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NASCAR: Analyse New Hampshire Juli 2012

von DonDahlmann
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Das beste Auto führte lange und dominierte das Rennen nach Belieben. Dann verlor man das Rennen wegen einer Misskommunikation an der Box.

Das Gesicht von Denny Hamlin sprach Bände. Im Interview nach dem Rennen konnte man noch sehen, wie sehr ihn der kleiner Fehler an Box ärgerte. Ein paar Meter weiter feierte dagegen Kasey Kahne ein starkes Rennen, dass er mit einem überwältigenden Schlussturn für sich entscheiden konnte. Überhaupt war die Stimmung bei Hendrick mal wieder gut, belegte das Team doch vier der Top 7 Plätze. Ein besseres Mannschaftsergebnis kann man sich nicht wünschen. Das Rennen selber erfüllte mal wieder aller Erwartungen, die die NASCAR in diesem Jahr abliefert: Wenig Gelbphasen, wenig Action an der Spitze. Das im Mittelfeld teilweise hart gefahren wurde, sahen die Zuschauer dank TNT leider nicht. Überhaupt verpasste man wieder viel wegen der ellenlangen Werbepausen.

Das Rennen startete unter dem Druck einer Regenwolken, die sich aus der Ferne an die Strecke ranrobbten. Die TNT-Crew betonte mehrfach, dass die Regenwahrscheinlichkeit hoch sei, weswegen man das Rennen unter anderen strategischen Gesichtspunkten angehen müsse. Track Postion sei alles in New Hamsphire, da man schlecht überholen können. Wie üblich lagen die Experten doppelt falsch: Der Regen kam nicht und Denny Hamlin zeigte am Ende des Rennens, dass man sehr wohl überholen kann.

Die Geschichte des Rennens ist zumindest bis Runde 234 schnell erzählt, denn vorne dominierten Kyle Busch und Denny Hamlin mehr oder weniger nach Belieben. Busch führte von Runde 1 bis Runde 66, dann musste er an die Box, danach wechselte die Führung wegen der unterschiedlichen Strategien ein wenig, bis Hamlin das Kommando in Runde 72 übernahm. Die erste Caution folgte in Runde 90 und bis dahin hatte sich nichts bis gar nichts auf der Strecke gertan. Hamlin gab die Führung bis zur dritten Caution in Runde 234 auch nur noch bei den Tankstopps aus der Hand.

Hinter Hamlin bissen versuchten die Hendrick Fahrer den Abstand nicht zu groß werden zu lassen, wobei besonders Pole Sitter Kasey Kahne auffiel, der sich die meiste Zeit in den Top 5 aufhalten konnte. Zwischen die Hendrick Fahrer konnten sich das weiterhin gut aufgestellte Team von Michael Waltrip mit Clint Bowyer, Greg Biffle, Brad Keselowski und Kevin Harvick mischen, die munter die Plätze tauschten. Leider sah man von den Zweikämpfen im hinteren Mittelfeld überhaupt nichts. Dass Jamie McMurray und Montoya unterwegs waren, konnte man nur erahnen, wenn diese überrundet wurden. Auch von Sam Hornish sah man nichts. Obwohl seine Einsatz für Allmendinger ja weiterhin durchaus eine Story ist, verzichtete TNT auf Bilder. Im Racebuddy konnte man immerhin sehen, dass Mittelfeld teilweise kräftig gekämpft und ausgeteilt wurde.

Doch dann kam die letzte Caution des Rennens in Runde 234, als David Reutiman sein Motoröl um die Strecke verteilte. Es war klar, dass man das Rennen mit diesem Stopp würde zu Ende fahren können, die Frage war nur, was man mit dem Reifen macht. Da die betonharten Gummis von Goodyear kaum Abnutzung zeigten, war die Lösung eigentlich klar: Mit zwei Reifen würde man durchkommen – wenn denn alle dasselbe gedacht haben.

Tatsächlich setzten in den Top Ten alle nur auf zwei neue Reifen und um so überraschender war es, dass ausgerechnet Hamlin vier neue Pneus aufziehen ließ. Damit verlor Hamlin viel Zeit in der Box und musste um P15 den Restart antreten. Voraus gegangen war ein Missverständnis. Crew Chief Darian Grubb hatte Hamlin gefragt, wie die Reifen aussehen würden, der meinte, er habe sie ziemlich aufgebraucht. „Reifen und keine Veränderungen“ sagte Hamlin wörtlich am Funk. Grubb verstand dies so, dass er vier neue Reifen haben wolle und das Unheil nahm seinen Lauf. Nach dem Rennen nahm Grubb die Schuld zu 100% auf sich und er hat da vermutlich auch wenig Entschuldigungen. Selbst wenn Hamlin nach vier Reifen gefragt hätte, sollte Grubb gesehen haben, dass man mit zwei Reifen besser unterwegs ist.

Kleiner Fehler – große Wirkung. Vorne fand sich dann auf einmal Kasey Kahne wieder, der nach einem sehr schwachen Frühjahr schon so gut wie raus aus dem Chase war. Aber dann war da der Sieg in Charlotte beim Coca-Cola 600, dass er, ironischerweise, vor Denny Hamlin gewinnen konnte. Und plötzlich lag da eine freie Strecke und ein möglicher Sieg vor ihm.

