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NASCAR: Analyse Saisonfinale Homestead 2012

von KristianStooss
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„Youngster“ Brad Keselowski bezwang in Homestead den Veteranen Jimmie Johnson und ist damit der NASCAR Sprint Cup Champion 2012! Zwar erhielt Keselowski ordentlich Schützenhilfe vom Fehlerteufel, doch er erreichte auch eigenständig seine Mindestzielankunft von Platz 15. Unterdessen holte Jeff Gordon den ersten Homestead-Sieg für Hendrick Motorsports.

Das Saisonfinale war kein ganz großer Klassiker oder spannender Krimi, wie man ihn sich im letzten Rennen des Jahres eigentlich gerne wünscht. Die Entscheidung fiel Schlag auf Schlag während die Meisterschaftskandidaten im angehenden Spritpoker die finalen Boxenstopps absolvierten. Danach war dann quasi die Luft aus dem Rennen und irgendwie interessierte es kaum noch, dass nun Jeff Gordon gewann und nicht Kyle Busch. Dabei hatte Letzterer wie in Phoenix wieder lange geführt, wurde aber am Ende erneut nicht belohnt. Die großen Gewinner heißen also Brad Keselowski, sein Crew-Chief Paul Wolfe und natürlich ganz besonders Roger Penske, welcher ebenfalls seinen ersten Titel als Owner im Sprint Cup feiern durfte. Ein kleiner Sieger war aber auch Clint Bowyer, denn nicht nur Keselowski profitierte von den technischen Problemen an der #48 von Jimmie Johnson. Schauen wir mal etwas genauer hin, wie sich das Ganze letztendlich abgespielt hat:

Das Timing der Cautions spielte auf jeden Fall mal keine Rolle, denn die mickrigen drei Gelbphasen vermochten das Rennen nicht sonderlich zu beeinflussen. Es ging eher darum, möglichst früh sein Benzinfenster für das Finale zu schließen und so gingen dann auch Jimmie Johnson und Jeff Gordon schon 100 Runden vor dem Ende dazu über, unter Gelb ihre Motoren abzustellen. Klar, Johnson musste alles riskieren und Gordon hatte nach seinem frühen Ausstieg aus dem Titelkampf sowieso nichts zu verlieren. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Johnson übrigens an der Spitze des Feldes, nachdem ihn seine Crew zuvor mit nur zwei neuen Reifen an der Box nach vorne geschoben hatte. Dies war boxenstoppbereinigt auch der einzige Moment, in dem Johnson wenigstens punktgleich mit Keselowski unterwegs war.

Brad Keselowski konnte sich aber aufgrund seines Vorsprungs in der Tabelle relativ gut entspannen und immer konservativ mit der normalen Anzahl von vier Austausch-Pneus kalkulieren. Sein Minimalziel lautete ja Platz 15, was er eigentlich durchgehend im Stande war, zu halten. So hatte Jimmie Johnson natürlich keine Chance und musste neben der Reifenstrategie auch noch versuchen, auf Gedeih und Verderb mit dem letzten Tropfen Sprit zu rechnen. Die entscheidende Phase begann dann gut 60 Runden vor Schluss: Während Johnsons Benzintaktik aufzugehen schien, musste Keselowski zu diesem Zeitpunkt schon recht früh zum Tanken. Wie der Rest des Feldes war die #2 also ein paar Umläufe short.

In Runde 213 holte sich dann Jimmie Johnson die letzte Spritladung des Tages ab, wobei allerdings die Crew patzte und das Unheil seinen Lauf nahm. Hinten links war der Tire-Changer wohl etwas zu hektisch am Werk und vergaß eine Reifenmutter festzuziehen. Natürlich musste Johnson daraufhin noch einmal kommen, um diese festzuziehen, was ihm eine Runde Rückstand aufbrummte. Als wäre das nicht schon genügend Ärger, gab zehn Umläufe später auch noch ein Teil am hinteren Antriebsstrang der #48 seinen Geist auf. Offiziell war es dann wie bei den Start-&-Parkern der „Rear Gear“, welcher Johnson einen Strich durch die Meisterschaftsrechnung machte. Wie ich erfahren musste, beschreibt „Rear Gear“ allerdings nicht den Rückwärtsgang, sondern tatsächlich ein Teil des hinteren Differentials, aber da kann Flo aus N im Podcast bestimmt ein bisschen mehr zu erzählen.

Für Jimmie Johnson war der Tag gelaufen und Brad Keselowski konnte in aller Seelenruhe der Meisterschaft entgegenfahren. Weil sich der Druck ja so spontan in Luft auflöste, holte Keselowski ganz gemütlich seine letzte Spritladung an der Box ab und fuhr im Schongang sogar nur auf Platz 15. Damit hätte er dann auch den Titel aus eigener Kraft geholt und somit braucht sich Keselowski nicht auf den Fehlerteufel an der #48 berufen, wenn man ihn fragt, warum er denn Champion geworden ist.

An dieser Stelle folgt dann meine Gratulation an Brad Keselowski sowie sein gesamtes Team bei Penske Racing für die außerordentliche Leistung in der nun zu Ende gegangenen Saison. Der neue Titelträger war dann auch nicht zu selbstverliebt und platzierte sich verbal stolz inmitten seiner Crew, deren Arbeitskollege er schließlich nur sei. Eine schöne Geste, denn ohne die Mannschaft hätte er natürlich kein Auto zum Fahren – sowas trägt zum Zusammenhalt eines Teams bei.

