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Formel Eins: Vorschau GP Spanien 2011

von DonDahlmann
2 Kommentare

Das Rennen in Barcelona stand in den letzten Jahren immer treu für eine Sache: gähnende Langweile. Das könnte in diesem Jahr anders sein.

Die Strecke in Barcelone ist auch nach dem Einbau der komplett missglückten Schikane, die zu eng ist und zu weit vor die letzte Kurve platziert wurde, immer noch nicht wirklich gut. Fahrerisch ist sie eher langweilig, es gibt ein paar Ecken (Turn 7 & 9), die durchaus kniffelig sein können. Bekannt ist Barcelona vor allem für zwei Dinge: Schnelle Kurven und die lange Gerade, die eigentlich für gute Überholmanöver stehen sollte. Das könnte in diesem Jahr dank DRS dann auch mal in der F1 klappen, da die DRS-Aktivierung vor der letzten Kurve stattfinden soll und dann knapp 800 Meter reichen wird. Damit kann man sich dann schon vor dem Anbremspunkt zu Turn 1 wieder einsortieren. Ein weiterer Faktor werden die Reifen sein, die in der Vielzahl der schnellen Kurven leiden werden. Allerdings hat Pirelli eine neue harte Mischung mit nach Spanien gebracht, die die Teams in der Türkei im freien Training schon ausprobiert haben. Die könnte aber für weitere Probleme sorgen.

Denn schon in China konnte man sehen, dass die Strecke nur schwer das Gummi aufnahm. Das Phänomen hat man hier und da schon mal gesehen, eine etwas länger haltende harte Mischung, wie sie Pirelli nun dabei hat, könnte das Problem auch in Spanien haben. Die Teams rechnen meist damit, dass eine Strecke das Gummi irgendwann annimmt, was den Reifenverschleiss und die Rundenzeiten verändert. Eine gute mit Gummi ausgestattete Strecke kann durchaus mal 5 Zehntel schneller sein, was die Kalkulation für die Boxenstopps verändert. Geht man am Schluss mit harten Reifen raus, hofft man, dass der Zeitverlust gegenüber jenen Fahrern, die mit „Weich“ unterwegs sind, sich einigermaßen in Grenzen hält. Man wird am Freitag und Samstagmorgen sehr genau die Longruns beobachten müssen. DRS und KERS werden in Spanien sicher eine große beim Überholen spielen, aber vor allem der Abbau der weichen Reifen wird wieder für viel Nachdenken sorgen. Drei Stopps sollten, auch wegen der kurzen Ein- und Ausfahrt, auf jeden Fall zu sehen sein.

Auf dem Papier ist Red Bull wieder klar vorne. Nach der dominanten Vorstellung von Vettel in der Türkei und die dann doch eher enttäuschenden Performance von McLaren, sollte man sein Geld vermutlich wieder auf „Blau“ setzen. Aber – wie jedes Jahr bringen alle Team jede Menge neuer Teile mit nach Katalonien. McLaren hatte das schon angekündigt, ebenso Mercedes, Sauber und Lotus. Red Bull wird da mit Sicherheit nicht tatenlos zu sehen und vor allem das immer noch kränkelnde KERS verbessert haben. Da Barcelona die Referenzstrecke aller Teams ist und man jede Menge Daten hat, sollten die Updates zumindest hier funktionieren. Das könnte das Feld vorne etwas enger zusammenrücken lassen, aber ob man an Red Bull ran kommt, ist dann wieder etwas anderes.

