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Superleague: Geheimnisvoller Saisonstart

von Vorsicht
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Im Bezug auf Organisation und Pressearbeit ist man ja einiges gewöhnt. Dass aber zwei Tage vor dem Saisonstart einer Serie noch nicht mal ganz klar ist, wie sie heißen wird – das ist doch eher ungewöhnlich.

Ein ziemlich chaotischer Winter liegt hinter der Superleague Formula. Ende der vergangenen Saison hatte man noch das angeblich erfolgreiche Jahr 2010 gerühmt, und sich damit gebrüstet, 2011 als globale Serie mit 12 Rennwochenenden an den Start gehen zu wollen. Von der Zuversicht ist nun wenig geblieben – abgesehen von einem Kalender, der die Absicht erkennen lässt, den europäischen Kontinent mehrfach zu verlassen. Gesichert sind bisher nur zwei Rennen, beide in Europa: Assen am Wochenende und Zolder im Juli. Außerdem bestätigt sind bisher acht Piloten, die für drei verschiedene Teams ins Rennen gehen werden – angeblich sollen aber noch weitere dazukommen. Offen ist auch der Name der Serie: Auf der eigenen Homepage war nämlich stellenweise von einem „Superleague Formula World Cup“ und einem „Superleague Nations Cup“ die Rede. Grund: Der Fußball-Aspekt soll in der Hintergrund rücken, stattdessen werden einige Autos Nationen repräsentieren.

Um mit der guten Nachricht zu beginnen: Nach Wochen der Unsicherheit scheint es so, als würde das Rennen am Wochenende tatsächlich stattfinden. Nach der mehrfachen Verschiebung (und schließlichen Absage) des für Mai in Portugal bzw. Italien geplanten Saisonstarts ist das immerhin eine gute Nachricht. Trotzdem: Die Serie scheint über den Winter in Turbulenzen geraten zu sein. Im Herbst schien noch alles in Ordnung: Die Serie präsentierte unter dem Namen „Superleague Formula by Sonangol“ einen Kalender für 2012, der aus zwölf Rennen bestand – acht in Europa, und danach zwei Runden in China plus zwei weitere in „Übersee“.

Dass doch nicht alles nach Plan lief, wurde spätestens Anfang 2011 klar – das Logo des bisherigen Seriensponsors Sonangol, der staatlichen angolanischen Ölgesellschaft, verschwand von der Homepage der Serie. Immer wieder gab es auch Änderungen am Kalender, erst fiel der Saisonstart in Monza aus dem Programm, dann wurde das folgende Rennen zunächst von Portimao nach Estoril verschoben, und dann ebenfalls abgesagt. Auch die sonst geplanten Rennen in Europa verschwanden zunehmend vom Kalender.

Anfang Mai gab die Superleague dann plötzlich einen völlig neuen Plan für die Saison bekannt: Ein Kalender für 2011, der als „World Cup“ angekündigt wurde – später wurde der Name, offenbar aus rechtlichen Gründen, in „Nations Cup“ geändert. Die Rennen heißen nun „Grand Prix“. Neu sind dabei nicht nur die Austragungsorte, sondern auch das Konzept: Der Fokus soll sich von einem Wettkampf zwischen Fußballklubs wegbewegen – stattdessen werden à la A1GP „Nationalteams“ gegeneinander antreten. Die Serie soll aus acht Rennen bestehen, nur die ersten beiden – Assen und Zolder – finden auf traditionellen Strecken in Europa statt. Danach folgen, zumindest laut diesem Plan, sechs weitere Rennen: Zunächst ein Lauf im russischen Smolensk, dann ein Rennen in Beijing. Weiter geht es mit zwei Läufen in Brasilien – in Curitiba und in Goiania, einem vom unvermeidlichen Hermann Tilke neu renovierten Kurs, an den sich vielleicht mancher noch erinnern kann, weil dort Ende der 80er-Jahre ein paar Rennen der Motorrad-WM stattgefunden haben. Schließlich will die Superleague demnach einen Lauf im Mittleren Osten abhalten, bevor man zum Saisonabschluss nach Taupo/Neuseeland aufbricht.

Fix ist das alles aber noch nicht. Denn alle sechs außereuropäischen Rennen sind auf der Homepage der Serie noch mit einem * gekennzeichnet. Die Fußnote dazu verweist darauf, dass die Termine „subject to contract and FIA approval“ seien – somit also alles andere als bestätigt. Und in der Tat scheint sich die Situation noch im Fluss zu befinden. Eine russische Motorsportseite berichtete etwa vor wenigen Tagen, die Rennen der GT3 EM und der Superleague seien abgesagt worden, weil die Region Smolensk aus Sponsor ausgestiegen sei, und daher notwendige Umbauten an der Strecke nicht durchgeführt werden können.

