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NASCAR: Vorschau Saisonfinale Homestead 2012

von KristianStooss
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Es ist soweit, das große Finale steht an: In Homestead entscheidet sich an diesem Wochenende die Meisterschaft zwischen Brad Keselowski und Jimmie Johnson. Danach verabschiedet sich die NASCAR dann in den wohlverdienten Winterschlaf bis zu den ersten Tests im Januar. Der Kampf um den Titel sieht auf den ersten Blick unspektakulär aus, doch es kann viel passieren.

Als Schauplatz der großen Entscheidung dient seit einigen Jahren der Homestead-Miami Speedway, welchen man schon ewig oft umkonfiguriert hat, wobei in puncto eigentlicher Rennqualität irgendwie trotzdem nie etwas dabei rausgekommen ist. Die aktuelle Streckenvariante ist die üblichen 1,5 Meilen lang, verfügt aber über ein ganz eigenes Design in Form von zwei 180°-Kurven, welche mit einem variablen Banking zwischen 18 und 20 Grad ausgestattet sind. Man kann also überholen, denn es gibt durch die ansteigende Überhöhung zwei gleichberechtigte Linien. Im Grunde genommen ist damit schon alles zur Strecke gesagt und man hat eigentlich einen ganz passablen Platz im Kalender für das Oval gefunden. Im November ist es in Miami immer noch schön lauschig warm und die Spannung in der Meisterschaft wiegt die Defizite der Strecke normalerweise ganz gut auf. Trotzdem wirkt der Kampf an der Spitze irgendwie unspektakulär, aber das täuscht:

In diesem Jahr hat man zwar das Gefühl, dass durch das DNF von Jimmie Johnson in Phoenix schon so ein wenig die Luft aus der Entscheidung gelassen wurde, jedoch könnte der Fehlerteufel auch Brad Keselowski jederzeit einen Strich durch die Rechnung machen. Die beiden Piloten trennen nach dem vielleicht vorentscheidenden Reifenplatzer von Johnson nun 20 Punkte und das ist auf den ersten Blick erstmal recht viel. Dazu muss man aber sagen, dass genau dieser Abstand für Homestead einige Spannung verspricht, denn der zweitplatzierte Johnson ist nun wirklich gezwungen, ein perfektes Rennen hinzulegen, während beim Spitzenreiter Keselowski nichts – aber auch gar nichts – schiefgehen darf! Zusätzlich spielt auch die unterschiedliche Erfahrung der Kontrahenten eine wichtige Rolle:

Jimmie Johnson verfügt bereits über fünf Meisterschaftsgewinne, während Brad Keselowski erst einmal in der Nationwide Series zu Titelehren gekommen ist. Johnson weiß also, wie man eine Saison bestmöglich abschließt und kennt auch die derzeitige Verfolgerposition recht gut. 2010 lag er nach Phoenix hinter Denny Hamlin zurück und drehte dann im Finale den Spieß doch noch um. Allerdings ist der aktuelle Rückstand in Form von 20 Punkten für Johnson so hoch wie noch nie. Doch wenn ein Fahrer das noch wuppen kann, dann eben ein Jimmie Johnson. Bisher war der Dauermeister selten genötigt, in Homestead noch ein Top-Resultat auszupacken, oft genügte ein Verwalten des Abstands nach hinten.

Das zeigt sich dann auch in den bisherigen Ergebnissen von Jimmie Johnson in Homestead: In 11 Ausgaben fuhr er 7 Mal in die Top9, wobei aus diesen Jahren auch 4 Top5-Resultate zu Buche stehen. In seinen Titeljahren holte er die Plätze 9, 7, 15, 5 und 2, wobei diese Zielankünfte recht gut widerspiegeln, wie weit Johnson im letzten Rennen des Jahres jeweils gehen musste, um sich den Titel zu sichern. 2012 wird er gewinnen müssen und das traue ich ihm auch zu, wenngleich er bisher noch nie in der Victory-Lane von Homestead stand.

