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NASCAR: Analyse Bristol August 2010

von KristianStooss
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Bristol hatte an diesem Wochenende vieles zu bieten: Ein Jubiläum, packende Rennaction auf der sehr kurzen, aber stark überhöhten Betonbahn inklusive einiger Kaltverformungen und am Ende sogar einen Rekord. Vermisst habe ich aber so ein wenig die Spannung, denn Kyle Busch dominierte das Cup-Rennen, indem er über die Hälfte der Renndistanz in Führung lag.

Es war das hundertste Cup-Rennen auf dem Bristol Motor Speedway, welches Kyle Busch einen bisher einzigartigen Rekord ermöglichte: Als erster NASCAR-Pilot gelang ihm das Triple, denn er konnte in Bristol sowohl das Truck-Rennen, als auch den Nationwide-Series-Lauf sowie das „Irwin Tools Night Race“ der Sprint Sup Series innerhalb einer Woche für sich entscheiden. Damit setzte er eine Marke, die vermutlich außer von ihm selbst nicht so schnell egalisiert werden wird. Neben Kyle Busch startet nämlich nur Kevin Harvick ähnlich regelmäßig bei allen drei nationalen Rennserien am selben Wochenende auf derselben Strecke. Im Cup lag er dabei sagenhafte 282 von 500 Runden in Führung.

Zunächst führte Polesitter Jimmie Johnson das Feld zur grünen Flagge und konnte sich auch bis zum Ende des ersten „fuel runs“ gegen die Konkurrenz durchsetzen. Dann war jedoch Kyle Busch in der Spitze angekommen, nachdem er im Qualifying nur den 19ten Startplatz ergattern konnte. In Runde 172 übernahm Busch die Führung vom Kalifornier und die #48 konnte diese auch nur noch einmal kurz während einer Gelbphase aufgrund eines besseren „pit stalls“ in der Boxengasse zurückerobern. Nach der fünften Caution gegen Mitte des Rennens war es dann um Jimmie Johnson geschehen, als Juan Pablo Montoya ihn beim Restart in die Mauer drehte. Bis dahin hielt Johnson allerdings mit und machte Kyle Busch als direkter Verfolger Druck. Die anschließende Reparaturpause brachte dem viermaligen Meister am Ende 85 Runden Rückstand ein, was Platz 35 bedeutete.

Im Großen und Ganzen hat sich die Performance von Hendrick Motorsports aber wieder leicht zum Positiven gedreht, denn Johnson hielt sich bis zur Rennhälfte auf Platz 2 und die Veränderungen am Auto während der hereinbrechenden Dunkelheit haben sich daher ausgezahlt. Vielleicht hätte Jimmie den überragenden Kyle Busch nicht mehr am Sieg hindern können, doch ein Top5-Ergebnis wäre allemal drin gewesen. In zwei Wochen wird Atlanta zeigen, ob die Abstimmungsprobleme bei der #48 ein Ende haben. Johnsons Teamkollegen Jeff Gordon und Dale Earnhardt fuhren unauffällig auf Platz 11 bzw. 13. Beide hielten sich den ganzen Abend über solide in den Top10, mussten gegen Ende aber Handling-Probleme hinnehmen. Schlimmer erwischte es Mark Martin, der musste im Kampf um die Chase-Qualifikation einen Rückschlag hinnehmen: Die Handling-Probleme verfolgen das Team mit der #5 weiterhin und mehr als Rang 23 war am Ende nicht drin.

Circa 100 Runden vor Schluss kam dann noch einmal Bewegung ins Rennen: Jamie McMurray brachte sich als möglicher Siegkandidat ins Rennen, als er Kyle Busch auf der Strecke überholen konnte. Vor der finalen Caution standen die letzten Boxenstopps unter grüner Flagge an, zu denen die beiden Führenden gemeinsam abbogen. Dabei beharkten sie sich ein wenig, was letztendlich den lachenden drittplatzierten David Reutimann freute, der nach Abschluss der Rotation an der Spitze lag. Doch auch die #00 konnte nichts gegen Busch ausrichten und so setzte sich Kyle 15 Runden nach dem Restart in Umlauf 429 wieder in Führung. Damit war das Rennen gelaufen, denn in den letzten 71 Runden passierte nichts Rennentscheidendes mehr. Busch holte sich ungefährdet seinen dritten Saisonsieg und zog damit auf der Chase-Setzliste mit Kevin Harvick gleich. Davor befinden sich nur noch Denny Hamlin und Jimmie Johnson mit jeweils fünf Erfolgen 2010.

