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NASCAR: Analyse Dover Mai 2010

von KristianStooss
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Nach zuletzt einigen guten Rennen in dieser Saison bot Dover am Wochenende mal wieder einen Riesenlangweiler. Nur fünf Cautions zogen das Feld teilweise beträchtlich auseinander und am Ende gab Jimmie Johnson einen fast sicheren Sieg durch einen Fehler an Kyle Busch ab.

Das Rennen in Dover kam am Ende auf insgesamt nur fünf Cautions, was die Marken aus dem letzten Jahr in etwa halbiert – auch was die Anzahl der Runden unter Gelb angeht. Da die Gelbphasen in etwa gleich verteilt lagen, gab es mehrere „long runs“ in denen das Feld stark auseinandergezogen wurde und teilweise nur noch 15 Autos in der Führungsrunde unterwegs waren. Fünf Cautions auf 400 Runden gesehen brachten zwei Boxenstopp-Durchgänge unter grüner Flagge mit sich und die zweite Phase der „green flag stops“ sollte dann auch das Rennen entscheiden. Im Grunde genommen folgte der Rhythmus des Rennens die ganze Zeit demselben Muster:

Jimmie Johnson kam in den meisten Fällen unter gelb als erster wieder aus der Boxengasse, wurde aber innerhalb von 2-3 Runden durch Kyle Busch überholt. Der Toyota von Busch war über das ganze Rennen stark auf den „short runs“ unterwegs, doch nach maximal 25 Runden kassierte Johnson den späteren Sieger immer wieder ein. 45 Runden vor Schluss lieferten sich die beiden Fahrer einen letzten Zweikampf, bevor 10 Runden später der letzte Boxenstopp für alle anstand. Buschs einzige Hoffnung war zu diesem Zeitpunkt eine späte Caution, damit er seine Stärke auf den „short runs“ würde ausspielen können. Doch der viermalige Meister Johnson nahm sich ganz alleine aus dem Geschehen und zwar mit einem für ihn ungewöhnlichen Fehler: Speeding in der Pitlane!

Kyle Busch, der über das gesamte Rennen mit vorne bei der Musik dabei war, gingen damit die Konkurrenten aus. Niemand war in der Lage, den Vorsprung der #18 einzuschmelzen. Lediglich Jeff Burton konnte den Abstand auf den Führenden einigermaßen konstant halten und wurde dann auch mit einem zweiten Platz belohnt. Ein spannendes Finale mit einer späten Gelbphase oder „green white checkered“ wie bei den vorherigen Rennen blieb in Dover aus. Dafür gewann Kyle Busch das Rennen aber verdient, denn er hatte eines der beiden Autos, die es zu schlagen galt. Lange Zeit sah es eben danach aus, dass der Zeitpunkt der letzten Caution das Rennen entscheiden würde – dann kam es aber zu Johnsons Fehler. Wäre der nicht gewesen, hätte die #48 es wohl in die Victory Lane geschafft, da die späte Caution ausblieb.

Zwei andere Fahrer konnten in Dover kurz aufblitzen und die kamen überraschenderweise aus dem Ford-Lager: Kasey Kahne führte die ersten 24 Runden, verlor aber durch die Reparatur eines gebrochenen Schalthebels eine Runde und wurde am Schluss bis auf Platz 20 durchgereicht. Ähnlich schlecht erging es AJ Allmendinger, der über 150 Runden in den Top5 unterwegs war und in einigen „green flag runs“ als einziger Fahrer beständig an Jimmie Johnsons Hinterteil kleben konnte. Zeitweise qualifizierte er sich damit sogar als dritter Kandidat für einen Sieg, bis seine Pitcrew einen entscheidenden Fehler machte und danach auch noch Pech dazu kam. Eine nicht richtig angezogene Radmutter brachte Allmendinger kurz nach seinem „green flag stop“ erneut an die Box, doch genau in diesem Moment bog Marcos Ambrose in die Mauer ab. Durch die Gelbphase lag die #43 dann plötzlich aussichtlos zwei Runden zurück. Am Ende konnte Allmendinger noch einen 14. Platz rausholen und kam als erster überrundeter Fahrer ins Ziel.

Alle anderen Fahrer hatten mit dem Ausgang des Rennens so gut wie nichts zu tun. Insgesamt gab es acht verschiedene Führende, was aber vor allem aus den Positionsveränderungen während der Boxenstopps unter grüner Flagge herrührt. Der Polesitter Martin Truex Jr konnte nie ernsthaft Akzente setzen und verlor noch in der ersten Runde seine Führung an Kasey Kahne. Während der „green flag stops“ gelangen der #56 dann doch wenigstens noch zwei Führungsrunden, um die fünf Bonuspunkte zu kassieren. Die Teamkollegen Juan Pablo Montoya und Jamie McMurray fielen kurz nacheinander mit dem gleichen Aufhängungsschaden aus. Da wird es für Montoya nun wirklich schwer, die über 100 Punkte Rückstand auf den Chase aufzuholen, doch 14 Rennen bleiben ihm noch. Hier zur Übersicht noch die Top10, welche sich aus den drei Herstellern Toyota, Chevrolet und Ford recht ausgeglichen zusammensetzt; der erste Dodge ist erst auf Platz 18 vertreten:

1. Kyle Busch (Toyota)
2. Jeff Burton (Chevy)
3. Matt Kenseth (Ford)
4. Denny Hamlin (Toyota)
5. David Reutimann (Toyota)
6. Greg Biffle (Ford)
7. Kevin Harvick (Chevy)
8. Carl Edwards (Ford)
9. Tony Stewart (Chevy)
10. Joey Logano (Toyota)

Die Chevys von Richard Childress Racing haben sich in Dover wider meiner Erwartungen ganz annehmbar geschlagen, Tabellenführer Harvick und Burton stießen in die Top10 vor, während Clint Bowyer auf Platz 17 ins Ziel kam. Die Rückkehr der Fords war durchaus im Bereich des Möglichen, da muss man aber abwarten, wie Roush-Fenway Racing und Richard Petty Motorsports in Charlotte unterwegs sind – eigentlich eine der besseren Ford-Strecken. Klar erwartet und auch bestätigt worden ist dagegen die derzeitige Dominanz von Hendrick Motorsports und Joe Gibbs Racing:

Die Gibbs-Fahrer gewannen fünf der letzten sieben Rennen und das ausgerechnet seit der Einführung des neuen Heckspoilers, welche Jimmie Johnsons Siegesserie in Martinsville durchbrach. Einige Beobachter sehen da einen Zusammenhang zwischen Spoiler und Machtwechsel, doch da muss man vorerst noch abwarten. Hendrick sollte man zu keinem Zeitpunkt abschreiben, dafür haben die einfach ein zu großes Budget und eine zu gute Entwicklungsabteilung, um nicht innerhalb von ein paar Wochen wieder am Ball zu sein. Schwieriger wird es für Gibbs werden, wenn Hendrick erst einmal zurück ist. Auffällig ist aber momentan die abreißende Glücksträhne von Jimmie Johnson: Nicht selbst verschuldete Crashes in Talladega und Darlington, sowie „nur“ ein Zehnter Platz in Richmond. Anscheinend wird der Dauermeister langsam nervös und das könnte zu seinem Patzer in der Dover-Boxengasse durchaus beigetragen haben. „Is Jimmie Johnson losing his momentum?“

Merkwürdig auch, dass man von Jeff Gordon, Mark Martin und Dale Earnhardt Jr so wenig gesehen hat. Während Gordon die Wochen zuvor immer dicht an einem Sieg vorbeigeschrammt ist, landete er in Dover nur auf Platz 11. Martin wurde Fünfzehnter und Junior musste erneut ein komplett verkorkstes Rennen mit zehn Runden Rückstand auf Platz 30 beenden. Es geht ja seit längerem das Gerücht um, dass es zwischen Earnhardt und Lance McGrew kriselt, doch auch die Ergebnisse unter seinem ehemaligen Crew Chief Tony Eury Jr waren nicht wirklich besser. Da fragt man sich doch wirklich langsam, ob es nicht an Junior selbst liegt. Hat er nun sein Talent verloren oder macht ihm diese schwere Zeit einfach mental zu schaffen und verhindert somit gute Ergebnisse? Der Druck wird jedenfalls nicht weniger… Interessant wäre es zu sehen, was Chad Knaus aus dem Team machen könnte. Die engere Verbindung der Teams #5 und #88 hat sich jedenfalls für Junior nicht ausgezahlt.

Zum Schluss noch der obligatorische Blick in die Meisterschaftswertungen: Bei den Fahrern ist Dale Earnhardt Jr wieder aus dem Chase verschwunden, Martin Truex Jr aber dafür drin. Gordon und Johnson haben jeweils zwei Plätze verloren, neuer Zweiter ist Sieger Kyle Busch hinter Kevin Harvick, der 69 Punkte Vorsprung hat. Bei den Top35 der Owner-Wertung ist die Situation nun noch knapper geworden, denn Platz 34-36 liegen nur winzige zwei Punkte auseinander. Da Gilliland jetzt drin ist, muss Kevin Conway in Charlotte in die Qualifikation, und qualifiziert hat sich der Rookie bisher nie gut. Möglich wäre hier demnächst also wieder ein Tausch der Startnummern zwischen Gilliland und Conway, wie bereits zu Anfang der Saison. Nächste Woche kommt dann das All-Star-Rennen, bei dem keine Punkte vergeben werden. Da geht es „lediglich“ um eine Million US-Dollar für den Sieger. Da mit Kyle Busch ein bereits qualifizierter Pilot in Dover gewonnen hat, fahren nur 18 Piloten + 3 Qualifikanten (Showdown + Fan-Vote) beim Preisgeldrennen mit.

MELBOURNE GRAND PRIX CIRCUIT, AUSTRALIA - MARCH 24: Sir Lewis Hamilton, Mercedes F1 W15, leads Fernando Alonso, Aston Martin AMR24, and Valtteri Bottas, Kick Sauber F1 Team C44 during the Australian GP at Melbourne Grand Prix Circuit on Sunday March 24, 2024 in Melbourne, Australia. (Photo by Sam Bagnall / LAT Images)
MELBOURNE GRAND PRIX CIRCUIT, AUSTRALIA - MARCH 24: Lando Norris, McLaren MCL38, leads Charles Leclerc, Ferrari SF-24, and Oscar Piastri, McLaren MCL38 during the Australian GP at Melbourne Grand Prix Circuit on Sunday March 24, 2024 in Melbourne, Australia. (Photo by Sam Bagnall / LAT Images)

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