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WEC: Vorschau Bahrain & News für 2013

von StefanTegethoff
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Die WEC fährt also sechstes von acht Saisonrennen am Samstag in Bahrain, wo sich die politische Lage (nur) scheinbar beruhigt hat. Toyota ist Favorit, aber Audi steht in Reihe 1.

Bevor wir zum Renngeschehen kommen: auch der Kalender für die kommende WEC-Saison ist heute Nachmittag veröffentlicht worden. Das hätte eigentlich schon in Sao Paulo geschehen sollen, doch die Organisatoren um Gerard Neveu wollten erst den Segen des FIA-Weltrates abwarten. Der Kalender enthält keine Überraschungen, die Austragungsorte bleiben im Wesentlichen dieselben, nur die Reihenfolge ist hier und da verändert. Der einzige Streckenwechsel ist aus Traditionsgründen enttäuschend, hat sich aber angesichts des Strebens der FIA nach standardisierter Perfektion schon seit März abgezeichnet: die 12h von Sebring sind raus, stattdessen wir der US-Lauf im September über 6 Stunden auf dem Circuit of the Americas ausgetragen, die ALMS wird am Samstag  ein eigenes Rennen dort austragen.

Ähnliches ist zum Saisonstart in Silverstone geplant, wo eine wiederbelebte ELMS separat antreten soll. Ob das der richtige Weg ist, und sich für die ELMS ausreichend Starter finden, bleibt abzuwarten. Die WEC-Events mit ELMS-Gaststartern und entsprechend großen Feldern in Spa und Silverstone dieses Jahr sind jedenfalls bei den Fans besser angekommen, die ELMS-Saison wurde nicht zuletzt wegen zu weniger Starter abgesagt. Man scheint hier denselben Fehler zu machen wie Stephane Ratel, der auch glaubte, genug Fahrzeuge für zwei separate GT3-Serien zu finden. Gut ist, dass die Pausen zwischen den Rennen etwas länger sind, die diesjährigen vier Rennen in acht Wochen zum Saisonabschluss bringen einige Teams arg in Bedrängnis, gerade wenn Fahrzeuge beschädigt sind.

Der Le Mans-Termin wurde um eine Woche verschoben, um der Formel 1 aus dem Weg zu gehen. Der vollständige Kalender sieht so aus:

14. April – 6 Hours of Silverstone, GBR
4. Mai – WEC 6 Hours of Spa-Francorchamps, BEL
22.-23. Juni – 24 Heures du Mans, FRA
24. August – 6 Hours of Sao Paulo, BRA
22. September – 6 Hours of Austin, USA (TBC)
20. Oktober – 6 Hours of Fuji, JPN
10. November – 6 Hours of Shanghai, CHN (TBC)
30. November – 6 Hours of Bahrain, BAH

Außerdem wird es einen World Cup für GT-Fahrer geben, was mehr Sinn macht als die diesjährige Fahrerwertung ohne Klassenunterscheidung, in der GT-Fahrer meist nur 0,5 oder einen Punkt holen können. In der LMP2 werden Dieselmotoren erlaubt (Mazda wird einen solchen bringen), und es werden für diese Klasse die BoP-Möglichkeiten erweitert, um Chancengleicheit zwischen den Chassis und Motoren herzustellen. Außerdem dürfen neue LMP2-Chassis ab 2013 nach den LMP1-Regeln für 2014 konstruiert werden, um teure Doppel-Entwicklungen zu vermeiden. Das ist eine sinnvolle Maßnahme, die Chassis-Regeln sind sowieso in den letzten Jahren für beide Klassen ähnlich, den früheren Gewichtsunterschied gibt es längst nicht mehr.

Um die politische Situation in Bahrain ist es ruhig geworden. Fast könnte man meinen, das Formel 1-Wochenende sei ein letzter verzweifelter Versuch der protestierenden Bevölkerung gewesen, Aufmerksamkeit zu erregen. Doch auch in den Monaten danach hat es weiterhin meist von den Oppositionsparteien organisierte Protestmärsche gegeben, bis diese im Juli verboten wurden. Gelöst sind die Probleme des Landes also bei Weitem noch nicht, auch wenn dies aufgrund des Protestverbots kaum noch nach außen sichtbar wird. Wenn man sich also an das Formel 1-Wochenende im Frühjahr zurückerinnert (der Kollege Vorsicht brachte damals einen ausführlichen Situationsbericht) und wie gut da die meisten TV-Anstalten die ganze Situation zu ignorieren vermochten, kann man sich vorstellen, dass das Thema im Rahmen der spärlichen WEC-Berichterstattung kaum erwähnt werden wird. Die WEC ist aber natürlich auch eine wesentlich kleinere Bühne und selbst wenn es kein Protestverbot gäbe, würde es sicherlich ruhiger zugehen als im März. Dennoch – wie gesagt – sind die Probleme des Landes und der dringende Wunsch eines großen Teils der Bevölkerung nach Reformen weiterhin vorhanden.