David Reutimann und Jamie McMurray komplettierten die Top3, was für beide ein Wahnsinnsergebnis darstellt und ihre Chase-Qualifikations-Chancen beträchtlich erhöht. Bei noch zwei zu fahrenden Rennen bis zu den Playoffs stellen 100 bzw. 155 Punkte Rückstand auf Platz 12 allerdings eine schwere Aufgabe dar. Diesen Platz hält derzeit Clint Bowyer und der konnte mit einem vierten Platz im Rennen seinen Vorsprung auf Platz 13 weiter ausbauen. Kasey Kahne fuhr unauffällig auf Rang 5 und platzierte sich damit noch vor Reutimann mit 136 Zählern Rückstand zum Chase.

Die Top10 komplettierten Ryan Newman, Juan Pablo Montoya, Greg Biffle, Kurt Busch und Matt Kenseth. Carl Edwards kam zwischen Jeff Gordon und Dale Earnhardt Jr auf Rang 12. Der Meisterschaftsführende Kevin Harvick wurde 14ter. Für ihn geht es bei bereits fester Chase-Qualifikation jetzt eigentlich nur noch darum, soviele Rennen wie möglich zu gewinnen, koste es was es wolle. Diese Strategie gilt ab sofort auch für Jeff Gordon, der in Bristol sein Playoff-Ticket gelöst hat und dringend einen Sieg für die Setzliste im Chase benötigt. Das könnte in Atlanta und Richmond bei mindestens zwei Fahrern, die volles Risiko gehen, nochmal spannend werden.

Die Ergebnisse der anderen Chase-Fahrer:
– Tony Stewart landete nur auf Rang 27 mit sechs Runden Rückstand, weil er nach einem Mauerkuss sein Handling vergessen konnte.
– Denny Hamlin erwischte es ähnlich hart wie Jimmie Johnson, denn etwa gegen Rennmitte musste die Antriebswelle repariert werden, was Hamlin insgesamt 27 Runden kostete. Am Ende fuhr er einen Rang vor Johnson auf Platz 34.

Das komplette Rennergebnis und viele weitere Statistiken kann man bei Jayski.com nachlesen.

Interessant war, dass viele Fahrer in den Top15 im Laufe des Rennens von weiter hinten an die Spitze vorstießen. Dazu wurde bevorzugt eine Zwei-Reifen-Strategie zwecks Gewinn von „track position“ genutzt. Clint Bowyer und Greg Biffle gingen so vor und konnten viele Plätze gutmachen, was durch Überholen auf der engen halben Meile nicht so leicht möglich war. Die alten Reifen auf der linken Seite hielten recht gut, so dass man unter Grün nur wenig gewonnene Ränge wieder verlor. Das war wohl nur möglich, weil die Trucks und die Nationwide Series im Laufe der Woche schon ordentlich Gummi auf den Beton gebracht hatten.

In der Meisterschaft gab es einige Verschiebungen, sowohl oberhalb als auch unterhalb des „cut“. Kyle Busch verbesserte sich mit dem Sieg auf Platz 3 und dürfte in Atlanta den Qualifikations-Sack zumachen. Auch Carl Edwards gewann zwei Ränge, während Denny Hamlin, Tony Stewart und Jimmie Johnson nach ihren schlechten Resultaten in Bristol Federn lassen mussten. Besonders schlimm erwischte es Johnson, der von Platz 5 auf die 9 abrutschte, bei seinen 257 Punkten Vorsprung auf Rang 13 aber halbwegs sicher im Chase stehen dürfte.

