Home NASCAR NASCAR: Analyse Loundon I 2010

NASCAR: Analyse Loundon I 2010

von DonDahlmann
4 Kommentare

Am liebsten würde ich ja hier hin schreiben: öööööööööde. Das es meine Seite ist, mach ich es auch.

Es gibt Strecken in der NASCAR Saison, die sind wie Flugreisen. 99% völlig Langeweile, wenn was passiert kommt dann 1% totaler Terror hinzu. So was das gestern auch in Loundon. Bis Runde 280 plätscherte das Rennen in verschiedenen Zuständen so vor sich hin, danach wurde es dann dank zwei Gelbphasen wie immer noch mal interessant. Es muss so Rennen geben, nicht jedes Wochenende kann die NASCAR die Fetzen fliegen lassen. Hilfreich wäre es allerdings, wenn der übertragende Sender dann nicht auch noch zwischen totaler Werbeunterbrechungshysterie und unfähigen Kommentatoren hin und her schwenken würde.

Schon allein die Statistik des Rennens verrät alles. Vier Unterbrechnungen, davon die letzten zwei in den letzten 20 Runden. Dazwischen gab es sage und schreibe 210 Runden unter Grün. Auf einem 1 Meilen Oval mit 12 Grad Banking, das nur zwei richtige Linien hat und nur eine, auf der man überholen kann. Das macht klar, warum sich vorne auch nichts getan hat.

Zunächst konnte Montoya seine Pole Position in eine deutliche Führung umsetzen. Der EGR Chevy lief wie sauber und der zweitplatzierte, Kasey Kahne, kam erst in die Nähe des Kolumbianers, als der im Verkehr stecken blieb. Nach der ersten Unterbrechung nach 36 Runden wegen Debris übernahm Kahne die Führung, während Montoya dahinter blieb. Und dann folgte die lange, lange Grünphase, in der sich nicht allzu viel tat. Für Montoya, der mit einer guten Platzierung seine Chancen auf den Chase hätte wahren können, ging es allerdings rückwärts. Man hatte sich offensichtlich mit den Veränderungen am Wagen verhauen und bekam die auch nicht mehr so in den Griff, dass man etwas hätte ändern können. Da man nur alle 70 bis 75 Runden an die Box kam, musste Montoya dann auch mit den Problemen leben, was dazu führte, dass er sich mit Händen, Füssen und allen Kotflügeln gegen die Kollegen hinter ihm wehrte.

Wie üblich übertrieb er es etwas und kam mit Jeff Gordon zusammen. Der ist gerade offenbar nicht der Laune den netten Nachbarn von nebenan zu spielen. In Sonoma räumte er schon jeden aus dem Weg, der ihm in die Quere kam, in Loundon hielt er dann auch dagegen. Am Ende schaute Montoyas Splitter an der linken Ecke traurig gen Himmel und der Rest des Feldes fiel über ihn her. Das ihn ausgerechnet der überrundete Reed Sorenson dann in die Mauer schickte, war dann die Krönung seines eher bescheidenen Rennens.

Vorne hielt sich lange Kasey Kahne, der seinen Petty-Ford offenbar am besten auf die Strecke eingestellt hatte. Hinter ihm ordneten sich je nach Boxenstopp Kurt Busch oder Jeff Burton ein. Es tat sich lange wuirklich nichts. Der einzige, der sich mal wieder zeigte war Dale Earnhardt jr. der von Platz 31 starten musste, aber schnell in den Top Ten war. Danach war sein Vorwärtsdrang allerdings auch wieder beendet. Aber immerhin war mal ein bisschen von ihm zu sehen und sein achter Platz am Ende bringt ihn auch wieder in Reichweite des Chase.

Kahne hätte einen halbwegs ruhigen Nachmittag haben können, wäre ihm nicht sein Motor verreckt. Das wiederum brachte Jeff Burton ungefährdet an die Spitze, aber Burton leistete sich einen schlimmen Stragiefehler. Nachdem in Runde 283 Sorenson und Montoya aneinander gerasselt waren, blieb auf seinen nicht mehr taufrischen Reifen draussen anstatt an die Box zu gehen. Das aber machten alle hinter ihm und beim Restart war er dann die berühmte „sitting duck“. Das Feld flog förmlich an ihm vorbei und dann kollidierte er auch noch mit Kyle Busch 10 Runden vor Schluss.

Immerhin hatte die NASCAR so noch ein Shootout, das sich zwischen Kurt Busch und dem wie aus dem Nichts auftauchenden Jimmie Johnson entscheiden sollte. Johnson gewann den Restart acht Runden vor Schluss, aber Busch nagte an seiner Stoßstange. Sieben Runden vor Schluss schob er den NASCAR Champion in gewohnter Manier sanft aus dem Weg und suchte sein Heil in der Flucht. Das schien zu klappen, doch so richtig weit weg kam er nicht. Johnson biss sich wieder ran und räumte Busch seinerseits mit einem leichten Klaps hinten links aus dem Weg. Nichts unfaires, das klassische „beatin‘ & bangin'“. Danach war die Sache dann gegessen und das Rennen in rekordverdächtigen 2:48 Std. beendet.

Wenn ein Rennen schon eher mau ist, dann müssen sich die Kommentatoren mächtig ins Zeug legen. FOX kann das dank Mike Joy, Larry McReynolds und Darrell Waltrip ganz gut, TNT mit Adam Alexander, Wally Dallenbach und Kyle Petty können das nicht. Alexander ist nur ein mittelguter Stichwortgeber, Dallenbach und Petty reden sich um Kopf und Kragen. Vor allem Kyle Petty unterhält die Welt mit unerträglichen Plattitüden. Larry McReynolds hat man dafür unverständlicherweise am „cut away car“ und er darf ab und an ein paar technische Details zeigen. Immerhin – die Regie schaut nicht nur nach vorne, sondern versucht auch Kämpfe im hinteren Feld zu finden. Es gab halt selten welche.