Die GT3 hat die absage mittlerweile bestätigt. Auf der Facebook-Seite der Superleague Formula ist dagegen die Rede davon, dass das Rennen nicht abgesagt, sondern um eine Woche nach vorne verschoben werde. Auch der Lauf im Mittleren Osten ist unsicher – ursprünglich gab es Gerüchte, dass als Austragungsort Katar geplant sei. Mittlerweile spricht ein Artikel in der Holzversion von Autosport aber davon, dass statt diesem Rennen eine zweite Veranstaltung in China wahrscheinlich sei. Im gleichen Artikel wird Serien-CEO Robin Webb auch mit den Worten zitiert, dass mehr Rennen 2011 möglich seien, sofern Verhandlungen mit Sonangol über eine Verlängerung des Sponsorenvertrages erfolgreich ausfallen.

Im selben Interview spricht Webb auch davon, dass er für das Rennen in Assen mit 14 bis 16 Autos rechnet. Bisher bestätigt sind allerdings nur acht Fahrer und drei Teams. Das belgische Team von Azerti Motorsport wird mit einem „Team Belgien“  (Fahrer: Neel Jani)  und einem „Team Niederlande/PSV Eindhoven“ (Fahrer: Yelmer Buurman) antreten – zusätzlich hat Teamchef Wim Coekelbergs in einem Interview mit autosport.be Franck Perera als Piloten eines GD Bordeaux-Autos bestätigt. Das würde sich auch mit der Superleague-Pressemeldung von Mittwoch decken, wonach es ein französisches Auto geben soll. Alan Docking Racing geht mit „Team Brasilien“ (Antonio Pizzonia), „Team England/Tottenham Hotspur“ (Craig Dolby) und „Team Australien“ (John Martin) an den Start. Atech Reid Grand Prix bringt ein zweites „Team Niederlande“ (Robert Dornboos), „Team Luxemburg“ (Frederic Vervisch) und „Team Tschechische Republik/Sparta Prag“ (Filip Salaquarda) ins Rennen. Eine Pressemeldung von Mitte Mai stellt außerdem Max Wissel als Fahrer für 2011 vor – auch die aktuelle Verlautbarung spricht noch von einem „deutschen Team“. Dem gegenüber steht eine Mitteilung von GU Racing, wonach man 2011 nicht an den Start geht, um sich ganz auf 2012 zu konzentrieren – ein Auto des FC Basel wird es somit nicht geben.

UPDATE, 23:02 Uhr: Mittlerweile gibt es ein vollständiges Line-Up. 14 Autos werden in Assen an den Start gehen. http://superleagueformula.com/news/news/2011/superleague-formula-nations-cup-announces-full-line-up

Klar ist außerdem schon, dass die Wagen wohl nicht mehr in den Farben der Fußballklubs bemalt sein werden, sondern in den Nationalfarben der teilnehmenden Länder. Im Internet aufgetaucht ist bisher ein Foto des England-Wagens von Craig Dolby. Eine Ausnahme in diesem Schema ist das oben abgebildete Auto von Yelmer Buurman – der Niederländer hat offenbar Sponsoren gefunden, in deren Farben das Auto lackiert ist. Am Front- und Heckflügel sind dafür die Symbole des PSV Eindhoven zu sehen.

Am Rennmodus wird es offenbar keine Änderungen geben: Es finden zwei Läufe am Sonntag statt, die Startaufstellung für das erste Rennen ergibt sich aus der Qualifying-Reihenfolge, das zweite Rennen wird im völligen Reverse-Grid gestartet. Schließlich entscheidet das nur wenige Runden lange Superfinale über die Vergabe des Preisgeldes in Höhe vom 100.000 Euro. Motors TV zeigt die Rennen im Fernsehen. Der Sender plant eigentlich, die Supereague Formula live zu übertragen – am Wochenende stehen aber zeitgleich Motocross-Rennen an, weswegen es die Superleague „As-Live“ um 17:00 Uhr zu sehen gibt. Wie bisher wird es aber auch 2011 auf superleagueformula.com einen Livestream geben.

Und mehr ist immer noch nicht bekannt – wenn man bedenkt, dass das erste freie Training schon Freitagvormittag stattfinden soll, ist das doch noch ziemlich wenig. Spannend bleibt das Wochenende also allemal. Ob diese Spannung aber eher auf oder neben der Rennstrecke stattfindet – das muss sich erst noch zeigen.

Foto: Superleague Formula

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2 Kommentare

StefanTegethoff 2 Juni, 2011 - 18:32

Das ist ja wirklich mal ne schräge Situation, sowas hab ich auch noch nicht gesehen…

zu Yelmer Buurman: sein Vater Herman ist Hauptinvestor am Flughafen Weeze/Niederrhein, deshalb fährt Yelmer schon länger mit flyweeze.com als Sponsor in der Superleague, nichts Neues also.

nona 2 Juni, 2011 - 20:00

Nichts gelernt aus den Fehlern der A1GP.

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