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ALMS: Vorschau Petit Le Mans 2010

von DonDahlmann
8 Kommentare

Am Saisonende steht wie immer ein weiteres Highlight der Prototypen an. Das 10 Stunden Rennen Road Atlanta wird noch einmal zum großen Schlagabstausch zwischen Audi und Peugeot.

Zunächst ein Wort zur Verfügbarkeit der Livebilder vom Rennen. Wie gestern schon geschrieben, hat Kabel Deutschland MotorsTV etwas überraschend aus dem Programm genommen. Auch die Franzosen waren verblüfft, wie man aus der Stellungnahme lesen kann. Kabel Deutschland Kunden haben leider keine Möglichkeit das Rennen zu sehen, es sei denn, sie begeben sich im Netz auf die Suche nach einem verfügbaren Stream. SpeedTV selber zeigt das Rennen leider nicht auf der Webseite, man wird also im trüben fischen müssen. Wir geben uns Mühe im Chat auf den ein oder anderen Stream hinzuweisen. Unity Media, Hansenet und T-Home Kunden sind von dem Problem nicht betroffen. Was mit Kabel BW ist, kann ich leider nicht sagen. Wir werden uns hier bemühen, ein Liveblog auf die Beine zu stellen. Ich bin allerdings bis Samstagmittag in Oschersleben, daher könnte es etwas knapp werden. Ansonsten empfehle ich die Kombination Radio Le Mans und Livetiming. Aber jetzt zum Rennen.


LMP1

Audi und Peugeot haben richtig groß aufgefahren. Die Ingolstädter haben zwei Wagen über den Atlantik geschifft und treten in Bestbesetzung an. Startnummer #7 wird von den „All-Stars“ Kristensen, Capello und MacNish bewegt, in der #8 sitzen die nicht unerfahrenen Marcel Fässler, Andre Lotterer und Benoit Treluyer. Der Einsatz von Lotterer ist eine kleine Überraschung, aber der Deutsche verdient sein Geld ja höchsterfolgreich in der Japan GT und bringt viel Erfahrung mit. Die Besetzung deutet auch an, das sich bei Audi für 2011 eine Menge tun wird. Klar ist, dass Audi für den R18 in den USA zwei Partner sucht. Das Highcroft Team steht da wohl ganz oben auf der Wunschliste der Deutschen. Auch wird man werksseitig 2011 in der LMS antreten. Der Einsatz in beiden Serien bedeutet, dass man jede Menge Fahrer braucht, was auch erklärt, warum man so viele Audi-Piloten in anderen Wagen einsetzt. Der R15+ kommt mit jener leicht veränderten Aerodynamik, die man schon Silverstone auf den Wagen geschnallt hatte. Angeblich werkeln unter der Haube schon sehr viele Teile des R18. Man will nicht noch einmal den Fehler begehen, einen mehr oder weniger im Renneinsatz ungetesten Wagen nach Le Mans zu schleppen. Klar ist aber auch, dass man den Peugeot auch in den USA vermutlich unterlegen ist.

Die Franzosen setzten auch zwei Wagen ein. #07 ist mit Marc Gene, Alexander Wurz und Anthony Davidson besetzt, in der #08 wechseln sich Pedro Lamy, Franck Montagny und Stephane Sarrazin ab. Nominell gesehen hat Peugeot also das stärkere zweite Auto. Den Wagen hat Peugeot nicht verändert, beim Motor setzt man aber, wie schon in Silverstone, lieber wieder auf Stahlpleuel, statt auf die Titan-Variante, die in Le Mans so katastrophal versagt hat. Die beiden 908 erleben ihren letzten Einsatz und sind klare Favoriten. In den bisherigen Testsessions lagen sie aber nicht so deutlich vorne, wie man das vielleicht erwarten würde. Kann aber sein, dass die 908 bisher nur mit vollen Tanks auf die Reise geschickt wurden.

