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Vorschau: Honda Indy 300 in Mid Ohio

von Vorsicht
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Noch vier Rennen stehen in der spannenden IndyCar Saison 2012 auf dem Programm. Das erste davon am kommenden Wochenende in Mid-Ohio.

(c) Firestone Media/Dennis Ashlock

Die nicht ganz umsonst „Sports Car Course“ genannte Strecke nahe der Ortschaft Lexington ist zwar eine von nur noch drei klassischen Rundkursen im Kalender der IndyCar – besonders begeistern konnte die ziemlich winkelige und auch nicht ganz ungefährliche Bahn in den vergangenen Jahren aber meist trotzdem nicht. Mit dem alten Auto gab es schlicht und einfach zu wenige Gelegenheiten für Überholmanöver. Der neue Wagen hat sich bisher meist als überholfreudiger erwiesen. Man darf gespannt sein, ob sich das auch am kommenden Wochenende bestätigt. Die INDYCAR experimentiert jedenfalls schon mit einer neuen Variante des Push-to-Pass, die den defensiven Einsatz der Extra-PS einschränken soll. Aber selbst wenn das Rennen auf der Strecke „statischere“ Phasen haben sollte – das Zusehen könnte sich dank der extrem spannenden Meisterschaft trotzdem lohnen.

Um es gleich aus dem Weg zu räumen: Nachdem ich schon in den vergangenen beiden Jahren jeweils ausführliche Streckenbeschreibungen in den Vorschauen der IndyCar Rennen verfasst habe, werde ich diesmal darauf verzichten. Wer sich genauer über den Streckenverlauf der Traditionsbahn im Herzen der USA informieren will, dem sei vor allem die Vorschau aus 2010 ans Herz gelegt. Damals hieß die Serie zwar noch IRL – die Strecke ist aber seither unverändert. Hier nur die Kurzfassung: Der Mid-Ohio Sports Car Course ist relativ technisch und knifflig, und bietet an mehreren Stellen Raum für kostspielige Ausrutscher. Nicht überall gibt es aber viel Auslauf, was auch deswegen schlecht ist, weil die Strecke relativ schnell ist. Dieses Faktum sorgt auch, in Kombination mit den wenigen „echten“ Geraden dafür, dass das Überholen ziemlich schwierig ist.

Der Grund, wieso der IndyCar Series dort immer noch fährt, hat übrigens wenig mit der Strecke an sich zu tun. Sondern eher mit dem Faktum, dass Honda ganz in der Nähe eine große Fabrik betreibt, und daher unbedingt ein Rennen will. Das ist immerhin gut für die Besucherzahlen, denn der japanische Motorenbauer lädt oft massig VIPs (allerdings mit wenig Glamour-Faktor, weil aus der Wirtschaft) dorthin ein. Auf den restlichen Plätzen sollen in der Vergangenheit auch schon günstigere Karten an Mitarbeiter aus der Fabrik verteilt worden sein, wenn das Rennen nicht ausverkauft war.

Und damit zur Situation in der Meisterschaft: Nachdem es in Edmonton (man möchte fast sagen: endlich einmal wieder) ein weitgehend Drama-freies, aber dennoch ziemlich spannendes Rennen gab, könnte man meinen, es habe sich nicht viel geändert. Weit gefehlt: Ryan Hunter-Reays vor dem Rennen ziemlich beachtlicher Vorsprung ist wegen seines schwachen Abschneidens nun auf fast die Hälfte geschmolzen, und liegt nun bei nur noch 23 Punkten. Dahinter liegen, untereinander nur durch drei Punkte getrennt, Helio Castroneves und Will Power.

Power wird wohl versuchen müssen, auf den verbleibenden drei Rundstrecken (neben Mid-Ohio handelt es sich um Sonoma und Baltimore) einen Vorsprung auf seine beiden Konkurrenten herauszufahren – denn beim 500 Meilen Saisonabschluss in Fontana dürfte jedenfalls Teamkollege Helio Castroneves als besserer Ovalfahrer gute Chancen haben, Zähler auf Power gutzumachen. Und weil bei einem so langen Rennen aus einem so schnellen Oval vieles passieren kann – und die Kombination Hunter-Reay und Andretti wohl auch im Oval gut funktioniert – wäre Power auch hier gut beraten, sich einen Sicherheitspolster zu erarbeiten. Wenn seine Rundkurs-Performance vom Saisonbeginn ein Maßstab ist, dann könnte das auch durchaus funktionieren.

Alles neu macht der August

– Nicht dabei ist in Mid-Ohio (und womöglich auch darüber hinaus) Charlie Kimball. Der Ganassi-Pilot hat sich beim Testen einen Finger in der rechten Hand gebrochen, und kann daher im Moment kein Rennauto lenken. Das ist bitter für den Nachwuchs-Piloten, vor allem, weil seine Formkurve in den vergangenen Rennen deutlich nach oben gezeigt hat. Für seinen Ersatzmann Giorgio Pantano ist es allerdings eine riesige Chance. Der Italiener ist nach wie vor der einzige GP2-Champion, der nach seinem Titelgewinn keinen Platz in der Formel 1 bekommen hat. Das liegt allerdings eher an der unglücklichen Kombination aus unverlässlichen Sponsoren und vorgerücktem Alter. Denn dass Pantano einiges an Speed mitbringt, hat er in der Vergangenheit fast in jeder Serie gezeigt, in der er angetreten ist. Ein Platz bei Ganassi ist also – nach den vergeblichen Versuchen, im Winter in die Serie zu wechseln – ein gute Gelegenheit, sein Können auch in den USA unter Beweis zu stellen.

