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Formel Eins: Analyse GP Abu Dhabi 2012

von DonDahlmann
4 Kommentare

Eine Strafversetzung, zwei Safety Car Phasen und etliche Ausfälle sorgten für einen furiosen Grand Prix. Und Vettel konnte endlich mit einem Gerücht aufräumen.

Die britische Motorsportpresse ist oft sehr har in ihrem Urteil. Klar, die Journalisten dort erleben viele Rennen in ihrem Leben und britischer Motorsport unterscheidet sich immer noch ein wenig von dem, was der Rest der Welt darunter versteht. Und daher ist auch nicht weiter verwunderlich, dass die Briten Sebastian Vettel gerne eine Schwäche zu schrieben: Zu schlecht beim Überholen. Er gewinnt ja immer von vorne und überholt an der Box, sagte ein Kollege neulich noch. Doch mit dieser Aussage sollte es vorbei sein, Vettel überholte in Abu Dhabi fast jeden Wagen. Und daraus zog das Rennen auch seine Spannung, denn vorne war wenig los.

Nachdem Alonso in einem schönen Ausbremsmanöver Mark Webber hinter sich gelassen hatte und den auf abbauenden Reifen rutschenden Maldonado kassieren konnte, waren die Top 4 vorne gesetzt. Hamilton war etwas schneller als Räikkönen, der wiederum schneller als Alonso und letzter musste sich Jenson Button vom Hals halten. Daran änderte sich auch nach dem Ausfall von Hamilton nichts mehr.

Aber das Rennen gehörte sowieso Sebastian Vettel. Sein Team hatte am Samstag einen schweren Fehler begangen, in dem man nicht genug Sprit in den Wagen gefüllt hatte. Offenbar versuchte man, die Pole von Hamilton anzugreifen, ein strategischer Fehler, weil es klar war, dass Alonso kaum in ersten zwei Reihen würde fahren können. Der Zeitverlust mit einem halben Liter mehr zu fahren, hätte im Tausendstelbereich gelegen. Weil man zu wenig Spirt an Bord hatte, musste man den Wagen abstellen, damit die Benzinpumpe nicht kaputt geht. Wie auch immer – am Ende startete man aus der Boxengasse.

Damit Vettel in der Lage war überholen zu können, hatte man die Übersetzung verlängert, die Flügel flacher gestellt und den Wagen randvoll getankt. Und das sollte sich dann tatsächlich auszahlen. Vor allem die letzte Saftey Car Phase haben Vettel allerdings sehr geholfen. Er hatte sich weit nach vorne gefahren, konnte sich dabei aber auch bei Hülkenberg, di Resta, Grosjean und Rosberg bedanken, die alle früh ausgefallen oder weit nach hinten durch gereicht wurden. Von den 24 Fahrzeugen kamen nur 17 Ziel, und die, die noch fuhren, waren kaum Gegner für Vettel.

Der lieferte aber auch eine grandiose Fahrleistung ab. Risikoreiche Überholmanöver, schnellste Rundenzeiten und ein sehr entschlossener Weltmeister sorgten für eine der eindrucksvollsten Aufholjagden in der Formel Eins. Dazu kam dann das Glück, als die letzte SC-Phase nach seinem Stopp folgte und nicht vorher. Das schob Vettel dann auf P4 vor, dass er sich Button am Ende noch holen konnte, war dann der verdiente Lohn. Aber Vettel war nicht der einzige, der überraschte.

Auffallend war der gute Speed des Lotus, womit man vor dem Rennen nicht gerechnet hatte. Allerdings hatte man neue Teile mit nach Abu Dhabi gebracht, die vor allem die Luftanströmung des Hecks veränderten. Diese Änderungen scheinen zu funktionieren, jedenfalls fuhr der Finne endlich seinen Sieg in dieser Saison ein und dies sehr deutlich. Hamilton konnte er nicht halten, aber er war schneller als Alonso.

Bei Ferrari wird man sich ärgern. Weniger, weil Vettel noch hinter Alonso gelandet ist, die Strafversetzung war sowieso ein Geschenk. Ärgern wird man sich über das eigene Auto. Denn die neuen Updates brachten so gut wie nichts. Man hatte bei Alonso Front- und Heckflügel ausgetauscht, gemerkt hat man davon nichts. Der Rennspeed des Ferrari war immer gut, aber in der Quali geht halt nicht viel zusammen. Auch wenn der Abstand zu Vettel nur noch 10 Punkte beträgt, sieht Ferrari im Moment nicht so aus, als könnten sie die WM aus eigener Kraft gewinnen.

Was sonst noch los war:

– Bescheidenes Rennen von Force India. Am Start kam sich beide Fahrer ins Gehege, Hülkenberg, der sehr schnell war, fiel aus. Di Resta schaffte immerhin noch Platz 9.

– Ebenfalls schlecht: Sauber. Kein Speed in der Quali, dafür etwas besser im Rennen. Perez verschenkte mit der Kollision wichtige Punkte, die Kobayahshi sich dann holte.

– Beide Williams mal wieder in den Punkten. Auffallend die mal wieder gute Leistung von Senna, der nach einer Runde an letzter Stelle lag und dann auch auf P8 fuhr. Erwähnenswert ist, dass Maldonado nach der ersten SC-Phase das KERS verloren hatte. Dafür ist P5 schon sehr gut.

– Mercedes. Die beste Nachricht ist, dass Rosberg bei seinem heftigen Unfall nichts passiert ist. Während Di Resta, Senna, Ricciardo und andere Fahrer sich verbessern konnte, steckte Schumacher um P12 fest. Das ist offensichtlich alles, was das Auto noch kann.

Nächstes Rennen ist dann der GP von Austin auf der neuen Strecke in knapp 14 Tagen.

(In eigener Sache: Krankkeitsbedingt heute alles etwas kürzer und mal keine Fotos)

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4 Kommentare

Stephan K. 4 November, 2012 - 19:10

„Mercedes. Die beste Nachricht ist, dass Rosberg bei seinem heftigen Unfall nichts passiert ist. Während Di Resta, Senna, Ricciardo und andere Fahrer sich verbessern konnte, steckte Schumacher um P12 fest. Das ist offensichtlich alles, was das Auto noch kann.“

Nicht zu vergessen der schleichende Plattfuß von MSC in der letzten Safteycar Phase. Ansonsten wären Punkte drin gewesen.

LG,

Stephan

RageQuit 4 November, 2012 - 20:49

Nicht zu vergessen der schleichende Plattfuß von MSC in der letzten Safteycar Phase. Ansonsten wären Punkte drin gewesen.

Richtig!
Ich will Merc und Schumacher gar nicht in Schutz nehmen, aber mit der Formulierung im Artikel, daß P12 „offensichtlich“ alles wäre, was das Auto könne, macht man sich’s zu einfach.

Wenn man die Abstände anschaut, und unterstellt, daß Schumacher 15s verloren und 5s aufgeholt hat, wäre er vielleicht 10s weiter vorn gewesen. Das wäre P6. Das wiederum ist sicherlich auch unrealistisch, weil man dafür erstmal überholen muss – aber dennoch: Punkte wären locker drin gewesen!
Fairerweise muss man aber auch sagen, daß vorn viele ausgefallen sind…

shi 5 November, 2012 - 11:33

Ebenfalls schlecht, Sauber:

Kann das nicht verstehen, Perez hätte vom Speed her auf P5 fahren können, was ist daran schlecht?

cjander 5 November, 2012 - 13:19

@ shi:

Im Artikel steht ja auch dass es im Rennen besser ging, wenn Perez dann aber anderen in die Karre fährt ist das nun mal schlecht ;)

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