Home IRL Kentucky Indy 300: Helio-Man Returns

Kentucky Indy 300: Helio-Man Returns

von Vorsicht
0 Kommentare

Nicht dauerndes Rad-an-Rad, aber viele schöne Zweikämpfe: Zum 200. Rennjumbiläum haben sich die Indycars in Kentucky auf klassische Oval-Kost besonnen. Gut so!

Am Ende war es mal wieder gut, dass US-Ovale mittlerweile in stabile Zäune investieren – wie in seinen besten Jugendzeiten ließ sich Helio Castroneves von den Fans für seinen zweiten Saisonsieg feiern. Das ganze Penske-Team dürfte allerdings nicht in Jubelstimmung verfallen sein: Denn erstens wird manchnen aufgefallen sein, dass Castroneves seinen Sieg im Grunde einem Fehler seiner Mannschaft verdankt. Zweitens konnte Will Power trotz guter Vorstellung wieder nur den enttäuschenden achten Rang einfahren. Immerhin schaffte es Dario Franchitti auch nur auf Platz fünf – damit ist die Meisterschaft auch zwei Rennen vor Schluss immer noch völlig offen.


Der Dank dafür gebührt vor allem der starken Vorstellung von Panther Racing: Schon am Freitag hatte Ed Carpenter mit der Pole Position überrascht, am Samstag fuhr er dann zum zweiten Mal in Folge in Kentucky auf Rang zwei. Direkt dahinter vervollständigte Dan Wheldon das großartige Mannschaftsergebnis. Und hätte Penske nicht den angesprochenen Fehler gemacht, hätten die beiden durchaus auch gewinnen können.

So waren sie allerdings chancenlos. Weil Helio Castroneves nämlich nach einem verpatzten Boxenstopp den Eindruck hatte, dass ein Rad locker sei, fuhr er unter Gelb noch einmal in die Box – und war somit out of sequence. Und genau das sollte sich am Ende als versteckter Segen erweisen. Denn als alle andern ein paar Runden vor Schluss noch zum „Splash & Dash“-Stop gen Box abtauchten, konnte Helio draußen bleiben. Und gewann schließlich mit 13 Sekunden Vorsprung.

Ein Abstand, der den falschen Eindruck vom Rennen vermittelt: Denn über 195 der 200 Runden gab es im gesamten Feld immer wieder spannende Positionskämpfe. Anders, als noch in Chicago bleib der Pulk allerings nicht im halsbrecherischen Zentimeter-Abstand. Stattdessen zog sich das Feld immer wieder etwas auseinander, die Duelle fanden oft in Zweier- und Dreiergruppen statt. Das mag für etwas weniger Nervenkitzel sorgen – vernünftigerweise muss man aber anerkennen, dass es sich die Indycar unter einem Sicherheits-Gesichtspunkt eigentlich nicht leisten kann, oft so zu fahren, wie in Chicago. Denn so spannend das auch sein mag: Es ist nicht auszudenken, was passieren würde, sollte bei so einem Lauf mal wirklich ein Auto in Richtung Tribüne abheben.

Aber auch in Kentucky gab es ein paar haarige Momente. Vor allem Simona de Silvestros frontaler Einschlag in die Infield-Leitplanke nach der Kollision mit Meira und Briscoe war nicht schön anzusehen – gut, dass die Schweizerin dabei unverletzt bleibt.

Ein unschönes Wochenende erwischte auch einmal mehr Takuma Sato, der sich direkt nach dem Start recht unsanft in Richtung Außenwand verabschiedete. Ich bleibe nach wie vor überzeugt, dass der Japaner das besser kann. Aber wenn der Knoten nicht sehr bald platzt – idealerweise beim Honda-Heimrennen in zwei Wochen – wird er wohl im kommenden Jahr vor ziemlich schwierigen Vertragsverhandlungen mit KV-Racing und Lotus stehen.

Ein gutes Rennen erwischte dagegen einmal mehr die Mannschaft von Andretti Autosport: Tony Kanaan auf Platz vier, Marco Andretti auch sechs und Danica Patrick auf neun lieferten ordentliche Leitungen ab. Etwas auf der Reihe fällt leider Ryan Hunter-Reay, der seinen Wagen in Runde 174 abstellen musste. Verblüffend: Just seitdem klar ist, dass er die ganze Saison fahren darf, bringt der Texaner keine Resultate mehr auf die Reihe.

Nicht so schön sind auch ein paar Gerüchte, durch den Paddock schwirren: Demnach soll Andretti Autosport in Chicagoland  mit regelwirdigem Flügelwerk erwischt worden sein. Strafen wurden nicht ausgesprochen, und die IRL schweigt dazu. Dass sich die Teamverantwortlichen nicht durchringen konnten, zu dementieren, sondern stattdessen keinen Kommentar zur Causa abgaben, legt nahe, dass vielleicht ein Körnchen Wahrheit hinter der Geschichte steht. Oder, dass man die Anglegeheit für so lächerlich hält, dass man sie lieber keines Kommentares würdigt.

Andere Gerüchte sind erfreulicher: Die Serie soll nämlich nach langen Gesprächen doch vor einem Vertragsabschluss mit dem Las Vegas Motor Speedway über die Austragung des Saisonfinales stehen. Bis Freitag wird es wohl Klarheit geben, dann soll nämlich der lange erwartete Kalender für die kommende Saison veröffentlicht werden. Schon bekannt: Auch 2011 wird es wieder 17 Rennen geben – das hat der derzeit zu Gesprächen in Europa weilende Serien-CEO Randy Bernard bereits bestätigt.

Zum Schluss noch ein Blick auf die Meisterschaft: Will Power (552 Punkte) hat trotz anhaltendem Pech immer noch 17 Zähler Vorsprung auf Dario Franchitti (535). Ein Rechenbeispiel: Sollte er bei den kommenden Rennen mit der gleichen Rate Punkte verlieren, gewinnt er die Meisterschaft mit fünf Punkten Vorsprung. Für einen Sieg von Scott Dixon (469) würde es schon ein mittleres Wunder brauchen, Helio Castroneves (418) ist, wenn ich mich nicht verrechnet habe, bereits chancenlos.

In der „AJ Foyt Trophy“ führt ein Rennen vor Schluss Dario Franchitti (228) 27 Zähler vor Scott Dixon und 29 vor Helio Castroneves. Bereits ein 16.Rang in Motegi würde Franchitti zum sicheren Gewinn reichen.

Ob er das auch wirklich schafft, werden Schlafrhythmus-Samurai, Nespresso-Werbeträger und die berühmten „echten Fans“ in knapp zwei Wochen, am Sonntag, 19.9., ab 5 Uhr Früh erfahren.

Das könnte Dir auch gefallen