Unterhalb von Platz 12 haben rechnerisch noch alle Fahrer bis zu Joey Logano auf Rang 21 Chancen auf die Playoffs. Allerdings würde ich die realistische Linie irgendwo bei Ryan Newman (-118) oder Kasey Kahne ziehen (-136), denn mehr als 50 Punkte macht man nur an einem außergewöhnlich guten Tag wett. Jamie McMurray hat sich mit seinem dritten Platz sogar noch an Newman und Mark Martin vorbeigeschoben und steht nun mit dem Routinier 100 bzw. 101 Punkte hinter Clint Bowyer auf der 12 bzw. 13. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, doch hart wird es für die Verfolger nach Bowyers Punkte-Run in Bristol allemal werden.

Noch kurz zu den Top35: Robby Gordon scheint meinem Rat von letzter Woche gefolgt zu sein und setzte tatsächlich Kevin Conway in sein fest qualifiziertes Auto mit der #7. Trotz durchgehender Finanzierung musste der Rookie den Wagen aber nach 212 Runden abstellen. Offizieller Grund: Vibrationen. Meine Vermutung: Der Wagen lief so schlecht, dass er bis zu seinem Ausscheiden schon fast zehn Runden Rückstand angesammelt hatte. Die fehlenden Vergleichswerte mit durchfahrenden Teamkollegen für das Setup sorgten wohl für eine miese Abstimmung, denn Gordon fuhr im Gegensatz zu allen Autos von Front Row Motorsports nicht die komplette Renndistanz. In der Owner-Wertung konnten die #26 (Jeff Green) von Bill Jenkins und die #38 (David Gilliland) von Front Row Motorsports daher weiter aufschließen und liegen jetzt nur noch 125 bzw. 144 Punkte hinter der #7.

Das soll jetzt kein Conway-Bashing sein, aber leider muss ich sagen, dass der Rookie absolut kein Cup-Material ist. Eine volle Saison in der Nationwide Series (erst 25 Rennen seit 2003) oder bei den Trucks (ein Start 2009) würde ihm sicherlich weiterhelfen, bevor er sich erneut auf der großen Bühne versucht. Schon jetzt kann man sagen, dass Conway mangels Konkurrenz wahrscheinlich der schlechteste „Rookie of the Year“ seit langem sein dürfte. Es mag natürlich auch alles mit der Finanzkrise und der ausgiebigen Vorsichtigkeit diverser Geldgeber zusammenhängen, dass vielversprechende Talente derzeit Mangelware sind. Sollte Gordon weiterhin auf Conway setzen, dann gehe ich fest davon aus, dass die #38 noch vor Saisonende wieder in den Top35 steht.

Bei Front Row Motorsports tauscht man ja mit schöner Regelmäßigkeit die Autos untereinander und meine Vermutung bezüglich der #38 war falsch. Alle drei FRM-Wagen fuhren das Rennen durch und das Sponsoring von „Yum! Brands“ scheint weiter ausgedehnt worden zu sein. Dazu muss man wissen, dass Teambesitzer Bob Jenkins ein Franchise-Nehmer des Konzerns ist und die Autos aus eigener Tasche finanziert. Die Sponsorenaufkleber sind somit lediglich Eigennutz ohne wirkliche Bezahlung durch die Fast-Food-Restaurants. Man klebt zurzeit allerdings am Ende der „finanzierten“ Teams und bekommt leistungstechnisch kein Bein auf den Boden. Viele „start & park“-Teams könnten mit entsprechendem Sponsoring eine viel bessere Performance abliefern.

Links zur Fahrer- und Owner-Wertung inklusive weiterer Statistiken bei Jayski.com habe ich hier auch noch eingefügt.

