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NASCAR: Analyse Martinsville April 2011

von KristianStooss
2 Kommentare

Die Martinsville-Serie ist gebrochen! Am Ende waren es weder Jimmie Johnson noch Denny Hamlin, die in die Victory Lane einbiegen konnten. Auch die Lap-Leader Kyle Busch, Clint Bowyer und Jeff Gordon mussten passen, denn Kevin Harvick kam sechs Runden vor Schluss, ähnlich wie in Fontana, mal wieder aus dem Nirgendwo und stahl Dale Earnhardt Jr den Sieg.

Am Sonntag dominierten vorerst ganz andere Fahrer die 500 Runden von Martinsville und auch Denny Hamlin und Jimmie Johnson waren nicht gänzlich ohne Siegchance. Doch nach dreieinhalb Stunden voller Blechschäden resultierend in elf Cautions und einer roten Flagge war am Ende plötzlich Kevin Harvick zur Stelle und holte sich den Erfolg von einem zunächst überragenden Kyle Busch sowie Dale Earnhardt Jr, der fast seine sieglose Periode durchbrechen konnte. Weil die Gelbphasen das Rennen doch arg zerpflückt haben und dazwischen in ein paar längeren green-flag-runs eher Überleben angesagt war, lässt sich der Tag nicht ganz so einfach zusammenfassen. Statt einer linearen Übersicht, werde ich mich dieses Mal daher eher auf die einzelnen Fahrer konzentrieren.

Vor allem sechs Piloten drückten dem Rennen ihren Stempel auf und diese waren in der Reihenfolge ihrer Führungsrunden Kyle Busch (151), Clint Bowyer (91), Denny Hamlin (89), Jimmie Johnson (65), Jeff Gordon (37) sowie Matt Kenseth (31). Alle diese Fahrer hielten sich konstant in den Top10 in Schlagdistanz zur Spitze und in Reichweite des Sieges auf, konnten sich anschließend jedoch alle aus unterschiedlichen Gründen nicht durchsetzen.

Die entscheidende Rennsituation entwickelte sich 130 Runden vor Schluss, als Ryan Newman die vorletzte Gelbphase auslöste und damit seinen bescheidenen Tag fortsetzte. Die Führungsriege (Top8) inklusive der oben erwähnten, dominierenden Fahrer blieb geschlossen draußen, während Piloten wie Dale Earnhardt Jr, Kevin Harvick und Jamie McMurray schon an dieser Stelle versuchten, das Spritfenster bis zum Ende zu schließen.

In Runde 458 musste dann schließlich unter Grün Denny Hamlin zum finalen Boxenstopp anrücken, als erster Fahrer wohlgemerkt. Dies und ein weiterer Umstand zerstörten ihm schließlich das Rennen. Im Nachgang von Martinsville gab es größere Diskussionen zwischen Hamlin, Mike Ford und Teamchef Joe Gibbs den Benzinverbrauch betreffend. Berücksichtigt man die unterlegene Fuel-Mileage in der letzten Saison und die vielen Motorschäden bei Joe Gibbs Racing zu Beginn der diesjährigen, dann lassen sich wohl einige Punkte miteinander verbinden. Scheinbar versuchte man bei JGR ohne Erfolg, den Verbrauch zum Positiven zu beeinflussen. Dieses Thema ist und bleibt interessant.

Der zweite schlechte Umstand war für Hamlin die Tatsache, dass Regan Smith 35 Runden vor dem Ende eine letzte Gelbphase auslöste, die den Gibbs-Fahrer damit am Ende der Führungsrunde stranden ließ. Hamlin bekam zwar seinen verlorenen Umlauf durch einen Wave-Around zurück, befand sich danach aber am Ende der Lead-Lap. In bester Gesellschaft übrigens, denn dort startete er gemeinsam mit Jimmie Johnson in das Finale.

