Home Formel Serien Formula Nippon: Vorschau Round 6 Sportsland Sugo

Formula Nippon: Vorschau Round 6 Sportsland Sugo

von geinou
0 Kommentare

Gleich fünf Fahrer haben zwei Rennen vor Schluss noch Chancen auf den Titel. Ehe es Anfang November erneut nach Suzuka geht, wo das Rennformat einmalig auf zwei kurze Sprintrennen geändert wird, ist die Formula Nippon an diesem Wochenende zunächst aber auf der hügeligen Naturrennstrecke des Sportsland Sugo unterwegs. Neben dem intensiven Meisterschaftskampf wird außerdem das Debüt von Japans derzeitigen Motorsport-Superstar Takuma Sato für zusätzliche Spannung und mediale Aufmerksamkeit sorgen.

Sato, der heuer sein drittes Jahr in der IZOD IndyCar Series fuhr und beinahe das legendäre Indianapolis 500 gewann, sollte vielen der europäischen Fans noch insbesondere aus seiner Zeit bei Honda sowie Super Aguri in der Formel 1 bekannt sein. Nachdem sich die IndyCar dazu entschlossen hatte, Japan und dem Twin Ring Motegi den Rücken zu kehren (und stattdessen qualvoll gleich beim ersten Versuch daran scheiterte, als Ersatz ein Rennen im für Autohersteller lukrativen China zu veranstalten), entschloss sich Honda die durch Sato entstandene, mediale Aufmerksamkeit auf die Formula Nippon zu lenken – und gleichzeitig den treuen Fans ein kleines Präsent zu überreichen. Ursprünglich lediglich für einen Einsatz zum Saisonfinale in Suzuka sowie zum JAF Grand Prix in Fuji geplant, gibt Sato bereits eine Woche nach dem IndyCar-Finale in Fontana an diesem Wochenende in Sugo bei Team Mugen sein Meisterschaftsdebüt. Stress von dem so manche Tourenwagen-Fahrer nur träumen können…

Komplett neu ist der FN09-Bolide für den 35-jährigen Japaner allerdings nicht. Bereits im Rahmen der Feierlichkeiten zum 50. Geburtstag des Suzuka Circuit nahm Sato an einem offiziell als Round Zero betitelten Show-Rennen teil. Unter regnerischen Bedingungen kämpfte er in dem 10-Runden-Rennen zusammen mit André Lotterer und Joao Paulo de Oliveira um den Sieg. Beide lobten direkt im Anschluss Satos fahrerische Leistung und freuten sich schon auf sein richtiges Meisterschaftsdebüt. Sato nahm zudem am ersten, offiziellen Testtag in Suzuka teil. Zu dem Zeitpunkt noch in den Farben seines IndyCar-Boliden unterwegs, wurde das Design von Satos Wagen mittlerweile an die Lackierung von seinem Teamkollegen Naoki Yamamoto angepasst. Um den bereits am Freitag angereisten Fans neben dem abseits der Strecke des gleichnamigen Herstellers veranstalteten „Enjoy Honda“-Events ein wenig Fahrbetrieb zu liefern, entschloss sich die JRP dazu, bereits am Freitag eine zusätzliches Freies Training zu bestreiten. An diesem Wochenende stehen den Fahrern somit drei Trainingseinheiten (Samstag vor der Qualifikation und Sonntag vor dem Rennen) zur Verfügung. Unter mal feuchten, mal leicht trockenen Mischbedingungen setzte Takuma Sato bereits ein erstes Ausrufezeichen, als er mit 1:09.865 die viertschnellste Zeit fuhr, 1.056 Sekunden langsamer als der am Freitag schnellste Loic Duval (1:08.809). Die Meisterschafts-Aspiranten Kazuki Nakajima, André Lotterer, Koudai Tsukakoshi, Joao Paulo de Oliveira und Takuya Izawa belegten jeweils den zweiten, sechsten, siebten, 14. sowie achten Rang. Das komplette Ergebnis ist hier einsehbar. Da dieser Artikel bereits vor der Qualifikation am Samstag geschrieben wurde, allerdings aufgrund des vollgepackten Veröffentlichungsplans des Racingblogs dieses Mal aber erst nach der Qualifikation erscheint, kann auf jene an dieser Stelle leider nicht eingegangen werden. Ich bitte hierfür um Verständnis.

