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IRL: Vorschau Barber Motorsports Park

von Vorsicht
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Wieder einmal Neuland für die IRL: Die Rennserie geht in die dritte Runde, und wagt sich am Barber Motorsports Park in Alabama dirket in einen Kernmarkt der NASCAR vor.

Nach den zwei Stadtkursen in São Paulo und St. Petersburg steht bei der IRL am kommenden Wochenende die erste Rundstrecke des Jahres auf dem Programm. Im Vorfeld gab es viel Lob für den fast schon idyllisch in die Landschaft gebauten Kurs – aber auch ein wenig Kritik an den fehlenden Überholstellen. Jedenfalls sollte den Indycars nach dem organisatorischen Problemen in Brasilien und der Regenverschiebung vor zwei Wochen diesmal ein ruhigeres Wochenende bevorstehen: Die Strecke scheint professionell geführt zu sein, und auch die Wettervorhersage für das Wochenende meldet derzeit eine Regenwahrscheinlichkeit von beruhigenden 0%. Wichtig wäre eine gelungene Veranstaltung allemal: Die IRL wagt sich nämlich in ein fast schon spirituelles Zentrum des großen Konkurrenten NASCAR vor – der Superspeedway in Talladega ist vom Barber Motorsports Park gerade einmal 40 Fahrminuten entfernt.

Ob man den verwöhnten NASCAR-Fans aber auch wirklich ein spannendes Rennen bieten kann, bleibt erstmal noch abzuwarten: Ohne besondere Vorkommnisse wird der Sieg im Barber Motorsports Park wohl wieder einmal nur über die Top-Teams von Ganassi und Penske führen. Ein Auge sollte man aber auch wieder auf die übrigen Verdächtigen haben: Justin Wilson hat beim letzten Rennen bewiesen, dass er auch im Wagen von Dreyer und Reinbold für eine Überraschung gut sein kann. Konstant schnell unterwegs war in St. Pete außerdem Alex Tagliani, der im neu gegründeten Fazzt Team auch beim zweiten Rennen eine starke Figur machte. Sofern Andretti Autosport mal wieder die Abstimmung auf die Reihe bekommt, muss man auf den Rundstrecken natürlich auch immer mal mit Tony Kanaan und womöglich auch mit Marco Andretti und Ryan Hunter-Reay rechnen. Vielleicht winkt aber auch eine noch größere Überraschung: Graham Rahal hat beim Einstand für Sarah Fisher Racing einen sehr ordentlichen Einsruck hinterlassen – wenn er sich jetzt noch ein klein wenig steigert, kann ich mir durchaus vorstellen, dass man ihn diesmal noch etwas weiter vorne finden wird. Sofern das nicht gelingt, hat der Sohn von Rennlegende Bobby zumindest die Chance, sich in Long Beach noch einmal zu empfehlen: Seine Vertrag bei Sarah Fischer wurde nämlich um dieses eine Rennen verlängert. Neu dabei ist WSbR-Meister Bertrand Baguette, der keinen Platz in der Formel 1 bekommen hat, und deshalb á la Montoya oder Glock den Umweg über die USA nehmen will.

Wie gut man von der bisherigen Saison-Performance aber überhaupt auf das Rennen in Alabama schließen kann, ist unklar: Die Strecke unterscheidet sich nämlich stark von den recht eckigen Stadtkursen der ersten beiden Veranstaltungen. Stattdessen gibt es massig mittelschnelle und flüssige Kurvenkombinationen, deren Rhythmus nur zweimal von engen Schikanen gebrochen wird. Offensichtliche Überholstellen sind aber leider Mangelware. Bei der IRL hofft man trotzdem auf Spektakel: Die vielen Höhenunterschiede und blinden Kurven sowie die hohen Fliehkräfte sollen zu Fahrfehlern verleiten, die das dann Überholen ermögichen. Ob daraus was wird? Man darf gespannt sein. Die „Tilkes der IRL“, @NZRconsulting geben sich auf Twitter nicht so optimistisch: „Key to #IZODIndyCar Barber race: qualify well or you better pull out a miracle strategy.“ Aber auch wenn es nur wenigen Duelle geben sollte: Die schöne Lage der Strecke sorgt – ähnlich wie in Laguna Seca und Sears Point – dafür, dass man auch sonst gerne ein paar Runden lang einfach zusieht. Nicht ganz so schön sind allerdings die Auslaufzonen: Dafür, dass der Kurs erst vor wenigen Jahren eröffnet wurde sind die zum Teil nämlich etwas klein geraten. Sie entsprechen damit zwar durchaus dem landesüblichen Standard, aber trotzdem: Eine moderne Rennstrecke sollte hier mehr bieten. Damit sich jeder selbst ein Bild machen kann, hier noch eine Onboard-Runde mit Scott Dixon:

Interessant könnte es diesmal auch bei den Indy Lights werden. Früher war die Serie eher eine talentfreie Zone, aber heuer sind ein paar Piloten dabei, die man sich merken sollte: Zum Beispiel der Fünfte der vergangenen F3 Euro-Saison, Jean Karl Vernay. Der Franzose hat den Sprung über den großen Teich gewagt, und konnte sich als „JK“ Vernay zum Einstand in St. Petersburg den Sieg schnappen. Bei der IRL ist man offenbar so beeindruckt, dass man ihm gleich mal eine Titelstory auf der serieneigenen Homepage gewidmet hat. Außerdem dabei: Teilzeit TV-Kommentator James Hinchcliffe, der sich in St. Pete die Pole geholt hat, dann aber abgeschossen wurde; Der „Rookie of the Year 2009“ Sebastian Saavedra und Justin Wilsons Bruder Stefan. Neu: Der ehemalige Champcar Fahrer Dan Clarke ersetzt Jonathan Summerton bei Walker Racing. „Speedy Dan“ mag manchen noch aus den Champcar Saisons 2006 und 2007 bekannt sein. Wer ihn nicht kennt: Er hat damals ein paar richtig gute Leistungen (etwa eine Pole in Elhart Lake) gezeigt – sich aber auch durch teils unüberlegte Manöver den Unmut der Kollegen zugezogen. Trotzdem bleibt zu hoffen, dass der Karriere-Reboot gelingt, denn den Speed hat er allemal. Falls nicht, ist aber wohl zumindest für Spektakel gesorgt.

Wie immer wird man das Rennen, die Quali und sämtliche Trainings über die Indycar Race Control auf indycar.com verfolgen können. Oder auch müssen, denn im deutschsprachigen TV ist die Serie leider weiterhin nicht aufgetaucht. Ebenfalls im genannten Stream gibt es die Quali und das Rennen der Indy Lights. Immerhin überträgt diesmal in den USA wieder Versus das Rennen – das mag zwar der IRL weniger Quoten bringen, dafür darf man wenigstens mit einer besseren Übertragung als beim großen Network ABC (bzw. dessen Ausweichkanal ESPN2) rechnen.

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6 Kommentare

Stefan Tegethoff 8 April, 2010 - 16:47

Schöne Vorschau. Ich bin auch sehr gespannt auf die Strecke, ist auf jeden Fall in GTR2 sehr spaßig zu fahren.

Es gibt übrigens auch schon einen Streckenlayout-Vorschlag für den Baltimore GP, der eventuell 2011 für die IndyCars anstehen könnte: http://www.baltimoreracingdevelopment.com/track.html Man will sowohl die Camden Yards als auch den malerischen Inner Harbour mitnehmen, aber ich seh da noch das Problem, dass man zwei mal über die Straßenbahn muss, und wie grausam sowas aussehen kann, kennt man ja noch von dem Gehoppel in San Jose, wo die Champ Cars mit allen vier Rädern vom Boden abhoben. Ich hoffe, in Baltimore kommt am Ende was Besseres raus, ein Rennen dort fänd ich nämlich an sich ganz schön, grad wenns um den Inner Harbour führen sollte.

DonDahlmann 8 April, 2010 - 17:11

Sehr schöne Strecke, gefällt mir gut. Wird mal wieder die Spreu vom Weizen (Milka) trennen. Das schöne an den IRL Rennen: da man für den Mist ne Full Course Yellow schmeisst, wird wieder viel über die Strategie gehen.

nona 8 April, 2010 - 19:35

Bei Texten über Bertrand Baguette wundere ich mich immer über den frappierenden Mangel an „Bernd das Brot“-Wortspielen hier in Deutschelande…

DonDahlmann 8 April, 2010 - 19:56

Ich habe allen Autoren bzgl. schäbiger Brot-Witze Verbot erteilt :)))))

Vorsicht 9 April, 2010 - 00:15

So ein Verbot kann ich natürlich nicht auf mir sitzen lassen ;). Den Rekord für besonders qualitätfreie Baguette-Witze hält übrigens der deutlich frustrierte @Paultracy3:

„bert baguette to indycars … has anyone ever heard of him? other than being used to make a sandwich“ (8:51 AM Mar 22nd)
sowie
„if he brings the bread , i will bring the meat for the sandwich , i got some big meatballs and sausage“ (9:01 AM Mar 22nd)

nona 9 April, 2010 - 10:37

Solange keiner irgendwelche Wasserschen Witzischkeiten á là „Hannes Wagenwäscher“ aus dem Keller holt…

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