Der entscheidende Faktor in diesem Kampf ist jedoch Brad Keselowski, denn der darf ohne Bonuspunkte nicht mindestens Platz 15 erreichen, sonst kann Johnson quasi machen was er will. Holt Keselowski wenigstens eine Führungsrunde (Rang 16) oder führt er das Feld sogar über die meisten Umläufe an (Rang 17), kann Bad Brad sich noch weiter zurückfallen lassen. Die Frage ist jedoch, ob er das nötig hat: Zwar erreichte er in seinen vier Homestead-Einsätzen als bestes Resultat nur Platz 13, doch die Ergebnisse aus diesem Jahr lassen einen nicht daran zweifeln, dass es 2012 wohl anders aussehen dürfte. In den letzten 11 Saisonrennen fuhr Keselowski hintereinander in die Top11 und auf alle Meisterschaftsläufe expandiert, misslang ihm nur 6 Mal der Sprung in die Top15.

Alles andere als ein erster Titelgewinn durch Brad Keselowski wäre also am Sonntag eine Überraschung, auch wenn man nicht vergessen darf, dass an der blauen #2 ebenfalls ein Reifen platzen könnte, welcher alle Träume begräbt. Alles Weitere wäre jetzt also reine Spekulation, da hilft also nur Abwarten und Tee trinken. Der NASCAR würde es richtig gut tun, sollte Keselowski am Sonntag Meister werden. Man sieht doch viel lieber den Underdog seinen ersten Titel holen, als dass der fünffache Champion sich noch einen sechsten Pokal neben die Standuhren aus Martinsville stellt. Natürlich wird das nicht für die Fans von Jimmie Johnson gelten, doch ich denke, dass es der Serie einen etwas frischeren Anstrich geben würde, wenn Brad endlich den verdienten Sprung nach ganz oben schafft.

Neben dem Sprint Cup ermitteln auch die Nationwide Series sowie die Trucks ihren jeweiligen Meister und dann gehen in den Shops erstmal größtenteils die Lichter aus. In der kurzen Winterpause ist höchstens etwas Nach- und Vorbereitung möglich, bevor das Weihnachtsfest ansteht. Die neue Saison beginnt dann schon im Januar mit den Pre-Season-Tests, wenig Zeit zum Durchschnaufen also. Wir sehen uns in diesem Jahr noch ein letztes Mal zur NASCAR-Analyse am Dienstag. Bis dahin wünsche ich allen Racingblog-Lesern ein spannendes NASCAR-Saisonfinale 2012 in Homestead. Viel Spaß!

Zum Abschluss folgen an dieser Stelle wie gewohnt noch die Links (PDF) zu den aktuellen Ständen in der Fahrer- und Owner-Wertung sowie die Entry-List und ein Zeitplan für das TV-Programm vom Wochenende:

Freitag, 16.11.
16:00 Uhr, Nationwide Series Practice, nicht im TV
17:00 Uhr, Truck Series Final Practice, nicht im TV
19:30 Uhr, Sprint Cup Series Practice, ESPN2
21:00 Uhr, Nationwide Series Final Practice, ESPN2
22:30 Uhr, Truck Series Qualifying, SPEED
00:00 Uhr, Sprint Cup Series Qualifying, SPEED
01:30 Uhr, Truck Series Rennen (Ford EcoBoost 200), SPEED / RaceBuddy

Samstag, 17.11.
17:30 Uhr, Nationwide Series Qualifying, SPEED
19:00 Uhr, Sprint Cup Series Practice, nicht im TV
21:00 Uhr, Sprint Cup Series Final Practice, SPEED
22:00 Uhr, Nationwide Series Rennen (Ford EcoBoost 300), ESPN

Sonntag, 18.11.
20:00 Uhr, Sprint Cup Series Rennen (Ford EcoBoost 400), Motorvision TV / ESPN / RaceBuddy

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1 Kommentare

Marc 18 November, 2012 - 12:48

Hallo Kristian,

vielen Dank für deine wöchentlichen Berichte. Aus eigener Erfahrung also kein Kommentar im eigentlichen Sinne, sondern ein Danke für die Mühen. Es ist immer Schade, wenn man keine Antwort / Feedback bekommt.
Ach doch: Der Chase für Brad wäre aus sportlicher Sicht sicher o.k., leider ist er ein ziemlicher Unsympath, sodass ich auf Jimmie hoffe.
Gruß und immer weiter so.

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