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Formelserien: WSbR-Finale, SLF in Beijing

von Vorsicht
4 Kommentare

Eine äußerst spannende Saison geht in der Formel Renault 3.5 in Barcelona zu Ende – noch immer tobt an der Spitze ein Dreikampf um den Titel. Auch die SLF geht in China in die vorletzte Runde – und zwar auf einem etwas mysteriösen Kurs in Beijing. (Aktualisiert 07.10., 14:47 Uhr)

31 Punkte gibt es in der möglicherweise bestbesetzten Juniorserie der Welt insgesamt noch zu gewinnen, aber nur 16 Zähler trennen die drei Fahrer an der Tabellenspitze. Das ist die Ausgangslage vor den beiden Finalläufen der Formel Renault 3.5 am kommenden Wochenende in Barcelona. Um den Titel fahren dabei Überraschungsmann Mikhail Aleshin (116), Red Bull Juniorhoffnung Daniel Ricciardo (113) und Sensationsmann Esteban Guerrieri (100) aus Argentinien, der trotz zweier verpasster Rennwochenenden und einer äußerst unglücklichen Disqualifikation in Silverstone immer noch alle Chancen hat, am Ende den Meistertitel zu erringen. Auch die SLF-Saison 2010 neigt sich dem Ende zu. Zwei Rennen vor Schluss sind immer noch fünf Teams in Reichweite des Titels. Spannend wird es aber auch aus anderen Gründen: Über die Strecke, auf der man am Wochenende fahren will, gibt es bisher nur sehr spärliche Informationen.

Eigentlich könnte nur ein Umstand die Rennen der Formel Renault 3.5 am kommenden Wochenende noch spannender machen – nämlich Regen. Und genau den soll es laut Wettervorhersage auch tatsächlich geben. Das könnte Mikhail Aleshin entgegenkommen. Der Russe hat zwar in den vergangenen Rennen beständig an Punkten verloren, liegt aber immer noch an der Tabellenspitze. Bisherige Erfahrungen lassen vermuten, dass er im Regen etwas bessere Chancen haben könnte, die Führung zu verteidigen, als im Trockenen.

Trotzdem: Favorit auf der Meistertitel ist wohl Daniel Ricciardo. Der Australier verfügt zweifelsohne über mehr Speed als sein Konkurrent, und gilt als Barcelona-Spezialist. Dass er in der Meisterschaft nicht schon lange führt, liegt weniger an mandem Fahrtalent, sondern eher daran, dass er etwas zu viele Fehler gemacht hat – und, vor allem in den ersten Saisonrennen, auch an mangelnder Konstanz. In den letzten Rennen kam dann auch noch etwas Pech dazu – etwa in Silverstone, wo er in Rennen eins gleich am Start von Burt Jon Lancaster abgeschossen wurde.

Der schnellste Pilot der Saison 2010 kommt aber wohl aus Argentinien: Esteban Guerrieri hat mehrfach unter Beweis gestellt, dass er sowohl Ricciardo als auch Aleshin auf der Strecke schlagen kann. Dazu kam in Hockenheim und Silverstone auch noch eine clevere Fahrweise, mit der er am Anfang ein wenig Reifen sparte, und am Ende nochmal zulegen konnte. Das bekam vor allem Ricciardo drastisch zu spüren, als er vor zwei Wochen noch in den letzten Kurven von Guerrieri in einem tollen Überholmanöver um Führung und Sieg gebracht wurde. Dass er die Tabelle nicht anführt, ist auf mangelnde Finanzen und eine Portion Pech zurückzuführen: In Monaco fehlte das Geld, auf dem Hungeroring konnte er wegen technischer Probleme nicht an den Start gehen, und in Silverstone wurde ihm der Sieg in Rennen eins aberkannt, weil ein Mechaniker eine Abdeckung auf der Fahrzeugnase mit einem Klebeband befestigt hatte – was zwar keine Vorteile bringt, aber laut Regularien der Formel Renault 3.5 trotzdem verboten ist.

Übertragen werden beide Läufe wie gewohl live auf Eurosport – und zwar zur besten Sendezeit am Samstag um 14:45 auf Eurosport Intl., und am Sonntag um 13:00 Uhr, leider nur auf ESP 2.

Superleague Formula (Aktualisierung siehe 5. Absatz)

Vergangenes Wochenende hat sich die Serie gleich mal mit zwei richtigen Knallern in China eingeführt: Lauf zwei und das „Superfinale“ lieferten großartigen Rennsport, und wenn jemand die Möglichkeit hat, irgendwo eine Wiederholung oder Zusammenfassung zu sehen, würde ich sehr empfehlen, das zu tun. Fairerweise sei gesagt: Dass die Rennen so spannend waren, ist nicht nur der Serie an sich geschuldet, sondern auch dem neuen Kurs im innermongolischen Ordos.

