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Vorschau: ALMS in Laguna Seca / Grand-Am in Mid-Ohio

von StefanTegethoff
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Mit zwei Ausdauerrennen auf klassischen US-Kursen beendet die ALMS ihre Saison – als erstes an der Reihe: Laguna Seca.

Über sechs Stunden wird am Samstagabend gefahren – in die Abendstunden hinein, was immer wieder für tolle Bilder sorgt. Und da es auch noch einige interessante Neuzugänge bzw. Rückkehrer im Feld gibt, sollten sich Sportwagen-Fans dieses Rennen nicht entgehen lassen. Laguna Seca allein schon ist legendär und sollte jedem Motorsport-Fan ein Begriff sein: die Corkscrew ist quasi die Eau Rouge des Westens; die Andretti Hairpin produziert oft tolle Überholmanöver ebenso wie Fahrfehler; Turn 10 ist dank Banking schneller als sie auf den ersten Blick scheint; und so weiter und so fort… Viele Geraden gibt es in Laguna Seca nicht, aber wer braucht schon Geraden, wenn man solche Kurven hat.

Eine Runde mit dem Chris Dyson in seinem aktuellen Lola-Mazda (für die Marke ist es quasi das „Heimrennen“, immerhin sind sie schon länger namensgebende Sponsor der Strecke) sieht so aus:

Überholen und Überrunden wird dadurch natürlich schwierig und man sieht häufig harte Zweikämpfe, bei denen ein schnellerer Wagen nicht vorbei kommt, einfach weil die Geraden zu kurz und zu ungerade sind – das führt zu spektakulären, manchmal leider auch eher haarsträubenden Szenen (beides bot etwa 2009 die GT-Klasse in den letzten Rennrunden).

Zum GT-Feld gleich mehr; doch auch die Prototypen werden diesmal hoffentlich für viel Spannung sorgen, denn hier gibt es Zuwachs. Aston Martin Racing bringt den 2009er Lola mit dem beliebten V12-Motor an den Start, der erst letzten Sonntag in Silverstone ein 6h-Rennen bestritt. Es wird interessant sein, zu sehen, welcher Wagen das stärkere Bild abgibt: das Werksauto mit Fernandez/Primat/Mücke oder der von MuscleMilk geleaste Wagen mit Lucas Luhr und Klaus Graf.

Deren Meisterschaftschancen haben zwar durch die Elektronikprobleme in Baltimore einen schweren Schlag erlitten, doch ein Ausfall der Konkurrenz reicht, und es sieht wieder anders aus. Derweil verhandelt Teambesitzer Greg Pickett mit diversen Prototypen-Werkstätten, denn er möchte sein Team auch 2012 in der LMP1 antreten lassen, wenn er den Aston Martin wieder abgeben muss.

Auf Kurs zur Meisterschaft liegt nach wie vor Dyson Racing – nur ein Ausfall kann ihnen den Titel noch nehmen, aber der kann ja in Langstreckenrennen schnell kommen; so wie letztes Jahr, als der Lola-Mazda in Führung liegend mit Defekt am Streckenrand strandete. Neben Guy Smith und Chris Dyson ist der erfahrene Jay Cochran als dritter Mann angeheuert worden, und dieses Trio war auch schon in Sebring bestes ALMS-Team.

Bei Oryx Dyson kommt Butch Leitzinger dazu, der auch alles andere als langsam ist – wenn das Team in den Phasen mit Geldgeber und Gentleman Driver Humaid al-Masaood am Steuer nicht zu viel Zeit verliert (oder eine günstig gelegene Gelbphase sie wieder heranbringt), können sie mit Leitzinger und Kane durchaus ein Wörtchen um den Sieg mitreden. In Baltimore funktionierte das ja bereits bestens.

Vielleicht auch in den Kampf ums Podium eingreifen kann Scott Tuckers Level 5-Mannschaft. Die werden nämlich erstmals ihr brandneues LMP2-Auto, den allerersten HPD ARX-01g einsetzen. Der LMP2-Prototyp wurde erst letzte Woche in Nick Wirths britischer Chassis-Schmiede fertig zusammengebaut und dann an die US-Westküste verfrachtet. Der erste Shakedown fand auf dem Infineon Raceway statt, dort gab es allerdings noch einige technische Probleme.