Ferrari war in der Türkei zumindest im Renn-Trimm dran, weil sie mit den Reifen am Besten umgehen können. Den Angriff auf Platz Eins hatte sich das Team mit einer, kann man nicht anders sagen, bescheuerten Strategie in der Quali vermasselt, als sie Massa ohne Not in Q1 noch mal mit den weichen Reifen auf die Strecke schickten, die dann am Ende im Rennen gefehlt haben. Bei Ferrari ist gerade sowieso Feuer unterm Dach. Der bisherige Chef der Aerodynamik-Abteilung, Marco de Luca, wurde wohl sanft auf einen anderen Posten geschoben, wer da jetzt am Steuer sitzt, ist nicht bekannt, aber könnte sein, dass Nikolas Tombazis (Chefdesigner) oder Pat Fry (Chefingenieur) die Zügel in die Hand genommen haben. Durch gesickert ist auch, dass Ferrari dann doch wieder mit einer kompletten B-Variante des Wagens kommen wird, dieses Mal zum Grand Prix von Kanada.
Verkündet wurde ebenfalls, dass man Fernando Alonso bis 2016 an sich gebunden hat, Montezemolo bestätigte in einem Interview (Link weiter unten) auch, dass Massa 2012 fahren wird. Was Sinn macht, auch wenn im ersten Moment komisch klingt. Aber wen sollten sie holen? Wunschkandidat Kubica ist raus, Rosberg bleibt wohl bei Mercedes, Hamilton und Button sind fest bei McLaren. Beim Nachwuchs drängt sich nur Kobayahsi auf, den man natürlich gerne in einem Ferrari sehen würde. Der eigene Nachwuchs (Bianchi, Bortolotti) ist noch lange nicht so weit. Ungewöhnlich ist die Ankündigung aber schon. Denn zum einen lief der Vertrag von Alonso noch bis Ende 2012 zum anderen pflegt Ferrari seine Fahrerbesetzung immer erst in Monza bekannt zu geben.

Aber, wie man es auch dreht und wendet – ich rechne nicht damit, dass Ferrari oder ein anderes Team in Barcelona an die Red Bull heran kommen wird. Das wäre vielleicht noch der Fall gewesen, wenn es richtig heiss geworden wäre, aber es sind maximal 24 Grad für denn Renntag angesagt, also bestes Motorsportwetter.

Das Mittelfeld spare ich mir diese Woche mal, da gibt es, bis auf ein großes Update bei Sauber, nicht viel zu berichten.

Interessanter wird es dann wieder weiter hinten. Mike Gascoyne hat für Lotus neue Teile angekündigt, die seiner Meinung nach rund eine Sekunde bringen würden. Damit wäre man dann wirklich mittendrin im Mittelfeld und könnte in der Quali sogar Williams oder Toro Rosso unter Druck setzten. Allerdings sind die Schätzungen von Gasconye immer etwas optimistisch, aber der Aufwärtstrend von Lotus ist klar zu sehen.

Weniger gut läuft es bei Virgin. Das „neue“ Design (von dem ich immer noch nicht glaube, dass es wirklich neu ist) funktioniert hinten und vorne nicht. Im Grunde hat man keinen Schritt nach vorne gemacht, im Gegenteil. Selbst der runderneuerte HRT, der immer noch auf dem eher unterentwickelten Dallara-Konzept beruht, ist nicht langsamer als die Virgin. Das sieht nicht gut aus für die Truppe, ich glaube auch nicht, dass man in Spanien einen großen Schritt wird machen können. Vielleicht sollte man sich doch mal einen Windkanal mieten.

Spannender als die Rangfolge in der F1 sind gerade auch die Hintergrundgeschichten, die in der F1 los sind. Da wird ja bekanntlich an vielen Fronten gekämpft.

CVC Verkauf
Da gibt es wenig konkrete Neuigkeiten. Offenbar hat die „News Corp.“ ihre PR-Veranstaltung auf „sky“ erst einmal eingestellt, jedenfalls hatte der Journalist Mark Kleinman in letzter Zeit wenig Neues zu berichten. Das interessantes ist ein Interview, dass Luca di Montezemolo CNN gegeben hat, in dem er sich relativ detailliert zu den Möglichkeiten der Teams äußert. Kurz zusammen gefasst sind in seinen Augen folgende:

1. Man erneuert den Vertrag mit der CVC (das Concorde Agreement) und alles bleibt, wie es ist.
2. Man schließ einen Vertrag mit einem anderen Anbieter, bzw. gründet eine eigene Vermarktungsfirma.
3. Man sucht einen neuen Verwalter, würde dann also Bernie Ecclestone los werden.

Montezemolo favorisiert wohl klar eine Mischung der Varianten 2 und 3. Neue Inhaber, mehr Rechte und Geld für die Teams, neuer Verwalter. Das wird aber so einfach nicht sein, denn laut diverser Gerüchte verschiebt Ecclestone im Moment die Rechte innerhalb seines Firmenimperiums. Er hatte schon vor Wochen gesagt, dass es wohl weniger um eine freundliche Übernahme gehen würde, sondern das da was anderes im Hintergrund kocht. Die italienische Presse spricht schon von einer „Piraten-Serie“, was aber nicht gehen wird, weil die CVC/Eccelstone auf allen Rechten, samt langfristigen Verträgen mit den Kursen sitzt. Passieren wird im Moment aber nichts, nur das Schachspiel ist los gegangen und alle bringen ihre Figuren in die Startposition.

