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NASCAR: Vorschau Las Vegas

von KristianStooss
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Nach Daytona und Fontana kommt die NASCAR nun endlich auf einem Kurs an, der eine erste realistische Einschätzung der Kräfteverteilung 2010 ermöglichen sollte. Auf dem Las Vegas Motor Speedway sind am Wochenende der Cup und die Nationwide Series unterwegs.

Das Oval in der Wüste von Nevada ist einer der im Kalender so prominent vertretenen „cookie cutter“-Rennstrecken. Dieser Begriff bezeichnet die 1,5-Meilen-Speedways, welche allesamt aussehen, als wären sie mit derselben gigantischen Plätzchenform ausgestochen worden. Streng genommen muss man aber zwischen den stark überhöhten Quad-Ovalen von Speedway Motorsports Inc (Atlanta, Charlotte, Texas) und den D-shaped- bzw. Tri-Ovalen der NASCAR-eigenen International Speedway Corporation (Chicagoland, Kansas) unterscheiden. Dazu besitzt die ISC noch den Homestead-Miami Speedway mit seinem eigenwilligen Layout und zwei 180°-Kurven. Aber im Gegensatz dazu ist SMI auch im Besitz zweier D-shaped- bzw. Tri-Ovale: Der 2008 erworbene Kentucky Speedway, für den man so gerne ein Cup-Rennen ergattern würde und eben der Las Vegas Motor Speedway, mit dem die Rennsaison nun erstmals auf einem 1,5-Meilen-Oval angekommen ist.

1,5-Meilen-Ovale sind im NASCAR-Kalender überproportional stark vertreten

Gut 27% der Rennen werden auf solchen Ovalen ausgetragen, weshalb diejenigen Sieger meist auch sichere Anwärter auf den Meisterschaftstitel sind. Vor allem im Chase erhöht sich dann die Quote auf 40%, was die Wichtigkeit der „cookie cutter“ noch einmal unterstreicht. Nun sind im Gegensatz zur vielfach vorhandenen Meinung doch nicht alle 1,5-Meilen-Ovale nur Strecken „die sowieso alle gleich sind“. Die Quad-Ovale haben wie erwähnt ein größeres Banking von mehr als 20° und erlauben hohe Geschwindigkeiten bei der Einfahrt in die Turns, die D-shaped und Tri-Ovale dagegen sind flacher als 20° und nun kommt mit Las Vegas einer Besonderheit ins Spiel. Seit 2006 hat der Speedway am Rande der Spielermetropole ebenso wie Homestead ein Asphaltband mit sogenanntem „progressiven Banking“ bekommen. Das bedeutet nichts anderes, als dass die Kurvenüberhöhung zunimmt, je weiter man sich der SAFER-Barrier nähert. Langweilige Rennen erforderten diese Maßnahme und so wurde das Banking in Las Vegas von 12° auf 20° erhöht, womit man nun genau zwischen den zuvor angesprochenen Streckentypen steht und ähnliche Geschwindigkeiten wie in Charlotte, Atlanta oder Texas erreicht. Besseres Racing entsteht dadurch, dass man auf allen Fahrspuren ziemlich gleichschnell unterwegs sein kann.