Nicht, dass dieser so überholfreundlich geplant oder gut in Schuss gebracht worden wäre – ganz im Gegenteil. Die brandneue Strecke, die in ihrer Form einem springenden Steppenpferd nachempfunden ist, glich, wie Robert Dornboos so richtig sagte „Adria auf Steroiden“. Adria, weil es kaum lange Geraden, dafür aber sehr viele enge Kurven gibt. Steroide, weil die Strecke trotzdem ziemlich anspruchsvoll ist: Gleich zwei Kehren ähneln der ersten Kurve in Shaghai, und machen in ihrem Verlauf immer mehr zu, was zu erstunaulich spannenden Manövern geführt hat. Für besonderes Spektakel sogte aber eine zunächst unauffällige Schikane im mittleren Streckenteil. Einerseits deshalb, weil sich darin eine Bodenwelle befindet, die die Boliden in jeder Runde unwillkürlich abheben lies (siehe Foto). Außerdem war der Kurvenausgang stets mit einer ordentlichen Sandschicht bedeckt, die wohl aus der angrenzenden Wüste Gobi auf die Strecke geweht wurde.

Dass am Ende Earl Bamber im Superfinale um den Sieg mitkämpfte (und schließlich, wenn auch „nur“ am grünen Tisch) auch noch gewann, trug ebenfalls zur Stimmung bei. Immerhin war der Neuseeländer in der Annahme angereist, in Ordos als TV Co-Kommentator aufzutreten. Als dann Alvaro Parente Probleme mit den chinesischen Einreisebehörden hatte, musste Bamber kurzerhand einspringen. Entsprechend parteiisch agierte auch die TV-Crew im Online-Stream. An sich nicht ganz fair, aber großes TV.

Eine Vorstellung der Strecke, auf der man am kommenden Wochenende fahren will, ist leider nicht möglich. Lange war überhaupt nicht bekannt, wo in China man denn das zweite Rennen austragen möchte, kurz vor dem Ordos-Wochenende wurde bekannt, dass es sich um den olympischen Kanu- und Ruderpark in Beijing handeln soll. Offenbar möchte man einen Stadtkurs bauen, der sowohl über das eigentliche Rudergelände führen soll, als auch durch die angrenzenden Straßen. Mehr ist nicht bekannt – abgesehen von einem wissenden Grisen von Serienorganisator Robin Webb, der im Interview sagte, er habe die Strecke schon gesehen, und sei hellauf begeistert. Im Normalfall müsste man das für reines PR-Gerede halten – irgendwas an Tonfall und Mimik ließ aber vermuten, dass vielleicht doch mehr dran sein könnte. Man darf gespannt sein.

Auch abseites der Strecken-Frage verspricht das Wochenende Spannung. Denn immer noch sind fünf Teams in Reichweite der Meisterschaft. Der RSC Anderlecht mit Davide Rigon (635) hat sich in den vergangenen Rennen als jenes Team präsentiert, das es wohl zu schlagen gilt. Rigon ist schnell unterwegs und verlässlich, der Wagen scheint auch gut zu gehen. Dahinter liegt der Deutsche Max Wissel mit dem FC Basel (628), der ebenfalls in den vergangenen Rennen einen Aufwärtstrend verzeichnen konnte. Leicht abgebaut hat dagegen die Mannschaft von Tottenham Hotspur und Fahrer Craig Dolby (616), die nur noch auf dem dritten Tabellenrang liegen, punktgleich mit Olypmiacos Piräus, deren Van der Drift-Ersatzfahrer Ben Hanley auch in Ordos wieder sein Talent unter Beweis gestellt hat. Schießlich hat auch der ehemalige Tabellenführer AC Milan mit Yelmer Buurman (591) noch Chancen auf den Titel.
Edit, 07.10., 14:47Uhr : Für das kommende Wochenende ist dies aber nicht von Bedeutung – wie die SLF heute lapidar am Rande einer Pressemitteilung erwähnt, handelt es sich beim Beijing-Rennen um ein „non-championship event“ –  es werden also keine Punkte vergeben.

Weniger toll als Spannung und Racing ist wieder mal die Terminsetzung der Serie. Nachdem man in diesem Jahr schon zeitgeleich mit dem Monaco F1-Grand Prix und dem Viertelfinalspiel der Deutschen Nationalmannschaft (als Fußballserie am Nürburgring) an den Start gegangen ist, hat man es diesmal geschafft, einen von nur zwei Asien-Terminen großteils zeitgleich mit dem Formel 1-Rennen in Suzuka anzusetzen. Konkret: Rennen 1 findet um 05:00 statt, Lauf 2 pünktlich zur zweiten Suzuka-Renhälfte um 09:00, das Superfinale um 10:00 Uhr. Übertragen wird – wie immer – in Deutschland nicht live im TV, dafür gibt es den qualitativ hochwertigen, flüssig laufenden und gut kommentierten Livestream auf superleagueformula.com.

