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Formel Eins: Vorschau GP Spanien 2010

von DonDahlmann
2 Kommentare

Nach drei Wochen Frühjahrsschlaf geht es in der Formel Eins mit dem Start der Europasaison endlich weiter. Fast alle Teams werden in Spanien große Updates mitbringen.

Der Grand Prix in Barcelona stand in den letzten Jahres vor allem für eins: gnadenlose Langeweile. Schon nach nur einer Runde zieht sich das Feld meist auseinander und man kann getrost bis zum Zieleinlauf weg dösen um sich dann zu beglückwünschen, dass man eh nichts verpasst hat. Das wird in diesem Jahr vermutlich auch nicht anders sein, es denn, es regnet weiter so wie in den letzten drei Tagen. Die Wettervorhersage ist allerdings noch unentschlossen. Samstag soll es regnen, Sonntag eher nicht. Wenn es trocken bleibt, wird man aber zumindest schauen können, wer in den letzten Wochen am besten am Wagen gearbeitet hat.

Ob die Red Bull in Spanien noch Klassenprimus sind ist unsicher. Eigentlich sollte dem Team die Strecke sehr gut liegen, auf der anderen Seite hat vor allem McLaren mächtig aufgeholt. In China war man schon nicht mehr in der Lage, die McLaren zu halten, allerdings spielte das Wetter und die Fehlentscheidungen an der Box keine kleine Rolle. McLaren gibt sich vor dem Rennen selbstbewusst, man peilt die erste Reihe an und hofft vor allem darauf, dass Lewis Hamilton endlich mal in Schwung kommt. Bei Red Bull hält man nichts von großen Ankündigungen, hofft aber, dass die Verbesserungen am Wagen bis zu drei Zehntel bringen werden. Damit würde man vermutlich den Abstand zu McLaren einigermaßen halten können, aber da man die neuen Teile nur im Windkanal und nicht auf der Strecke getestet hat, weiß man nicht, wie genau sich alles verhalten wird. Bei BrawnGP hatte man im letzten Jahr auch mal eine neue Hinterachse eingebaut, die in der Theorie einiges bringen sollte, in der Praxis aber den Wagen eher langsamer machte.

Vor einem ähnlichen Problem steht Mercedes. Man weiß, dass man sich mit dem Radstand in diesem Jahr vertan hat und versucht jetzt, in dem man die Voderradaufhängungspunkte versetzt, das Problem zu korrigieren. Grundsätzlich ist es wohl so, dass man vorne zu viel Gewicht fährt, während die Hinterachse zu wenig Grip bietet. Verlängert man den Radstand (nebst anderer Änderungen) kann man auch mehr Gewicht nach hinten schieben, was die Balance des Wagens verbessern sollte. Craig Scarborough merkt allerdings an, das es damit nicht getan ist. Denn nur Gewicht verschieben löst nicht das Problem, dass der Wagen grundsätzlich hinten zu wenig Abtrieb hat. Selbst wenn man ihm das mittels Gewichtsverlagerung das Untersteuern abgewöhnen kann, ändert das nichts am Strömungsproblem. Man braucht dann auch eine Änderung der Finne, der Heckflügels (F-Duct) und des Diffusor. Ob all diese Dinge tatsächlich verändert worden sind, wird man morgen früh sehen.

Für Schumacher sind die Änderungen allerdings wichtig. Zum einen dürfte der Verlust des Untersteuerns für ihn ein Gewinn sein, denn wie mehrfach berichtet, passt das Übersteuern bessern zu seinem etwas aggressiveren Fahrstil. Könnte also sein, dass er die fehlenden Zehntel zu Rosberg aufholen kann. Auf der anderen Seite hatte er schon in den letzten Rennen Probleme mit dem Reifenverschleiss. Ob sich das ändert, wenn der Wagen nach seinen Wünschen fährt, ist dann wieder etwas anderes.

Es viel in den letzten Wochen darüber geschrieben worden, ob Schumacher sich bei seinem Comeback nicht einfach überschätzt hat. Ich sehe das immer noch nicht. Ich bin kein wirklich großer Schumacher Fan, aber man sollte auch nicht zu früh den Stab brechen. Er ist nach drei Jahren Pause immerhin auf wenige Zehntel an Rosberg dran. Wenn man sich erinnert, wie weit im letzten Jahr ein Badoer oder Fisichella von Räikkönen weg waren, verschiebt sich das Bild vielleicht wieder zugunsten des Deutschen. Die Probleme des Mercedes verzerren das Bild weiter, auch wenn man natürlich sagen muss, dass Rosberg deutlich besser unterwegs ist.