Erschwerend kam hinzu, dass man das Rennen im Mittelteil meist alle 10 Runden, also rund alle 4 bis 5 Minuten mit einem Werbeblock unterbrach. Oder anders gesagt: 160 Minuten Rennzeit – 59 Minuten Werbung. Der Fairnesshalber sollte man aber erwähnen, dass TNT das Daytona-Rennen nächste Woche ohne Unterbrechnungen während des Rennens zeigt. Nur bei einer Caution geht man in einen Break.

Dennoch ist die Arbeit von TNT in diesem Jahr nicht gut. Die Werbung erscheint ungünstig platziert, die Kommentatoren bleiben blass oder haben, wie letzte Woche beim Rundkursrennen, schlicht und ergreifend keine Ahnung. Fast wäre man geneigt zu sagen: „Ich freu mich schon auf ESPN“, wenn man nicht in Erinnerung hätte, wie schlecht die sind.

In Sachen Chase sieht es im Moment so aus:

Vorne dürfte alles klar sein, aber hinten wird es eng. Man darf die Punkte an der Spitze nicht zu ernst nehmen, im Chase zählen ja bekanntlich die Siege mehr. Und davon hat Jimmie Johnson mehr als genug. Sollte er nach seiner kleinen Schwächephase jetzt wieder ins Rollen kommen, sieht es mit dem fünften Titel in Folge mehr als gut aus. Die momentan nicht gerade in ihrer besten Form fahrenden Mark Martin und Carl Edwards stehen in den letzten Rennen vor dem Chase mächtig unter Druck. Junior hat wieder alle Chancen, in den Chase zu kommen. Dort würde er vermutlich auch viel reissen, aber für die Einschaltquoten wäre das nicht unwichtig. Die Chancen von Clint Bowyer und Ryan Newman schätze ich eher schwach ein. Montoya hat mittlerweile 183 Punkte Rückstand auf einen Platz im Chase. Das dürfte mächtig eng werden, es sei denn, die Konkurrenz semmelt ihre Einsatzwagen in Daytona kollektiv in die Mauer und Montoya fährt in die Top 5.

Das könnte Dir auch gefallen

4 Kommentare

couchracer 29 Juni, 2010 - 17:25

Ich fand die letzten 50 Runden eigentlich recht unterhaltsam nicht nur 1% des Rennens.
Die Versuche der Regie die Kämpfe im Mittelfeld zu zeigen müssen mir entgangen sein, die 3 Biggest Mover – so Unbekannte wie Stewart, Jr. und ein gewisser Johnson der dann überraschenderweise sogar gewann – hat man erst wirklich zu Gesicht bekommen als sie in den Top10 angekommen waren, in den Top20 durften sie schon bei „Up to Speed“ ins Bild, davor wurden sie nur erwähnt. Gerade solche „Durchsfeldpflüger“ sollten die Sender mal bei Veranstaltungen die so lange unter Grün laufen vermehrt zeigen, wenn sonst schon nichts passiert.

Aber TNT hat sich von Werbung zu Werbung gehangelt anstatt auch nur ansatzweise zu versuchen etwas zu berichten was einen unterhält. Die leidigen Start&Parker erwähnt man auch mehr oder weniger gar nicht, würde mich schon interessieren was Pearson dazu sagt. Immerhin sind knapp 70.000 Dollar eingestrichen worden pro Wagen.

DonDahlmann 29 Juni, 2010 - 17:33

Die NASCAR hatte das Problem zu Beginn des Jahres mal auf dem Schirm. Sie haben einerseits mal den Wagen eines S&P Teams konfisziert, zum anderen deutlich gemacht, dass man dieses „3 Runden fahren, dann rein“ Ding nicht mehr tolerieren wird. Auf der anderen Seite braucht die NASCAR das Starterfeld, damit es im TV zumindest beim Start gut aussieht. Die wirtschaftliche Lage hat sich ja auch nicht verbessert, was man daran sehen kann, dass in Daytona am Wochenende nur 45 Wagen gemeldet sind. Davon sind vermutlich sechs bis acht S&P Wagen. Selbst wenn man die sperren würde – es gibt keine anderen Teams, die stattdessen starten könnten.

Ich 29 Juni, 2010 - 20:28

Aber bei aller Kritik an Kommentatoren und Übertragung sollte man schon festhalten, dass das alles immer noch meilenweit vor der F1 liegt. Oder nicht?

underbreaker 29 Juni, 2010 - 22:04

Hmm,

ich halte die Kritik an TNT für maßlos übertrieben. Sicher, Mike Joy schlägt AA als play-by-play host in allen Bereichen, aber das ist auch das einzige, was Fox gegenüber TNT als Vorteil zu bieten hat. Ich kann gern auf das Gesabbel von DW und „Sunoco racing fuel“ Larry Mac verzichten. Der Rest geht einfach wesentlich enspannter zu, kein durchgescriptetes Rennen, solides Eingehen auf die jeweilige Rennsituation. Sicher waren die letzten 4 Rennen letztes Jahr mit Ralph Sheheen als play-by-play noch nen Tick besser. Aber ich steh mit meiner Meinung nicht allein da, lest mal bei Matt McLaughlin oder Phil Allaway von frontstrech.com oder beim dalyplanet nach. Ein Hoffen auf ESPN ist jedenfalls keine Alternative, trotz Marty Reid. Die NW-Rennen waren bisher nur unwesentlich besser als letztes Jahr…

Comments are closed.