Der ARX-01g basiert auf dem bisherigen LMP2-Prototypen, wurde aber so umgestaltet, dass er ins aktuelle Reglement und die zugehörige Kosten-Obergrenze passt; damit müssen Tucker, Bouchut und Diaz dann nicht mehr mit Strafgewicht für „alte“ Autos antreten, was wohl der Hauptgrund für den Wechsel war. Wenn der Wagen richtig zusammen gebaut wird und gleich beim ersten Versuch durchhält, könnte eine gute Endposition drin sein, denn Laguna Seca war immer schon eine gute Strecke für LMP2-Fahrzeuge. Vor allem aber wird das Rennen ein Test für das Petit Le Mans zwei Wochen später.

Die GT-Klasse ist diesmal leider um zwei Fahrzeuge ärmer: Robertson Racing hat die Meldung für beide Fahrzeuge zurückgezogen, ohne aber viele Worte über die Gründe zu verlieren. Die dürften aber beim Geld zu suchen sein: in Road Atlanta will das Familienteam mit den Ford GTs wieder am Start stehen, aber die weite Reise an die Westküste spart man sich.

Um den Sieg hätten sich aber wahrscheinlich eh die üblichen Kandidaten gestritten; das sind wieder die drei Teams, die auch im Vorjahr das Podium in einem engen Finish unter sich ausmachten: Porsche, BMW und Corvette. Die Anpassung der Balance of Performance hat natürlich den Porsches viel geholfen. So können mittlerweile neben Long/Bergmeister im Flying Lizard-Auto auch Henzler/Sellers für das Falken Tires-Team nach anscheinend fruchtbaren Testfahrten im Sommer konstant vorn mitreden.

Die Meisterschaft wird allerdings zwischen BMW und Corvette bzw. den Duos Hand/Müller und Gavin/Magnussen entschieden werden, wobei BMW aufgrund der Dominanz in der ersten Saisonhälfte einen großen Vorsprung genießt. Reifenprobleme wie in Silverstone am vergangenen Wochenende sollten im warmen südkalifornischen Sommer eher ausbleiben.

Spannend wird sein, wie schnell Melo/Vilander im Ferrari F458 sind, der in der ALMS noch nicht so beeindrucken konnte wie in Europa. Die schnelle, kurvige Strecke sollte dem Wagen sehr entgegen kommen.

Ohne die beiden Ford GTs sind leider „nur“ 13 Fahrzeuge für diese Kategorie gemeldet – aber eins kommt „unclassified“ noch dazu: der Hybrid-Porsche 911, der über den Winter weiterentwickelt wurde und bei den 24h am Nürburgring wieder dabei war. Porsche setzt seine Werksfahrer Romain Dumas und Richard Lietz ans Steuer und wird wohl hoffen, vor den Fahrzeugen der „regulären“ GT-Klasse ins Ziel zu kommen.

Stärker besetzt als sonst ist die GT Challenge mit neun Cup-Porsche. Bei Black Swan unterstützten diesmal Jeroen und Sebastien Bleekemolen den Meisterschaftsführenden Timothy Pappas, die drei werden versuchen, auch die Führung in der Teamwertung gegen TRG mit dem Top-Duo Ende/Pumpelly zu verteidigen.

In der LMPC ist es nach wie vor eng zwischen Genoa Racing, die diesmal wie in Sebring mit dem dritten Fahrer Michael Guasch (sonst British GT im United Autosport-Audi R8) antreten, und Core Autosport, die sich u.a. mit Andy Wallace (Grand-Am) verstärken. Der Sieg in den Challenge-Klassen wird natürlich auch davon abhängen, wer seinen Wagen über die 6h-Distanz heil lässt und technische Probleme vermeidet.

Hinter den Kulissen nimmt derweil die Unsicherheit zu: Don Panoz und Scott Atherton waren am Wochenende in Silverstone, um sich mit dem ACO und den WEC-Organisatoren zu beraten, wie man in Zukunft mit den „regionalen Serien“, also LMS, ALMS und der nicht existenten Asian Le Mans Series umgeht. Die LMS hat ihre Weichen für 2012 bereits gestellt, bei der ALMS steht das noch aus, denn noch ist nicht einmal klar, ob die Kooperation mit dem ACO, also das Veranstalten eines Wettbewerbs nach Le Mans-Reglement, fortgeführt wird.