Die normalerweise in der ALMS startenden Teams werden sich wohl nur um den Platz „best of the rest“ streiten können. Netterweise liegen die gemeldeten Teams in diesem Jahr aber schön eng zusammen, so dass man hier einen spannenden Kampf erwarten kann. Der sehr schnelle, leider aber auch etwas anfällige Intersport Lola zeigte in den ersten Sessions, dass er jede Menge Speed hat. John Fields hielt den Abstand auf die Werksteams immerhin bei rund 2 Sekunden. Auch der Porsche RS Spyder vom Muscle Milk Team ist mit Klaus Graf, Sascha Maasen und Lucas Luhr nicht nur erstklassig besetzt, sondern auch schnell unterwegs. Die Deutschen dürften die Fahrer sein, die es zu schlagen gilt, wenn man Platz 5 in der LMP1 erreichen möchte.

Das Team seiner Lordschaft Drayson ist natürlich auch dabei und wie üblich muss der erstaunlich schnelle Johnny Cocker die Kohlen aus dem Feuer holen. Der Lord hat sich für das Petit Le Mans allerdings mit dem Ex-Audi-Mann Emanuele Pirro verstärkt und wird seine eigene Einsatz wohl auf ein Minimum beschränken, was den Chancen des Teams sicher nicht abträglich ist.

Highcroft ist wie immer mit dem Ex-Acura am Start, doch in den letzten Rennen schien der Mannschaft etwas der Speed ausgegangen zu sein. Der Vorteil des ARX ist seine Standfestigkeit und sein etwas besserer Spirtverbrauch verglichen mit dem sehr durstigen Intersport und dem Porsche. Hier könnte man über die Distanz also eine Menge erreichen, auch wenn man nicht den Topspeed mitgehen kann. Chancenlos ist wohl die Familie Dyson mit dem Lola/Mazda. Der Motor geht gut, hat aber auch Verbrauchsprobleme. Auch der grell-orange Autcon Lola wird nur schwerlich die Zielflagge sehen.

Die Meisterschaft in der LMP-Klasse der ALMS ist aber so gut wie entscheiden. David Brabham und Simon Pagenaud führen mit 152 Punkten vor Klaus Graf mit 136 Zählern. Der kann eigentlich nur Meister werden, wenn der ARX einen Komplettausfall erlebt. Was aber natürlich in einem 10 Stundenrennen immer möglich ist.

GT-Klasse
Wie üblich dürfte der heftigste Kampf in der GT-Klasse ausgefochten werden. In der Meisterschaft führen Bergmeister/Long mit 139 Punkten vor Gianmarina Bruni, der 117 Punkte sammeln konnte. Auch hier ist die Meisterschaft dann entscheiden, wenn Bergmeister/Long das Rennen in den Punkten beenden können. Die beiden Risi-Ferrari waren bisher recht flott unterwegs und die Paarung Bruni/Vilander ist ja auch nicht die schlechteste. Aber beim den Konkurrenten vom Flying Lizard Team weiß man ja auch, wie man eine Meisterschaft gewinnt. Ein wenig überraschend ist der (mögliche) Gewinn für Porsche schon, denn von der reinen Geschwindigkeit müsste man den Ferrari und der Corvette unterlegen sein. Dass Porsche es immer wieder schafft, den 911er so schnell zu bekommen, ist auch eines dieser Wunder.

Allerdings hat man in diesem Jahr auch oft vom Pech der Konkurrenz profitiert. Und vermutlich davon, dass die Veranstalter die BMW M3 GTR schwer eingebremst haben. Zusätzlich kam der Umstand, das sich die Corvette in ihrem ersten Jahr in der GT2 mit dem neuen „kleinen“ V8 schwerer getan haben, als man erwarten konnte. Trotz der bekannt zuverlässigen Crew mit Gavin/Magnussen und O’Connell/Beretta, sind die Chevys aus Detroit nicht so richtig in Schwung gekommen. Das würde man zum Saisonende natürlich gerne anders machen, aber bisher haben die Corvette nicht ein Eindruck gemacht, als könnten sie noch einen Sieg einfahren.

BMW hat zwei GTR am Start. Die sind mit Auberlen, Millner, Werner und Hand, Müller, Priaulx besetzt. Vor allem die zweite Besetzung mit der Startnummer #90 sollte man im Auge behalten, denn da sitzen die schnelleren Piloten am Steuer. BMW hat sich ja noch nicht entschieden, ob man den wunderschönen GTR auch 2011 wieder ins Rennen schickt, aber wenn sie das machen, würde ich gerne öfter eine solche Besetzung sehen. Nichts gegen Bill Auberlen und Millner, aber die allerschnellsten sind sie nicht.