Keselowski war jedoch nicht der einzige Pilot, welcher von Johnsons Ausfall profitierte. Auch Clint Bowyer konnte nebenbei noch ein paar Punkte aufholen und sich in der Meisterschaft sogar noch auf Platz 2 nach vorne schieben. Das mindert zwar Johnsons Leistung ein wenig, aber für Bowyer und Michael Waltrip Racing ist das der verdiente Erfolg nach einer wirklich tollen Saison. Hoffentlich kann die Toyota-Truppe im nächsten Jahr darauf aufbauen.

Den Sieg holte sich unterdessen wie erwähnt Jeff Gordon, da er auf derselben, eigentlich gewinnbringenden Strategie unterwegs war wie sein unglücklicher Teamkollege. Gordon brauchte im Finale im Gegensatz zu Kyle Busch und dessen Verfolger Martin Truex Jr nicht mehr zum Tanken zu kommen und gewann dadurch die letzte Track-Position. Damit brachte Gordon seinen erfolgsverwöhnten Teamchef Rick Hendrick übrigens das allererste Mal in eine Homestead-Victory-Lane, was natürlich nur ein kleines Trostpflaster sein kann.

Abschließend denke ich, dass im Sprint Cup anno 2012 nach 36 Rennen ein verdienter Meister gefunden wurde. Natürlich möchte ich sehen, dass Jimmie Johnson irgendwann die 7 Titel der ganz großen Richard Petty und Dale Earnhardt Sr knackt, doch momentan tut der NASCAR ein frischer Champion wirklich gut. Eine weitere Johnson-Meisterschaft wäre nach der Tony-Stewart-Unterbrechung wirklich noch zu früh gekommen. Außerdem ist mit Brad Keselowski ein ganz großes Talent gebührend belohnt worden und hat die nächste Stufe seiner Karriere erreicht. Sowas sieht man doch gerne und in diesem Zuge ist es schon sehr interessant wohin im Gegensatz dazu der Weg von „Supertalent“ Joey Logano bisher geführt hat. Das nächste Jahr mit den beiden jungen Fahrern gemeinsam bei Penske Racing wird mit Sicherheit einige spannende Erkenntnisse erbringen.

Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden. Zum Abschluss folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern und in der Owner-Wertung (Achtung: Alles PDF-Dateien!).

An dieser Stelle verbleibt dann zum Saisonende nur noch mein ganz besonderer Dank an die treue Leserschaft sowie unser spitzenmäßiges Team! Mit euch allen habe ich wie jedes Jahr wieder gerne die NASCAR im Racingblog verfolgt und darüber geschrieben. In diesem Sinne wünsche ich allen eine erholsame Winterpause und man sieht sich beim (oder eher zum) Daytona 500 2013…

MELBOURNE GRAND PRIX CIRCUIT, AUSTRALIA - MARCH 24: Sir Lewis Hamilton, Mercedes F1 W15, leads Fernando Alonso, Aston Martin AMR24, and Valtteri Bottas, Kick Sauber F1 Team C44 during the Australian GP at Melbourne Grand Prix Circuit on Sunday March 24, 2024 in Melbourne, Australia. (Photo by Sam Bagnall / LAT Images)
MELBOURNE GRAND PRIX CIRCUIT, AUSTRALIA - MARCH 24: Lando Norris, McLaren MCL38, leads Charles Leclerc, Ferrari SF-24, and Oscar Piastri, McLaren MCL38 during the Australian GP at Melbourne Grand Prix Circuit on Sunday March 24, 2024 in Melbourne, Australia. (Photo by Sam Bagnall / LAT Images)

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5 Kommentare

Bluthund87 20 November, 2012 - 09:55

Danke ebenfalls für deine tollen Berichte und Analysen!
Auch ein großer Dank an Motorvision für die tolle Übertragung. 2013 und 2014 geht es zum Glück ja noch besser weiter!

DonDahlmann 20 November, 2012 - 14:50

Danke Kristian! Für die tolle Berichterstattung, Deine Mühe und Deine Zuverlässigkeit. Freu mich schon auf die Saison 2013!

Reinhard54 20 November, 2012 - 20:30

Kristian,
auch von mir ein dickes „Dankeschön“!
Deine ausführlichen Vorschauen und die detaillierten Analysen machen ein NASCAR-Rennen erst zu einem „runden Ereignis“.
Du hast viele Stunden ehrenamtlich für racingblog.de, die user und für „die Typen im chat“ gearbeitet… – dafür nochmals „dicken Dank“ und „Mütze ab“.
Ich wünsche Dir und Deinen Angehörigen einen ruhigen Jahresausklang, privat und beruflich eine gute Zukunft, …
und ich würde mich freuen , wenn es Mitte Februar, oder gerne auch vorher, wieder etwas von Dir zu lesen gibt.
Liebe Grüße
Reinhard54

Montoya12 20 November, 2012 - 22:51

Danke Kristian für die sehr lesenswerten Berichte und Analysen.
Wünsche dir erholsame Wochen Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Gruß Montoya12

Paytv h3 21 November, 2012 - 18:46

Euch von mir danke für deine Vorschauen und Analysen. Gehören für mich auch zu einem kompletten Wochenendstart bzw. Wochenstart dazu.
Guten Rutsch und vorab frohe Weihnachten.

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