Ein Hinweis noch: Sport 1 hat die SLF neu in Form von 26-Minuten-Zusammenfassungen der Rennwochenenden im Programm. Das ganze ist mit einem überraschend annehmbaren deutschen Kommentar versehen. Die (ohne Werbung) 22 Minuten scheinen aber leider etwas zu kurz, um alle Storylines der Rennen ausreichend zusammenzufassen. Unpraktischerweise ist die Sendung im Sport 1 TV-Schedule nur als „Sport 1 Reportage“ gekennzeichnet, so dass man schon etwas länger suchen muss, bis man die passenden Informationen findet. Das derzeit bekannte Programm:

Donnerstag, 7.10.
06:15 Uhr – Portimao
17:30 Uhr – Ordos

Dienstag 12.10.
07:30 Uhr – Ordos
19:30 Uhr – Beijing

Donnerstag 14.10.
06:00 Uhr – Ordos
06:30 Uhr – Beijing

(ohne Gewähr)

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4 Kommentare

nona 7 Oktober, 2010 - 18:31

Was für ein Format ist der SLF-Livestream eigentlich? Will sagen, kann ich den mit etwas Frickelarbeit auf Platte aufzeichnen?

(Man darf die Stadt übrigens auch ganz einfach „Peking“ nennen.)

Vorsicht 7 Oktober, 2010 - 18:49

Es handelt sich um einen Flash-Stream. Wenn du den aufzeichnen möchtest, musst du also schon ein wenig in die Trickkiste greifen. Es ist aber auch abseits von Screen Recording Software möglich.
Bei Interesse empfehle ich, mal den „Replay Media Catcher“ zu ergooglen – mit dem geht es definitiv und kostenfrei.

Wegen Peking/Beijing: Auch wenn ich aus eigener Erfahrung weiß, dass das manchmal ein wenig nervt – ich neige dazu, die neueren Schreibungen zu verwenden, solange sie auch im Deutschen zulässig sind. Immerhin hat sich die Stadt auch bei den Olympischen Sommerspielen selbst so bezeichnet. Außerdem sind meine monumentalen Vorschauen auf die Superleague Formula so besser davor geschützt, bei kommenden Generationen aus der Mode zu kommen. ;)

nona 7 Oktober, 2010 - 21:52

Äh, ja. Nun, sie hat sich „Beijing“ genannt, weil das die englische „weltsprachliche“ Fassung ist, daran sind sie zwangsläufig nicht vorbeigekommen wenn man international repräsentieren will. Der neue italienische Grand Prix wird auf Deutsch trotzdem in Rom stattfinden, und nicht in (engl.) Rome oder (ita.) Roma. Die Münchener Olympiabewerbung läuft international natürlich unter dem englischsprachigen „Munich“, trotzdem werden die Deutschen weiterhin „München“ sagen und die Italiener weiterhin „Monaco“, usw… der Grund für diese verbreitete merkwürdige Anglizisierung zu „Beijing“ erschliesst sich mir nicht. Die Stadt heisst Peking.

Vorsicht 7 Oktober, 2010 - 22:14

OK, das wird jetzt etwas länger, ein bisschen besserwisserisch (sorry!) und ziemlich OT:
Habe mich jetzt in der Sache mal kundig gemacht – wie nicht anders zu erwarten sind beide Schreibungen im Deutschen OK. Beijing ist dabei nicht der englische Name, sondern die Übertragung des chinesischen Namens in lateinische Buchstaben, die seit den 1950er-Jahren so gilt. Peking war schon vorher gebräuchlich, und wird auch von offiziellen deutschen Stellen nach wie vor verwendet.
Ich hatte je eigentlich gedacht, dass das so eine Angelegenheit wie bei Bombay/Mumbai, Madras/Chennai oder dem etwas anders gelagerten Fall Pretoria/Tshwane ist.
„Mangels“ großflächigem europäischen Kolonialismus ist das aber in China natürlich nicht der Fall. Es geht also wohl schlicht um Mode – und nachdem ich mich nun schon daran gewöhnt habe, und auch sicher jeder weiß, was gemeint ist, werde ich auch dabei bleiben – so wie du wohl bei „Peking“ bleiben wirst. :)
Vielleicht sollte ich aber auch überhaupt den etwas avantgardistischeren Weg gehen, und ab jetzt 北京 schrieben?

Das Rennen in besagter Stadt wird übrigens, um zum Thema zurückzukehren, deshalb nicht zur SLF-Meisterschaft zählen, weil die Strecke an einer Stelle zu schmal ist, um eine FIA Grade 2 Lizenz zu bekommen. Die SLF darf daher nicht als „normale“ SLF antreten, sondern muss sich als nationale chinesische Serie deklarieren. Mehr dazu hier http://www.autosport.com/news/report.php/id/87242

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