Ein Team, das in Spanien im Auge haben sollte, ist Renault. Man arbeitet bei ehemaligen Werksteam nicht mehr mit einem Sparplan, sondern kann offenbar besser weiter entwicklen. Interessant ist dabei, dass Renault im Gegensatz zu allen anderen Teams, weiter mit einem total anderen Konzept unterwegs ist. Die meisten Chassis sind in der Länge gewachsen, der Renault hat dagegen dicke Backen an der Seite bekommen. Offenbar funktioniert das System aber ähnlich gut. In China konnte man schon sehen, wie schnell der Renault sein kann, das wird in Spanien nicht anders sein. Dazu hat mich Petrov mit zwei guten Rennen schon ziemlich beeindruckt. Wenn er jetzt auch mal in der Quali gut unterwegs ist…

Ferrari hat mittlerweile das Zuverlässigkeitsproblem des Motors entschlüsselt. Es ist wohl das pneumatische Ventilsystem, dass versagt hat. Offenbar sind bestimmte Dichtungen aus baulichen Gründen nicht in der Lage, den Druck im System über eine GP Distanz aufrecht zu halten. Das Problem war schon lange bekannt, aber man musste nichts ändern, da man beim Nachtanken auch neue Luft ins System pressen konnte. Das geht jetzt wegen der kurzen Standzeit beim Reifenwechsel aber nicht mehr. Ergo geht dem System die Luft aus und der Motor verabschiedet sich final. Mittlerweile hat man, dank einer Ausnahmereglung der FIA, der alle Teams zugestimmt haben, das Problem beseitigt. Peter Sauber wirds freuen. Was sonstige Änderungen am Ferrari angeht, ist nichts bekannt. Aber vermutlich wird man auch hier viele neue Teile sehen.

Im hinteren Bereich des Feldes schleppen vor allem die neuen Teams Updates an. Selbst HRT wird neue Teile bringen, mit deren Hilfe man hofft, wenigstens auf Virgin Niveau zu kommen. Die wiederum haben nur ein Chassis mit größerem Tank fertig, weil das andere in der Vulkanasche hängen geblieben war. Timo Glock hat offenbar den Nummer 1 Status und wird in Spanien fahren.

Bei HRT gibt es noch eine Veränderung: Freitags wird ab sofort Christian Klien unterwegs sein.

Am Wochenende soll sich auch klären, wer denn nun neuer Reifenlieferant der Serie wird. Beworben haben sich: Michelin, Avon und Pirelli. Michelin will nicht ohne Konkurrenz ausrüsten, weil der Marketingeffekt, im Falle eines Sieges, einfach zu klein sei. Avon und Pirelli könnten wohl das gesamte Feld ausrüsten. Ehrlich gesagt ist mir ein Alleinausrüster auch lieber, sonst geht das Rätselraten wieder los, welcher Fahrer mit welchen Reifen bei welchen Temperaturen und bei was für einem Asphalt einen Vorteil hat. Darauf kann ich gerne verzichten. Ob die Entscheidung dann auch wirklich kommt, ist dann wieder eine Sache. Nur zur Erinnerung: Die FIA hatte im Dezember 2009 schon mal eine Entscheidung „für die kommende Woche“ angekündigt.

Ein großes Rennen kann man am Wochenende wohl nicht erwarten, aber eine interessante Einschätzung, wer wo steht, wird man nach dem Grand Prix schon treffen können.

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2 Kommentare

hwk 7 Mai, 2010 - 13:07

ich bin immernoch (freudig) überrascht, wie gut Jenson Button unterwegs ist. Keiner, aber auch echt keiner hat doch gedacht, dass Button mal vor Hamilton ins Ziel kommt. Jeder dachte, na so 3-5 Zehntel wird der Hamilton ihm schon abnehmen. Und nun führt er die WM an, und Hamilton ist 4ter.

Mich freuts jedenfalls für Jenson Button.

nona 7 Mai, 2010 - 21:41

Ja, der gute Hamilton. Immer noch ganz der Alte. Da gibt er doch glatt Interviews, in denen er freimütig Sachen erklärt wie z.B.:
„I’ve never done that (Alonso’s move), and it’s definitely not in my nature to do what he did.“
Witzigerweise hat er im selben Rennen tatsächlich ziemlich genau denselben „move“ wie Alonso in der Boxeneinfahrt gezeigt, und zwar gegen Vettel. Und er verteidigt sich weiter gegen die Vorwürfe er sei zu aggressiv mit interessanten Aussagen wie:
„I guess there’s a fine dividing line. I’m not aggressive when I’m alongside people. I don’t think I show aggression to them.“
Ah so. Nun, heute im zweiten freien Training, so kurz vor Ende, gab es eine kleine Episode in der er auf Barrichello auflief und einige Kurven lang erfolglos versuchte, an ihm vorbeizukommen (ja Schande, fährt der Rubens da doch tatsächlich einfach so seine eigenen Tests…). Als er dann auf der hinteren Geraden vorbeiziehen konnte, machte er als Dankeschön neben Barrichello ohne Not einen abrupten Schlenker auf ihn zu, allein um ihn beim Anbremsen etwas zu erschrecken. Wenn das keine Aggression ist, dann weiss ich’s auch nicht.

Keine Ahnung was der liebe Lewis so raucht, aber es scheint seine Realitätswahrnehmung recht dramatisch zu beeinflussen.

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