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NASCAR: Analyse Kansas 2010

von KristianStooss
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Greg Biffle gewann das dritte Chase-Rennen in Kansas und brachte sich damit wieder in Schlagdistanz zur Spitze der Meisterschaft, die nun Jimmie Johnson anführt. Kyle Busch und David Reutimann peppten den Rennverlauf durch eine kleine Fehde zusätzlich auf.

Nachdem zuletzt Jimmie Johnson die Oberhand behielt, musste er sich an diesem Wochenende knapp Greg Biffle geschlagen geben, der den zweiten Saisonerfolg für Roush-Fenway Racing und Ford einfuhr. Als Zweiter konnte Johnson aber genügend Punkte sammeln, um dem bisherigen Tabellenführer Denny Hamlin die Spitzenposition abzujagen. Das Rennen selbst war ein abwechslungsreiches und mit nur knapp drei Stunden Länge auch recht kurzes. Insgesamt fünf Cautions sorgten für Zäsuren, in deren Folge sich immer wieder unterschiedliche Fahrer an die Spitze des Feldes setzten. Am Ende lag Greg Biffle nach einer erfolgreichen „wedge“-Verstellung die letzten und entscheidenden 60 Runden in Front.

Polesitter Kasey Kahne konnte seine Führung nicht lange verteidigen und wurde bereits nach 28 Runden von Jeff Gordon abgelöst. Was nach dem Qualifying ein erfolgversprechendes Rennen andeutete, sollte für Kahne allerdings später in einem Desaster enden. Seinen beiden Teamkollegen Paul Menard und AJ Allmendinger war das Glück dagegen holder, was dennoch Top10-Resultate für Richard Petty Motorsports ermöglichte.

Die erste Gelbphase löste Juan Pablo Montoya in Runde 41 aus, als er in Turn 3 die Mauer streifte und damit sein Rennen bereits frühzeitig vergeigte. Den Restart führte nach den ersten Boxenstopps dann Jeff Gordon an, der seine Spitzenposition nicht aufgeben musste. In Runde 52 kam es zum ersten, in der Überschrift erwähnten, Scharmützel zwischen Kyle Busch und David Reutimann: Busch schob Reutimann in der Mitte von Turn 1 und 2 leicht an, weil Letzterer kurz vom Gas ging. Da Kyle die #18 natürlich nicht ebenso schnell verlangsamen konnte, um der #00 auszuweichen, gab es den unvermeidlichen „bump“, der Reutimann mit einem Dreher in die Mauer schickte. Eine Fortsetzung sollte später noch für Aufregung sorgen, der Ausgang ist im verlinkten Video aber schon mal zu sehen.

Wieder unter Grün war die Zeit an der Spitze für Jeff Gordon gezählt, nachdem Matt Kenseth die #24 schon einen Umlauf nach dem Restart in Runde 56 überholen konnte. Weitere 25 Umläufe später setzte sich Tony Stewart in Führung und sollte dort auch vor und nach den folgenden beiden „green flag stops“ verbleiben. Angemerkt sei noch, dass Patrick Carpentier einige Führungskilometer sammeln konnte, indem er bei den ersten Boxenstopps unter grüner Flagge ganze 10 Runden länger als Stewart draußen blieb und dem Rennen damit im Falle einer Caution sicherlich zusätzliche Würze verliehen hätte.

Etwas mehr als 100 Runden vor dem Ende, und somit weit in der zweiten Hälfte des Rennens, folgte schließlich die „payback“-Aktion seitens David Reutimann. Der hatte zu diesem Zeitpunkt nach einer Reparaturpause schon mehr als drei Runden Rückstand angehäuft, als Kyle Busch die #00 schließlich ein weiteres Mal überrundete. Ausgangs Turn 2 zog Reutimann dann nach oben, um die #18 umzudrehen. Das verlief allerdings nicht wie geplant, denn die beiden Wagen berührten sich wie im Video oben zu sehen mit den Reifen. Augenscheinlich hatte Reutimann das schlechtere Ende erwischt, denn er war es, der letztlich in einen Dreher geschickt wurde.

Jedoch taten sich kurz darauf schwere Handling-Probleme an der #18 hervor, was an der Box bei einem schnellen Assessment als Schaden an der „track bar“ diagnostiziert wurde. Ein Austausch hätte Busch wohl mehrere Runden gekostet und den Meisterschaftsanwärter aussichtslos zurückgeworfen. Deswegen entscheid man sich bei Joe Gibbs Racing für umfassende Chassis-Veränderungen, um das Fahrverhalten auszugleichen und ohne Reparaturstopp kostbare „track position“ zwecks Schadensbegrenzung zu retten. Diese Entscheidung sollte sich dann auch tatsächlich auszahlen.