Das „dark horse“ in der GT-Klasse ist ohne Zweifel der Porsche 911 Hybrid, den die ALMS ohne jede Einbremsung an den Start gelassen hat. Bei den 24 Stunden vom Nürburgring hatte man dem Porsche aus Angst ja noch 30 Kilo ins Auto gepackt, was die Rundenzeiten auf der langen Strecke arg nach unten drückte. Nach dem Ausfall der meisten Favoriten stoppte allerdings erst ein ärgerlicher, kleiner Materialfehler im Getriebe die Siegesfahrt. In der ALMS muss sich der Hybrid allerdings nicht mit Fahrzeugen rumschlagen, die mehrheitlich dem GT3 Regelement entsprechen, sondern mit echten, lang erprobten GT2 Wagen. Da ist in der Klasse selbst nach 12 Stunden Rennen noch um Zehntel geht, wird es der Werksporsche nicht leicht haben. Das zusätzliche Gewicht, dass der Hybrid halt so mitbringt, drückt auf den Spritverbrauch und den Reifenverschleiss. Bisher humpelte der 911er aus Stuttgart auch dem Feld hinterher, aber das kann auch daran liegen, dass man aus Angst vor einer kurzfristigen Entscheidung in Sachen Gewichtserhöhung die Karten lieber nicht aufdeckt. Vermutlich wird man erst im Rennen sehen, was der Hybrid so drauf hat. Ich rechne nicht mit einem Sieg, aber schon damit, dass er für Wirbel sorgen wird.

Nicht unerwähnt sollten folgende Wagen bleiben

– Die Familie Robertson ist mit dem Ford GT natürlich auch wieder dabei und steht im Weg rum. Sie setzten sogar einen zweiten GT ein, der u.a. von Boris Said gefahren wird.

– Sein Debüt feiert der skurille Panoz Abruzi, der allerdings bisher noch keine Runde gedreht hat. Wird wohl ein kurzes Vergnügen.

– Der Jaguar hat sich in diesem Jahr vor allem damit ausgezeichnet, dass er nicht hinter her kam. Das hat Paul Gentilozzi nicht daran gehindert, für das Petit Le Mans einen zweiten Wagen anzumelden.

Die LMPC und Porsche Cup Gruppen schenke ich mir jetzt mal.

Das Rennen geht um 17.00 Uhr los und sollte so gegen 3.00 Uhr zu Ende sein. Wenn es nicht, wie im letzten Jahr, wieder aus Eimern schüttet und man das Rennen verkürzt.

Unbedingt ausdrucken sollte man sich den Spotterguide.

St. Petersburg, FL - during the 2024 Firestone Grand Prix of St. Petersburg on the streets of St. Petersburg. (Photo by Joe Skibinski | IMS Photo)
St. Petersburg, FL - during the 2024 Firestone Grand Prix of St. Petersburg on the streets of St. Petersburg. (Photo by Joe Skibinski | IMS Photo)

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8 Kommentare

Flo aus N. 30 September, 2010 - 19:50

Kleiner Nachtrag zum Hybrid von mir: Der Hybrid hat einen Tank von 120 Liter, während die GT2 wie der BMW nur 100 Liter haben. Auf der Nordschleife konnte man daher 10 Runden gehen und der BMW 9 Runden. Könnte also passieren dass der Hybrid daher gute 4 Runden länger draussen bleiben kann.

couchracer 30 September, 2010 - 20:14

Ach der Hybrid kann nicht länger fahren weil er Strom beim Bremsen generiert den er bei der Beschleunigung einsetzt sondern weil er einen größeren Tank hat als die die sich an das geltende Reglement halten? Extrem geiles Greenwashing von Porsche, Respekt!