Blown Diffusor
Es gibt jede Menge Gerüchte, dass die FIA so schnell wie möglich die „blown diffusor“ verbieten möchte, um die Kurvengeschwindigkeiten runter zu bekommen. Das ist aber nicht so ganz richtig. Der FIA geht es weniger darum, dass die Diffusor generell angeblasen werden, sondern dass Red Bull, Ferrari und Renault Techniken entwickelt haben, die es erlauben, dass der Diffusor auch dann angeblasen wird, wenn man vom Gas wird. Im Grunde hält man einfach automatisch die Drehzahl hoch, so dass die Auspuffgase auch dann weiter auf den Diffusor drücken, wenn man vom Gas geht oder durch eine Kurve fährt. Das kostet jede Menge Sprit, soll aber bis zu 30% der aerodynamsichen Effizienz aus machen.

Der FIA ist der Mehrverbrauch ein Dorn im Auge, außerdem kostet das System wieder Geld. Man wollte dieses nicht durch die Fahrt verursachte Anblasen in Spanien verbieten, hat die Entscheidung aber jetzt in den Juni verschoben, wenn der technische Rat der FIA zusammen kommt. Komplett verbieten kann man das Anblasen eh nicht, dafür müssten die Teams in der Saison ihre Autos komplett umbauen, was keinen Sinn macht.

Adrian Sutil
Fällt unter den Bereich „Gossip“, der hier ja selten zu finden ist. Bekanntermaßen hat es in China eine tätliche Auseinandersetzung zwischen Sutil und Eric Lux von Renault gegeben, bei der der Renault-Mann verletzt wurde. Was auch immer passiert sein soll, Sutil hat wohl Mist gebaut und wird nun von Lux auch rechtlich belangt. Das ist unschön, aber die F1 wäre nicht die F1, wenn es gleichzeitig nicht auf Gerüchte geben würde, dass Force India die Angelegenheit dazu nutzen möchte, Sutil los zu werden. Der tut sich in diesem Jahr sehr schwer gegen den Newcomer Paul di Resta, gleichzeitig hat man mit Hülkenberg einen Mann im Kader, dessen Qualitäten bekannt sind. Angeblich will Mercedes Hülkenberg spätestens 2012 bei Force India einsetzen, man hätte aber auch nichts dagegen, wenn er früher zum Einsatz kommen würde, da man dann sehen könnte, wer das Zeug für ein Mercedes Cockpit hat. Force India hat sich dann beeilt zu sagen, dass man an Sutil festhalten möchte. Wenn ich mich recht erinnere hat man das auch Liuzzi im Dezember 2010 gesagt.

Abschließend noch die Meldung, dass RTL die Übertragungsrechte der F1 bis Ende 2015 gesichert hat. Das wurde heute, etwas überraschend, bekannt gegeben. Überraschend deswegen, weil solche Deals meist erst im Herbst über den Tisch gehen, aber könnte sein, dass Ecclestone auch hier seine Schachfiguren schon mal setzt.

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2 Kommentare

spookyt 20 Mai, 2011 - 13:23

Ferrari war in der Türkei zumindest im Renn-Trimm dran, weil sie mit den Reifen am Besten umgehen können.

Also dass habe ich hier vor ein, zwei Rennen schon genau entgegengesetzt gelesen. Vielleicht kann man das gar nicht so pauschalisieren sondern das ist am Ende mehr der Fahrer?

Und bei Virgin hat man doch Geradeaustests gefahren, währe einen Satz wert gewesen.

DonDahlmann 20 Mai, 2011 - 13:42

Korrekt, in der Türkei war das mit den weichen Reifen aber anders. Da Ferrari mit der Aufhängung rumspielt, kann sich das halt in einer Saison ändern.

Die Tests von Virgin habe ich schon im Hinterkopf, aber die werden das grundlegende Problem mit den Design nichts ändern.

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