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Formel Eins: Vorschau Suzuka 2012 / Rücktritt Schumacher

von DonDahlmann
4 Kommentare

Für einen Moment tritt die WM in den Hintergrund, denn Michael Schumacher hat seinen Rücktritt aus der Formel Eins erklärt. Was er stattdessen macht ist unklar.

In unserem aktuellen Podcast hatte wir schon darüber spekuliert, dass Schumacher Suzuka als Ort wählen könnte, um seinen Rücktritt zu verkünden. Der Ort ist eng mit seiner Motorsport-Geschichte verbunden. Hier gewann er seinen ersten Titel mit Ferrari, die Strecke zählt, neben Spa, zu seinen Lieblingskursen. Und so kam es dann auch. Am heutigen Donnerstag verkündete Schumacher seinen Rücktritt, weil er die Motivation und die Energie für die Formel Eins nicht mehr habe. Er sei enttäuscht, dass er seine Ziele mit Mercedes nicht habe erreichen können, sagte er sichtlich bedrückt auf einer Pressekonferenz. Die Entscheidung kommt nicht überraschend, dennoch verliert die Serie eines ihrer Zugpferde.

So schlecht war sein Comeback insgesamt nicht, auch wenn am Ende nur eine Podiumsplatzierung in diesem Jahr heraus kam. Gebremst durch ein schlechtes Auto, die fehlenden Testtage und vermutlich auch durch sein Alter ist es ihm nicht mehr gelungen, an die alten Erfolge anzuschliessen. Vor allem die Testtage werden ihm gefehlt haben. Zu seinen besten Zeiten saß er bis Freitagnachmittag im Auto um dann schnell nach Fiorano zu fliegen, um noch zwei Stunden zu testen. Schumacher ist durchaus einer, der mit einem schlechten Auto Siege holen kann. Bewiesen hatte er das in seiner ersten Ferrari-Saison 1996, als mit einer Gurke unterwegs war. Aber die Zeit ist nicht stehen geblieben, der heutige Fahrertypus ist ein anderer. Auf eine schnelle Runde war 2006 schon Massa unterlegen, in seinen Comeback-Jahren sah es nicht anders aus, auch wenn seine Bilanz in diesem Jahr gegenüber Rosberg besser aussieht. Es ist verständlich, dass er nun den Rückzug antritt, ein, zwei weitere Jahre bei Sauber wollte er sich nicht antun. Er selber hatte in seinen Anfangsjahren gesehen, wie es Nelson Piquet bei Benetton ergangen ist, als dieser vom jungen Schumacher gedemütigt wurde. Was der siebenfache Weltmeister nun macht ist nicht klar, es steht wohl das Angebot, dass er bei Mercedes in eine Art Teammananger Rolle schlüpfen könnte.

Zum Rennen in Suzuka. Auf der bekannte Skala von Marc Surer verdient die Strecke mit Sicherheit eine „10“. Sie hat alle, was eine gute Rennstrecke ausmacht: Sehr schnell, fahrerisch höchst anspruchsvoll und abwechslungsreich. Auch wenn es drei durchaus lange Geraden gibt, setzt man in Suzuka auf einen hohen Abtrieb. Der Grund sind vor allem die „Esses“ jenes Geschlängel mit sich öffnenden und schließenden Kurven, bei der man jeden Eingang perfekt treffen muss, sonst ist der gesamte Sektor hinüber. Die Degner-, Löffel R-130 Kurve verlangen dann auch nach viel Bodenhaftung.

Klarer Favorit dürften beide McLaren sein, wobei Jenson Button das Handicap einer 5+ Strafe für die Startaufstellung trifft, weil man sein Getriebe wechseln musste. Hamilton ist also der Favorit für die Pole und den Sieg in Japan. Der McLaren scheint im Moment das ausgewogenste Paket zu sein. Ohne den Ausfall in Singapur hätte man alle Rennen seit Ungarn gewonnen und damit auch auf fast allen Streckentypen, die die Formel Eins so zu bieten hat. Es passt beim Abtrieb, es stimmt der Topspeed und beim Reifenverschleiss liegt man auch nicht schlechter als die Konkurrenz.