Flo aus N. 30 September, 2010 - 21:44

Der Tank ergibt sich dadurch dass das Auto ursprünglich für die VLN und 24H konzipiert wurde und dort ergibt sich der Tankinhalt aufgrund des Gewichtes. Ab 1300 kg steht dem Fahrzeug ein Tank von 120 Litern zu. ( wie der R8 LMS). Der Porsche wiegt glaube ich 1375 kg und hat somit 120 Liter. Zum Vergleich der GT3 R wiegt 1250 kg und hat daher nur 100 Liter genauso wie der BMW M3 GT2 welcher auch auf 1250 (hier kann ich um 25 kg jetzt daneben liegen) kommt und daher auch 100 Liter hat.
Die 100 Liter ergeben sich aber meines Wissens nach durch das GT2 Reglement. Der GT3 RSR kommt somit auch auf 100 Liter.
Und da die IMSA den Porsche anscheinend komplett ohne Restriktionen fahren lässt, kommt der Hybrid eben auf die 120 Liter, was man Marketinstechnisch natürlich super verkaufen kann…

StefanTegethoff 30 September, 2010 - 23:23

@Flo: Danke für die detaillierten Berechnungs-Infos, das wusste ich noch gar nicht, auch weil ich mich mit der VLN zu wenig beschäftige.

Die Bevorteilung des Hybrid-Porsche ist ja nicht nur für den Hersteller eine Marketing-Sache, sondern auch für die ALMS selbst. Immerhin ist man von staatlicher Seite unterstützter „World Leader of Green Racing“, da käme es schon der Botschaft entsprechend gut an, wenn der Hybrid-Porsche am Ende vor allen anderen GT-Autos ins Ziel käme, auch wenn er ja unklassifiziert (bzw. GTH oder whatever) fährt. Genauso war es ja auch beim ersten Einsatz des Dyson-Wagens mit dem neuen Isobutanol beim PLM letztes Jahr.

Da man den Wagen unklassifiziert/in der eigenen Klasse fahren lässt, find ich das soweit in Ordnung, so bleibt die Balance zwischen Marketing und Racing noch gewahrt. Hätte man jetzt kurzfristig die Regeln geändert oder Ausnahmen erlaubt, um ihn in der aktuellen Konfiguration irgendwie in die GT2 zu stecken, das wär natürlich nicht so toll gewesen.

Flo aus N. 1 Oktober, 2010 - 00:07

@StefanTegethoff

Habs wieder gefunden, die BoP Einstellungen des 24H Rennen 2010, die Ausschreibung scheint leider nicht mehr online zu sein, aber auch hier gibts die Tankgrößen welche aber in LMS, ALMS und VLN bei den GT2 und beim Hybrid gleich sind:

http://adac.24h-rennen.de/fileadmin/24h/downloads/BOP_%2024h.pdf

Erklärung der Klassen:

SP9: Fia GT3

Sp10: Fia GT4

E1-XP: Sonderklasse in der alle Fahrzeuge fallen welche nicht in den gängigen Klassen untergebracht werden können und werden nur auf Antrag zugelassen.
Hier tauchen der Hybrid und der M3 GT2 auf, da dieser in der ALMS Variante (IMSA GT2-S Reglement antritt und 27 Waiver besitzt) Würde man in der SP7 starten wollen (wo normal fast nur GT2 fahren wie der Ferrari F430 GT2 oder der 911 GT3 RSR, müsste man die Le Mans Variante des M3 GT2 fahren welcher nur 3 Waiver hat, aber anscheinend bedeutende Probleme an der Hinterachse hat)
Das erklärt auch warum man in Spa so schnell war (GT2-S Variante) und man in der LMS und Le Mans relativ schnlecht da stand.
Aber jetzt mach ich Schluss sonst schweiß ich zu stark vom Thema ab.

Piet 1 Oktober, 2010 - 01:04

Bei Kabel BW wird Motors TV immer noch ganz normal ausgestrahlt und ich hoffe mal die Kunden werden nicht so wie bei Kabel Deutschland überrascht, also sollte man das Rennen auch bei Kabel BW ganz normal verfolgen können.

Speedy 1 Oktober, 2010 - 05:04

Das PLM ist natürlich nicht der letzte Einsatz des 908, die Autos treten auch bei beim ILMC Saisonfinale in Zhuhai an.

Und der BMW M3 heisst nicht GTR! Die Korrekte Bezeichnung des Autos lautet BMW M3 E92 GT2.

nona 1 Oktober, 2010 - 16:25

Mal am Rande: diese Spotter Guide-Grafik als Übersicht finde ich wie üblich sowas von affengeil. Sollte man sich eigentlich nicht kleiner als Din A3 ausdrucken und später ein Zimmer damit tapezieren.

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