Den Restart konnte Kahne dann auch für sich entscheiden. Er hatte im Stint davor schon das zweitschnellste Auto und wo Hamlin zunächst im Verkhr steckte, konnte Kahne seinen Vorsprung ausbauen. Das war auch nötig, denn Hamlin trieb seinen Toyota mit einem dicken Hals durch den Verkehr. Es dauerte etwas, bis seine Reifen ihren kompletten Vorteil ausspielen konnten, doch vor allem in den letzten 20 Runden konnte sich niemand mehr in den Weg von Hamlin stellen. Er überholte einen nach dem anderen und schob sich mit harten Manövern auf Platz 2 vor. Doch dann gingen ihm Zeit und Runden aus. Kahne, auch nicht gerade langsam unterwegs, hatte so viel Vorsprung, dass Hamlin nur versuchen konnte mit verzweifelten Spätbremsaktionen an ihn ranzukommen. In der vorletzten Runde ging dass dann in Turn 3 und 4 schief, Hamlin rutschte leicht von der Linie und verlor den nötigen Schwung. Ein ziemlich spannendes Finale, was allerdings wirklich nur der Boxenpanne zu verdanken war.

Richtig gehend spannend wird es allerdings in Sachen „Race for the Chase“. Durch seinen Sieg hat sich Kahne von P16 auf P12 in der Meisterschaft gewuchtet und er hat nun zwei Siege auf dem Konto. Genau sieht der Stand nun so aus:

Matt Kenseth 707
Dale Earnhardt Jr. 691
Greg Biffle 667
Jimmie Johnson 656
Denny Hamlin 628
Kevin Harvick 612
Tony Stewart 618
Martin Truex Jr. 617
Clint Bowyer 614
Brad Keselowski 613
Carl Edwards 567
Kasey Kahne 547

—–

Kyle Busch 545
Ryan Newman 536
Paul Menard 534
Joey Logano 533
Jeff Gordon 524

(pdf)

Logano, Newman und Kyle Busch haben jeweils einen Sieg, Edwards, Gordon und Menard haben noch keinen. Bis Platz 10, Kesolowski sollten alle im sicher im Chase sein, alle anderen, vor allem Kyle Busch, können den Chase noch locker erreichen.

Die NASCAR treibt weiter das Problem der merkwürdig langweiligen Rennen um. Wobei „langweilig“ vielleicht das falsche Wort ist. „Ungewohnt“ beschreibt es vielleicht besser. Die langen Grünphasen an sich sind gar nicht schlecht, vor allem wenn ein paar ansynchrone Cautions interessante Möglichkeiten in der Strategie eröffnen. Warum die Rennen in diesem Jahr so sind, weiß so richtig niemand. Viele schieben es auf die Goodyear-Reifen, die zu lange halten. Auf der anderen Seite sieht man nach einem Stopp immer wieder Reifen, deren Lauffläche bis zur Karkasse abgenutzt ist. Dennoch stellt sich Frage, ob eine weichere Mischung den Rennen nicht mehr Pepp geben würde. Goodyear wird sich in der Hinsicht aber nur wenig bewegen.

In der Vergangenheit hatten schon einige Serien mit der sehr Konservativen Firma Goodyear so ihre Probleme. Was auch dazu geführt hat, dass der US-Konzern in Europa kaum noch vertreten ist. Es ist aber nicht zu erwarten, dass die NASCAR Goodyear fallen lässt, zumal kein Hersteller außer der kleinen Firma „Hossier“ Ahnung von Oval-Reifen hat.

Offensichtlich überlegt man aber seitens der NASCAR etwas zu unternehmen. Die fallenden Ratings in den letzten Monaten und ein Zuschauerschwund von rund 30% an der Strecke sind nicht unbeobachtet geblieben. Es kursieren eine Menge Gerüchte, darunter auch, dass die Rennen verkürzt und der Kalender verkleinert werden könnte. Auf der anderen Seite – die Langstreckenrennen funktionieren für die NASCAR gut, haben sie seit Jahrzehnten, was fehlt sind packende Zweikämpfe um die Spitze und ein kompaktes Verfolgerfeld. Und das erreicht man eher, in dem man etwas an den technischen Regeln ändert.

Das war dann auch das letzte Rennen, das TNT in diesem Jahr übertragen hat. Die letzten zwei Jahre waren die Übertragungen derartig schlecht, dass man sich die stocksteife Berichterstattung von ESPN geradezu gewünscht hat. Die NASCAR macht jetzt erst Mal eine Woche Pause, weiter geht es mit dem Rennen in Indianapolis in 10 Tagen.

MELBOURNE GRAND PRIX CIRCUIT, AUSTRALIA - MARCH 24: Sir Lewis Hamilton, Mercedes F1 W15, leads Fernando Alonso, Aston Martin AMR24, and Valtteri Bottas, Kick Sauber F1 Team C44 during the Australian GP at Melbourne Grand Prix Circuit on Sunday March 24, 2024 in Melbourne, Australia. (Photo by Sam Bagnall / LAT Images)
MELBOURNE GRAND PRIX CIRCUIT, AUSTRALIA - MARCH 24: Lando Norris, McLaren MCL38, leads Charles Leclerc, Ferrari SF-24, and Oscar Piastri, McLaren MCL38 during the Australian GP at Melbourne Grand Prix Circuit on Sunday March 24, 2024 in Melbourne, Australia. (Photo by Sam Bagnall / LAT Images)

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