Die Strecke gibt es seit 1996, damals startete die Truck Serie dort zuerst, die Nationwide Series folgte ein Jahr später und 1998 letztendlich auch der Cup. Die Rennen der ersten Liga sind wohl regelmäßig ausverkauft, wenn man den Offiziellen von SMI glauben darf und die Strecke wünscht sich händeringend ein weiteres Datum im Rennkalender. Doch da gibt es ein großes Problem: Ein zweites Cup-Rennen müsste Besitzer Bruton Smith intern zuteilen, was also einer anderen SMI-Strecke zum Verhängnis werden würde. Auf der anderen Seite wartet auch Kentucky nach der Beendigung des Rechtstreites mit der NASCAR auf einen Cup-Termin. Entbehrlich scheint wohl als einzige Strecke New Hampshire, die keinen großen Zuspruch mehr hat und nicht immer ausverkauft ist. Die NASCAR möchte die Strecke aber gerne mit zumindest einem Datum im Kalender behalten, da sie die einzige Verbindung zu den Fans in Neuengland darstellt. Wie wäre es mit einem Chase-Auftakt in Las Vegas? Das würde der Wichtigkeit des Ereignisses sicher gerechter als ein Rennen vor halbleeren Tribünen in New Hampshire. Dann hätte man auf ISC-Seite gerne ein zweites Saisonrennen in Kansas und dafür könnte man zum Beispiel dem Auto Club Speedway in Kalifornien ein Datum klauen, was ja ohnehin bereits diskutiert wird. Stellt sich nur noch die Frage, wie man die Mattioli-Familie in Pocono dazu bekommt, freiwillig ein Cup-Rennen aufzugeben.

Chevrolet und Ford sind in Las Vegas in etwa gleich erfolgreich gewesen

Diesen kleinen Exkurs habe ich diese Woche mal mit eingebracht, weil es zur Geschichte des Las Vegas Motor Speedways nicht viel zu erzählen gibt. Immerhin gab es aber schon 12 Ausgaben des nun „Shelby American“ genannten Rennens, was eine genauere Einschätzung der Stärke der Teams möglich macht. Allen voran steht Ford mit 6 Siegen in der Liste, deren Erfolge stammen aber überwiegend aus den ersten Jahren und nur Carl Edwards konnte 2008 daran anknüpfen. Chevrolet folgt auf Platz 2 mit 4 Erfolgen, die man alle Hendrick Motorsports zu verdanken hat. Dodge konnte ebenso wie Toyota erst einmal in Las Vegas gewinnen. Der Dodge-Erfolg stammt aus dem Jahr 2002, von Sterling Marlin am Steuer eines Ganassi-Autos. Kyle Busch bescherte Toyota im letzten Jahr den ersten Sieg in seinem Heimrennen.

Die Liste der bisherigen Sieger dominiert wie erwartet Jimmie Johnson mit drei Siegen in Folge von 2005-2007. Matt Kenseth und Jeff Burton (damals noch Roush-Ford) teilen sich den nächsten Rang mit jeweils zwei Erfolgen. Mark Martin (erster Sieger, damals auch Roush-Ford), Jeff Gordon, Sterling Marlin, Carl Edwards und Kyle fuhren jeweils einmal in die Victory Lane. Im Grunde muss man also sagen, dass alle Top-Fahrer in Las Vegas eine Chance auf den Sieg haben. Sogar die geschrumpfte Dodge-Truppe, wo allerdings nur Kurt Busch als ernsthafter Sieg-Kandidat verbleibt.

Eine Dominanz von Richard Childress Racing ist auch in Las Vegas zu erwarten

Nach Daytona war klar, dass in Fontana in diesem Jahr die Dominanz der Roush-Fords zu Ende sein würde und die wieder erstarkten RCR-Chevys das Geschehen bestimmen würden. Das kann man wohl am ehesten damit begründen, dass Roush-Yates nach wie vor sehr zögerlich mit dem Einsatz des neuen stärkeren FR9-Motors ist. Die Chevy-Motoren von Earnhardt-Childress-Racing-Technologies gehen momentan wie die Hölle, was alle RCR-Fahrer in die Top10 beförderte und auch Montoya wäre ohne den Motorschaden für eine ähnliche Platzierung gut gewesen. Die alten Fords punkteten zwar durch ihre Zuverlässigkeit auf der Motorenstrecke Fontana, für mehr als zwei Autos in den Top10 hat das aber nicht gereicht. ECRT, Hendrick und ebenso TRD (Toyota Racing Development) verloren jeweils einen Motor.