Johnson lag den gesamten Tag über aussichtsreich in den Top5, bevor eine Geschwindigkeitsübertretung in der Boxengasse seinem Tag ein bitteres Ende bereitete. Der amtierende Meister versuchte es schon über das ganze Rennen hinweg mit einem kleinen Kniff, Positionen in der Pitlane gutzumachen: So beschleunigte er zwischen den einzelnen Messpunkten immer mal wieder, nur um kurz vor der Radarpistole auf die Bremse zu treten. Was u.a. in Lübeck auf dem St. Jürgen Ring super funktioniert, brachte NASCAR auf die Palme und Johnson nach seiner Strafe auch. Allerdings frage ich mich, was an dieser Stelle sein Problem ist. Das Speedlimit beträgt nun mal 30mph und wenn ein Herr Jimmie Johnson meint, zwischendrin schneller fahren zu müssen, dann gilt die Regel für ihn trotzdem. Immerhin gefährdete er die arbeitenden Mechaniker in der Boxengasse.

Jeff Gordon war zum Ausbruch der Caution schon in die Boxengasse eingebogen, verzichtete aber wegen einer möglichen Strafe auf seinen Pitstop. Dies kostete ihn einige Positionen, da er ja anschließend unter gelber Flagge noch ein weiteres Mal kommen musste. Seiner Top5-„Serie“ in Martinsville konnte das am Ende aber wenigstens keinen Abbruch tun.

Nach dem Restart erwischte es mit Kyle Busch auch den Fahrer, der das letzte Rennviertel nach Belieben beherrschte und sich anschließend den Extra-Punkt für die meisten Führungsrunden abholte. Buschs Auto war dabei definitiv auf Long-Runs ausgelegt, was sich mit der Gelbphase kurz vor Schluss negativ auswirkte. Ca. 30 Runden benötigte der Toyota, um nach einer Ruhephase wieder die gewohnte Stärke entwickeln zu können. Für die Ränge 1 und 2 sollte es daher bei noch 29 zu fahrenden Runden knapp nicht reichen. Dass Busch wieder in Schwung kam, zeigte sich in der letzten Kurve der letzten Runde, als er Earnhardt noch seinen zweiten Platz streitig machen wollte.

Clint Bowyer, Dale Earnhardt Jr und Juan Pablo Montoya waren einige der Fahrer, die mitten im Rennen out-of-sequence gingen, um sich Track-Position zu sichern. Für diese Piloten zahlte es sich aus, obwohl Bowyer nach einem sehr guten Start später das Handling des Autos verlor und anders als Teamkollege Harvick zum falschen Zeitpunkt in Front des Feldes zu finden war. Montoya fiel nach einem two-tire-stop zwischenzeitlich aus den Top10 heraus, befand sich im Finale aber rechtzeitig wieder in den Top5. Hinter Kyle Busch und Earnhardt griff er aber nicht mehr großartig an, um das gute Ergebnis und die Punkte nicht unnötig zu riskieren.

Matt Kenseth kam am Ende noch auf Platz 6 ins Ziel, nachdem er direkt zu Beginn eine Runde in Folge einer Durchfahrtsstrafe verlor. Kenseth hatte beim Start des Rennens verbotenerweise die Spur gewechselt, bevor er die Start/Ziel-Linie überquerte. Dasselbe passierte Mark Martin noch vor Rennhalbzeit bei einem Restart, weshalb später noch ohne Probleme ein Top10-Resultat zu holen war. Auch Tony Stewart entging der NASCAR-Polizei bei einem solchen Unternehmen nicht, was seinen eher bescheidenen Tag dann endgültig ruinierte.

Carl Edwards, von dem ich mehr erwartet hätte, bekam schon früh sein Auto nicht richtig in den Griff und musste zudem einen Teil des Rennens ohne Servolenkung bestreiten. Sicherlich kein einfaches Unterfangen, was dann aber Platz 18 einigermaßen erträglich machte. Jamie McMurray konnte seine Pole-Position „nur“ in einen siebten Platz ummünzen, weil ihm immer das letzte Quäntchen fehlte. Zwischenzeitlich verschlug ihn eine lose Radmutter ans Ende der Führungsrunde, die allerdings nach ordentlich Verkehr auf der Strecke ohnehin kurz nach der Top10 vorbei war. Abschließend lässt sich auch sagen, dass nur mit gewagten Strategien eine Rückkehr in die Führungsrunde möglich war. Auf den Lucky-Dog konnte und wollte sich niemand alleine verlassen, Mark Martin und seine zwei Wave-Arounds sind ein gutes Beispiel dafür.