Trotz Satos Talent sollten die Pferde ruhig gehalten werden, schließlich ist es für den in Tokyo geborenen, zweifachen Familienvater sein erstes Rennen in der Meisterschaft, in einem nahezu unbekannten Boliden auf einer zudem noch anspruchsvollen und für ihn neuen Strecke. Tatsächlich fuhr Sato bis auf Kartrennen und genau ein Japanese Formula 3-Rennen die meiste Zeit seiner Karriere in Europa. Ein Top-5-Resultat wäre somit fast schon einem Sieg gleichzustellen, wenn ich auch persönlich ein Resultat im unteren Teil der Top-10 für realistischer halte. Und auch wenn Sato eines der Schlagzeilen an diesem Wochenende in der japanischen Motorsport-Presse ist – sollte sein IndyCar-Vertrag nicht verlängert werden, ist ein Wechsel zu Honda in der Super GT sowie Formula Nippon (Super Formula ab 2013) sicherlich denkbar und womöglich auch die allerbeste Alternative –, so liegt das Hauptaugenmerk auf dem Titelkampf.

Mit Titelverteidiger André Lotterer, Kazuki Nakajima, Joao Paulo de Oliveira sowie Koudai Tsukakoshi und Takuya Izawa haben gleich fünf Fahrer noch Chancen auf die diesjährige Formula-Nippon-Meisterschaft. Nakajima führt die aktuelle Tabelle mit 34 Punkten an. Mit lediglich einem Punkt Rückstand folgt sein Teamkollege André Lotterer, dem bislang einzigen Fahrer, der diese Saison bereits zwei Rennen gewinnen konnte. Hinter Lotterer auf Platz 3 liegt derzeit Koudai Tsukakoshi (29 Punkte) sowie Joao Paulo de Oliveira (28 Punkte). Letzterer hatte sich mit seinem von mir betitelten Pflichtsieg auf dem Twin Ring Motegi wieder ins Meisterschaftsrennen gebracht. Mit eher nur noch mathematischen Chancen folgt auf Position 5 Takuya Izawa (21 Punkte). Izawa hatte zum Saisonstart in Suzuka einen starken Auftakt, als er sich, wohl auch bedingt durch den gebrochnen Auspuff, einem nur leicht schnelleren Kazuki Nakajima geschlagen geben musste. In den folgenden Rennen fiel der zweite Docomo-Dandelion-Pilot allerdings etwas zurück, mit lediglich einem sehr respektablen zweiten Platz in Autopolis, als das Team mit Tsukakoshi einen Doppelsieg einfuhr. Ein Top-3-Resultat, wenn nicht sogar ein Sieg, mit dem gleichzeitigen Patzen der direkten Konkurrenz, würde ihm für das Finale in Suzuka deutlich bessere Chancen einräumen. Unrealistisch ist das Ganze nicht, schließlich haben die Top-Favoriten in dieser Saison schon einige Patzer fabriziert. Mit 13 Punkten Rückstand hat Izawa zwar einen schier gigantischen Berg zu erklimmen, sollte er aber seinen normalerweise guten Quali-Speed ins Rennen transportieren können, zählt er für mich als das so genannte „Dark Horse“.

Deutlich bessere Chancen hat sein Teamkollege Koudai Tsukakoshi. Im Gegensatz zu Joao Paulo de Oliveira, der nur einen Punk Rückstand auf den Honda-Fahrer hat, war Tsukakoshis bisherige Saison allerdings ein ständiges auf und ab, mit dem Sieg in Autopolis als Höhepunkt. Die Qualifikations-Leistung von ihm und seinem Team Docomo Dandelion Racing sind unbestreitbar gut, lediglich in den Rennen hapert es wie auch im letzten Jahr am berühmtberüchtigten Speed. Joao Paulo de Oliveira ist trotz einiger Pleiten, Pech und Pennen, insbesondere aber nach seinem dominanten Sieg in Motegi (sowie der Erfahrung nach seinem Titelgewinn im Jahr 2010) als die stärkste Konkurrenz für Kazuki Nakajima und André Lotterer einzuschätzen. Im Falle der beiden Tom’s-Teamkollegen kann selbst die Qualifikation ausschlaggebend für den Titelgewinn sein, schließlich gibt es für die Pole Position einen Bonuspunkt. Im letzten Jahr gewann André Lotterer das Rennen in Sugo, während Nakajima den dritten Rang erreichte. Tsukakoshi wurde vierter, de Oliveira und Izawa wurden aufgrund nicht den Regeln entsprechenden Heck- bzw. Frontflügeln nach dem Rennen disqualifiziert. An Spannung sowie Unterhaltung sollte es dem Rennen, auch durch die hübsch anzusehende Naturrennstrecke, somit nicht mangeln.