Trotzdem muss man Hendrick Motorsports weiterhin auf der Liste haben, wobei die aber momentan mit der Haltbarkeit ihrer Autos kämpfen. In den ersten beiden Saisonrennen brachen dort schon mehrere Hinterachsen und auch Jimmie Johnsons Sieg war dadurch gefährdet. Sechs Runden später wäre es wohl auch um sein Auto geschehen gewesen. Laut Lance McGrew hat man den Fehler noch nicht gefunden und wie das in Las Vegas weitergeht, wird man beobachten müssen. Die untere Linie soll ja durchaus „bumpy“ sein, sagt zumindest Kevin Harvick. Außer RCR, Hendrick und mit Abstrichen den Fords (vor allem Biffle und Kenseth) sollte man dann Kurt Busch und Kyle Busch auf der Rechnung haben. Der eine Bruder war als Lokalmatador ja schon für einen Sieg gut. Die Toyota-Flotte führt momentan David Reutimann mit zwei soliden Top15 Auftritten an. Ob er das noch toppen kann, wird auch eine spannende Sache. Dann folgt Logano mit zwei Top20-Resultaten.

Einige Fahrer müssen sich steigern, um nach Bristol nicht aus den Top35 zu fallen

Tony Stewart kann ich momentan noch gar nicht einschätzen, denn Smoke hat in dieser Saison noch nicht eine Führungsrunde hingelegt. Auch für Ryan Newman wird es eng, er befindet sich derzeit außerhalb der Top35 und benötigt ebenso wie Kasey Kahne (33.) und vor allem Marcos Ambrose (39., 2 DNFs) ein gutes Ergebnis. Alle anderen Fahrer konnten noch nicht so richtig auf sich aufmerksam machen (ob nun negativ oder positiv), aber gerade bei Juan Pablo Montoya könnte der erste Oval-Sieg jetzt jede Woche kommen. Er ist schon seit der letzten Saison richtig gut vorne bei der Musik dabei. Sein Teamkollege Jamie McMurray konnte sich mit McDonald’s einen weiteren Sponsor für gleich 11(!) Saisonrennen angeln. Angeblich hat das nichts mit dem Daytona-Sieg zu tun, wichtig ist es aber allemal, weil Bass Pro Shops sein Sponsoring nach und nach weiter zurückfährt. Der Verlierer bei diesem Deal ist ganz klar Graham Rahal, der diese IndyCar-Saison damit höchstwahrscheinlich auf der Tribüne verbringen wird und sich offen zu seinem Interesse an der NASCAR bekannt hat.

Zum Qualifying in der Nacht von Freitag auf Samstag um 00:30 Uhr werden exakt dieselben Fahrer wie in Fontana erwartet, wobei Dave Blaney vorerst auf sein Einsatzauto verzichten muss. Böse Zungen behaupten, dass NASCAR den ungesponsorten Prism-Toyota mit der #66 nach dem Fontana-Rennen nur zu Überprüfung mitgenommen hat, weil das Team von Phil Parsons nun schon das zweite Start&Park-Auto aus der Taufe gehoben hat (#55 Michael McDowell). In Fontana kassierte man ähnlich viel Preisgeld wie Matt Kenseth, der das Rennen aber im Gegensatz zu Prism Motorsports erfolgreich beendete. Für Blaney dürfte das ein erheblicher Nachteil sein, da die besten Teile natürlich am Einsatzfahrzeug montiert sind und das Backup-Auto laut Parsons wohl eine Krücke sein soll. Bleibt mal wieder zu sagen: „Don’t mess with NASCAR!“

Los geht es dank der einheitlichen Startzeiten am Sonntagabend um ca. 21:15 Uhr, FOX überträgt ab 20 Uhr. Die Nationwide Series mit dem vorerst letzten NASCAR-Rennen für Danica Patrick bis New Hampshire im Juni startet am Samstagabend um ca. 22:30 Uhr. ESPN 2 geht um 22 Uhr on air. Die Trucks sind erst nächste Woche in Atlanta wieder mit von der Partie.

Eine weitere interessante Einschätzung mit einigen Statistiken zu Las Vegas gibt es auf der NASCAR-Website.

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