“ beantwortet.
2. Ferrari ist sich bewusst, dass ein Protest das Image der Marke nachhaltig stören könnte. Man hat die WM ja nicht Brasilien verloren, sondern weil man ein schlechtes Auto hatte. Ein Protest würde Ferrari als sehr schlechten Verlierer da stehen lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass Luca di Montezemolo einen derartigen Imageschaden für einen WM-Titel akzeptieren würde.
3. Ferrari würde den Protest verlieren.

Die FIA hat das Rennen für offiziell erklärt, weltweit ist der dritte Titel für Vettel von allen Medien berichtet worden. Eine Rücknahme des Ergebnisses lässt die FIA und die F1 schlecht da stehen. Ecclestone würde so etwas nicht durchgehen lassen. Ja, es ist vorgekommen, dass die FIA mal ein Rennergebnis nach Wochen noch korrigiert hat, das letzte Mal 2001, als Olivier Panis wegen Überholen unter Gelb nachträglich bestraft wurde. Die FIA tendierte in den letzten Jahren aber immer mehr dazu, die Rennergebnisse nachträglich nicht mehr anzutasten, stattdessen wurden die Fahrer für das nächste Rennen bestraft.

Nun ja – viel Aufregung, alles umsonst. Fernando Alonso scheint die Sache abgehakt zu haben, der twitterte heute fast zeitgleich mit der Meldung der FIA, dass Vettel nichts falsch gemacht habe:

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8 Kommentare

hwk 29 November, 2012 - 16:47

ist ja echt schlimm, was da mittlerweile für ein Drama draus gemacht wird. Es ist sicher legitim das zu untersuchen oder unter zu lassen und dann auch wieder einzustellen. Aber was grade auf dem Spiegel los ist, nachdem schon längst bekannt war, dass Ferrari keinen Protest einlegen wird und man trotzdem noch einen Hetzartikel in die Welt setzt (http://www.spiegel.de/sport/formel1/ferrari-ueberprueft-ueberholmanoever-von-vettel-a-869917.html) ist echt schlimm. Die Kommentare dort sind wirklich unterirdisch und inkompetent.

Vettel ist und bleibt Weltmeister, alles gut.

zeroco 29 November, 2012 - 20:02

Hallo… Mir ist es scheissegal wer weltmeister ist … Hauptsache die Wahrheit kommt ans Licht. Kann ja nicht sein dass Ferrari wegen dem Ruf keinen Protest einlegt und die FIA keine beweise liefert. Hat jemand ein Bild oder ein Video geschaut wo der marshal vom Mond eine grüne Flagge schwingt? Das einzige was ich auf YouTube gesehen habe sind gelb blinkende überholverbots anzeigen und das in schlechter Bildqualität. Die Welt lechzt nach Gerechtigkeit und Wahrheit aber niemand kann Sie uns in diesem Fall aufzeigen. Einfach nur kacke…

ethone 29 November, 2012 - 21:10

Es wäre nett wenn die Formel 1 mal wieder mehr „Sport“ und weniger Soap Opera werden würde. Vielleicht hatten wir die letzten Jahre etwas Glück, aber diese ständigen Grid Penalties und Untersuchungen nerven zumindest mich tierisch.

NASCARaddicted 30 November, 2012 - 01:55

an sich interessiert mich die F1 gar nicht. Aber selbst ich muß sagen: die Leistung, die Vettel gerade im letzten Rennen gezeigt hat (also von ganz hinten so weit wieder vorzukommen) – er ist zu Recht Weltmeister geworden.

Und wie bereits erwähnt, Ferrari würde sich selbst am meisten schaden, wenn sie Protest einlegen. Gerade vorher waren die Zeitungen (also zumindest das Hetzblatt „Bild“) voll von den „Tricks von Ferrari“ … wenn sie jetzt auch noch versuchen würden, den Titel am grünen Tisch zu holen.

Ich finde es aber gut, daß die F1 mittlerweile die Rennergebnisse nicht mehr ändert, bei etwaigen Strafen. In der NASCAR wird das auch schon lange praktiziert. Es ist ja auch doof, wenn man sich live ein Rennen anguckt, und bis man dann wieder daheim ist, ist der Fahrer auf einmal nicht mehr der Sieger …

Rennen sollen auf der Strecke entschieden werden, nicht am grünen Tisch.

Horst 30 November, 2012 - 08:40

War ja für Vettel auch nicht schwer wieder nach vorne zu kommen. Die beiden Toro Rosso, ROS und MSC haben ihn vorbei gewunken. Grosjean hat sich selbst erledigt. Genauso wie Kimi der vor nem geschlossen Tor stand und ne Menge Zeit verlor. Hamilton war dank dem Unfall weg.

Und die Gurken (wie Vettel sie nennt) sind ja nun auch keine wirklichen Gegner für einen Red Bull.

So doll war das nun auch wieder nicht was Vettel da an dem Tag gezeigt hat!

ethone 30 November, 2012 - 12:46

Richtig, die ganze Saison wurde Vettel eigentlich alles geschenkt, was nicht bei drei Platz gemacht hat wurde wegprotestiert oder mit einer drive through belegt. Richtige Leistung geht anders, und von hinten nach vorne fahren kann ja wohl jeder.

Montoya12 30 November, 2012 - 13:29

@Horst genau so sehe ich es auch.

Das von hinten nach vorn fahren von Vettel wird völlig überbewertet.
Mit dem schnellsten Auto im Feld ist das nun wirklich keine Kunst mehr.

Ein Alonso oder Hamilton würden genauso schnell wieder in den Top 10 sein.
Mit dem einzigen Unterschied das sie sich an MSC vorbei pressen müssen.

Stefan 30 November, 2012 - 14:00

Schön, dass sich die letzten Kommentare hier auch auf spiegel.de-Niveau bewegen. Damit wäre wieder mal bewiesen, dass Deutschland das „Neidhammel-Land“ #1 ist.

Schade um den schönen Blog!

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