Wie bereits erwähnt liegt das Sportsland Sugo in einer sehr gebirgigen Gegend in der Miyagi-Präfektur, keine 40 Kilometer von der Stadt Sendai entfernt, jene Gegend, die im März 2011 vom schrecklichen Erdbeben am schwersten getroffen wurde. Dementsprechend traurig war der Anblick für alle Beteiligten, die sich in den letzten Tagen gen Sugo begaben und an den einst bewohnten Flächen vorbeifuhren. Um den Schulkindern ein wenig Abwechslung zu bereiten, gleichzeitig aber auch um den Nachwuchs zu fördern und ein wenig Werbung fürs Rennen zu machen, besuchten einige Teams und Verantwortlichen eine Schule in Sendai, um dort über Berufsmöglichkeiten im Motorsport zu sprechen. Kazuki Nakajima nahm zudem an einem Event für Verkehrssicherheit teil. International eher unbekannt, obwohl zwischen 1988 und 2003 die Superbike-Weltmeisterschaft in Sugo fuhr, ist der 3,737km lange Kurs eine kleine Achterbahnfahrt – im wahrsten Sinne des Wortes. So ist die Start- und Zielgerade nicht eben, sondern führt zunächst bergauf. Die Steigung wird dabei, anders als bei anderen Strecken, gut von den TV-Kameras eingefangen. Die Gegengerade führt hingegen wieder bergab. Die spannendste der insgesamt 12 Kurven stellt die langgezogene 110R dar, die direkt wieder auf Start/Ziel führt und gerne auch als Mutkurve bezeichnet werden darf. Side-by-Side-Duelle sind hier zwar möglich, erfordern aber höchste Konzentration beider Fahrer, damit der Wagen auf der äußeren Linie nicht ins Kies und die Reifenstapel rutscht. Die Charakteristik der Strecke gilt als besonders anspruchvoll fürs Material, insbesondere der Motor sowie die Bremsen werden stark belastet. Überholen gehört im Sportsland Sugo freilich zu den eher schwierigeren Disziplinen, ist aber definitiv möglich.

Im folgendem eine Runde mit Daisuke Nakajima im Honda CR-Z, der just auf dieser Strecke Ende Juli in der Super GT sein GT300-Debüt feierte. Eine reine Onboard-Runde der Formula Nippon ließ sich leider nicht finden:

Am Rennsonntag könnte das Wetter noch für zusätzliche Spannung sorgen. Zum Rennstart um 15 Uhr Ortszeit besteht nach aktueller Wettervorhersage eine relativ hohe Möglichkeit für vereinzelte Regenschauer mit 24 Grad Außentemperatur und einer Luftfeuchtigkeit von 88%. Am Samstag soll es wärmer werden, mit einer deutlich geringeren Chance auf vereinzelte, kleine Regenschauer.

 

TV-Zeiten

Nichts Neues im Westen. Wer das Rennen sehen möchte, muss erneut auf die eher unbeliebte Graualternative zurückgreifen. In Japan wird das Rennen live auf J Sports 2 ab 7:30 Uhr deutscher Zeit übertragen; der Start zum 68-Runden-Rennen ist für 8 Uhr (15 Uhr Ortszeit) angesetzt. Sollte die Technik nicht streiken, werden wir wie üblich unseren exklusiven, deutschen Live-Ticker ab 7:40 Uhr anbieten!

Das könnte Dir auch gefallen