Die Strecke in Bahrain kommt den Hybrid-Fahrzeugen besonders entgegen, denn es handelt sich um einen Stop & Go-Kurs. Mehrfach folgen auf lange Geraden enge Kurven, aus denen dann wieder herausbeschleunigt werden muss, entsprechend gut kann die zusätzliche Energie gespeichert und wieder abgerufen werden. Das Reglement des ACO legt die Grenzwerte nicht – wie in der Formel 1 – für eine Runde fest, sondern für den Bereich zwischen zwei Bremspunkten, an denen für mindestens eine Sekunde mit einer Kraft von 2g verzögert wird. Auf den meisten Strecken des WEC-Kalenders ergab bzw. ergibt dies vier Zonen (fünf in Spa und Sao Paulo). In Le Mans und Bahrain jedoch sind es sieben – mit dem Unterschied, dass der Kurs in Bahrain weniger als halb so lang ist wie der Circuit de la Sarthe. Auf einer 5,4km-Runde können somit 7×0,5 = 3,5 MJ Zusatzenergie abgerufen werden.

Dies ist einer der Gründe, warum Audi mit zwei R18 „e-tron quattro“ antreten wird und den konventionellen „ultra“ in die Garage verbannt. Doch auch generell das größere Potential sowie die Weiterentwicklung dieses Wagens dürften Argumente gewesen sein, denn die Entscheidung gilt nicht nur für Bahrain, sondern auch für die verbleibenden Saisonrennen. Lucas di Grassi ist erstmal wieder draußen, in der #2 sitzen nur Kristensen/McNish. Letzterer hat dann auch die Pole geholt.

Das ist insofern überraschend, als dass Toyota eigentlich als Favorit in dieses Rennwochenende gegangen ist. Die „Lex Peugeot“, die es verbietet, dass Audi seinen Hybrid-Frontantrieb unter 120 km/h aktiviert, sollte beim Herausbeschleunigen aus den langsamen Ecken in Bahrain eigentlich ein kleiner Nachteil sein. Doch im Training waren beide Wagen etwa gleichauf mit leichtem Vorteil für Audi. In der Quali wagte Toyota nur einen Versuch, Lapierre erreichte ,lediglich Platz 3. Über die Renndistanz sollte den Japanern aus Köln dennoch ein Vorteil zukommen, da der TS030 schonender mit den Reifen umgeht, weshalb Audi auch seinen Spritvorteil nicht immer ausnutzen kann.

Dahinter war Rebellion wieder deutlich schneller als die HPD, aber nur mit einem Wagen, denn das Monocoque der #13 wurde im Training beschädigt und wird – wenn überhaupt – von hinten starten. In der LMP2 können wie üblich einige Teams gewinnen, die Top-Favoriten finden sich auch im Quali-Ergebnis auf den vorderen Plätzen: Sarrazin fuhr im Starworks-HPD eine halbe Sekunde schneller als der dahinter liegende ADR-Delta-Oreca-Nissan, es folgen die beiden OAK-Morgan-Nissan. Bei Starworks wird Ryan Dalziel, der in Lime Rock um den Grand Am-Titel kämpft, durch den mindestens ebenbürtigen Tom Kimber-Smith ersetzt.

Das GTE-Pro-Rennen wird durch die fragwürdige Entscheidung, Ferrari für die Entwicklung eines sparsamen Motor zu bestrafen, beeinflusst werden, der Verbrauchsvorteil wird durch den kleinen Tank eingeschränkt werden. Obwohl man ihnen im Gegenzug 15kg Gewicht erlassen hat, mussten sich die beiden AF Corse-458 (mit Vilander als drittem Mann in der #51) hinter der Konkurrenz einreihen. Der Werks-Aston Martin, der mit so vielen BoP-Erleichterungen ausgestattet ist, dass er nach fast nach einem anderen Regelbuch fährt, darf von P1 starten, vor dem Porsche von Lieb/Lietz. Im Rennen dürfte dennoch auch wieder mit den Ferrari zu rechnen sein.

Die GTE-Am-Pole ging sogar an einen 458 Italia, und zwar den des AF Corse-Waltrip-Teams, wieder einmal mit Brian Vickers im Lineup. Die #50-Larbre-Corvette und der Felbermayr Proton-Porsche mit Roda/Ried/Ruberti dürften deren Hauptkonkurrenten um den Sieg werden.

Das 6h-Rennen startet am Samstag um 15 Uhr deutscher Zeit, Stream und Timing gibt es hier, einen Spotterguide hier.

(Bildquelle: WEC)

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