– Das Push to Pass-System wurde von der IndyCar für den Lauf in Mid Ohio erneut geändert. Nachdem das Extra in Toronto erstmals im neuen Auto zum Einsatz kam, hat sich gezeigt, dass es genauso oft zur Verteidigung engesetzt wurde wie zum Angriff. Weil das natürlich nicht im Sinne des Erfinders ist, hat sich die INDYCAR schon vor Saisonbeginn die Option geschaffen, den Turbo-Knopf so wie DRS in der Formel 1 nur dann einzusetzen, wenn ein Auto in einem bestimmten Abstand hinter einem anderen herfährt. Diese Möglichkeit kommt in Mid Ohio allerdings nicht zum Einsatz. Statdessen wird der Push-to-Pass Knopf so eingestellt, dass die Wirkung erst nach 5 Sekunden eintritt. Ein verteidigender Pilot hat also zumindest eine Reaktionszeit in dieser Länge, sobald er (oder sein Team) merkt, dass der Verfolger zum Überholen mit Überschuss antritt. Sollte auch dieses System nicht so wirklich funktionieren, hat die INDYCAR angekündigt, tatsächlich zur DRS-ähnlichen Variante zu wechseln.

– Ebenfalls wegen mangelnder Überholmanöver hat die IndyCar schließlich in der vergangenen Woche Änderungen an den beiden Strecke in Sonoma und Mid Ohio vorgestellt. Am ehemaligen Infineon Raceway gibt es drei Änderungen (Plan hier): Kurve sieben wird nach einem erfolglosen Umbau zu einer mittelschnellen Kurve vor ein paar Jahren nun wieder zu einer Haarnadel. Kurve 9 (im Geschlängel vor Start und Ziel) wird verbreitert und ausgebaut, um eine Überholzone zu schaffen. Und die „IndyCar-Variante“ der Schlusskurve wird nun in der Mitte des „Parkplatzes“ vor der Start- und Zielgeraden gebaut, also näher an die NASCAR-Variante herangezogen.
Drei Änderungen gibt es auch in Baltimore: Die leidige Schikane eingangs Start und Ziel, die 2011 in aller Hast aufgebaut wurde, um zu verhindern, dass die Autos mit Vollgas über Straßenbahnschienen fahren, wird wieder entfernt. Die als gefährlich kritisierte Schikane vor der Boxeneinfahrt wird erneuert. Und Turn 1 wird verbreitert – hoffentlich nicht nur, um dort eine Gegenverkehrszone für Streckensicherungsfahrzeuge zu schaffen.

Kurioses im TV

Die TV-Übertragung wird am Wochenende ein höchst ungewöhnliches Bild liefern. Denn statt „ESPN on ABC“ wird es diesmal „NBC on ABC“ geben. Schuld sind die olympischen Spiele und ein ganzer Batzen mangelnder Übersicher bei den Organisatoren. Denn bei der Erstellung des Jahresplans für die IndyCar Serie hat NBC Sports das Rennen für sich beansprucht – und wohl ein wenig darauf vergessen, dass man ja auch London 2012 in ganztägigen Berichten verfolgt. Weil auf dem Sender deswegen kein Platz ist, rutsche der Lauf zu ABC, die sich aber wohl aus Kostengründen weigerten, die Übertragung auch selbst zu produzieren.

Das muss stattdessen NBC Sports machen, die ja einen gültigen Vertrag zur Übertragung des Rennens unterschrieben haben. Auch die Kommentatoren kommen von NBC, man darf also gespannt sein, wie oft sie die Zuseher „versehentlich“ beim falschen TV-Sender begrüßen. Für die INDYCAR ist es natürlich die bestmögliche Situation: Man bekommt die hochwertige NBC-Übertragung plus die Reichweite von ABC. Das wird die Serie übrigens auch dringend brauchen, denn in Edmonton gab es zuletzt trotz spannendem Rennens ein Rating unter 0,1. Das ist selbst für die IndyCar Series unglaublich schlecht, und liegt im Bereich von etwa 150.000 Zusehern – so viel, wie anderen Rennserien gelegentlich auf den Zuschauerrängen begrüßen.

Hier in deutschsprachigen Europa muss man sowieso ins Internet ausweichen. Dort gibt es den Lauf am Sonntag ab 19:00 Uhr live zu sehen.

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1 Kommentare

littleskill 5 August, 2012 - 15:56

Es ist einfach Wahnsinn, wie wenig Leute die Rennen am TV verfolgen.
150.000 Zuschauer ist ansich untragbar…

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