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F1: Der James Allen Strategiereport – China

von DonDahlmann
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Beim GP in China ist eine Menge passiert und es ist wichtig sich die Zeit zu nehmen, genau zu überprüfen, wie genau die Dinge sich entwickelt haben

Der klare Eindruck ist, dass es die Strategie war, die am Sonntag über Sieg und Niederlage entscheiden hat. Bei den ersten Rennen konnte man noch einen unterschiedlichen Mix an Strategien sehen, auch wenn die erstern Drei auf die gleiche Strategie gesetzt hatten. In China konnte man zum ersten Mal verschiedene Strategien sehen und sie zeigten, wie genau man seine Entscheidungen in diesem Jahr treffen muss.

Ein weiterer interessanter Unterschied im Vergleich zu den anderen beiden Rennen war, dass vier schnelle Wagen außerhalb ihrer normalen Startposition ins Rennen gingen: Webber von P18, Heidfeld von P16, Schumacher von P14 und Petrov von P10. Das bedeutete, dass beide Toro Rosso und die Force India waren um die Top Ten herum platziert, aber es zeigte sich, dass es schwer wurde, die Positionen zu halten, weil das DRS und die Pirelli Reifen den schnelleren Wagen die Möglichkeit gaben, durchs Feld zu fahren.

Die Strategie-Überlegungen begannen schon in der Qualifikation, als Lewis Hamilton sich dazu entschied nur einen Versuch in Q3 zu starten um sich einen Satz weicher Reifen für das Rennen zu sparen. Was genau hat ihm das gebracht? Verglichen mit den Reifen, die man schon in der Quali genutzt hatte, bringen frische einen Leistungsvorteil und sie halten zwei oder drei Runden länger durch, die ein gebrauchter Satz ja schon in der Quali hinter sich hat. Dazu hat kommt, dass gebrauchte Reifen pro Runde ungefähr ein bis zwei Zehntel gegenüber einem frischen Satz verlieren. Dazu kommt, dass man auf diese Weise auch den Wechsel auf die harten Reifen rauszögern kann, die wiederum eine Sekunde pro Runde langsamer sind. Zusammenaddiert kommt ein großer Vorteil heraus.

Warum Hamilton Sebastian Vettel schlagen konnte

Die Computersimulationen zeigten, dass man mit einer Zwei-Stop-Strategie am Ende des Rennen einen Vorteil von ca. 3 Sekunden haben müsste, aber dies basierte auf der Annahme, dass man störungsfrei unterwegs war. Vettel wählte die Zwei-Stopp-Strategie, fand sich nach dem schlechten Start aber hinter Button und Hamilton. Später fand man heraus, dass das KERS von Vettel nur 30 statt 80 PS geliefert hat, weswegen die McLaren vorbei kamen.

Zu diesem Zeitpunkt hatte Red Bull noch die Chance auf eine Drei-Stopp-Strategie zu wechseln. Aber nachdem er in Runde 14 gleichzeitig mit Button und nur eine Runde vor Hamilton stoppte, aber vor beiden auf die Strecke kam, entschied man sich bei der festgelegten Strategie bleiben wollte. Man hatte keinen Zweifel, da der Wagen schnell genug war um die Strategie umzusetzen. Hätten sie zu diesem Zeitpunkt auf drei Stopps gesetzt, Vettel hätte das Rennen gewonnen.

Was allerdings keine Simulation vor dem Start vorhersehen konnte, war die Tatsache, dass sich die Lebensdauer der Pirelli während des Rennens nicht verbesserte. Die bisherigen Erfahrungen mit den Pirelli haben gezeigt, dass die Abnutzung der Reifen gegen Ende des Rennens ca. 25% kleiner war, verglichen mit den Long Runs, die man in den freien Trainings am Freitag testet. Aber dieses Mal nahm der Asphalt den Gummi nicht an, was bedeutete, dass der Asphalt dem harten Reifen gegen Ende des Rennens nicht entgegen kam und ihn höher belastete. Das ist der Grund, warum Vettel und alle andere Zwei-Stopper wie Ferrari nicht mithalten konnten und Hamilton, dessen Reifen sieben Runder frischer waren, Vettel in den letzten Runden einholen konnte. Und es ist auch der Grund, warum Webbers Strategie am Ende so fumlinant aufging.

Wie ist von Webber von Platz 18 auf P3 gekommen?

„Was das Rennen gezeigt hat,“ sagte Mark Webber nach dem Rennen, „ist, dass das die Qualifikation nicht mehr so wichtig ist, wie das früher der Fall war. Man will jetzt nicht an jedem Wochenende von P18 starten, aber man ist besser dran, wenn man für das Rennen einen Satz weicher Reifen spart, anstatt sie in Q3 zu verbrauchen um einen Platz zu gewinnen. Monaco ist natürlich die Ausnahme der Regel.“

Das stimmt und vermutlich wird man in Zukunft ein paar schnelle Wagen das machen sehen, was Hamilton getan hat. Man wird nur zwei Satz weiche Reifen in der Qualifikation verwenden, um einen größeren Vorteil im Rennen zu haben.

Webber nahm die Drei-Stopp-Strategie in umgekehrter Reihenfolge. Er nahm erst die harten Reifen und nutze dann seine weichen Reifen, die er sich gespart hatte, weil er in Q2 und Q3 gar nicht mehr dabei war. Webber war der einzige Fahrer der am Start nicht auf weichen Reifen setzte.