Schwer einzuschätzen sind die Red Bull. Ja, sie waren in Singapur besser als gedacht, aber in Spa dafür überhaupt nicht. Dort fährt man etwas weniger Flügel und eigentlich sollte man denken, dass die Red Bull daher für Suzuka gebaut sind. Aber wie in Spa und Monza könnte es ihnen an Topspeed fehlen, was in Suzuka wegen der langen Geraden nicht hilfreich ist. Allerdings sind die Geraden in Suzuka nicht so lang, dass sich das schwerwiegend niederschlägt, problematisch könnte die DRS-Zone sein, weil die Red Bull dort zu langsam sind um an einen Gegner vorbei zu kommen. Auf Siegeskurs sehe ich den Deutschen aber nur, wenn die McLaren Probleme haben sollten.

Ferrari hat im Moment ein kleines Problem. Die letzten Updates am Auto funktionierten nicht so gut, wie gedacht, man behauptet, dass man ein wenig den Anschluss an Red Bull und Mercedes verloren habe. Betrachtet man ebenfalls wieder Spa und Monza kann das gut sein. Der F2012 macht den Eindruck, dass er im Moment für die Plätze 3 und 4 gut ist, aber weiter nach vorne geht es nur, wenn die Konkurrenz Pech hat. Einen Sieg von Alonso, der für seine WM-Chancen langsam nötig ist, sehe ich in Japan nicht. Das Motto wird Schadensbegrenzung heissen.

Lotus ist mal wieder das „dark horse“. Man plant das neue Doppel-DRS in Japan einzusetzen, was auf der Strecke auch jede Menge Sinn macht. Mit dem von unten angeblasenen oberen Heckflügelbrett erreicht man auf den Geraden auch dann einen guten Topspeed, wenn man sehr hohe Abtriebswerte nutzt. Theoretisch. Praktisch hat man das System auf so einer Strecke noch nicht eingesetzt, dementsprechend ist es schwer das einzuschätzen. Für Räikkönen, der auf Platz 3 in der WM liegt, dürfte es aber die letzte Chance sein, wenn er noch um die WM-Krone fahren möchte.

Auch Mercedes plant in Suzuka ein Doppel-DRS einzusetzen, dazu das schon bekannte F-Duct-System für den Frontflügel. Und auch für das deutsche Team gilt, dass deren Chancen schwer vorherzusagen sind. Angesichts der Strecke würde ich sie für nicht besser als Platz 7 halten, der D-DRS könnte die Sache aber wieder ändern. Und vielleicht erlebt Schumacher auf einer seiner Lieblingsstrecken ja noch ein Highlight vor seinem Abschied.

Besser als Mercedes sollte Sauber sein. Denen liegen diese mittelschnellen Kurven und der Topspeed stimmt auch. Kamui Kobayashi wird besonders motiviert sein. Zum einen, weil er noch um einen Vertrag im nächsten Jahr kämpft, zum anderen ist sein Heim-Rennen und in den letzten Jahren hat er sich da immer besonders stark gezeigt. Sauber könnte in der Lage sein die Top 5 zu erreichen, wenn nicht sogar mehr.

Bei Force India stehen die Chancen ebenfalls nicht schlecht, die sehe ich auf einem Niveau mit Sauber. Was das Team in Suzuka schwächt ist die Reifenwahl von Pirelli (Hart/Soft, siehe weiter unten bei der Strategie). Der Wagen geht mit den weichen Reifen nicht gut um, was für das Team einen Stopp mehr bedeuten könnte. So wird sich auch die Frage entscheiden, ob man in oder knapp außerhalb der Punkte landen wird.

Ein Auge sollte man vielleicht noch auf Toro Rosso haben. Da ist ein kleiner Aufwärtstrend zu erkennen, die Frage, ob James Key damit schon zu tun hat, kann man durchaus stellen. Jedenfalls sahen Vergne und Ricciardo in den letzten Rennen etwas besser aus, als sonst. Ob dem Wagen die Strecke in Suzuka liegen wird? Vermutlich eher nicht, in Spa sah man auch nicht so gut aus. Aber man hat weitere Updates versprochen, die man in Japan ausprobieren wird.