Busch wetterte zwischenzeitlich über Funk, dass er sich nach dem Rennen um Reutimann kümmern würde, falls NASCAR es nicht täte. Nach dem Siegerinterview zeigte ESPN die mit Spannung erwarteten Szenen, wenn auch nicht in aller Detailliertheit: Einer hitzigen Diskussion zwischen Kyle Busch und Teamchef Joe Gibbs folgte Buschs Gang in Richtung „hauler“ der #00. Darin verschwunden gab es dann leider keine Bilder mehr und auch die Pressemitteilungen von Michael Waltrip Racing und Kyle Buschs Website sind jetzt nicht sehr aufschlussreich. Kyle gibt lediglich zu, dass er die Schuld am ersten Vorfall gehabt hätte. Ich frage mich allerdings, ob Busch wirklich so schnell hätte reagieren können, wie er das im Nachhinein anscheinend gerne getan hätte.

Zurück zum weiteren Rennverlauf: Da die letzten Boxenstopps erst wenige Runden zurücklagen, fingen einige Teams mit Strategiespielchen an. Kevin Harvick blieb ebenso wie Mark Martin und Ryan Newman draußen und setzte sich damit in Führung. Matt Kenseth, Greg Biffle und Jeff Gordon ließen jeweils zwei neue Reifen aufziehen, während Tony Stewart und Jeff Burton nur den „gas man“ zur Arbeit beriefen. Fünf Runden nach dem Restart in Umlauf 164 löste Kasey Kahne die vierte und vorletzte Gelbphase aus, als er nach einem Reifenplatzer in die Mauer abbog. Um nicht zu viel Zeit zu verlieren, fuhr Kahne recht fix an die Box, wobei die Überreste seines Reifens dann den gesamten Kotflügel auseinanderrissen. Ob das nun so eine gute Entscheidung war? Sie brachte ihm in der Folge eine mehrründige Reparaturpause und ein Finish nur knapp vor den „start & park“-Teams ein.

Direkt nach dem Restart in Runde 171 übernahm Tony Stewart erneut für kurze Zeit die Führung, bevor Kevin Conway mit einem Motorschaden die letzte Caution in Umlauf 186 auslöste. Die umfangreichen Säuberungsarbeiten sorgten für insgesamt neun Runden unter gelber Flagge, und dass obwohl der Rookie sofort vorbildlich die Ideallinie verließ. Jamie McMurray gewann das Rennen aus der Boxengasse vor Paul Menard, weil beide Fahrer auf nur zwei neue Reifen setzten. Greg Biffle, Matt Kenseth und Tony Stewart komplettierten beim letzten Restart zu Beginn dieser entscheidenden Phase die Top5. Dann ging es Schlag auf Schlag, als zunächst Menard den Führenden McMurray direkt beim Neustart kassierte und Ersterer sich mit den älteren Reifen zehn Runden später dem Rennsieger Greg Biffle geschlagen geben musste.

Bei den folgenden letzten Boxenstopps unter grüner Flagge ging für Biffle und das Team mit der #16 alles glatt, weshalb er für Ford und Roush-Fenway Racing den zweiten Saisonsieg einfahren konnte. Durch seine Superserie in den vergangenen Kansas-Rennen kam dieser Erfolg nicht ganz unerwartet und spätestens nach den Zeiten der Freien Trainings war klar, dass Ford und Chevrolet wie erwartet das Rennen vor Toyota machen würden. Der beste Japaner kam lediglich auf Platz 12 ins Ziel, der bestplatzierte Dodge auf Rang 13. Chevy und Ford teilten sich die Top10 gerecht mit 5:5 auf. Damit ist Ford nun augenscheinlich wieder zurück an der Spitze auf den Intermediate-Ovalen, die im Chase aufgrund ihrer überproportionalen Häufigkeit bekanntlich sehr wichtig sind. Mit Fontana und Charlotte folgen jetzt zwei weitere dieser Strecken, wobei der Auto Club Speedway zwar ein Zweimeiler ist, aber eine ehemalige Ford-Domäne darstellt.

Die Ergebnisse der anderen Chaser im Überblick:

– Sieben Playoff-Teilnehmer hatten ein gutes Rennen und sortierten sich geschlossen in den Top7 ein: Greg Biffle, Jimmie Johnson, Kevin Harvick, Tony Stewart, Jeff Gordon, Carl Edwards und Matt Kenseth.

Denny Hamlin und Kurt Busch bekamen ihren Wagen nicht allzu gut abgestimmt, betrieben aber mit den Plätzen 12 und 13 Schadensbegrenzung.