Greg Pickett und Rob Dyson, die beiden aktuell wichtigsten LMP1-Teambesitzer der ALMS, fordern derweil eine Performance-Angleichung für Benziner-Prototypen, um auch in Sebring und beim Petit Le Mans eine Chance zu haben. Dass beide Fahrzeuge für die 24h von Daytona im nächsten Januar gemeldet haben, ist somit als Abwanderungs-Drohung in die Grand-Am aufzufassen.

Die grüne Flagge fällt am Samstag um 22:30 deutscher Zeit, ab 22:15 überträgt MotorsTV durchgehende live! Die Quali am Freitagabend und das ganze Rennen gibt es außerdem im Livestream. Ein paar Klicks entfernt finden sich auch alle sonst nötigen Infos wie Spotterguide, Live Timing, Streckenplan usw.

Grand-Am – Mid-Ohio

Die Stiefschwester der ALMS findet ja meist in Europa, und entsprechend auch hier im Blog, weniger Beachtung, da die Serie nach NASCAR-Vorbild weniger international ausgerichtet ist und auch von den Fahrzeugen her eher auf den amerikanischen Geschmack abzielt. Das könnte sich aber im nächsten Jahr ändern, denn die GT-Klasse wird zum 50. Jubiläum der 24h von Daytona einigen europäischen Zuwachs bekommen: Ferrari hat den F458, Audi den R8 LMS auf die spezifischen Anforderungen der Serie umgerüstet, Mercedes wird vermutlich auch in näherer Zukunft noch hinzustoßen.

Nun steht aber erstmal das letzte Rennen der 2011er Saison an, ein dreistündiger Lauf auf dem Mid-Ohio Sports Car Course. Die ALMS lieferte dort vor gut gefüllten Rängen (es war ein Doubleheader-Event mit den IndyCars) bei teilweise heftigem Regen ein spektakuläres Rennen ab. Den gab es allerdings nicht live im TV zu sehen – die in NASCAR-Besitz befindliche Grand-Am hat nun den „guten“ TV-Deal mit vielen Live-Rennen auf dem NASCAR-Sender SpeedTV.

In der Rolex Sports Car Series ist in beiden Klassen die Meisterschaftsentscheidung noch nicht gefallen. Bei den Daytona Prototypes liegen Scott Pruett und Memo Rojas mit 20 Zählern Vorsprung vor Max Angelelli und dem jungen Ricky Taylor an der Spitze; letzterer hat im Laufe der Saison für einiges Aufsehen gesorgt. Bei 35 Punkten ist zwar noch einiges möglich, aber dafür müsste das Ganassi-Duo – das in den letzten vier Jahren zweimal Meister wurde und die beiden anderen Male knapp Zweite – allerdings schon ein schlechtes Rennen erwischen.

Auch die Motoren-Wertung könnte über die Positionen der beiden entschieden werden, dort liegt Chevrolet (mit u.a. SunTrust Racing) nur zwei Punkte vor BMW (Ganassi). Auf bestem Wege, den vermutlich letzten Chassis-Titel in der Ära der zweiten Generation der DPs einzufahren, ist wieder einmal Riley. Übrigens ist auch United Autosports wieder am Start, Ex-F1-Pilot Mark Blundell wird neben Teamchef Zak Brown am Steuer des in Kooperation mit Michael Shank Racing eingesetzten Riley-Ford sitzen.

Bei den GTs geht es auch in der Fahrerwertung extrem eng zu: nur drei Punkte trennen Jordan Taylor/Bill Lester (Autohaus-Camaro) von Andrew Davis/Leh Keen (Brumos-Porsche), weitere zwei Punkte zurück liegen Jonathan Bomarito/Sylvain Tremblay (SpeedSource-Mazda) in Lauerstellung. Für den US-Markt dürfte es nicht von Nachteil sein, wenn mit dem Chevy Camaro ein amerikanischer Wagen den Titel holt – die Verteidigung im nächsten Jahr dürfte gegen die europäische Konkurrenz umso schwieriger werden.

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