Am Ende des Feldes gibt es keine Neuigkeiten. Der Caterham ist weiter „best of the rest“ allerdings nicht in der WM-Wertung. Da liegt Marussia durch einen zwölften Platz von Timo Glock vorne und es wird Caterham schwer fallen ein ähnliches Ergebnis in den letzten Rennen zu erreichen. Überhaupt scheint Marussia trotz klammer Kassen in diesem Jahr besser gearbeitet zu haben, als Caterham. Der Abstand hat sich deutlich verringert, Caterham selber kämpft mit einem unfahrbaren Auto ohne Abtrieb.

Strategie

Wie erwähnt bringt Pirelli die Mischungen „Hart“ und „Soft“ nach Japan. Die Spreizung wird das Rennen und die Strategie sehr interessant machen. Der Vorteil der weichen Reifen dürfte in Suzuka rund 0,8 bis 1 Sekunde betragen. Vor allem mit frischen Soften dürfte man in den ersten Runden bei moderaten Asphalttemperaturen Kreise um jene fahren, die mit angenagten harten Reifen unterwegs sind. Hier dürfte der Unterschied dann mehr als 1.5 Sek. betragen.

Es gilt also, mindestens einen Satz neuer „Soft“ am Ende aufziehen zu können. Dafür braucht man dann aber eine Drei-Stopp-Strategie, die durchaus möglich ist, weil die Gesamtstoppzeit für einen Wechsel bei ca. 21 Sekunden liegt. Das ist wiederum eine Zeit, die man auf der Strecke bei freier Fahrt aufholen kann.

Lotus und Sauber, die besonders sanft zu den Reifen sind, könnten es aber mit einer Zwei-Stopp-Strategie versuchen. Einen langen ersten Stint mit den gebrachten Soft, dann einen langen Mittelstint auf den harten Reifen um in den letzten 12 bis 15 Runden auf neue Soft zu setzen. Auf dem Papier sieht diese Strategie besser aus, aber es hängt sehr davon ab, wo man startet (je weiter vorne desto besser) und ob man frei fahren kann. Neben Lotus und Sauber sehe ich auch Button auf einer Zwei-Stopp-Strategie. Die Teams, die drei Mal stoppen werden sind: Ferrari, Mercedes, Red Bull, ein Mclaren und Force India.

Nicht zu unterschätzen ist allerdings der Umstand, dass man die Strecke zu knapp 70% neu asphaltiert hat. Nach den Esses geht der neue Belag bis zur Schikane los. Der Asphalt soll nun mehr Grip bieten, was einerseits das Fahren einfacher macht, andererseits aber auch die Reifen mehr fordert. Das wird die Strategie ebenfalls komplizierter machen, man wird viel Fahrzeit am Freitag haben wollen. Aber wie sich der Asphalt dann im Rennen verhalten wird, wenn mehr Gummi auf ihm liegt, ist für alle Teams unbekannt.

Dementsprechend ist die Qualifikation wichtig, aber nicht allzu sehr. Man kann mit einer guten Strategie in Suzuka auch von P12 noch das Podium erreichen, da man auf der Strecke sehr gut überholen kann. Die DRS-Zone (Start/Ziel) ist zwar 20 Meter kürzer als im letzen Jahr, das sollte aber nicht das Problem sein, zum Mal man viele Manöver auch vor der Haarnadel und der letzten Schikane sieht.

Alle Übertragungszeiten gibt es in unserem TV-Planer.

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4 Kommentare

DonDahlmann 4 Oktober, 2012 - 19:34

Das wurde mir etwas zu hoch gekocht von den Medien, weil die neuen Teststandards der FIA seit einiger Zeit schon bekannt sind. Bisher gab es keinen Protest, nur „Anfragen“ zur Klärung. Das ist weit weniger umstritten, als die Löcher im Red Bull Unterboden im Sommer.

Aber grundsätzlich: Wir arbeiten gerade an einer Änderung des Seitenlayouts, das es uns erlaubt mehr kurze News unterzubringen. Dann fallen solche Stories auch nicht mehr durch den Raster.

blafasel 4 Oktober, 2012 - 20:18

Cool, sowas wie die Newshappen? :)

btw, don, der Receiver im Lektorat meldet beim zweiten Satz im Redbull-Abschnitt einen Absturz…

Chaos 4 Oktober, 2012 - 21:51

@blafasel Ja blos etwas zeitnäher und ausführlicher ;)

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