Clint Bowyer und Jeff Burton starteten beide im Bereich der Top25 und gingen danach unterschiedliche Wege. Während Bowyer sich nach einer Überrundung zurückkämpfte, fuhr Burton längere Zeit in den Top5 mit. Am Ende landeten die Teamkollegen dann wieder in unmittelbarer Nähe: Bowyer auf Platz 15 und Burton auf Rang 18.

Kyle Busch konnte nach seinem Duell mit David Reutimann Schadensbegrenzung betreiben und verlor nach kleineren Reparaturen lediglich eine Runde. Das reichte aber schon für das schlechteste Ergebnis aller zwölf Chaser: Rang 21!

Kansas zeigte am Wochenende, wie wichtig es ist, an einem schlechten Tag noch eine Menge herauszuholen. Ein Top20-Resultat ist schon die mindeste Pflicht, um in der Meisterschaft nicht den Anschluss zu verpassen.

Resultate anderer Piloten:

– Die Top11 komplettierten Paul Menard (8.), Ryan Newman (9.), AJ Allmendinger (10.) und Jamie McMurray (11.).

Mark Martin fährt jetzt seit einiger Zeit wieder stärkere Rennen und kam auf Platz 14 ins Ziel. Bis zum Saisonende kann und muss der Routinier sich aber noch weiter steigern.

Dale Earnhardt Jr haderte wieder mit der Abstimmung und tat sich zu keinem Zeitpunkt im Rennen hervor. Schlussendlich landete er mit einer Runde Rückstand hinter Kyle Busch auf Rang 22.

Juan Pablo Montoya wurde nach seinem Mauerkuss mit einem beschädigten Auto nur noch 29ter, David Reutimann kam auf Platz 35 ins Ziel und Kasey Kahne fing sich nach dem Reifenplatzer sogar 49 Runden Rückstand ein und beendete das Rennen auf Rang 37.

In der Meisterschaft sind die Abstände nach dem schlechteren Abschneiden von Denny Hamlin nun noch enger geworden, was die unten angehängte Tabelle zeigt: Acht Fahrer liegen nach drei Chase-Rennen noch innerhalb von 100 Punkten hinter dem neuen Spitzenreiter Jimmie Johnson – ich habe Jeff Burton mal mitgezählt, der hat ja nur ein Pünktchen mehr auf die 100 Zähler. Tony Stewart (-127) und Matt Kenseth (-149) benötigen dringend einen Sieg und bei Clint Bowyer hat man die Saison bereits abgehakt. An der Spitze ist es denkbar knapp und Kevin Harvick könnte mit weiteren super-konstanten Ergebnissen bald die Führung übernehmen, die er bei den „Classic Points“ noch innehat. Wenn Johnson aber seine bekannte Chase-Form abrufen kann, ist er bald auf und davon, zumal mit Fontana, Charlotte und Martinsville die nächsten drei Strecken zu seinen besseren gehören.

Die Owner-Wertung wird immer enger, Dave Blaney konnte nach dem Motorschaden von Kevin Conway die #38 noch näher an die #7 bringen. Auch Patrick Carpentier bescherte der #26 dringend benötigte Zähler, nachdem der eigentlich erfahrenere Jeff Green das Auto zuletzt zweimal nicht qualifizieren konnte. Der Punktabstand am „cut“ beträgt jetzt nur noch 63 Zähler, womit bei gleichbleibender Tendenz und Conway im Auto von Robby Gordon Motorsports der Wechsel des garantierten Startplatzes nach dem Rennen in Martinsville stattfinden könnte. Auch die #71 von TRG Motorsports gerät nach einigen „start & park“-Einsätzen mittlerweile stark in Richtung Ende der Top35, nur noch 96 Punkte beträgt der Abstand auf Platz 36.

MELBOURNE GRAND PRIX CIRCUIT, AUSTRALIA - MARCH 24: Sir Lewis Hamilton, Mercedes F1 W15, leads Fernando Alonso, Aston Martin AMR24, and Valtteri Bottas, Kick Sauber F1 Team C44 during the Australian GP at Melbourne Grand Prix Circuit on Sunday March 24, 2024 in Melbourne, Australia. (Photo by Sam Bagnall / LAT Images)
MELBOURNE GRAND PRIX CIRCUIT, AUSTRALIA - MARCH 24: Lando Norris, McLaren MCL38, leads Charles Leclerc, Ferrari SF-24, and Oscar Piastri, McLaren MCL38 during the Australian GP at Melbourne Grand Prix Circuit on Sunday March 24, 2024 in Melbourne, Australia. (Photo by Sam Bagnall / LAT Images)

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1 Kommentare

Formel1 GP 7 Oktober, 2010 - 03:51

Ich glaub Kevin Harvick wird nach dem 10. Rennen oben stehen!

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