Die Glückspilze des Tages waren wohl Martin Truex Jr und Kasey Kahne, als kurz vor Halbzeit des Rennens das Gaspedal bei Truex steckenblieb. Nach Betätigen des mittlerweile obligatorischen Kill-Switches und einem beherzten Tritt auf die Bremse war der Toyota mit der #56 trotzdem immer noch viel zu schnell und drohte, frontal in die SAFER-Barrier einzuschlagen. Trotz der neuen Autos und der „weicheren“ Wände hätte das böse ausgehen können, doch zum Glück (so muss man sagen) konnte Truex noch Kasey Kahne aufs Korn nehmen und so entscheidend an Geschwindigkeit verlieren.

Der Einschlag war immer noch mehr als heftig und den Ernst der Lage erkannte man, als Truex sich sofort nach dem Wohlbefinden von Kahne erkundigte. Zum Glück wurde niemand verletzt, in der Vergangenheit sind bereits mehrere Fahrer einer ähnlichen Situation zum Opfer gefallen. Wie heftig der Aufprall trotzdem noch war, zeigte die anschließende Unterbrechung des Rennens: Fast eine halbe Stunde brauchten die Arbeiter an der Strecke, um einen Teil der SAFER-Barrier zu ersetzen, die ordentlich in Mitleidenschaft gezogen wurde.

Woher nun aber Kevin Harvick plötzlich kam, war mir ein Rätsel geblieben. Ich vermute mal seinen Stopp in Runde 372 als Quelle des Erfolgs und die Tatsache, dass er dort einen Großteil seines Pit-Windows schließen konnte. Allerdings kam auch Harvick in der letzten Gelbphase noch einmal für vier neue Reifen an die Box und soviel weniger Sprit kann bei einem Four-Tire-Stop ja nicht eingefüllt worden sein. Auch wenn diese Fragestellung für mich letztlich offen bleibt (ich hoffe ja auf viele Kommentare, die einen Grund liefern können), so war Martinsville zumindest in den letzten 100 Runden durchaus eine spannende Angelegenheit:

Als nach dem letzten Restart dann Harvick am drittplatzierten Montoya vorbei ging, während zeitgleich Earnhardt dem short-run-schwachen Busch die Führung abluchste, war ein packendes Finale garantiert. Als Junior in Front ging, sprangen die Fans wie üblich von den Sitzen auf, muss ihrem Idol letztlich aber vergebens zujubeln. Geradezu unwiderstehlich wie in Fontana holte sich Harvick – dieses Mal aber schon vier Runden vor Schluss und weil Earnhardt mit Übersteuern aus der Kurve kam – den ersten Platz. Ein Shorttrackmanöver musste Harvick nicht mehr ansetzen, was aber nicht heißt, dass es davon den gesamten Tag über nicht genug zu sehen gab.

Die gesamten offiziellen Ergebnisse können hier inklusive weiterer Statistiken noch einmal bei Jayski.com nachgeschaut werden.

Zum Abschluss folgt wie gewohnt die Übersicht zu den Punkteständen bei den Fahrern und in der Owner-Wertung. Nächste Woche macht die NASCAR erst den zweiten Ausflug in diesem Jahr auf ein Intermediate Oval, wenn in Texas außerdem das erste Nacht-Punktrennen von Samstag auf Sonntag auf dem Plan steht.

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2 Kommentare

couchracer 5 April, 2011 - 12:19

Harvick hat beim vorletzten Stop nur 2 Reifen genommen, was ihn knapp an die Top10 heranbrachte und er konnte sogar weiter aufholen bis zum letzten Stop. Hat mich sehr verwundert das man mit 2 Reifen solange durchhalten kann und sogar noch schneller ist als der Rest.

DonDahlmann 6 April, 2011 - 03:03

Wie bei vielen Rennen war hier eine der Ursachen, dass sich im Laufe des Rennens mehr Gummi auf den Außenbahnen aufbaute. Viele der Gelbphasen dauerten auch deswegen so lange, weil die NASCAR die Außenbahn von den „Marbels“ säuberte. Das führte auch dazu, dass sich „gutes“ Gummi aufbauen konnte. Die gut fallenden Caution sorgten dann, wie bei Junior, dafür, dass man sich vorne halten konnte.

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