Am nächsten Wochenende macht der Sprint Cup die letzte Pause in diesem Jahr, bevor das letzte Saisondrittel an einem Stück absolviert wird. Die Nationwide Series fährt am Sonntagabend zur besten Sendezeit ab 20 Uhr auf ESPN2 ihr letztes Rundkursrennen in Montreal, Kanada. Dort sind natürlich wieder einige bekannte Namen dabei: Unter anderem fahren Jacques Villeneuve (für Braun Racing in der #32), Patrick Carpentier (für Michael Waltrip Racing in der #00), Robby Gordon (im eigenen Team), Ron Fellows (für JR Motorsports in der #88), Nelson Piquet Jr. (vermutlich für Baker-Curb Racing), Max Papis (für Kevin Harvick in der #33) und natürlich Marcos Ambrose (für JTG-Daugherty Racing in der #47). Dazu kommen wie immer die Nationwide-Regulars aus dem Cup: Carl Edwards, Brad Keselowski und Paul Menard.

Schon in der Nacht von Freitag auf Samstag sind die Trucks auf dem Chicagoland Speedway unterwegs, SPEED überträgt für Nachteulen ab 2:30 Uhr. Die endgültigen Entry-Lists offenbaren dann bei Erscheinen auch, wo Kyle Busch am Wochenende unterwegs sein wird.

Wichtig noch: Brian Vickers musste sich im Juli einer Herz-OP unterziehen, nachdem die Ärzte ein Loch in seinem Herzen fanden. Außerdem wurde ihm eine Stütze ins Bein eingesetzt, um Venen und Arterien zu entlasten, wodurch weitere Blutgerinnsel in Zukunft verhindern werden sollen. Im Januar wird Vickers dann die blutverdünnenden Medikamente absetzen, damit er zum Daytona 500 wieder einsatzbereit ist. Die behandelnden Ärzte haben schon ihr OK für ein Comeback 2011 gegeben, die Entscheidung der NASCAR-Doktoren steht noch aus, wird aber vermutlich positiv ausfallen. Damit sieht es für Scott Speed derzeit schlecht mit einem Cockpit für das nächste Jahr aus. Angeblich hat er einen leistungsbasierten Vertrag, genaue Zahlen sind aber nicht bekannt. Somit werden wir abwarten müssen, ob Red Bull Racing in der nächsten Saison zwei oder drei Fahrzeuge einsetzt. Die Entscheidung bezüglich Scott Speed soll ja noch im August erfolgen.

MELBOURNE GRAND PRIX CIRCUIT, AUSTRALIA - MARCH 24: Sir Lewis Hamilton, Mercedes F1 W15, leads Fernando Alonso, Aston Martin AMR24, and Valtteri Bottas, Kick Sauber F1 Team C44 during the Australian GP at Melbourne Grand Prix Circuit on Sunday March 24, 2024 in Melbourne, Australia. (Photo by Sam Bagnall / LAT Images)
MELBOURNE GRAND PRIX CIRCUIT, AUSTRALIA - MARCH 24: Lando Norris, McLaren MCL38, leads Charles Leclerc, Ferrari SF-24, and Oscar Piastri, McLaren MCL38 during the Australian GP at Melbourne Grand Prix Circuit on Sunday March 24, 2024 in Melbourne, Australia. (Photo by Sam Bagnall / LAT Images)

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3 Kommentare

basic-groove 23 August, 2010 - 20:05

also ich kann kyle busch nicht wirklich ab. aber ich muß mein hut vor ihn und seiner crew ziehen. sie basteln das beste aus dem zusammen was ihnen zur verfügung steht. und räumen überall ab…

dieses wochenende mal wieder das beste beispiel…well done kyle.

goooooo 88 ;)

Chris 23 August, 2010 - 22:07

Hi

wo schaut Ihr das Rennen ich versuch schon immer sowas zu sehen ohne Erfolg. Habe auch schon Live Stream Sites durchgestöbert aber irgendwie nix gefunden. Könnt Ihr mir helfen bitte.

Gruß Chris

Chaos 24 August, 2010 - 21:27

Hi Chris,

frag kurz vorher oder während der Rennen einfach mal im Chat auf der Seite nach, dort wird dir eigentlich geholfen ;)

Mfg

Chaos

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