Die Drei-Stopp-Strategie gab ihm die Gelegenheit relativ ungestört zu fahren und am Ende hatte er noch einen Satz brandneuer weicher Reifen, als alle anderen Fahrer bemerkten, dass die Strecke sich nicht verbesserte und die harten Reifen schneller abbauten, als man damit gerechnet hatte. Die neue weichen Reifen gaben ihm einen deutlichen Vorteil, wie seine schnellste Runde zeigte, die 1.4 Sekunden schneller war.

Webber tat also genau das Richtige und nahm die harten Reifen zum Start, als er in Verkehr steckte und das Potential des Wagen eh nicht voll nutzen konnte. Hätte er die weichen Reifen am Start genutzt, hätte er die harten am Ende gehabt und es wäre ihm schwerer gefallen am Schluss so weit nach vorne zu kommen.

Nico Rosberg: Der entwischte Sieg

Nach dem Rennen war Nico Rosberg ziemlich aufgebracht, weil er fühlte, das er hätte das Podium und sogar seinen ersten Sieg erreichen können. Der Grund, warum es nicht klappte, was ein Fehlberechnung beim Sprit.

Rosberg war auf P4 nach der ersten Runde, und dank der hervorragenden Strategie von Mercedes, die ihn in Runde 12 rein holten, als Rosberg auf den ersten Verkehr traf. Das brachte ihn in „clean air“. Er fuhr ungestört und ging in Runde 17 in Führung. Dabei zeigte er ein paar beeindruckende Rundenzeiten auf seinem zweiten Satz weicher Reifen. Nach seinem zweiten Stopp kam er vor beiden McLaren auf die Strecke und er muss gedacht haben, dass ihm das Podium sicher sei. Bei Mercedes glaubte man sogar, dass man das Rennen gewinne könne.

Aber dann wurde klar, dass Rosberg nicht genug Sprit an Bord hatte um die Rundenzeiten zu halten, also musste er Benzin sparen und das Rennen glitt ihm aus der Hand.

Man muss Mercedes zu Gute halten, dass der Verbrauch schwer vorher zu sagen ist. Alle möglichen Dingen können die Vorhersagen verändern. Der Luftdruck, die Streckenbedingungen und der Zustand der Reifen können den Spritverbrauch erhöhen. Der Mercedes von Rosberg war im Rennen deutlich schneller, als noch in Malaysia und das verbrauchte mehr Sprit. In Malaysia musste man wegen der Hitze auf Teile der Aerodynamik verzichten, in China war es jedoch kalt und man konnte die optimale Aerodynamik fahren.

Fast alle Teams laufen während eines Rennen beim Verbrauch ins Minus, und versuchen den Sprit am Ende des Rennens zu sparen. Mercedes hatte erwartet, dass man einsam auf Platz 4 unterwegs sein würde und die Ferrari auf Abstand hält, aber als sich die Chance auf eine bessere Position ergab, konnte man diese nicht nutzen, weil ein paar Kilo Benzin fehlten.

Ferrari: Man blieb bei der falschen Strategie

Nach dem Rennen sagte Fernando Alonso: „Man muss sich auf seine eigene Strategie konzentrieren. Wenn man ein schnelles Auto hat, ist am Ende jede Strategie richtig, wie Webber gezeigt hat. Wenn man einen langsamen Wagen hat ist alles sehr schwierig.“

Ferrari hat wie Vettel den gleichen Fehler gemacht in dem man auf die Zwei-Stopp-Strategie setzte. Dabei war Massa im Rennen die meiste Zeit gut unterwegs und als Drei-Stopper wäre ein Podium drin gewesen.

Beide fahren wurden im ersten Stint von Rosberg aufgehalten. Die Fahrer dachten, dass sie ohne Störung schneller unterwegs sein könnten und blieben nach Rosbergs Stopp erst einmal draussen. Massa konnte so kurz vor Hamilton bleiben aber er und Alonso wurden dadurch getrennt.

Alonso steckte seit dem Start hinter Massa. Er kam eine Runde nach Massa an die Box, was Massa erlaubte vor ihm zu bleiben. Alonso kam hinter Schumacher auf die Strecke und verlor eine Menge Zeit. Es war schon erstaunlich, dass Ferrari fest an der Zwei-Stopp-Strategie festhielt und in der Situation die Strategien nicht aufsplittete.

Man darf nicht vergessen, dass der Unterschied in der Rundenzeit zwischen den alten und neuen Reifen, vor allem wenn sie mit einem leichter werdenden Auto kombiniert werden, es nicht mehr erlauben kann länger draussen zu bleiben. Wenn der vor einem platzierte eine starke Out-Lap hinlegt, nimmt er dem Fahrer Zeit ab, der länger draußen bleibt.

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1 Kommentare

toastet 21 April, 2011 - 18:37

Wie immer top, stellt sich nur auf Mercedes bezogen weiter die Frage ob das mit zu wenig Sprit nicht teilweise ein bluff war. Die Rede war von 5-6 kg. Geht man von 5 kg aus währen das 2/10 pro Runde die man schneller wäre in China. Macht auf die Distanz von 41 Runden (ab der dann gespart werden musste, Stichwort 25 m vor der Haarnadel vom Gas) rechnerisch 8,2 Sekunden. Das hätte zu dem Zeitpunkt Runde 41 statt Platz 3 Platz 6 gehiessen. Sah aber natürlich besser aus auf Platz 3. Ohne die Fehltaktik von Ferrari wäre man aber dann wohl auch nochmal 1-2 Plätze weiter hinten gewesen mit der passenden Benzinmenge vom Start weg… Mal sehen ob der „Aufschwung“ auch in der Türkei bleibt. Vorallem auch wenn Renault es nicht vergeigt. Schneller ist man, keine Frage, aber ob man in der Rangordnung wirklich so gut darsteht wie einem der China GP glauben machen wollte muss sich erst noch zeigen.

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